Kategorie: Reise
Das Gourmet Liveaboard
Tauchgänge für Feinschmecker, Verpflegung für Gourmets und alles mitten im Paradies. Wir waren in Mikronesien auf Kreuzfahrt in der Inselwelt von Palau und fanden kein Haar in der Suppe.
Ein Bericht von Angelika Braun
Wenn man nach insgesamt 15 Flugstunden und eineinhalbtägiger Anreise nachts um drei Uhr auf dem internationalen Flughafen von Koror/Palau in Mikronesien landet, denkt man nur noch an eines: Ab ins Bett! So lang und strapaziös die Anreise in das Inselparadies im Pazifik auch ist, sie ist aber nach einigen Stunden Schlaf vergessen. Und spätestens wenn das Abenteuer beginnt, für das man um die halbe Welt gereist ist, sind Check-in, Boarding, 40 Zentimeter Beinfreiheit, Futter aus Plastiknäpfen, schlechtgelaunte Artgenossen und schnarchende Sitzreihennachbarn vom Flieger vergessen und das Paradies hat einen vollends eingefangen.
Eine Woche Traumkreuzfahrt durch die Inselwelt Palaus mit der Ocean Hunter I steht auf dem Programm und das verspricht alles, was das Herz eines Tauchers überhaupt begehren mag. Fish'n Fins heißt die Tauchbasis, die Tova Harel-Bornovski und ihr Mann Navot betreiben. Und Fish'n Fins ist auch der Ausgangspunkt für den einwöchigen Liveaboardtrip durch die zauberhafte Inselwelt Palaus. Tova und Navot hatten schon in den Achtziger Jahren bei einem langen Segeltrip ihr Herz in Palau verloren. 1993 kehrten sie auf einem vom Schiffsarchitekten Navot speziell für Taucher konzipierten, hochwertig ausgestatteten Safariboot nach Palau zurück und gründeten Fish'n Fins und machten schnell mit ihren Tauchsafaris mit der Ocean Hunter I von sich reden.
Wenn man die Tauchbasis erreicht an deren eigenen Piers die zahlreichen Speedboote liegen, mit denen die täglichen Tauchtouren zu den Top-Tauchplätzen Palaus angefahren werden, springen sofort die zwei blau-weißen Jachten ins Auge, die einen prächtigen Rahmen für die kleinen schnellen Tagestourenflitzer bilden. Das Flaggschiff der ganzen Flotte, die Ocean Hunter III, liegt mächtig am Pier und verschlägt einem zunächst den Atem. Davor die Ocean Hunter I, die sich gegen den hohen, 30 Meter langen Tourenriesen mit ihren 20 Metern Länge fast zierlich ausmacht.
Einchecken in der Basis, Dokumente, Brevets, Check der Tauchtauglichkeit, Komplettierung der Ausrüstung, das übliche Geschäft halt. Und dann geht’s an Bord: Hier prallen zwei Konzepte aufeinander: Das luxuriöseste Liveaboard Mikronesiens, die Ocean Hunter III mit Topausstattung für bis zu 16 Gästen in geräumigen Kabinen, die allesamt mit Klimaanlage und Ensuitebädern ausgestattet sind. Geräumige Aufenthalts- und Diningräume, zwei Jacuzzis auf dem schattigen Oberdeck und ein Speedboot am Haken, dass mit seinen Suzuki-Motoren zeigt, was es heißt, über das Wasser zu fliegen...
Tauchsafari mit der Ocean Hunter I
Und davor die fast filigran wirkende Ocean Hunter I, ein Motorsegler der in den Gewässern von Palau und bei den vielen Gästen seit 1993 für Furore sorgt. Um es vorweg zu nehmen: Das kleine Schwesterschiff des Liveaboard-Giganten ist halt... klein. Drei Kabinen für sechs Passagiere, ein kleiner Raum für die dreiköpfige Crew und eine überschaubare Lounge in der das Bordleben stattfindet (siehe Deckplan OH I (pdf)). Das Besondere an der Ocean Hunter I ist nicht das Captains Dinner, das Bordleben mit Mehrgänge-Menüs und das Sehen und Gesehen werden, sondern die familiäre, fast freundschaftliche Atmosphäre, die den Gast sofort nach dem Boarding in den Bann schlägt.
Dafür sind neben Tova und Navot, die dem Schiff und den Touren einen unverwechselbaren Kern aus perfekter Planung, guter Ausstattung und unvergesslichem Taucherlebnis verpasst haben, vor allem das Bordteam verantwortlich. Captain Troy ist geboren und aufgewachsen in Palau, kennt in dem weitläufigen Inselreich jeden Winkel und ist schon seit 1989 bei Fish'n Fins. Er navigiert nicht nur sein Schiff sicher durch die Gewässer, sondern hat als Padi-Divemaster inzwischen schon mehr als 10.000 Tauchgänge in seinen Heimatgewässern hinter sich gebracht.
Chef Roy ist seit mehr als sechs Jahren auf der Ocean Hunter-Flotte unterwegs und führt die Gäste ständig in Versuchung: Nämlich mit seinen herausragenden Kochkünsten und kunstvollen Menüs, die ihn inzwischen zu einem der anerkanntesten Küchenchefs auf Safaribooten haben werden lassen. Komplettiert wird das Trio von Rico der für das Schiffsmanagement und den Tauchbetrieb zuständig ist.
Dass nun schon vor dem eigentlichen Zweck der Reise über das Essen berichtet wird, liegt vielleicht auch an der Erkenntnis, dass schon mancher Safaritrip trotz toller Tauchgänge im Nachhinein einen faden Beigeschmack behielt, weil hier die Liebe, die ja bekanntlich durch den Magen geht, nicht aufzufinden war. Bei der Ocean Hunter I besteht diese Gefahr gar nicht, denn was hier auf engem Raum in kleiner Kombüse auf den Tisch gezaubert wird, ist sensationell. Und das Ganze dazu noch mit Zutaten, die nicht aus dem Discounterregal, sondern zum größten Teil aus dem eigenem Anbau von Chefin Tova stammen. Hier steht zwar nicht 'Bio' drauf, hier ist aber definitiv 'Bio' drin!
Zurück in Roys Kombüse: Von Italienisch, Mexikanisch (Tortillas mit leckeren Saucen), ein selbstgemachter Burger mit Pommes zum Mittag, an nahezu jedem Tag war ein anderes Land mit seinen Speisen zu Gast an Bord.
Jeden Abend gab es frischen, rohen Thunfisch (Sashimi), die beliebte Zubereitungsart von rohem Fisch, die noch aus der Zeit der japanischen Besatzung stammt. Und wer mochte, konnte sich hieran auch mit Stäbchen versuchen...
Steak, Huhn in allen Variationen , Fisch (Tintenfischringe, Scampispieße), Lasagne, Spaghetti Bolognese, ungarisches Gulasch und als Gemüse Blumenkohl, grünen Spargel und Brokkoli. Dazu verschiedene frische Salate und wer dann noch konnte, für den gab's auch noch als Dessert einen Heidelbeerkuchen oder Birne Helene...
Bei all der Schlemmerei während der Mahlzeiten lag der Schwerpunkt dennoch klar beim Tauchen. Und die Tauchtage waren lang... Um 6 Uhr begann das Bordleben mit dem Wecken, der erste Tauchgang fand in der Regel schon um 7 Uhr statt. Zuvor gab es einen Tee oder Kaffee und ein wenig Gebäck. Wenn es dann ins Wasser ging, wurde einem auch schlagartig klar, weshalb das Entdecken der Top-Tauchplätze in Palau vom Liveaboard aus so viel Spaß macht. Zu den Tauchspots wird in kurzer Fahrtzeit mit dem schnellen, bequemen Beiboot gefahren oder von der Tauchplattform am Heck gestartet. Um 7 Uhr morgens ist man hier dann noch konkurrenzlos alleine. Da auf der Ocean Hunter I bei Vollbelegung nur sechs Passagiere an Bord sind, kommt schnell eine Atmosphäre auf, die mehr an einen Tauchausflug mit guten Freunden erinnert, als an einen klassischen Safaritrip. Troy und Rico sind beide PADI Divemaster und kennen die Spots um Palau wie ihre Westentasche. Und wenn sie die Führung übernehmen, gibt es meistens auch etwas Spektakuläres zu entdecken.
Höhlen, Wracks, Steilwände und Leben satt...
Die Tauchplätze sind sehr unterschiedlich und der Erfahrungsstand der Gäste wird bei der Planung stets mit berücksichtigt. Die Tour der Ocean Hunter I setzt aber keine Mega-Erfahrung voraus und für jeden Anspruch sind die richtigen Spots vorhanden: Höhlen und Wracks aus dem Weltkrieg, tolle Steilwände und Plateaus an deren Spitzen eine gepflegte Strömung Haare und Atemblasen horizontal verweht... Wer sich hier mit dem Riffhaken einklinkt und in der Strömung hängt, kommt sich vor, wie in einem 3D-Kino, in dem gerade ein Top-Unterwasserfilm läuft: Barrakudaschulen und große Barrakuda-Einzelgänger, graue Riffhaie, Weißspitzenhaie, Hammer- und Leopardenhaie, Adler- und Schwarzfleckenrochen, Schwärme von Büffelkopf-Papagaienfischen, hier und dort eine echte Karettschildkröte und im Schutz der Riffe Schwärme von Soldatenfischen, auf den Sandflächen Röhrenaale wohin man schaut... Aber auch Makrofans kommen auf ihre Kosten und können mit geschultem Blick nahezu alle Raritäten des Pazifiks in den wunderschönen Hart- und Weichkorallenformationen entdecken.
Drei Tage ankerte die Ocean Hunter I in der Lagune vom German Channel. Von hier aus werden die zahlreichen, nahegelegenen Top-Tauchplätze mit dem Beiboot angefahren. Das spektakuläre „Hai-Aquarium“ Blue Corner, der Temple of Doom, eine Höhle mit zwei Schildkrötenskeletten, das Blue Hole und die unglaublichen DropOffs am German Channel. Das Tauchen ist spektakulär aber entspannt. Hektik gab es nie (warum auch, war man doch direkt vor Ort und bestens betreut). Sehr angenehm war, dass die Tauchzeiten nicht vorgegeben wurden. Relativ strikt beachtet werden hingegen die Tiefenbegrenzungen, die bei 30 Metern liegen und auch das Setzen einer Sicherheitsboje ist Pflicht. Bei der Ausrüstung, die man mitnimmt, sollte man also an die Boje und an einen individuell passenden Riffhaken denken, da man sie sonst vor Ort erwerben muss.
Die Tauchtage sind voll mit den fünf möglichen Tauchgängen. Neben dem Morgen-Tauchgang um 7 Uhr gibt’s nach dem Frühstück um 10 Uhr den zweiten Tauchgang. Nach dem Mittagessen dann zwei weitere Tauchgänge um 13 und um 16 Uhr. Und wer dann noch nicht genug hat, kann nach Absprache im Team vor oder nach dem Abendessen noch einen Nachttauchgang unternehmen.
Wer dieses Tauchprogramm mit der Vielzahl von tollen Eindrücken erlebt und dazu auch noch die drei Feinschmecker-Runden des Tages hinter sich gebracht hat, liegt am Abend dann spätestens um 22 Uhr in der Koje. Schließlich ist das nette Service-Trio ja am nächsten Morgen um sechs Uhr wieder umtriebig unterwegs um einen spektakulären Morgentauchgang vorzubereiten und danach ebenso rasch ein opulentes Frühstück zu servieren. Eine Riesenauswahl verschiedener Obstsorten (gesund!) treffen hier dann gnadenlos auf ein klassisches europäisches Frühstück mit Spiegelei, Rührei, Speck, Käse, Wurst und Marmelade (hmm...!)
Die Mahlzeiten werden zentral am runden Tisch eingenommen und hier kommt sie wieder auf, die gemütliche Atmosphäre, das nette Miteinander, das man sonst eigentlich nur im Kreise enger Freunde so spürt. Bei den Mahlzeiten wird dann im kleinen Kreis der maximal sechs Gäste das bei den Tauchgängen Erlebte und Gesehene reflektiert. Troy, Rico und Chef Roy – eine unschlagbar gute Truppe die ihre Gäste ganz in den Mittelpunkt ihrer Aktivitäten stellt!
Übrigens: Auch die technische Ausstattung des Schiffes ist top. Zum Laden von Blitzen, Lampen oder sonstigem technischen Zubehör hat es 60 Steckdosen mit 110/220Volt die von einem leisen Generator 24 Stunden am Tag mit Strom versorgt werden. Für Foto- und Videoausrüstungen steht ein separater Tisch zur Verfügung.
Apropos Koje: Die Ocean Hunter I ist wie schon geschildert ein eher kleines, familiär ausgerichtetes Boot. So sind auch die Kabinen relativ klein, sie reichen aber für das, was hier stattfinden soll – eine Mütze Schlaf und Erholung für den nächsten „anstrengenden“ Tauchtag zu nehmen – vollkommen aus. Individuell regulierbare Klimaanlagen, Bad mit WC und Dusche, alles perfekt auf kleinstem Raum untergebracht gewähren dennoch einen gewissen Komfort. Das Schiff ist modern ausgestattet und pikobello sauber!
In diesem Rhythmus eilen die sieben Tage dahin. Von den Highlights des German Channel geht es zur südlichsten Insel Peleliu und ihren rasanten Strömungsspots. Spielt das Wetter nicht mit und ist das Meer zu unruhig, wird direkt in den Lagunen der Rock Islands bei Ulong geankert. Von diesem geschützten ruhigen Platz starten dann die Ausfahrten zu den Tauchplätzen Ulong Corner, Ulong Channel und Ulong Sand Bar. Wenn man hier am Morgen entspannt aufwacht und von nichts außer von der Ruhe und der Schönheit des Weltnaturerbes gefangen wird, merkt man, dass dieser Safaritrip neben dem Tauchen vor allem auch Urlaub ist.
Am nächsten, dem sechsten Tag ging es dann schon wieder Richtung Koror um zwei legendäre WWII-Wracks zu betauchen: Die IRO und die Chuyo Maru, zwei Weltkrieg-Überbleibsel, die für jeden Wrackfan ein echtes Highlight darstellen.
Am letzten, dem siebten Tag der Tour, wenn man sich manchmal schon dabei ertappt, ans Packen, den Heimflug und anderen Blödsinn zu denken, gibt es noch einmal Tauchen vom Allerfeinsten: Vormittags ein Wracktauchgang an der Jake Seaplane, danach noch die Chandelier Cave in den Rock Islands in der drei aufeinander folgende Höhlen erkundet werden, in denen man auftauchen kann. Die geringen Tiefen von 4 bis 12 Metern lassen gar keinen Stress aufkommen und das einfallende Licht und die Reflexe der Tauchlampen lassen eine einmalige, farbige Atmosphäre entstehen.
Und ehe man sich versieht, ist man tatsächlich am Packen! Eine Woche war die Ocean Hunter I unsere Heimat. Eine Woche tuckerten wir mit dem 30-Tonner mit 7 Knoten direkt durchs Paradies und lange noch werden das Erlebte und die tollen Bilder und Eindrücke in der Erinnerung wach bleiben. Und daheim ist statt Ocean Hunter-Frühstücksopulenz wieder Müsli angesagt...
Wissenswertes
Palau auf Taucher.Net
Bericht "Taucher-Paradies Palau" in DiveInside
Tauchbasis Fish'n Fins und seine Safarischiffe Ocean Hunter I und III
Kontaktdaten:
Fish'n Fins, Box 142, Koror, Palau 96940
Tel. : +680 488-2637 Fax.: +680 488-5418
Mail: info@oceanhunter.com und info@fishnfins.com
Webseiten: www.oceanhunter.com und www.fishnfins.com
Anreise:
Flüge aus Europa landen in der Nacht auf dem internationalen Flughafen von Palau (ROR). Der Flughafen liegt in der Stadt Airai auf der Insel Babelthuap. Der Transfer wird durch die Tauchbasis organisiert, was sehr sinnvoll ist, da nachts keine Taxen am Flughafen bereit stehen. Die Inseln Babelthuap und Koror sind durch eine Brücke verbunden. Fahrtzeit vom Flughafen ca. 20 Minuten. Es gibt eine sehr gut ausgebaute Straße nach Koror.
Tauchbasis:
Die Tauchbasis Fish´n Fins befindet sich auf der Insel Koror, direkt am Wasser mit eigenem Bootsanleger. In der Tauchbasis ist ein Shop integriert, wo man sich sämtliche Ausrüstungen ausleihen bzw. auch kaufen kann. Von der Basis finden tägliche Ausfahrten zu den Topspots Palaus statt. PADI 5Star IDC Center, Nitrox 32 verfügbar, Technical Diving: Trimix, Nitrox und O2 verfügbar. Info auf Taucher.Net.
Ocean Hunter I:
Alle Infos zum Schiff, Tourenabläufen, Tauchbetrieb und Preise:
www.oceanhunter.com/oh1/de/general.html / Info auf Taucher.Net
Ocean Hunter III:
Alle Infos zum Schiff, Tourenabläufen, Tauchbetrieb und Preise:
www.oceanhunter.com/oh3/de/oh3.html / Info auf Taucher.Net
Koror:
Die ehemalige Hauptstadt Koror ist immer noch kulturelles und wirtschaftliches Zentrum des Inselstaates. In Koror gibt es ein kleines Zentrum, in dem sich an beiden Seiten der Hauptstraße Hotels, Restaurants und zwei Einkaufszentren befinden.
Von den zentralen Hotels ist alles in maximal 15 Minuten gut zu Fuß erreichbar. Wer abends noch etwas unternehmen möchte, sollte sich hier ein Hotel buchen. Das ist auch von den Preisen günstiger als ein Resort am Wasser. Der Verkehr beschränkt sich auf die Einheimischen in den Morgen- und Abendstunden und so kann man auch in Zimmern zur Hauptstraße ruhig schlafen.
Es gibt auch Hotels in den sehr ruhigen Seitenstraßen für jedes Budget:
Garden Palace: garden-palace-palau.com / Info auf Taucher.Net
West Plaza Hotel: www.wphpalau.com / Info auf Taucher.Net
Für Romantiker und Individualisten ist das Carolines Resort mit seinen Holzbungalows am Hang auf der kleinen Nachbarinsel Arakebesang (durch Brücke verbunden) zu empfehlen. Das Frühstück auf dem Balkon bietet einen wunderschönen Ausblick auf Koror. Fahrtzeit von Koror Stadt ca. 10 Minuten. The Carolines Resort, Koror, Palau. Mail: reservation@carolines-palau.com Website: www.carolines-palau.com Telefon: +680 488-3754 / 3755 Info auf Taucher.Net