Toller Platz, unmögliche und autoritäre Chefin
„Kann es sein, dass euer Englisch nicht so gut ist?“ Das waren Blue-Bay-Chefin Ankes ersten und schnippischen Worte zu mir und einer Mitreisenden, nach einem kurzen „Hallo“ bei unserer gemeinsam Bootsfahrt zum Resort am Tag zuvor. Ich blickte sie angesichts dieser eigenartigen Frage verdattert an und versicherte ihr auf Englisch, dass ich mir das nicht vorstellen könne. Was ich falsch gemacht hätte, wollte ich von ihr wissen, allerdings auf Deutsch. Ich war mir nämlich nicht sicher ob sie mich auf Englisch verstanden hätte, da mir auf ihrer in Englisch verfassten Rechnung bereits sehr viele Rechtschreibfehler aufgefallen waren. Sie sah die Mitreisende und mich an, und begann meiner Bekannten Vorwürfe aller Art zu machen, ich hatte keine Ahnung worum es ging, sie sprach aber weiterhin uns beide im Plural an. Für mich klang es nach einer reinen Machtdemonstration, ein Schelm, wem dabei das Wort „Stutenbissigkeit“ in den Sinn kommt. In Ermangelung einer Antwort fragte ich sie ein weiteres Mal, was nun das Problem mit mir sei, da sie uns beide mit giftigem Blicke wie unartige Kinder herunterputzte. Sie fläzte mich an „du, ihr, euch, groß oder kleingeschrieben, was auch immer, ihr seid ja schließlich zusammen angereist“. Die Antwort war mir nicht schlüssig, sie war wohl eher von der Kategorie „mitgefangen - mitgehangen“. Ich entgegnete, dass ich ein eigenständiger Mensch sei, und es nicht gern hätte, völlig grundlos angeschnauzt zu werden. Nun - so kann man mit Gästen umgehen, sollte man aber nicht. Leider waren wir ihrer Aufforderung alles inklusive 2 Tauchgängen pro Tag bereits Wochen im Vorhinein zu überweisen, nachgekommen. In mir kam in dem Moment stark die Lust auf, abzureisen. Aber es war ja alles bereits bezahlt und die Insel an sich sehr schön. Mein Fehler, diese artig zeitgerecht geleistete Zahlung für die Katze im Sack. Apropos Geld:
Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist bei Blue Bay hart an der Grenze, besonders nach einer sehr entspannten Woche beim überaus liebenswürdigen Sven, Chef des Panorama Dive Resort in Bunaken. Dort lief alles sehr freundschaftlich auf Augenhöhe ab, und die Woche im Panorama hatte die Hälfte wie bei Blue Bay Divers gekostet. Sven hat ganz klar Führungsqualitäten, das haben eben nicht alle. Machtspielchen, Unfreundlichkeit und strenges Regiment gegenüber Gästen und Angestellten waren bei mir unter „Kolonialzeit“ und nicht unter „entspannter Tauchurlaub“ abgespeichert.
Unser Bungalow war schön, auch wenn das Bett extrem laut knarrte und der rostige, fix montierte Ventilator an der Wand der Hitze wenig entgegenzusetzen hatte. Das Essen war weitgehend ok, für indonesische Verhältnisse allerdings eher uninspiriert gewürzt. Der europäische Gaumen sollte wohl nicht mit fremdländischen Geschmäckern vergrämt werden. Fisch gab es nach mehrmaligem Bitten nur einen Tag lang. Beim Abendessen konnte man sich leider nicht mit anderen Gästen unterhalten, da die Angestellten dazu täglich exakt 30 Minuten lang, musizierten und sangen, was mich immer peinlich berührte, denn wieder musste ich an die dunkle koloniale Vergangenheit des Landes denken. Ich wollte auch nicht nach jedem Lied mein Besteck weglegen, um verlegen die Klänge und Gesänge zu beklatschen. Die klapprige Gitarre war übrigens auch aufgrund historischer rostiger Saiten nicht mehr stimmbar und klang grauenhaft. Warum mir die Musik so nicht gefiel? Mir erschien das Musizieren der Angestellten keineswegs frisch-fröhlich und spontan (wie auch, es war ja immer genau während der Essenszeiten), sondern von oben angeordnet. Unter diesen Umständen ist diese Form der Unterhaltung wirklich entbehrlich. Angeblich läuft es in Ankes zweitem Resort genauso ab, ich hoffe sie haben dort wenigstens eine bessere Gitarre mit neueren Saiten.
Nach meinem Empfinden, und auch dem meines Mannes und unserer Mitreisenden, wirkte der Staff generell meist gedrückt, man lächelte uns professionell an, teilweise waren die Angestellten sogar auf unangenehme Art und Weise unterwürfig: „Thank you for breakfast“ an mich als Gast gerichtet, mutet seltsam an.
Auch dass wir uns nicht etwa 30 Minuten vor Ablegen des Bootes einem ohnehin stattfindenden Nachttauchgang anschließen durften, hat mich doch sehr verwundert. Meine Kollegin hatte immerhin auf Nachfrage unseres (sehr netten und bemühten) Guides Dolfi am Vormittag gemeint, sie wisse noch nicht sicher, ob sie am Abend mitgehen würde. Ihr Equipment und die Tanks waren jedenfalls an dem Tag um 17:30 bereits für den Nachttauchgang am Boot, sie wollte ins Boot einsteigen, die Abfahrt war für 17:45 geplant, Chefin Anke ließ jedoch alles wieder von Bord holen. Man habe sich an die Regeln zu halten, meine Kollegin hätte nicht gleich zu Mittag Bescheid gegeben, ob sie fix nachttauchen wolle oder nicht. Das war auch Teil der Vorwürfe, die ich eingangs beschrieben hatte. Was es für einen Unterschied gemacht hätte, wäre sie mitgefahren, angesichts der Tatsache dass Guide und Bootscrew bereits ihr OK für unsere Mitreisende gegeben hatten, und das Boot keineswegs voll war, erschließt sich mir nicht. Die Kollegin hätte einfach einen schönen Nachttauchgang erlebt, Anke hätte mehr Geld verdient. Eigentlich eine Win-Win-Situation. Sollte man meinen.
Um sich die (eigene!) Ausrüstung zum Schnorcheln am Nachmittag zu holen, durften wir nicht selbst zum Dive Center gehen, sondern mussten Angestellte beim Restaurant aufsuchen, die das Heraussuchen der Flossen oder der Tauchermaske in Folge anordneten. Auch wenn immer eine Person im Dive Center oder beim Kompressorraum zu sehen war, der Bereich war für Gäste absolutes Sperrgebiet. Unter diesen Bedingungen verliere ich leider die Freude, und habe dann lieber auf der Terrasse unseres Bungalows gelesen.
Das sind alles Dinge, die ich in bald 30 Jahren Tauchen in allen möglichen Teilen der Welt so noch nicht erlebt habe. Blue Bay kommt mir vor wie ein einziges totalitäres Regelwerk, Flexibilität und Eigenständigkeit sind unerwünscht. Dazu passte ganz gut, dass unser Nachbarbungalow von zwei indonesischen Soldaten bewohnt war.
Fazit: Wer sich in strengen Hierarchien wohlfühlt, sich sonst vielleicht schnell unsicher fühlt, ist bei Blue Bay eventuell richtig. Für erfahrene und weitgereiste Individualisten, die vor allem dann Spaß haben, wenn die allgemeine Stimmung inklusive Staff (!) gut ist, ist es womöglich der falsche Platz. Mir tun die stets bemühten und sehr lieben und zuvorkommenden Angestellten jedenfalls leid, sie konnten absolut nichts für unser Dilemma. Allerdings kam mir zu Ohren, dass Anke das Resort verkauft hätte. Es besteht also noch Hoffnung für den schönen Platz, vielleicht sind die neuen Besitzer entspannter. Zur Zeit tobt sie sich wohl in ihrem neuen Resort in Saronde aus. Wem‘s gefällt…
Mehr lesenDas Preis-Leistungs-Verhältnis ist bei Blue Bay hart an der Grenze, besonders nach einer sehr entspannten Woche beim überaus liebenswürdigen Sven, Chef des Panorama Dive Resort in Bunaken. Dort lief alles sehr freundschaftlich auf Augenhöhe ab, und die Woche im Panorama hatte die Hälfte wie bei Blue Bay Divers gekostet. Sven hat ganz klar Führungsqualitäten, das haben eben nicht alle. Machtspielchen, Unfreundlichkeit und strenges Regiment gegenüber Gästen und Angestellten waren bei mir unter „Kolonialzeit“ und nicht unter „entspannter Tauchurlaub“ abgespeichert.
Unser Bungalow war schön, auch wenn das Bett extrem laut knarrte und der rostige, fix montierte Ventilator an der Wand der Hitze wenig entgegenzusetzen hatte. Das Essen war weitgehend ok, für indonesische Verhältnisse allerdings eher uninspiriert gewürzt. Der europäische Gaumen sollte wohl nicht mit fremdländischen Geschmäckern vergrämt werden. Fisch gab es nach mehrmaligem Bitten nur einen Tag lang. Beim Abendessen konnte man sich leider nicht mit anderen Gästen unterhalten, da die Angestellten dazu täglich exakt 30 Minuten lang, musizierten und sangen, was mich immer peinlich berührte, denn wieder musste ich an die dunkle koloniale Vergangenheit des Landes denken. Ich wollte auch nicht nach jedem Lied mein Besteck weglegen, um verlegen die Klänge und Gesänge zu beklatschen. Die klapprige Gitarre war übrigens auch aufgrund historischer rostiger Saiten nicht mehr stimmbar und klang grauenhaft. Warum mir die Musik so nicht gefiel? Mir erschien das Musizieren der Angestellten keineswegs frisch-fröhlich und spontan (wie auch, es war ja immer genau während der Essenszeiten), sondern von oben angeordnet. Unter diesen Umständen ist diese Form der Unterhaltung wirklich entbehrlich. Angeblich läuft es in Ankes zweitem Resort genauso ab, ich hoffe sie haben dort wenigstens eine bessere Gitarre mit neueren Saiten.
Nach meinem Empfinden, und auch dem meines Mannes und unserer Mitreisenden, wirkte der Staff generell meist gedrückt, man lächelte uns professionell an, teilweise waren die Angestellten sogar auf unangenehme Art und Weise unterwürfig: „Thank you for breakfast“ an mich als Gast gerichtet, mutet seltsam an.
Auch dass wir uns nicht etwa 30 Minuten vor Ablegen des Bootes einem ohnehin stattfindenden Nachttauchgang anschließen durften, hat mich doch sehr verwundert. Meine Kollegin hatte immerhin auf Nachfrage unseres (sehr netten und bemühten) Guides Dolfi am Vormittag gemeint, sie wisse noch nicht sicher, ob sie am Abend mitgehen würde. Ihr Equipment und die Tanks waren jedenfalls an dem Tag um 17:30 bereits für den Nachttauchgang am Boot, sie wollte ins Boot einsteigen, die Abfahrt war für 17:45 geplant, Chefin Anke ließ jedoch alles wieder von Bord holen. Man habe sich an die Regeln zu halten, meine Kollegin hätte nicht gleich zu Mittag Bescheid gegeben, ob sie fix nachttauchen wolle oder nicht. Das war auch Teil der Vorwürfe, die ich eingangs beschrieben hatte. Was es für einen Unterschied gemacht hätte, wäre sie mitgefahren, angesichts der Tatsache dass Guide und Bootscrew bereits ihr OK für unsere Mitreisende gegeben hatten, und das Boot keineswegs voll war, erschließt sich mir nicht. Die Kollegin hätte einfach einen schönen Nachttauchgang erlebt, Anke hätte mehr Geld verdient. Eigentlich eine Win-Win-Situation. Sollte man meinen.
Um sich die (eigene!) Ausrüstung zum Schnorcheln am Nachmittag zu holen, durften wir nicht selbst zum Dive Center gehen, sondern mussten Angestellte beim Restaurant aufsuchen, die das Heraussuchen der Flossen oder der Tauchermaske in Folge anordneten. Auch wenn immer eine Person im Dive Center oder beim Kompressorraum zu sehen war, der Bereich war für Gäste absolutes Sperrgebiet. Unter diesen Bedingungen verliere ich leider die Freude, und habe dann lieber auf der Terrasse unseres Bungalows gelesen.
Das sind alles Dinge, die ich in bald 30 Jahren Tauchen in allen möglichen Teilen der Welt so noch nicht erlebt habe. Blue Bay kommt mir vor wie ein einziges totalitäres Regelwerk, Flexibilität und Eigenständigkeit sind unerwünscht. Dazu passte ganz gut, dass unser Nachbarbungalow von zwei indonesischen Soldaten bewohnt war.
Fazit: Wer sich in strengen Hierarchien wohlfühlt, sich sonst vielleicht schnell unsicher fühlt, ist bei Blue Bay eventuell richtig. Für erfahrene und weitgereiste Individualisten, die vor allem dann Spaß haben, wenn die allgemeine Stimmung inklusive Staff (!) gut ist, ist es womöglich der falsche Platz. Mir tun die stets bemühten und sehr lieben und zuvorkommenden Angestellten jedenfalls leid, sie konnten absolut nichts für unser Dilemma. Allerdings kam mir zu Ohren, dass Anke das Resort verkauft hätte. Es besteht also noch Hoffnung für den schönen Platz, vielleicht sind die neuen Besitzer entspannter. Zur Zeit tobt sie sich wohl in ihrem neuen Resort in Saronde aus. Wem‘s gefällt…