Voruntersuchung abgeschlossen: Neue Details zum „Conception“-Desaster

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13.09.2019 13:29
Kategorie: News

Die Titanic des Tauchsports

Die Voruntersuchungen zu dem tragischen Schiffsbrand des Tauchschiffes „Conception“, bei dem in den frühen Morgenstunden des 2. September 34 Menschen ums Leben kamen, bringt immer mehr unglaubliche Details ans Tageslicht. Neben dem NTSB (National Transportation Safety Board), das als erste ermittelnde Behörde vor Ort war, als das Tauchschiff nachts vor Platts Harbor an der Insel Santa Cruz (etwa 30 Kilometer vor der kalifornischen Küstenstadt Santa Barbara) Feuer fing, bis zur Wasserlinie völlig ausbrannte und später sank, ermitteln inzwischen auch die Seeunfallexperten der US Coast Guard gemeinsam mit dem FBI.

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US-Medienberichten zufolge schaltet sich das FBI in solche Untersuchungen nur ein, wenn hinreichende Verdachtsmomente vorliegen, dass im Zusammenhang mit dem Unglück strafrechtlich relevante Tatbestände erfüllt sein könnten.

Die Coastguard-Experten arbeiten eng mit dem FBI zusammen und inzwischen wurden von der begleitenden Staatsanwaltschaft Hausdurchsuchungen bei den Eignern der „Conception“ durchgeführt.

Ladegeräte / Akkus könnten die Brandursache sein

Seit gestern liegt auch der Voruntersuchungsbericht des NTSB vor, wonach eine der Brandursachen in den sich unter Deck befindlichen Ladegeräten für Lithium-Ionen-Akkus liegen könnte. Diese Technologie wird wegen der hohen Kapazität der Akkus in zahlreichen Geräten im Tauch-Equipment verwendet. Auch auf der vergangenen Düsseldorfer Messe „boot“ kam es zu einem Zwischenfall mit einem Lithium Ionen-Akku. Eine Explosion löste einen Großeinsatz der Düsseldorfer Feuerwehr in der Taucherhalle drei aus.

Unfallexperten der NTSB sagen, dass das Feuer ein grausiges Erwachen für die weltweite Tauchgemeinschaft darstelle. Dieses Feuer wird im Tauchsport und bei den Tauchaktivitäten auf Tagesbooten und Liveaboards drastische Veränderungen auslösen müssen. Der Einsatz von Lithium Ionen Akkus stand schon mehrfach im Blickpunkt, wenn es um Sicherheitsbedenken dieser hohen Energieträger geht. Dem NTSB zufolge, dürfen auf gar keinen Fall Ladegeräte mit Lithium Ionen Akkus unbeaufsichtigt betrieben werden. Schon gar nicht in der Nacht in Schlafräumen.

Der Ermittlungsansatz des FBI konzentriert sich offenbar auch auf die Verletzung von Sicherheitspflichten der Schiffsbetreiber oder der Mannschaft. So ist nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen davon auszugehen, dass vier Besatzungsmitglieder und der Kapitän in Kojen hinter dem Ruderhaus im Oberdeck schliefen, als das Feuer ausbrach. Ein weiteres Besatzungsmitglied befand sich in dem zentralen Schlafraum bei den Gästen unter Deck und schlief dort. Er zählt zu den 13 Männern, die neben 21 Frauen dem Brand zum Opfer fielen.

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FBI und Coast Guard Ermittlung auch gegen die Mannschaft

Dieser Brand und die zahlreichen Opfer haben tiefe Spuren in der Tauchgemeinschaft hinterlassen. Viele Taucher sprechen inzwischen davon, dass die „Conception“ die „Titanic“ des Tauchsports sei.  Die Fragen nach den Ursachen und nach möglichen Verantwortlichkeiten werden die ermittelnden Behörden noch viele Monate beschäftigen. Inzwischen wird auch wirklich jedes kleinste Detail sorgfältig geprüft und es wird wegen der zahlreichen Hinweise und Ermittlungsergebnisse nach Meldung von US-Behörden noch mindestens ein bis eineinhalb Jahre dauern, bis der Abschlussbericht der NTSB vorliegt.

Das Ermittlungsteam aus FBI und Coast Guard ist da schon etwas flotter unterwegs, denn inzwischen wird auch gegen die Mannschaft ermittelt, die offenbar gegen bestehende Sicherheitsvorschriften verstoßen haben könnte. So ist es nach US Coast Guard Regularien (Part 185, § 410 vorgeschrieben, dass kleinere Passagierschiffe unter 100 Bruttoregistertonnen zwingend nachts, und zwar egal ob in Fahrt oder vor Anker liegend, als Sicherheitsmaßnahme Nachtwachen aufstellen müssen und Kontrollen auf und im Schiff durchzuführen sind..

Hiergegen scheint verstoßen worden zu sein, denn alle sechs Besatzungsmitglieder schliefen nach derzeitigem Ermittlungsstand, als gegen 3.30 Uhr morgens das Feuer ausbrach.  Die 34 Todesopfer sind nach derzeitigem Ermittlungsstand allesamt an Rauchvergiftungen gestorben. Im Zuge der Ermittlungen wird auch der Ausbildungsstand der Besatzung und das Verhalten der Besatzung sowie sämtliche Sicherheitsdetails des Schiffes untersucht. Im Fokus des NTSB und der strafrechtlichen Ermittlungsgruppe aus FBI und Coastguard stehen vor allem die Fragen, ob das Feuer hätte vermieden werden können und ob irgendjemand dafür persönlich verantwortlich ist.

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Insbesondere sollte die weltweite Tauchcommunity in einen Dialog und in die Überprüfung der Sicherheitsstandards auf Tauchschiffen eintreten, denn wenngleich die örtlichen Gegebenheiten und die hohe Belegung sowie mangelnde Feuerfluchtwege das tragische Unglück besonders beeinflusst haben, muss ein Umdenken zu mehr Sicherheit an Bord von Tauchschiffen auch die Folge aus diesem Drama sein. (hap)

Weitere Informationen:
Originalmeldung zum Brand
Viele Todesopfer auf Tauchschiff
Santa Barbara boat fire (abc7 [engl.])