Negros: Alles in Zucker, alles außer gewöhnlich

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29.01.2021 16:07
Kategorie: Reise

Besuch auf der Insel Negros

In Negros Occidental, dem Norden und Westen der philippinischen Insel, erstrecken sich die größten Zuckerrohrplantagen des Landes, aus deren Ertrag etwas Besonderes entsteht. Im Süden der größten Insel des Visayas Archipels liegt ein Taucherparadies. Genusspotential hat beides.

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Bericht von Sibylle Gerlinger, Bilder von Gerald Nowak

Kein Windhauch regt sich in der Stille hoch über der Tambobo Bay im Süden der Insel Negros. Umrahmt von undurchdringlichem Tropengrün liegt diese Bucht unter uns, auf der nicht die üblichen Bangkas dümpeln, sondern zahlreiche Segelboote. Völlig untypisch für philippinische Gewässer. Wir stehen auf der ausladenden Terrasse eines ungewöhnlichen Anwesens. Sie gehört zu einer mexikanisch anmutenden Hacienda. Auch völlig untypisch für die Philippinen. Aber was ist schon typisch. Doch immer nur das Erwartete. Und dass wir dieses Haus und seinen außergewöhnlichen Eigentümer nur durch die Bekanntschaft eines weiteren ganz besonderen Menschen kennenlernen durften, ist dann eigentlich auch schon klar.

Auf jeden Fall Grund genug, gemeinsam die Gläser zu heben. Standesgemäß mit einem „Don Papa“ natürlich, jenem philippinischen Rum, der gerade von Bartendern weltweit gehypt wird. Seinen Geschmack verdankt dieser jenem hochwertigen Zuckerrohr, das auf dem Lavaboden rund um dem Vulkan Kanlaon im Zentrum von Negros bestens gedeiht. Seinen Namen hingegen verdankt er Papa Iso. Der wurde hier 1846 als Dinisio Magbuelas geboren, ein einfacher Arbeiter auf den Zuckerrohrfeldern, der sich die Fremdbestimmung und Ausnutzung durch die Kolonialmacht Amerika nicht länger gefallen lassen wollte und zum geistig-politischen Anführer des Befreiungskrieges aufstieg. Bis heute hat Papa Iso als Revolutionär Heldenstatus auf den Philippinen. 2012 wurde nun ein neuer Rum nach ihm benannt, der seinen Eroberungszug um die Welt bisher erfolgreich bestreitet.

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„Don Papa“ zeigt, dass asiatische Sorten jenen aus der Neuen Welt in Nichts nachstehen müssen. Papa Iso wäre es vermutlich egal gewesen, dass etwas Hochprozentiges seinen Namen trägt. Aber es hätte ihm bestimmt gefallen, dass etwa ein Euro jeder verkauften Flasche gespendet wird, um die Opfer des Taifuns von 2013 beim Wiederaufbau ihrer Häuser zu unterstützen. Und so sorgt Papa Iso auf Umwegen also bis heute für ein wenig Gerechtigkeit.

Eine tolle Kombination: Tauchsafari mit Hotelaufenthalt

Chris Heim ist ein schweizer Energiebündel und in der Tauchwelt bekannt. Vor dreißig Jahren eröffnete er die erste Tauchbasis der Sea Explorers und legte damit den Grundstein für außergewöhnliche Taucherlebnisse auf den Philippinen. Damals steckte der Tauchtourismus des Landes noch in den Kinderschuhen. Die Unterkünfte waren einfach und die Bedingungen für Gründer umso schwerer. Aber wer Chris kennt, weiß, dass er nicht nur unentwegt neue Ideen hat, sondern diese auch unermüdlich in die Tat umsetzt. Und so gehören zu den Sea Explorers heute mehrere Tauchbasen und Pura Vida Resorts auf Bohol, Malapascua und eben hier auf Negros.

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Auch die Idee, Tauchsafari mit Hotelaufenthalt zu kombinieren, stammte seinerzeit von Chris. Bequem wechseln die Gäste per Bangka nach mehreren Tagen Unterkunft und Insel. Auf der Überfahrt wird normal abgetaucht, so dass kein Tag durch Transfer verlorengeht, während sich fleißige Hände ums Gepäck kümmern. Gemütliche Bootstour inklusive.

Die Hacienda, zu der uns Chris heute mitgenommen hat, gehört Karl Aguila. Karl entstammt einer der alten Zuckerrohr Dynastien der Insel. Er ist Künstler und Möbelschreiner, dessen Arbeiten mittlerweile internationale Anerkennung finden. Karls Holzmöbel und Skulpturen bezaubern durch einen ungewöhnlichen Stil- und Materialmix aus Alt und Neu. Antike Türen, Schiffsteile und Porzellanstücke werden von ihm gekonnt einem völlig neuen Zweck zugeordnet und zu Tischen, Sitzgelegenheiten oder Wandschmuck umfunktioniert.

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Anglerfische und Critter

Den Südosten der Insel nennt man Negros Oriental. Die Flanken der fernen Gebirgssilhouetten fallen dort eher in sanften Bögen zum Meer hinab. Südlich von Dumaguete City hat sich der Tourismus etabliert, denn die Unterwasserwelt ist wunderschön und sehr vielfältig. Dieses Potential hat Chris schon vor langer Zeit erkannt. Das Pura Vida Dauin Tauchresort an einem schönen Strand mit Blick auf die vorgelagerte Insel Apo gelegen, scheint Chris besonders am Herzen zu liegen. In der weitläufigen Gartenanlage verteilen sich sehr verschiedene Zimmerkategorien, wodurch hier Singles, Paare und Familien ideale Unterkünfte finden. Gleich nebenan hat Chris mit den Vida Homes ein Konzept für exklusives und sehr privates Wohnen geschaffen und damit auch den Highend Urlauber erreicht. Das Interior Design für die Anlage stammt von Karl Aguila, dessen Möbelstücke den Apartments ein ganz besonders Ambiente verleihen.

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Die küstennahen Tauchspots zwischen den Orten Dumaguete und Dauin sind fast ausnahmslos flache Sandplätze, teilweise mit Weichkorallenbesatz. Jedes Resort hat hier sein eigenes Hausriff direkt am Strand. Auf dem vulkanisch dunklen Boden mit den goldenen Sprenkeln machen sich die seltenen und ausnahmslos bunten Critter besonders gut. Anglerfische gibt es in jeder Größe und Erscheinungsform. Vor allem im späten Frühjahr zwischen März und Mai sieht man die Ergebnisse ihrer erfolgreichen Reproduktion. Dann herrscht Babyboom und die Sandflächen sind voll mit „Froggies“ im Miniformat. Erst die heranwachsenden Anglerfische trifft man im Schutz von Korallen oder versunkenen Baumstämmen an, wenn sie sich ihr eigenes Revier erkämpft haben. Dazu gesellen sich seltene Krebstierchen, wie Tiger-, Harlekin oder gestreifte Hummel Garnelen und natürlich eine unendliche Vielfalt an Nacktschnecken.

Mehrere künstlich angelegte Riffe und kleine Wracks sorgen für zusätzlichen Unterschlupf und sind bunt bewachsen. Der soziale Wohnungsbau tropischer Riffe, quasi. Vielleicht im Anfangsstadium nicht so hübsch wie eine echte Korallenlandschaft, dafür aber dicht besiedelt. Für Makrofotografen ist das schlichtweg paradiesisch. Anders als in anderen Ländern verstehen sich die Guides auf den Philippinen nicht als Aufpasser, deren Anweisungen man Folge zu leisten hat. Eher sehen sie sich als Dienstleister auf Augenhöhe, die den Tauchgast bei der Suche nach den marinen Minischönheiten unterstützen und bezeichnen sich daher als „Spotter“. Für jeden halbwegs selbständigen Taucher oder Fotografen, der die Autorität einiger Diveguides schon erleben musste, ist das ein ganz anderes und wunderbares Miteinander, das man nicht mehr missen möchte.

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Mehrmals wöchentlich werden Ausfahrten hinüber nach Apo Island angeboten. In diesem Marineschutzgebiet zeigt sich die Visayas See von einer ganz anderen Seite. Einst war das Gebiet überfischt, die Korallenlandschaft durch Dynamit zerstört. Ein philippinischer Marinebiologe entwickelte in Zusammenarbeit mit den einheimischen Fischern ein Konzept, dort eine Schutzzone einzurichten. Seit 1985 steht ein 450 Meter langer Abschnitt vor der Insel unter Schutz, der seitdem nur noch von den Fischern der Insel nachhaltig befischt werden darf. Das Riff hat sich erstaunlich erholt und zeigt sich in seiner ganzen Artenvielfalt mit großem Fischreichtum.

Überwiegend wachsen hier Hartkorallen und riesige Schwämme auf den terrassierten Hängen. Sie sind Heimat und Futterplatz einer großen Anzahl ortstreuer Schildkröten, Seeschlangen und Fischschwärme. Die Unterwasserlandschaft mutet schon fast „rotmeerisch“ an. Nach anfänglicher Skepsis der betroffenen Einheimischen hat sich das Erfolgsmodell herumgesprochen und landesweit mehrere Nachahmer gefunden, so dass weitere Meeresschutzzonen initiiert werden konnten. Auch darauf stoßen wir gerne wieder an, mit einem bernsteinfarbenen Don Papa natürlich!

Resorts der Region Dauin / Dumaguete im Überblick

Das Tauchen spielt sich grundsätzlich an den küstennahen (Muck)Tauchplätzen sowie an der vorgelagerten Insel Apo (Steilwände, Korallen, Schildkröten) ab. Die Tauchbasen der Resorts haben im Prinzip dieselben Tauchplätze im Portfolio, jedes hat ein artenreiches Hausriff vor dem Strand. Alle drei verfügen natürlich auch über einen Spa-Bereich.

Pura Vida Dauin

Das im Artikel beschriebene Resort von Chris Heim ist nicht das einzige Pura Vida Hotel des Unternehmens. Chris hat einst das Inselhopping mit der Bangka erfunden. Damit bietet er als einziger Urlaub auf verschiedenen Inseln an, bei dem kein Urlaubstag oder Tauchgang verloren geht. Die Tagestrips werden so gestaltet, dass man dabei von einem Resort zum anderen wechselt und tauchen geht, während fleissige Hände das Gepäck im neuen Resort versorgen. Weitere Pura Vida Hotels befinden sich auf Cabilao, Malapascua und Panglao bei Bohol. Zusammen mit dem benachbarten Vida Homes werden damit sämtliche Unterkunftskategorien von einfachen Bambushütten über gehobene Bungalows und Familienzimmer, bis hin zum völlig privaten Luxusapartment mit Privatpool abgedeckt. Das Restaurant mit offener Küche und der Poolbereich wurden gerade erst neu gestaltet und eröffnet.

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Fazit: Rundum-sorglos-Paket für entspannte Tauchurlaube für Singles, Paare und Familien
https://www.sea-explorers.com
https://pura-vida.ph
Karl Aguila, https://www.atelier-aguila.com
Pura Vida Dauin auf Taucher.Net
Sea Explorers auf Taucher.Net

Atmosphere Resort

Das Resort liegt auf den Philippinen auch preislich im höchsten Segment. Die Bungalows sind ebenso wie die weiten Rasenflächen dazwischen besonders großzügig und minimalistisch gestaltet. Das Atmosphere versteht sich eher als exklusiver Rückzugsort für Menschen, die auch tauchen wollen, ist also kein klassisches Tauchresort. Besonders stolz ist man auf den Küchenchef und auf zusätzliche Angebote wie Wellness und Yoga.

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Fazit: Exklusives Hideaway, eher für Paare, aber auch Familien
https://atmosphereresorts.com
Atmosphere Resort & Tauchbasis auf Taucher.Net

Atlantis Hotel

Zum Unternehmen gehören ebenso das Atlantishotel in Puerto Galera auf der Insel Mindoro sowie das Tauchschiff Atlantis Azores, das in der entsprechenden Saison den Tubbataha Archipel ansteuert. Kombinationen zwischen Hotel und Schiff sind dann eine gute Ergänzung.

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In Dumaguete verstecken sich die doppelstöckigen Gebäude in einem kleinen Tropenparadies, das einem botanischen Garten gleicht. Mahlzeiten werden im hervorragenden Toko‘s Bistro des Hotels eingenommen und werden – sogar zum Frühstück – à la Carte zubereitet. Bis zu fünf Tauchgänge pro Tag sind hier möglich, diese sind daher zeitlich auf 60 Minuten begrenzt (sonst ist das Pensum nicht zu schaffen).

Fazit: Hotel für Vieltaucher und Paare.
https://atlantishotel.com
Atlantis Dumaguete auf Taucher.Net

Alle Resorts z.B. über: www.waterworld.at