Alarmierender Rückgang der gesunden Korallenriffe

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13.08.2023 06:37
Kategorie: News

Korallenbleiche mit weitreichenden Folgen

Der weltweite Anstieg der Meerestemperaturen hat bei Forschern zunehmend Besorgnis über den Zustand der Korallenriffe ausgelöst. Die Schäden an den Riffen um Florida gelten als besonders schlimm. Die Temperaturen haben eine weitreichende Korallenbleiche an den Riffen ausgelöst.

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Die derzeit hohen Temperaturen im Mittelmeer und im Atlantik setzen ganze marine Systeme unter Stress. Deren Verlust wäre nicht nur für die Gesundheit der Ozeane, sondern auch für den Menschen verheerend. Das Wetterphänomen "El Nino", das in diesem Jahr aktiv ist, scheint die Bleiche weiter zu beschleunigen.

Dies hat Folgen für ganze Ökosysteme: Obwohl Korallenriffe weniger als ein Prozent des Meeresbodens bedecken, beherbergen und ernähren sie rund ein Viertel der Meeresbewohner wie Würmer, Schwämme, Weichtiere und Krebstiere. Zahlreiche Fischarten ernähren sich wiederum von ihnen. Ein weißes Kalkskelett bietet ihnen weder Nahrung noch Schutz.

Bedrohung im Golf von Mexiko

Besonders schlimm ist die Bedrohung der Korallen derzeit im Golf von Mexiko, wo die Oberflächentemperaturen deutlich über 30 Grad liegen und somit im Schnitt zwei bis drei Grad höher sind als gewöhnlich um diese Jahreszeit. Derartige „marine Hitzewellen“ begünstigen Phänomenen wie die Korallenbleiche und das Absterben von Seegraswiesen.

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Bereits jetzt gilt der Verlust der gesunden Korallen seit den späten 1970er Jahren in den Florida Keys als „beispiellos“. In dem südöstlichsten Bundesstaat der USA sei daher „ein Wettlauf um die Rettung der Korallen im Gange“, schrieb der britische „Guardian“. Zahlreiche Organisationen zur Rettung von Meereslebewesen und die US-Behörde für Ozeanografie- und Atmosphärenforschung (NOAA) hätten sich in den letzten Wochen zusammengetan, um etwa Proben von verschiedenen Korallen in kühlere Meerwasserbecken an Land zu bringen.

Mit Zahnbürsten gegen Korallensterben

Auch in der Karibik setzen sich zivilgesellschaftliche Zusammenschlüsse für den Erhalt der Korallenriffe ein. „Unsere Gemeinschaft arbeitet mit Ozeanologen zusammen, sie sind unsere besten Verbündeten“, berichtete etwa die Leiterin eines Ecohostels auf Isla Grande, einer Karibik-Küste in Kolumbien. Im Rahmen eines Forschungsprojekt der Universität Miami würden sie den Korallen Elektrizität injizieren und ihnen damit beim Wachsen helfen. Auf den karibischen Inseln gibt es auch diverse Projekte, u.a. die Biorock-Korallenaufzucht der Curacao-Divers auf Curacao oder das Korallenaufzuchtprogramm auf Bonaire.

Bei all diesen Projekten wird mit der sogenannten Transplantationstechnik gearbeitet. Wissenschaftler, Mitarbeiter von Korallen-Hilfsprojekten und auf oftmals Gäste von zB Tauchbasen helfen hier mit: „Wir suchen gesunde Kolonien und nehmen Fragmente, einen Ast zum Beispiel. Dann kümmern wir uns ein Jahr um diese Fragmente, indem wir sie von schädlichen Algen reinigen – mit Zahnbürsten.“ Wenn die Kolonien gut gedeihen, werden Orte gesucht um die Transplantation durchzuführen.

Wetterphänomen „El Nino“ erhöht Risiko

Prinzipiell können sich Korallen durch derartige Maßnahmen langfristig wieder von Ereignissen wie „marinen Hitzewellen“ erholen, wenn die Temperaturen nicht zu extrem sind. Riffexperten befürchten allerdings, dass „El Nino“ das Risiko einer weiteren Massenbleiche in den nächsten Monaten erhöhen könnte. Das Wetterphänomen, das alle zwei bis sieben Jahre auftritt und die globalen Temperaturen zusätzlich erhöhen kann, setzte im Juni ein und ist durch eine Erwärmung des Oberflächenwassers im tropischen Pazifik gekennzeichnet.

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Seinen Höhepunkt erreicht es gegen Jahresende. Bei extrem hohen Temperaturen kann es vorkommen, dass Korallen plötzlich – ohne langsame Bleiche – durch den Hitzestress absterben. Das ist teilweise während des „El Nino“-Sommers 2016 am Great Barrier Reef vor Australien geschehen. Damals ging fast ein Drittel der Korallenbedeckung des Riffs verloren.

Die Bleiche von 2022 – die vierte in sieben Jahren – hätte bereits an einigen Riffen zu einem „gewissen Korallenverlust geführt“, heißt es in einem Bericht des Australian Institute of Marine Science (AIMS). Es sei zudem wahrscheinlich, dass jene Korallen, die die Bleiche überlebt hätten, durch vermindertes Wachstum und Reproduktion beeinträchtigt wurden.

Drei zentrale Maßnahmen für den Schutz der Korallenriffe

Christian Wild, Leiter der Arbeitsgruppe Marine Ökologie an der Universität Bremen, forderte gemeinsam mit einer Reihe von internationalen Korallenriffexperten kürzlich drei zentrale Maßnahmen für den Schutz der Korallenriffe. „Erstens Klimawandel stoppen, zweitens Korallenriffe durch besseres Management und besseren Schutz stärken und drittens innovative Ansätze nutzen, um Zeit zu gewinnen.

Der Forscher weist darauf hin, dass all diese Ansätze „uns allerdings nur etwas Zeit geben – im Optimalfall ein paar Jahrzehnte, um das Absterben der Korallenriffe zu verringern“. Wenn es nicht gelinge, den Klimawandel so schnell wie möglich wirksam in den Griff zu bekommen, dann würden auch diese aufwendigen Ansätze nicht nachhaltig helfen können.

Beispiele von Korallenschutzprojekten in der Karibik
taucher.net/diveinside-korallenaufzucht__biorock_projekt_curacao
taucher.net/diveinside-korallenaufzucht_in_bonaire

Weitere Informationen
taucher.net/diveinside-temperaturrekord_im_nordatlantik
taucher.net/diveinside-oberflaeche_des_mittelmeers_verzeichnet_temperaturrekord
taucher.net/diveinside-meereserwaermung__wetterphaenomen____el_nino____bereitet_sorge