Meereserwärmung: Wetterphänomen „El Nino“ bereitet Sorge

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30.04.2023 18:49
Kategorie: News

Neue globale Temperaturrekorde bei den Meeresoberflächen

Im April gab es einen neuen Temperaturrekord bei der Messung der globalen Meeresoberflächen. Noch nie haben sich die oberen Schichten der Weltmeere so stark und so schnell erwärmt. Fachleute befürchten, dass die Erwärmung der Meere in Verbindung mit Wetterphänomenen wie „El Nino“ bis Ende nächsten Jahres ein besorgniserregendes Niveau erreichen könnte.

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In den letzten Jahrzehnten ist das Klimasystem der Erde aus dem Energiegleichgewicht geraten, lautet die Erkenntnis einer neuen Studie, die vergangene Woche in dem Journal „Earth System Science Data“ veröffentlicht wurde. Wärme hat sich kontinuierlich angestaut und sowohl die Ozeane als auch das Land, die Kryosphäre und die Atmosphäre erwärmt. „Es ist noch nicht ganz klar, warum eine so rasche und gewaltige Veränderung stattfindet“, zitierte die BBC Karina von Schuckmann, die Hauptautorin der Studie.

Nach Angaben von Klimawissenschaftlern zeigen vorläufige Daten der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), dass die durchschnittliche Temperatur an der Meeresoberfläche seit Anfang April bei 21,1 Grad Celsius liegt und damit den bisherigen Höchstwert von 21 Grad aus dem Jahr 2016 übertrifft.

Zu viel Energie im Energiespeicher

Allein in den letzten 15 Jahren habe sich die auf der Erde gespeicherte Wärme um 50 Prozent erhöht, wobei der größte Teil der zusätzlichen Wärme in die Ozeane gelangt sei, so die Studie weiter. Ozeane sind der Energiespeicher der Erde, ein sehr hoher Prozentsatz dieser Energie, die durch den Treibhauseffekt auf die Erde gelangt, werden dort gespeichert – und das hat Folgen“.

Die Auswirkungen auf die Fauna im Ozean sind immens, wenn das Wasser wärmer wird. Nur wenige Korallen überleben eine derartig hohe Konzentration an CO2 die durch die erhöhten Wassertemperaturen möglich sind. Manche Fachleute sprechen davon das bereits im Jahr 2035 die Hälfte aller Korallenriffe verschwunden oder extrem stark geschädigt sein könnten.

Eine weitere Folge der steigenden Temperaturen sind verstärkte Niederschläge. Denn wenn die Wassertemperatur höher ist, kann auch mehr verdunsten. Mehr Feuchtigkeit in der Atmosphäre führt dann wiederum zu stärkeren Niederschlägen.

Sorge vor „El Nino“

Besondere Sorge bereitet Fachleuten in dem Zusammenhang derzeit „El Nino“ – ein Wetterphänomen, das sich durch veränderte Strömungen in Meer und Atmosphäre und höheren Temperaturen an der Ozeanoberfläche im Pazifik auszeichnet. Die Folgen sind weitreichend, von Starkregen, Überflutungen und Fischsterben bis hin zu Dürre, Hitze und Bränden.

Für den Herbst und Winter 2023 wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein ‚El Nino‘ vorhergesagt. Und wenn es wirklich ein ‚El Nino‘-Jahr wird, dann ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass es neue Spitzenwerte in der weltweiten Mitteltemperatur gibt, extrem hoch.

Durch die Sonneneinstrahlung bzw. durch den Treibhauseffekt erwärmen sich die oberen Ozeanschichten. Es gibt aber durchaus auch Perioden, in denen der Ozean die Wärme von der Oberfläche in tiefere Schichten abtransportiere und sich der Mittelwert des Meeres weniger stark erhöht. Leider aber gibt es auch Zeiten, wo dieser Abtransport von Wärme in tiefere Schichten schwächer ist oder vielleicht sogar was von der Wärme wieder freigesetzt wird. Das ist eines der klassischen ‚El Nino‘ Phänomene und dann sorgt dieser Effekt für besonders hohe Temperaturen.

Anhand von Satellitenmessungen zur Wasser-Temperatur-Rückkopplung der Erde ergibt sich, dass der Wärme-Mittelwert der ozeanischen Oberflächen am Ansteigen ist; der Abtransport wohl aktuell nicht in früheren Dimensionen stattfindet. Die möglichen Folgen sind eine regionale Nahrungsmittelkrise und ein wirtschaftlicher Zusammenbruch mit weltweiten Auswirkungen.

Neue Temperaturrekorde möglich

Bei „El Nino“ handelt es sich um eine Klimaanomalie, es gibt daher auch natürliche Schwankungen. Die letzten Jahre waren aber von „La Nina“ dominiert, also der kalten Phase des Zyklus.

Aufgrund des wärmenden Effekts von „El Nino“ könnte Fachleuten zufolge schon bald ein globaler Temperaturrekord aufgestellt werden. Karsten Haustein vom Institut für Meteorologie der Universität Leipzig hält es sogar für denkbar, dass das Jahr 2024 „auch die 1,5-Grad-Grenze zum ersten Mal auf Jahresbasis global überschreiten wird“.

Meereserwärmung mit weltweiten Folgen

Die Folgen von „El Nino“ würden auch wirtschaftlich auf Europa ausstrahlen, schrieb das Magazin „Business Insider“. Denn das Wetterphänomen berge die Gefahr von Missernten und steigenden Preisen wichtiger Lebensmittel. Neue Preisschocks kämen zur Unzeit, zitierte das Magazin Ökonominnen und Ökonomen.

Globale Folgen bringt auch die Erwärmung der Meere prinzipiell mit sich. Denn sowohl das „El Nino“-Phänomen als auch die maritime Erwärmung begünstigen Extremwetter in verschiedenen Weltregionen.

Die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen warnt zudem vor direkten Folgen für die Ernährungssicherheit. Steigt der Meeresspiegel weiter an, würden etwa in Südasien Reisfelder versalzen. 17 Prozent der Fläche Bangladeschs würden durch einen Anstieg um einen Meter überflutet werden, womit in einem der ärmsten Länder der Welt die Hälfte der Ackerflächen betroffen wäre.

Extremwetter

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.


Interessante Links:
BBC Artikel: www.bbc.com/news/science-environment-65339934
Earth System Study: essd.copernicus.org/articles/15/1675/2023/
Climate Reanalyzer: climatereanalyzer.org/clim/sst_daily/