Schreibe eine Bewertung

Bewertungen(24)

Die von Italienern geführte Basis gehört zum und ...

Die von Italienern geführte Basis gehört zum und liegt auf dem Gelände des Fort-Arabesque-Hotels, das ein Normal- und kein spezielles Taucherhotel ist. Für Taucher ist die Buchung des hinteren Trakts zweckmäßig (West Wing, Zimmer 160 bis 492). Dann hat man kaum 200 m bis zum Basenstandort.

Es handelt sich um eine Basis mit insgesamt eher kleinem Kundenumschlag. Sie hat daher auch üblicherweise nur ein kleines Boot in Aktion, das für Ein-Tauchgangs-Ausfahrten im Umkreis von ungefähr 5-6 km (20-30 min Anfahrt) geeignet ist. Anlegen des Anzugs erfolgt bereits an Land, nur der Rest wird dann am Tauchplatz aufgenommen. Damit erschließt sie in diesem Nahbereich rund um die Makadi-Bucht ungefähr acht bis zehn unterschiedliche Tauchplätze durchschnittlich guter Qualität. Das Hausriff vor dem Hotel ist strittig. Andere äußerten sich zufrieden, ich hätte mir den Einführungstauchgang dort lieber erspart.

Sollte entsprechend zahlreiches Kundenverlangen da sein (mindestens drei tauchende und noch eine größere Anzahl sonstige Ausflugsinteressenten vom Hotel), klinkt sich die Basis in ein Yacht-Angebot ein, dann gibt es also die Ägypten-üblichen Ganztagesausfahrten etwa nach Norden zum Nationalpark Giftun oder nach Süden Richtung Safaga. Das passiert allerdings wohl höchstens bis zu zweimal die Woche, meist ist aber auch hierbei die Taucher-Gruppe angenehm klein. Ebenfalls über die Basis vermittelt, kam ich mit zwei weiteren Interessenten auch zu einer von Safaga aus startenden Tour zum Wrack der Salem Express, die ich als lohnend empfunden habe.

Italienisch geführt, besticht die Arbeitsweise der Basis durch eben jene Nonchalance, die das Vorurteil den Italienern gewöhnlich nachsagt. Dem Ganzen fehlt eine gewisse Ambition, anstrengend-wichtigtuerisches Tauchen zu bieten, deshalb dürfte die Basis für jüngere, noch die aufregende Herausforderung suchende Taucher aber eher weniger Attraktivität entfalten. Hingegen scheint sie bei älteren deshalb ein ausgesprochener Geheimtipp zu sein. Unter den Deutschen tauchte ich überwiegend im trauten Kreis von ü60, auch bei den Briten und Italienern überwog diese Altersgruppe markant (es waren allerdings auch ein paar jüngere Taucher da).
Man kann zeitlich zwischen bis zu vier Ausfahrten am Tage wählen. Die Tauchgruppen erreichen daher (im Mai) auch auf dem kleinen Boot kaum sechs Teilnehmer. Alles geht unaufgeregt und regelt sich am Ende von selbst. Auf individuelle Befindlichkeiten wird einfühlsam eingegangen. Es fehlt also, als positive Kehrseite der italienischen Verhältnisse, die straff-hektische Betriebsamkeit, die bei großen vor allem deutschen und britischen Anbietern häufig zum Stil gehört. Das passt natürlich zum Interesse von Älteren, insofern traf ich davon dort etliche Wiederholungstäter.

Als Diveguides fungierten zum Zeitpunkt überwiegend Ägypter mit guter fachlicher Kompetenz und Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Anforderungen der Klientel. Einige erschienen mir in ihrer Leistung überdurchschnittlich professionell und im Umgang sehr angenehm. Die Umgangssprache war überwiegend englisch (bzw. natürlich zuerst italienisch), aber mehrere Diveguides beherrschten auch einiges Deutsch.

Die Basis stattet überwiegend mit 12-Liter-Alu-Flaschen aus, auf Anfrage bekam man jedoch auch 15-Liter-Flaschen. Wer Stahlflaschen gewöhnt ist und einen stärkeren Anzug hat, sollte lieber auf diese zurückgreifen. Ich brauchte für die stark zum Auftrieb neigenden 12-Liter-Flaschen 18 kg (!) Blei. Die musste ich zum Teil in den Anzug stecken, was mir gegen Ende des Tauchgangs extreme Düpierung beim Ausbalancieren verursachte. Mit der 15-Liter-Flasche brauchte ich sofort 4 kg weniger und tauchte fortan wieder angenehm balanciert.

Zur Nonchalance gehört auch ein gewisser Mangeleindruck in einigen Ausstattungsbelangen. Die Leihausrüstung schien mir in Ordnung, allerdings tauchte ich vollständig mit eigenem Zeug. Ein bisschen neue Farbe und Auffrischung hätte dem Umkleideambiente grundsätzlich mal wieder gut getan. Der hölzerne Teil der Ausstattung, die Stell- bzw. Montierbänke, wirkte recht abgeschabt, Metallenes, etwa im Aufbewahrungsraum für die Kisten, kam recht rostig daher und der Raum wirkte insgesamt doch etwas schmuddelig.

Mit dem Säuberungswasser für die Ausrüstung ging man recht sparsam um, die Becken waren nur als Pfütze gefüllt und gegen Nachmittag wurde diese unappetitlich dreckig. Überhaupt hätte es gut getan, wenn sich am Platz nicht nur am frühen Morgen, sondern nochmal am Nachmittag jemand um nochmalige Säuberung gekümmert hätte. Eine (einzige) Dusche war vorhanden, funktionierte aber nur, wenn nicht gerade Wasser in die Becken gelassen wurde (es wurde aber auch nicht moniert, wenn man den Versuch unternahm, seinen Anzug unter dieser Dusche auszuwaschen). Die Toiletten allerdings fand ich gut sauber gehalten, dafür war wohl das insgesamt gute Hotel zuständig. Der Umzugsbereich war zwar überdacht und damit schattig, aber Anzüge und Schuhe trockneten ab Nachmittag in der prallen Sonne. Der Platz auf der Trockenstellage war auch recht beengt.

Ebenfalls zur Gruppe der ü60 gehörend, kam ich mit der Basis insgesamt gut zurecht und kann sie für meine Gruppe auch gut weiterempfehlen. Soweit ich gesehen habe, waren aber auch die jüngeren Taucher, die ich dort traf, mit dem Angebot durchaus zufrieden.

Ein letztes Wort zu dem erwähnten Tagesausflug zum Giftun-Nationalpark. Diesen hatte ich 1999 das letzte Mal besucht und ihm damals angesichts der schon damals enormen Menge von Unterwasser-Besuchern kaum eine Chance gegeben. Diesmal erschien mir die Anzahl der vor Anker liegenden Schiffe und die Unterwasser-Frequentierung trotz der derzeitigen politischen Krise des Landes noch viel größer, aber ich war erstaunt. Die Anzahl von großen Fischen, die ich sah, schien mir deutlich größer als damals und sie verweilten auch länger im Sichtbereich (natürlich war kein Hai dabei, aber große Napoleons und Vergleichbares schon, Schildkröten auch). Damit könnte, zumindest nach diesem meinem kurzen, subjektiven Eindruck, die an das Nationalpark-Konzept geknüpfte Erwartung auf Erholung des Unterwasser-Habitats aufgegangen sein. Zumindest kann ich die Exkursion dorthin empfehlen.