Testbericht: Garmin Descent S1 – Die smarte Boje, die mehr kann, als sie verspricht

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17.11.2025 11:16
Kategorie: Ausrüstung

Garmin hat mit der neuen Descent S1 eine Boje auf den Markt gebracht, die verspricht, Taucher in Echtzeit zu tracken, zu überwachen und miteinander zu vernetzen – und das kabellos per Funkverbindung zur Garmin Dive App. Was nach technischem Spielzeug klingt, entpuppte sich in unserem ausführlichen Test am Wiesensee in Hemsbach als überraschend zuverlässiges, durchdachtes und vor allem begeisterndes Stück Tauchtechnik.

Testbedingungen

Getestet wurde mit drei Buddy-Teams des DLRG Hemsbach, davon zwei Teams mit jeweils zwei Tauchern, die beide mit Descent Mk3i und T2 Transmittern ausgestattet waren. Das dritte Team war nur einseitig bestückt: Ein Taucher hatte Mk3i + T2, der Buddy tauchte ohne Garmin-Hardware. Die Boje selbst wurde an einer Plattform verankert, die über rund 10m Tiefe befestigt war, rund 30 m vom Ufer entfernt. Die Sicht war gut – ideale Bedingungen, um das System auf Herz und Nieren zu prüfen.

Einfache Kopplung, saubere Verbindung

Sowohl das Pairing zwischen Boje und Dive App als auch das Koppeln der Boje mit den Descent-Geräten verlief reibungslos – vorausgesetzt, alle Geräte waren mit der aktuellen Firmware ausgestattet. Das kann bei einer so großen Anzahl von Geräten schon etwas Vorbereitungszeit bedeuten. Ist dieses Hindernis aber geschafft - kann es losgehen. Das WLAN-basierte Setup der Boje war in wenigen Minuten erledigt und die App erkannte sofort alle aktiven T2-Sender.

Echtzeitdaten live – und beeindruckend weit

In der Garmin Dive App konnten wir in Echtzeit die Position aller Taucher im See verfolgen. Zwei Ansichten stehen zur Verfügung: eine Listenansicht mit Werten wie Tiefe, Restdruck und Temperatur sowie eine Radar-Ansicht, die sich beim Drehen des Smartphones live mitbewegt und die Richtung zu jedem Taucher anzeigt. Letzteres funktionierte erstaunlich präzise – wir konnten die Positionsanzeige sogar mit den aufsteigenden Blasen vergleichen. Die Synchronisation stimmte perfekt.

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Garmin gibt eine maximale Reichweite von 100 m an – wir erreichten in unserem Test jedoch deutlich mehr: Stabile Verbindungen bis 300 m waren durchgehend möglich, maximal 350 m wurden erreicht, bevor erste Verbindungsabbrüche einsetzten. Auch das Versenden von Textnachrichten an die Taucher funktionierte über diese Distanz ohne Probleme. Besonders beeindruckend - der See hat ein recht unruhiges Tiefenprofil - das machte aber weder der Boje noch den Transmittern Probleme.

Farben, Warnungen, Buddylogik

Sehr positiv fiel die visuelle Darstellung der Vitalparameter auf. Sobald ein Wert wie z.b. der Restdruck in einen kritischen Bereich geriet, wurde dies in der App farblich hervorgehoben. Auch die Historie – also das Tiefenprofil der letzten Minuten – ließ sich gut überblicken.

Einziger kleiner Kritikpunkt: Wenn sich zwei Taucher eines Buddy-Teams jeweils mit T2-Transmitter ausrüsten, wird in der App nur ein Symbol mit einer „2“ an der Position angezeigt, ohne individuelle Namenszuweisung. Für die Zukunft wäre hier eine detaillierte Anzeige mit den vergebenen Tauchernamen wünschenswert – Buddy-Teams sind schließlich eher die Regel als die Ausnahme.

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Nach dem Tauchgang

Der größte Wermutstropfen kam nach dem Auftauchen: Die Boje speichert wohl keine historischen Tauchgangsdaten. Sobald der Tauchgang beendet ist, sind die Sitzungsdaten sicher noch irgendwo gespeichert, aber nicht einsehbar. Dabei hätte die Boje mit ihren aufgezeichneten Bewegungs- und Tiefendaten enormes Potenzial – ein 3D-Tauchgangsprotokoll wäre das Feature schlechthin. Wir hoffen, dass Garmin hier bald mit einem Software-Update nachlegt.

Fazit

Die Garmin Descent S1 ist kein überflüssiger Schnickschnack, sondern ein mächtiges Tool – besonders für Gruppen- oder Ausbildungstauchgänge. Die einfache Bedienung, hohe Zuverlässigkeit und beeindruckende Reichweite machen sie zu einem echten Highlight. Kritikpunkte gibt es, ja – aber das Potenzial für zukünftige Updates ist riesig.

Unser Urteil: Die Descent S1 hat uns extrem überrascht – im besten Sinne. Wer Wert auf Sicherheit, Übersicht und moderne Tauchtechnik legt, sollte sich dieses System genauer anschauen. Und wer Garmin kennt, weiß: Die Reise beginnt gerade erst.