Auf einem Kamel zu reiten, nur um mal auf einem Kamel geritten zu sein, ist nicht halb so befriedigend wie auf einem Kamel zu reiten, weil es sein muss. Das gibt dem ganzen einen schönen realitischen Hintergrund. Warum man muss? Weil man von Dahab aus nur bis zum Blue Hole mit dem Pickup fahren kann, dann kommt ein langer Weg am Ufer entlang, teilweise über Felsen führend, den man nur zu Fuß oder hoch zu Kamel bewältigt. Die Viecher tragen alles, dünne und dicke Taucher, Blei, Flaschen, Gerödel, Proviant - und so bepackt tänzeln sie noch elegant über schmale Felsenpfade und finden immer selber den besten Weg. So reitet man also vom Blue Hole bis zu dem von einigen Beduinenfamilien bewohnten Ras Abu Galoum und wird dort, kaum vom Kamel gestiegen, von mehreren verschleierten Damen und Mädchen mit ihrem teils selbst gebastelten gräßlichen Modeschmuck überfallen. Nur auf der Toilette und unter Wasser lassen sie einen in Ruhe. Wohl dem, der sich einem arabisch sprechenden Guide anvertraut hat. Dessen Machtwort verschafft einem dann wenigstens beim Essen und beim An- und Abrödeln Ruhe. Es gibt 2 in den Tauchführern vorgeschlagene Tauchgänge, die sich Ras Abu Galoum Süd und Nord nennen. Unser Guide zog es wegen der recht munteren Strömung vor, für beide TG die Einstiegstelle Nord zu wählen. Man taucht hier über einen schier endlosen Korallengarten hinweg, den wir in solchen Dimensionen noch nie irgendwo gesehen haben. Er breitet sich über einem Abhang von ca. 30° Neigung aus und bietet alles an Korallenformationen, was das Rote Meer aufzuweisen hat. Besonders beeindruckt waren wir von einer Entdeckung an einem ca. 2,50 m hohen Korallenblock in der Nähe des Eingangs. Dort versteckten sich zwei ineinander verschlungene Octopussies, deren aufgrund der Armdicke vermutete Größe uns Gänsehaut auf den Rücken trieb und wir waren froh, dass sie nicht neugierig herauskamen, obwohl wir das sonst immer ganz gerne haben. Was ich an Ras Abu Galoum am liebsten mochte, waren die unermesslichen vielfarbigen und glitzernden Wolken von Klein- und Jungfischen, die über dem Riff toben. Man fühlt sich dort wie in einer Konfettischlacht bei einem Staatsbesuch auf der 5th Avenue. Nach zwei wunderbar entspannten Tauchgängen und einem ganz ordentlichen Mittagesssen dazwischen ging es abends wieder gemächlich auf den Kamelrücken schaukelnd zum Blue Hole zurück, wo uns der Pickupfahrer erwartete.