She-P im Praxistest: Schluss mit Zähne zusammenbeißen bei langen Tauchgängen

Teile:
31.12.2025 10:17
Kategorie: Ausrüstung

Wenn die Tauchgänge länger werden oder die Kälte zuschlägt, haben es Frauen nicht immer leicht, zumindest wenn es um das Tauchen im Trockentauchanzug geht. Was für viele im Neoprenanzug kein Problem darstellt, scheint im Trockentauchanzug zunächst unmöglich. Oder doch nicht?

Autorin: Alexandra Pischyna

Es geht um den Drang zu urinieren beim Tauchen und darum, wie man sinnvoll damit umgehen kann.

Warum muss man beim Tauchen so dringend?

Dafür gibt es gleich mehrere Gründe: Kälte, Wasserdruck und die trockene Atemluft.

Beim Tauchen produziert der Körper vermehrt Urin. Durch den Wasserdruck wird Blut aus Armen und Beinen in den Körperkern verschoben. Der Körper interpretiert dies fälschlicherweise als Flüssigkeitsüberschuss und scheidet mehr Urin aus. Kälte verstärkt diesen Effekt zusätzlich, da sie die Blutgefäße in den Extremitäten verengt und dadurch erneut ein Flüssigkeitsüberschuss im Rumpf entsteht. Ein weiterer Faktor ist die trockene Atemluft beim Tauchen, die ebenfalls zur erhöhten Urinproduktion beiträgt. Zusammengenommen sorgen all diese Faktoren dafür, dass der Harndrang unter Wasser deutlich zunimmt und dies ein völlig normaler physiologischer Vorgang.

Wichtig ist: Nicht zu trinken ist keine Lösung!

Eine gute Hydration ist beim Tauchen essenziell und sollte niemals zugunsten des Komforts vernachlässigt werden. Die sinnvollere Lösung ist, einen vernünftigen und praxistauglichen Umgang mit diesem Thema zu finden.

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Mögliche Lösungen und warum sie nicht alle überzeugen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit diesem Problem umzugehen. Für Frauen blieben früher oft nur Windeln für Erwachsene. Für mich persönlich war das keine optimale Lösung. Mein Kopf spielte dabei nicht mit, und gerade bei kaltem Wasser führte die Feuchtigkeit in den Windeln dazu, dass ich deutlich schneller auskühlte.

Für Männer gibt es schon lange das bekannte Pee-Valve für Trockentauchanzüge, das in Kombination mit Urinalkondomen genutzt wird. Für Männer ist diese Lösung vergleichsweise einfach umzusetzen. Ja, aber auch für Frauen gibt es eine gute Lösung.

Das Stichwort heißt „She-P“. Zugegeben: Die erste Begegnung damit ist für viele gewöhnungsbedürftig. Silikon, Kleber und das Ankleben an einer sehr sensiblen Stelle. All das klingt zunächst alles andere als attraktiv, aber das Wichtigste ist: Es funktioniert. Und wenn es einmal funktioniert, möchte man es bei längeren Tauchgängen nicht mehr missen.

Das She-P wurde von Heleen Graauw, einer technischen Taucherin, mit viel Herzblut erfunden und kontinuierlich weiterentwickelt. Mittlerweile gibt es die Version 3.0.

Mein persönlicher Weg zum She-P

Ich selbst habe lange versucht, das Thema zu vermeiden. Heute frage ich mich, warum? In meinem Tech 1 Kurs wurden die Wasserzeiten so lang, dass ich mich am Ende regelrecht aus dem Anzug gerissen habe, um zur Toilette zu rennen. Irgendwann sagte ich mir: Jetzt probierst du es mit dem She-P im Wasser, denn schlimmer kann es nicht werden.

Das She-P war längst gekauft, und ein bis zwei eher mäßig erfolgreiche Trockenübungen zu Hause hatte ich bereits hinter mir. Die Funktion war klar, die Umsetzung noch ausbaufähig. Genau aus diesem Grund schreibe ich diesen Artikel. Immer wieder höre und lese ich Fragen zur Anwendung und zu Problemen. Diese Erfahrungen möchte ich hier teilen, um zukünftigen Nutzerinnen den Einstieg vielleicht ein wenig zu erleichtern.

Ich beziehe meine eigenen persönlichen Erkenntnisse mit ein, ebenso die Fragen und Themen aus meinem weiblichen Buddykreis. Darüber hinaus gibt es sehr gute weitere Informationsquellen, wie Zoom-Calls speziell für Frauen oder diverse Facebook-Gruppen. Und ganz ehrlich: Auch ein Gespräch am Tauchplatz hilft enorm, sobald die ersten Hemmungen überwunden sind.

Benötigte Materialien

Benötigt werden:

  • ein (balanciertes) Pee-Valve
  • ein She-P (es gibt fertige Starter-Kits)
  • Hautkleber
  • ein kurzer Schlauch
  • Hautreinigungstücher
  • ggf. Blind- bzw. Verschlussstopfen
  • ggf. ein Schnellkupplungs-Set (ich nutze die offene Variante), den meisten Pee-Valves liegt ein Schlauchverbinder bei, aber diesen nutze ich aus praktischen Gründen nicht.
  • ggf. Kleberentferner

Das Starter-Kit welches z.B. beim Tauchservice Münster erhältlich ist, finde ich am besten, da es wirklich alles enthält was ich benötige und dieses auch die für mich besten Produkte beinhaltet. 

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Pee-Valve von Tauchservice-Münster Onlineshop: Hier klicken

Ich empfehle grundsätzlich ein balanciertes Pee-Valve, da es die Anwendung deutlich erleichtert. Die meisten Hersteller bieten inzwischen ausschließlich diese Variante an. In meinen Trockentauchanzügen habe ich verschiedene Pee-Valves verbaut. Viele schwören auf das Pee-Valve von Heser, und auch ich würde es bei freier Wahl bevorzugen.

Es ist vergleichsweise klein, trägt wenig auf und stört dadurch deutlich weniger. Ein großer Vorteil ist, dass es verschraubt und nicht geklebt wird, was Austausch, Reinigung und Wartung erleichtert. Dennoch funktionieren auch andere Hersteller bei mir zuverlässig.

Die Position, links oder rechts, ist für Frauen meist unerheblich. Ich habe mich für links entschieden, da ich Rechtshänderin bin und ich es so gefühlt ein wenig leichter bedienen kann. Wichtig ist, das Pee-Valve leicht innen am Oberschenkel zu platzieren: zu weit innen stört es beim Gehen, mittig und zu weit außen ist es stärker einer mechanischen Belastung ausgesetzt.

She-P: Unterschiede und persönliche Erfahrung

Das „She-P“ ist der Markenname des Originals. Es gibt mittlerweile auch Alternativen, z. B. das „DiveP“ von Heser. Ich habe beide getestet und komme für mich zu dem Schluss, dass das originale She-P zuverlässiger und angenehmer zu tragen ist.

Es ist dünner, weicher und passt sich besser an die Körperform und Bewegungen über den Tag hinweg an. Die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind unschlagbar, denn man beachte die vielen Bewegungen/Reibungen den es ausgesetzt ist. Eine Autofahrt, die Bootsausfahrt, das Anziehen und gegebenenfalls das Klettern über Steine, auf Bootsleitern, die Tauchgänge selbst, kurz gesagt man möchte sich bequem bewegen können, es sollte „dicht“ bleiben, bestenfalls sollte es kaum zu spüren sein und genau das bietet mir das „She-P“. Zudem gibt es mittlerweile drei verschiedene Versionen, die unterschiedliche Anatomien berücksichtigen. Bei mir funktioniert Version 3.0 perfekt, während bei einer Freundin ausschließlich Version 2.0 zuverlässig hält. Der größte Unterschied zwischen Version 2.0 und 3.0 liegt im Dammbereich, der bei 3.0 etwas ausgespart ist.

Ja es ist ein teurer Spaß all die verschiedenen Varianten zu testen, aber es lohnt sich meines Ehrachtens, um für sich die beste dauerhafte Lösung zu finden, denn jede Frau hat eine andere Anatomie und einen anderen Körperbau. 

Kleber

Es gibt verschiedene geeignete Hautkleber. Aktuell gängig sind Skinister Spray, Urobond-V-Kleber und Kryolan-Kleber (in Regular oder Strong Bond). Für mich hat sich der Kryolan Strong Bond am zuverlässigsten bewährt.

Ich habe mir meine eigene Routine erarbeitet, in Bezug auf Menge und Trocknungszeit. Bei einem neuen She-P trage ich zunächst ein- bis zweimal Kleber auf, ohne es zu benutzen. Vor jeder Anwendung trage ich erneut Kleber auf und lasse ihn etwa 10–15 Minuten antrocknen. Dieses erhöht bei mir die Klebeleistung und das einfachere anbringen ohne verrutschen (dadurch das es nicht zu flüssig ist). Ich benetze selbst die gesamte Auflagefläche des She-P und entferne den Kleber auch nicht nach jeder Benutzung. Das Auftragen des Kryolanklebers ist einfach, da es mit dem integrierten Pinsel sehr gut, ohne großes Kleckern, funktioniert. Trotzdem benutze ich zum Auftragen einen alten Deckel einer Tauchmaskenbox, lege das She-P da rein und bepinsle es dort drin, denn Kleckern kann immer mal passieren und den Kleber möchte man wirklich nirgendwo anders haben.

Die Hautreinigungstücher

Diese werden benötigt um nach dem Tauchen und entfernen des She-P die Klebereste auf der Haut zu entfernen, diese sind recht hartnäckig. Hier gibt es auch ein paar Varianten. Es gibt z.B. die Remove Tücher von Smith & Nephew oder Welland, einfaches Babyöl oder die Hautreinigungstücher von Convacare. Die letzteren bevorzuge ich. Babyöl funktioniert bei mir kaum. Die Remove Tücher, brennen und funktionieren auch nicht optimal und ich benötige mehrere Tücher. Die Covacare funktionieren bei mir optimal und ich benötige nur ein einziges Tuch und sie sind schonender zu meiner Haut. 

Verschlussstopfen:

Diese sind nach der Benutzung sehr angenehm, um das eventuelle rauschwappen von Resturin im Schlauch oder dem She-P zu verhindern. Hier gibt es ein weibliches und ein männliches Käppchen. Das männliche gibt es in einer einfacheren Variante oder in der sicher abdichtenden von Heser. Achtung Verlustgefahr!

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Zum Zusammenbau/ Vorbereitung

Für mich hat sich der Zusammenbau mit dem Schnellverschluss am PeeValve Schlauch und mit dem männlichen Verbindungsstück am kurzen She-P Schlauch bewährt. Es geht auch anders herum. Beim Tragen den ganzen Tag über, habe ich die dickere Schnellkupplung nicht gern am Bauch gehabt und das Umdrehen stellte für mich das deutlich angenehmere Tragegefühl dar. 

Ich selbst habe schlechte Erfahrungen gemacht, dass sich die Schlauchverbindungen während der Benutzung gelöst haben und somit habe ich alle löslichen Verbindungen mittels Kabelbinder zusätzlich fixiert (dickes Stück nach hinten). Jede Frau besitzt eine unterschiedliche anatomische Form und Größe. Bei manchen passt das She-P out of the box perfekt, bei anderen braucht es Anpassungen. Das kann bedeuten, dass man den inneren überstehenden Bereich vorsichtig mit einer feinen scharfen Schere etwas ausschneiden kann und somit besser anpasst. Das ist nichts Ungewöhnliches und kein Fehler, sondern ein Teil des ganzen Prozesses. Auch ich habe es ein wenig angepasst, wie man vielleicht auf dem Foto erkennen kann. 

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Heser Schnellkupplung vom Boltsnap Diving Onlineshop: Hier klicken

Vorbereitung und Anbringen

Eine Rasur ist notwendig, perfekte Glätte jedoch nicht. Tatsächlich hält das She-P bei mir mit ein paar Tagen unrasiert oftmals besser. Nach etwa acht Tagen wird das Abziehen allerdings unangenehm.

Ich klebe das She-P immer für den ganzen Tag, nicht für jeden einzelnen Tauchgang. Größere Geschäfte sollten daher vorher erledigt werden, denn dieses ist nicht schön und könnte zusätzlich das She-P durch Druck lösen und somit ein Neukleben erforderlich machen.

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Zunächst einmal bringe ich, wie oben beschrieben, den Kleber auf das She-P auf. Während der Trocknungszeit lege ich mir alles Benötigte parat. Hierzu zählen zwei zurechtgeschnittene Streifen Kinesiotape, eine Damenbinde sowie Periodenunterwäsche. Diese drei Dinge nutze ich für meinen Kopf und einfach zur Sicherheit, falls es doch einmal ein „Leck“ geben sollte.

Je nach Umgebung suche ich mir die beste Möglichkeit, mir in Ruhe das She-P anzubringen, denn ich habe gelernt: Ruhe ist ein wichtiger Faktor. Oft geht es schief, wenn man es zu schnell und in letzter Sekunde macht. Ich brauche lediglich einen kleinen Raum, z.B. im Transporter, in einer Toilette oder in der Natur, sowie einen kurzen Moment der Ruhe und Konzentration.

Für das Anbringen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Einige nutzen die Variante im Liegen oder Sitzen (z.B. auf der Toilette) mit gespreizten Beinen und bringen das She-P nach Gefühl an, andere lassen sich vom Partner helfen. Ich persönlich benutze einen kleinen Spiegel, über den ich mich auf den Boden hocken kann. Zunächst einmal sollte alles im Intimbereich trocken und nicht fettig sein (z. B. nicht eingecremt).

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Ich nehme das She-P in die Hand und halte es so, dass ich den Zeigefinger auf dem hinteren Teil des She-P habe und der Rest stabil in meiner Handfläche liegt. Mit der anderen Hand lokalisiere ich meinen Damm und ziehe diesen möglichst glatt, indem ich alles etwas nach oben ziehe. Nun nehme ich das She-P und drücke es zunächst mit dem Zeigefinger fest auf den Damm und verweile so einen Moment. Erst dann lasse ich mit der anderen Hand los, ziehe das She-P mit beiden Händen etwas auseinander, führe es nach vorne über den gesamten weiblichen Genitalbereich und drücke es rundherum mit den Fingern jeweils kurz fest.

Im Anschluss stehe ich auf, ziehe die Pobacken sowie die Haut zu den Oberschenkeln hin etwas auseinander und drücke das She-P erneut überall fest. Wichtig zu wissen ist, dass der Kleber seine volle Klebekraft erst durch Körperwärme entfaltet. Trotzdem mache ich direkt einen kurzen Unterdrucktest, indem ich das Reservoir zusammendrücke und anschließend meinen Daumen auf die Öffnung des Schlauchs lege, um ein Vakuum zu erzeugen. Nun beobachte ich, ob das Reservoir das Vakuum hält oder sich selbstständig wieder mit Luft füllt. Ist dies nicht der Fall, ist alles dicht. 

Ich setze an diesem Punkt keine Kappe auf den Schlauch, solange das She-P an diesem Tag ungenutzt bleibt, um eine Belastung der Klebefläche durch Über- oder Unterdruck zu vermeiden.

Im Anschluss bringe ich die zwei Streifen des flexiblen Kinesiotapes an: jeweils von vorne links und rechts seitlich entlang des She-P nach unten bis etwa zur Mitte der Oberschenkel. Das Tape wird dabei so angebracht, dass es jeweils halb auf der Haut und halb auf dem She-P liegt. Danach ziehe ich die Periodenunterwäsche mit der Binde an, und es kann losgehen – der Schlauch schaut nun ein wenig aus dem Höschen heraus.

Anschluss an das Pee Valve

Bis zum Tauchgang kann das She-P selbstverständlich auch ohne Trocki genutzt werden. In diesen Momenten darf man sich einmal wie ein Mann fühlen und im Stehen urinieren, auch eine praktische Möglichkeit z.B. auf Festivals ;-P.

Ich empfehle im Übrigen allen neuen Nutzerinnen: Vorher unbedingt ein paar Mal zu Hause üben. Also mit angeklebtem She-P im Stehen auf der Toilette oder in der Dusche zu urinieren. Das gibt Sicherheit im gesamten Handling und auch beim eigentlichen Wasser lassen.

Im Anschluss drücke ich das Reservoir immer gründlich aus und trockne das Ende des Schlauchs mit Toilettenpapier ab. In diesem Fall könnte man nun die Kappe zum Schutz aufsetzen. Ich vermeide dies jedoch sicherheitshalber und mache es erst nach dem Tauchen, falls man das She-P dann nicht direkt abnimmt und es nicht mehr zwingend 100 % dicht bleiben muss.

Zunächst schlüpfe ich mit beiden Beinen in meinen Trockentauchanzug und achte dabei darauf, den Schlauch vom Pee-Valve mit herauszuziehen. Gegebenenfalls puste ich einmal kurz durch den Schlauch, da das Schnabelventil gelegentlich leicht verkleben kann. Andernfalls könnte es passieren, dass man beim Urinieren mehr Druck aufbauen muss, was im schlimmsten Fall wieder zu einer Undichtigkeit führen kann.

Viele Unterzieher haben extra Schlitze für das Durchführen des langen Pee-Valve-Schlauchs. Ich finde diese jedoch nicht immer optimal positioniert und nutze sie eher selten. Optimalerweise läuft der Schlauch vom Pee-Valve den Oberschenkel entlang nach oben, macht etwa auf Bauchnabelhöhe einen leichten Bogen und läuft dann mittig am Körper wieder nach unten zum Anschluss am kurzen She-P Schlauch. Entweder durch die genannten Öffnungen oder über den Zwei-Wege-Reißverschluss des Unterziehers hinein oder bei einem Zweiteiler einfach oben in die Hose.

Die Benutzung

Wichtig ist, dass vor jeder Benutzung das Pee-Valve am Anzug geöffnet ist. Andernfalls kann es schnell schmerzhaft werden und im schlimmsten Fall auch zu Undichtigkeiten kommen. Ich persönlich lasse das Pee-Valve grundsätzlich offen, egal ob es genutzt wird oder nicht, da es so konstruiert ist, dass kein Wasser von außen eindringen sollte.

Nun kann man im Anzug urinieren, zum Beispiel stehend hinten am Boot, im flachen Wasser oder sitzend über den Schlauch vom Zodiac. Alles ist möglich, ebenso natürlich unter Wasser. Zu Beginn fiel es mir extrem schwer, einfach loszulassen. Man sollte es generell mit etwas Vorsicht angehen und nicht mit vollem Druck austreten, da dies die Klebeflächen schont und man im Notfall abbrechen kann, wenn man bemerkt, dass etwas undicht wird.

Zunächst kann es aber passieren, dass es einfach nicht klappt, auch sind eventuelle Trockenübungen mit oder ohne Anzug hilfreich, um Vertrauen in das ganze System zu gewinnen. Bis heute erfordert es bei mir ein wenig Konzentration. Am besten funktioniert es, wenn ich mich währenddessen irgendwo kurz festhalte oder etwas in der Hand habe. Im Notfall geht es auch, wenn ich mir kurz z.B. die Stage etwas nach vorne hole und mich daran festhalte. Einige schließen einfach kurz die Augen, andere müssen lediglich kurz anhalten, und dann läuft es schon. Auch ein sauberer Trimm kann das Urinieren erleichtern. Meist klappt es beim zweiten oder dritten Mal während eines Tauchgangs deutlich leichter.

Nach dem Tauchgang habe ich meine Stopfen griffbereit. Ich löse die Schnellkupplung und setze beide Stopfen auf die Enden der Schläuche, sodass kein Urin mehr herauslaufen kann. Durch den Überdruck im She-P bin ich beim Ausziehen etwas vorsichtig, damit es sich nicht löst. Entweder entferne ich das She-P zeitnah oder drücke das Reservoir auf der Toilette oder in der Natur aus und lasse es anschließend wieder offen.

Das Pee Valve am Anzug spüle ich gern mit einer großen Spritze und Wasser aus, damit sich möglichst kein Urinstein bilden kann. 

Um das She-P zu entfernen, setze ich zunächst die Kappe auf, löse das Kinesiotape vorsichtig und beginne dann vorne, das She-P Stück für Stück behutsam abzuziehen. Dabei ist Vorsicht geboten wegen eventuell verbliebenem Resturin, insbesondere im Bereich des Reservoirs. Anschließend entleere ich das She-P erneut und lege es beiseite.

Ich nehme eines der Hautreinigungstücher und reinige meine Haut gründlich von möglichen Kleberesten, denn diese verbleiben auch gerne dauerhaft in der Kleidung. In der Regel reizen die Produkte die Haut nicht. Nach mehreren aufeinanderfolgenden Nutzungstagen kann es jedoch zu leichten Irritationen kommen, die sich gut mit Babycreme (nicht direkt vor der nächsten Nutzung) behandeln lassen.

Im Anschluss reinige ich das She-P gründlich mit Handseife und möglichst warmem Wasser. Bei einigen Nutzerinnen, die grundsätzlich leicht zu einer Blasenentzündung neigen, kann es sinnvoll sein, das She-P nach jeder Anwendung mit einem fettfreien Desinfektionsmittel oder Alkohol zu spülen. Im näheren Umfeld setzen einige zusätzlich auf die Einnahme von Mannose während Zeiten intensiver Nutzung des She-P. 

Den Kleber lasse ich häufig über mehrere Anwendungen auf dem She-P und entferne ihn nicht nach jedem Tauchgang. Es haftet dadurch sogar etwas besser, und es ist nicht notwendig, ihn ständig zu erneuern. Optisch wird das She-P mit der Zeit zwar nicht schöner, denn Klebeschichten und Verfärbungen gehören dazu, aber wichtig ist: Es funktioniert weiterhin zuverlässig.

Im Anschluss klebe ich das feuchte She-P außen auf meine Transportbox, um es zu Hause wieder abzunehmen, sodass es offen trocknen kann. Sobald es trocken ist, klebe ich es innen in den Deckel der She-P-Transportbox. Der Grund dafür ist, dass die Klebeschicht extrem haftfähig ist und Fussel, Haare etc. anzieht. Materialien wie Frischhaltefolie oder Taschentücher lassen sich, einmal dran, kaum noch rückstandsfrei entfernen.

Meine Box enthält alles, was ich benötige: Spiegel, Schere, Kinesiotape, Kleber, She-P, Ersatz-She-P, Hautreinigungstücher, Rasierer, Taschentücher, Maskendeckel, große Spritze, Damenbinden, Ersatzpinsel, Fingerlinge zum alternativen Auftragen des Klebers sowie Ersatzstopfen (diese gehen gerne einmal verloren).

Aus Erfahrung ist es sinnvoll, immer ein Ersatz-She-P dabeizuhaben. Es kann tatsächlich passieren, dass eines einreißt, zum Beispiel beim Entfernen des Klebers. Gerade bei längeren Urlauben oder während eines Kurses kann ein Ersatz extrem hilfreich sein, denn andernfalls ist man schnell komplett raus.

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Irgendwann ist an der Zeit, das She-P vollständig vom Kleber zu befreien, denn eines Tages sind es einfach zu viele Klebeschichten und dadurch büßt das Material an Flexibilität ein, wird gegebenenfalls uneben und kann dadurch unter Umständen undicht werden. Hierfür gibt es mehrere Möglichkeiten, einerseits kann man den Kleber vorsichtig Stück für Stück abreiben oder abziehen, was jedoch sehr mühsam und zeitaufwendig ist. Für den Kryolan-Kleber habe ich eine gute Alternative gefunden: den Kryolan NEO Adhesive Klebe-Entferner und Verdünner. Diesen nutze ich bei meinem blauen She-P 3.0 sehr erfolgreich.

Ich verwende dafür eine flache Plastikdose (Achtung: Diese ist danach nur noch für diesen Zweck nutzbar), gebe etwas Entferner hinein und lege das She-P mit der Klebefläche nach unten hinein. Nach einer Einwirkzeit wird der Kleber glibberig weich und lässt sich relativ einfach abschieben. Mit beiden Varianten erhält man anschließend wieder ein sauberes She-P.

Achtung bei der Nutzung des Entferners beim schwarzen She-P 2.0: Hier gab es bereits Probleme mit dem Material, sodass es unbrauchbar wurde. Bei meinem blauen 3.0 traten hingegen mehrfach keinerlei Probleme auf.

Mein Fazit

Wie ihr seht, ist das She-P kein Hexenwerk, aber auch kein Produkt, das man einmal anklebt und nie wieder darüber nachdenken muss. Es erfordert Übung, Geduld und ein wenig Experimentieren. Dafür ist es eine enorme Erleichterung, körperlich wie auch mental. Lange Tauchgänge, Kaltwasser und technische Tauchprofile werden dadurch deutlich entspannter.

Und vielleicht das Wichtigste: Es ist völlig in Ordnung, darüber zu sprechen. Mittlerweile gibt es viele Frauen im Tauchsport, und jede von uns brauchte anfangs ein paar Tipps und Tricks. Warum redet eigentlich niemand darüber?