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Untersuchung einer Reihe an Unfällen von Yachten für Tauchurlaube
Nach der Kenterung des Tauchsafarischiffs Carlton Queen in Ägypten am 25. April 2023 wurden eine Reihe von Aktivitäten gestartet, um den Ursachen solcher Unfälle auf den Grund zu gehen. Eine dieser Maßnahmen ist eine Bachelorarbeit mit dem Titel „Untersuchung einer Reihe an Unfällen von Yachten für Tauchurlaube“, die zwischen Juni und November 2023 von Justus Schiszler an der Fachhochschule Kiel im Studiengang Schiffbau und maritime Technik erstellt wurde. In der Arbeit wurden Unfälle von Tauchsafarischiffen seit 2006 erhoben und nach den vermutlichen Unfallursachen gruppiert.
Weiterhin wurde die Vorschriftenlage untersucht. Ausgewählte Unfälle, zu denen hinreichende Informationen zur Verfügung standen, wurden ausführlicher analysiert. Darüber hinaus erfolgten Vergleiche zu den Unfallzahlen der allgemeinen Schifffahrt sowie Sicherheitsempfehlungen für Tauchsafarischiffe. Die Bachelorarbeit ist nun in deutscher und englischer Sprache mit einem Überblicksartikel auf Englisch auf der Webseite https://insightscuba.com/diving-liveaboard-safety/ verfügbar (Download auch hier).
Zur Bekanntmachung der Bestrebungen, die Sicherheit zu erhöhen, wurden auf der Messe boot 2024 in Düsseldorf einige kurze Gespräche zum Thema Sicherheit auf Tauchsafarischiffen geführt. Zunächst konnten Jan-Phillip Lauer und Justus Schiszler mit Repräsentanten der ADTO (Association of Dive Tour Operators e.V.) und des ägyptischen Tourismusministeriums sprechen. Aus letzterem Gespräch ergab sich die Bitte, eine E-Mail mit Empfehlungen für bessere Sicherheitsmaßnahmen zu senden. Wie zugesagt wurde das Informationsschreiben an den Minister gesendet, bisher aber noch nicht geantwortet.
In den folgenden Messetagen folgten weitere Gespräche mit verschiedenen Reiseveranstaltern, wie Hammerhead oder Bluewater Safaris. Dabei wurde ersichtlich, dass es zu den bestehenden Vorschriften sehr verschiedene Meinungen gibt. Das Spektrum der Wahrnehmungen reicht von einer nicht ausreichenden Vorschriftenlage bis hin zu unerfüllbaren Vorschriften. Es sind sich jedoch fast alle einig, dass etwas an den Regulierungen geändert werden muss, um die Sicherheit zu erhöhen. Auch zu strikte Vorschriften geben keine Sicherheit, da dann leider die Tendenz besteht die, Vorschriften nicht einzuhalten.
Bachelorarbeit: Untersuchung einer Reihe an Unfällen von Yachten für Tauchurlaube
In der Bachelorarbeit von Justus Schiszler (Student am Institut für Schiffbau und maritime Technik in Kiel) werden Schiffsunfälle / Havarien auf Tauchsafaritouren analysiert. Für die Basis-Analyse als Grundlage der Bachelorarbeit wurden zunächst bekannten Unfälle kurz beschrieben und eine statistische Auswertung der Unfälle im Hinblick auf die Verteilung über die Zeit, die Ursachen und Folgen der Unfälle, die Opferzahlen und die Unfallorte durchgeführt.
Im Anschluss werden die so erhobenen Daten mit Daten aus der weltweiten Schifffahrt verglichen. In diesem Kapitel werden grundsätzliche Informationen zu den gefundenen Unfällen zusammengefasst: Es wurden 31 Unglücke aus den Jahren 2006 bis 2023 (August) für die Analyse berücksichtigt.
Für den Vergleich mit weltweiten Daten der allgemeinen Schifffahrt wird zunächst eine Statistik der Allianz Versicherung verwendet. Um die Anzahl der Unfälle bei Tauchsafarischiffen pro Jahr mit der weltweiten Schifffahrt zu vergleichen, kann man die Anzahl der Unfälle pro Jahr in Relation zu der Anzahl an Schiffen, die derzeit fahren, setzten. Leider schneidet das Segment Tauchsafarischiffe hier nicht besonders gut ab: Trotz besonderer Schwierigkeiten die Daten statistisch zu vergleichen, sind wohl bei den Tauchsafarischiffen bedeutend mehr Unglücksfälle zu verzeichnen, als in der weltweiten Schifffahrt; auch bei einer nur groben Abschätzung.
Zusätzlich werden die Vorschriften zu den häufigsten Unfallursachen dargelegt und mit Richtlinien von lokalen Organisationen wie z.B. der ägyptischen Chamber of Diving and Watersports (CDWS) verglichen. Dabei werden auch Inspektionen durch lokale Organisationen geschildert und analysiert.
Zwei Unglücksfälle im Fokus der Arbeit
Zwei Unglücksfälle sind im Fokus der Arbeit: Das schreckliche Unglück auf der „Conception“ mit 34 Toten wird anhand des offiziellen Seeunfalluntersuchungsberichts der National Transportation Safety Board (NTSB) geschildert sowie die identifizierten Ursachen und Empfehlungen dargelegt.
taucher.net/diveinside-34_todesopfer_bei_naechtlichem_brand_auf_tauchschiff_conception und taucher.net/diveinside-voruntersuchung_abgeschlossen__neue_details_zum_conceptio-desaster
Der zweite Fall der genauer betrachtet wird, ist das Kentern der „Carlton Queen“ am 25. April 2023. Hierzu liegt nach wie vor kein offizieller Untersuchungsbericht vor. Bei der Kenterung der „Carlton Queen“ im Roten Meer sind einige Personen von Bord gefallen, allerdings konnten glücklicherweise alle Personen gerettet werden. Das Schiff ist nach mehrfachen starken Rollbewegungen gekentert und kurz darauf gesunken.
Anhand der detailliert beschriebenen Unfälle werden auch Möglichkeiten aufgezeigt, wie ähnliches in Zukunft vermieden werden könnte. Zuletzt werden noch Vorschläge für Änderungen in der Aufsicht der Schiffe beim Bau und im späteren Betrieb sowie bei der Ausbildung der Besatzungen dargelegt.
Download Bachelorarbeit (und Errata)
https://taucher.net/tnetdocs/Bachelorthesis_und_Errata_Schiszler_D.pdf