Euro-Divers Cala Jóncols im Norden Spaniens

Teile:
03.07.2018 10:13
Kategorie: Reise

Die ziemlich andere Tauchbasis

Wenn es überhaupt eine Tauchbasis am Mittelmeer gibt, die kaum eines der üblichen Tauchbasen-Klischees erfüllt, dann ist es die Tauchbasis der Euro-Divers in Cala Jóncols. Cala Jóncols liegt hoch oben im Norden Spaniens zwischen den katalonischen Urlaubsorten Cadaqués und Rosas, nahe der französischen Grenze. Und Cala Jóncols gibt es streng genommen gar nicht, denn es ist kein Ort, sondern nur eine von vielen verträumten Buchten an der Costa Brava. Hier gibt es keinen feinen Pulverstrand mit endlosen Reihen von Sonnenliegen und hier befindet sich auch kein malerischer, kleiner Hafen der zum Flanieren einlädt. Cala Jóncols ist das Hotel Cala Jóncols und die Tauchbasis der Euro-Divers – mehr nicht. Keine Discos, keine Promenadenrestaurants, keine Eisdiele und kaum etwas davon, was man als Urlauber von einem kleinen verträumten Fischerort am Mittelmeer erwartet. Und dort Urlaub machen und zum Tauchen gehen...? Ja! Und es gibt viele gute Gründe dafür, dieses touristische Kontrastprogramm einmal auszutesten.

Gallery 3 here

Bericht von Harald Apelt

Wer den Firlefanz des klassischen Massentourismus sucht, ist hier fehl am Platz. Schon die Anfahrt von Rosas nach Cala Jóncols durch die unter Naturschutz stehenden Berge des Cap de Creus ist ein kleines Abenteuer. Nach rund 20 Minuten über kleine, teils unbefestigte Straßen geht’s hinab in die abgelegene Bucht in der die Euro-Divers ihre Basis seit 2003 betreiben. Im Gleichschritt mit dem kleinen Familienhotel haben sie sich inzwischen zu einer Top-Adresse am Mittelmeer gemausert. Das Programm, das Tauchern, Urlaubern und Feinschmeckern hier geboten wird, findet man in dieser Ausprägung nicht sehr oft im Mediterraneum.

Die Euro-Divers, die als weltweit agierender Tauchbasenverbund über sehr viel Erfahrung und Know-how verfügen, werden in Jóncols seit inzwischen 15 Jahren von Martine Desitter und Jan Boelen vertreten. Beide sind gebürtige Belgier, aber im Herzen sind sie wohl eher so etwas wie Weltbürger. Vor der Basisleitung in Jóncols waren sie auf den Malediven, in Thailand, Jamaica, Aruba, Costa Rica, Indonesien und in Spanien auf Mallorca und Teneriffa tätig. Und die ganze Erfahrung floss auch in die Führung dieser Euro-Divers Tauchbasis ein, und hier treffen sich Taucher aus allen Ecken der Welt. Vornehmlich aus Europa, natürlich aus Spanien und aus Frankreich, Belgien, Deutschland, Österreich und aus dem skandinavischen Raum. Die Atmosphäre ist hier wohltuend international, wie auch in dem kleinen Hotel Cala Jóncols, dass seit 1955 im Familienbesitz betrieben wird und heute in dritter Generation von Manuel Gomez Fernandez und seinem Bruder Michael geleitet wird. Insgesamt sind es nur 35 Zimmer und Bungalows die zur Verfügung stehen, also ein eher kleines Angebot, das sich eine ganz unterschiedliche Klientel miteinander teilt.

Gallery 4 here


Ein vielseitiges Tauchgebiet mit spannender Topografie

Taucher sind hier gern gesehene Gäste, denn die beiden Hotelinhaber sind beide selbst auch leidenschaftliche Taucher und sogar Tauchlehrer. Und das hat seinen Grund, denn Michael war 15 Jahre für die Euro-Divers in vielen Ländern unterwegs und so verwundert es auch nicht, dass Hotel und Tauchbasis in vielen Dingen im Gleichschritt gehen.

Das Tauchgebiet hier oben im Norden Spaniens ist sehr vielseitig und es bietet sowohl Anfängern als auch fortgeschrittenen Tauchern ein breites Spektrum an. Das Gebiet um das Cap de Creus ist ein Nationalpark, dessen Nutzung für Taucher aber auch für Fischer und Freizeitkapitäne strengen Regularien folgt. Die Fischbestände sind hier noch nicht so reduziert, wie in vielen anderen Regionen des Mittelmeers und von der Topografie ist das Tauchgebiet um Cala Jóncols außerordentlich spannend. Jan und Martine sind hier in den Gewässern zuhause und ihre 15 Jahre Jòncols-Erfahrung machen sich bezahlt, wenn es darum geht, bei jeder Wind- und Wetterlage und bei allen Ansprüchen der Gäste, den optimalen Tauchplatz im Angebot zur haben.

Martine ist im ersten Beruf Lehrerin und hat als IDC-Staff Instructor insgesamt schon mehr als 6000 Tauchgänge unternommen. Und Jan ist Padi Master Instructor und CMAS TL** und hat von Geburt an offenbar so etwas wie ein Fröhlichkeitsgen in seinen Anlagen. Egal ob in Düsseldorf während des stressigen Messemarathons oder daheim bei Flaschenfüllen, bei der Ausbildung oder am Ruder des hochmodernen großen Tauchschiffes „Mar Blava“, das Zulassung für bis zu 44 Taucher hat – es vergeht kaum eine Minute, in der man nicht zumindest einen lauten Lacher von Jan hört.

Die „Mar Blava“ ist das „Flaggschiff der Euro-Divers, das mit maximal 35 Tauchern belegt wird und auch großen Gruppen ausreichend Platz bietet. Ein Sonnendeck auf dem Dach kann bis zu 15 sonnenhungrige Gäste aufnehmen und die 18 Knoten (33 km/h) schnelle Mar Blava hat zudem noch etwas, was man nicht alle Tage sieht: Am Heck des hochmodernen Tauchschiffes befindet sich eine Liftplattform, die mit einer Tragkraft von bis zu 800 Kilogramm vier voll ausgerüstete Taucher aus dem Wasser stehend hinauf aufs Hauptdeck heben kann. Bequemer geht’s kaum noch.

Gallery 1 here

Die kleinere, sportlichere Variante heißt „Bafi“, kann mit 12 Personen belegt werden, und läuft bei Bedarf mit maximal sechs Tauchern aus. Das Speedboot gehört eher in die Kategorie Flugzeug, denn mit seiner 2 x 200 PS-Motorisierung fliegt es bei glatter See nur so über die Wasseroberfläche. Es steht sowohl kleinen Gruppen für Sonder- und Schnorcheltouren zur Verfügung, bringt  aber auch mal Gruppen in Windeseile herum ums Cap de Creus in den pittoresken ehemaligen Sommersitz Salvador Dalis nach Cadaqués. Das dritte Boot, ein Zodiac mit 45 PS, ist stets im Kielwasser der Mar Blava mit von der Partie und unterstreicht das ausgeprägte Sicherheitskonzept der Euro-Divers in Cala Jóncols.

Auch wenn es in Cala Jóncols eher familiär zugeht unterscheidet sich das Programm soweit nicht elementar von dem, was hunderte anderer Basen auch anbieten. Was die Euro-Divers Tauchbasis im Norden Kataloniens aber so unverwechselbar macht, sind die vielen kleinen Randnotizen, die es von hier über die Saison zu vermelden gibt. Mehrmals im Jahr werden Apnoe-/Yogakurse angeboten, die Martine als Yoga-Trainerin gemeinsam mit Apnoe-Topathleten anbietet. Zweimal im Jahr kommt der katalonische Apnoe-Weltmeister Miguel Lozano vorbei um fortgeschrittenen Apnoesportlern Einblicke in die Profi-Techniken des Freitauchens zu gewähren und mit dem von Martine angeleiteten Mental- und Atemtraining die individuellen Leistungsgrenzen zu erweitern.

Schnorcheln, Sea Trekking und Standup-Paddling im Angebot

Weniger sportlich geht es beim Standup-Paddling zu und für Anfänger lohnt es schon einmal, mit dem SUP-Board die Bucht von Jóncols zu erkunden. Für ambitioniertere Paddler werden Küstentouren von Rosas nach Cala Jóncols angeboten, die dann schon eher eine Herausforderung sind.

Nicht nur für Taucher, die gern mal die zerklüfteten Felsbuchten am Cap de Creus schnorchelnd erkunden möchten, sondern auch für Anfänger und Kinder bieten die Euro-Divers Schnorcheltrips entlang der Küste an. Mit dem großen Schiff oder dem Speedboot geht es je nach Wetterlage in ruhige, windgeschützte Buchten in der es in zwei Stunden viel zu entdecken gibt.

Gallery 2 here

Ein noch kaum verbreiteter neuer Trend hat auch schon in Cala Jóncols Einzug gehalten. Sea Trekking ist so etwas wie ein Schnorcheltrip entlang der Küste mit Übernachtung in der Ruhe einer abgeschiedenen Bucht. „Relaqua“ (Relaxing in Aqua)  heiß der neue Trend, der das Sea-Trekking zu einem besonderen Erlebnis macht.  In den sternenklaren warmen Sommernächten in Nordspanien schwimmen die Teilnehmer von Cala Jóncols aus etwa zweieinhalb Kilometer Richtung Cala Figuera in eine sonst nicht zugängliche Bucht und bereiten hier das Nachtlager am  offenen Lagerfeuer vor. Das benötigte Equipment wird in neu entwickelten schwimmfähigen, wasserdichten Säcken mitgenommen. Und für das leibliche Wohl vor Ort in der verwunschenen Bucht sorgt die Tauchbasis, die das Essen und die Getränke mit dem Boot anliefert. Warme Dusche und Kuscheldecke gibt’s hier zwar nicht, dafür aber ein unvergessliches Rendezvous mit der Natur. Es ist zwar kein Tauchgang aber als Teilnehmer taucht man ein in eine neue Wahrnehmung des Meeres und  wird zum Teil der Schwingung der Wellen, der Ruhe und Abgeschiedenheit von dem Trubel der Zivilisation.

Während die Sea-Trekker in der abgeschiedenen Bucht „Back to the roots“ realisieren und die Ruhe genießen, läuft das Küchenteam um den senegalesischen Chefkoch Morgan im kleinen Hotel Cala Jóncols wie jeden Abend zu Hochform auf. Ambitionierte Weltküche wird hier geboten, denn Morgans heimischer Herd liegt in Cala Jóncols, doch in den Wintermonaten, wenn es auch an der Costa Brava ungemütlich wird, und Hotel und Tauchbasis geschlossen sind, ist Morgan im Auftrag seiner beiden Chefs immer in der „kulinarischen Weltgeschichte“ unterwegs. Und was er von diesen mehrwöchigen Trips mit Seitensprüngen in andere   Regionen und Restaurants im Frühjahr mit nach Cala Jóncols zurück bringt, hat dem kleinen Hotel und Restaurant inzwischen einen sehr guten Ruf auch über Kataloniens Grenzen hinaus beschert.

Gallery 5 here

Dass das Team aus Hotel/Restaurant und Tauchbasis so ganz nebenher auch noch ein eigenes kleines Weingut betreibt und aus den Olivenbäumen in Jóncols auch noch mehr als nur den Eigenbedarf des Hotels an köstlichem Bio-Olivenöl herstellt, ist eine weitere Facette, dieses ungewöhnlichen Konstrukts. Und weil eine Weinlese oder eine Olivenernte mit der eigenen Verarbeitung bis zum fertigen Öl auch für manchen Taucher von Interesse ist, gibt es inzwischen auch einige tauchende Wein- und Oliven-Erntehelfer, die mit Spaß und guter Laune während ihres Urlaubs neben Meeresforscher auch mal Wein- und Olivenbauer spielen mögen. Monetär gibt's da nichts zu verdienen. Aber neben viel Spaß gibt es eine kleine Aufwandsentschädigung. Flüssig natürlich...

Auch interessant:
Freitauchen in Cala Jóncols
Mehr zum Wein von Cala  Jóncols
Die Oliven von Cala Jóncols

Euro-Divers Cala Joncols auf Taucher.Net