Wie schon vorletztes Jahr, so hatte ich auch letzte Weihnachten die
Möglichkeit eine Woche in Akumal, eine Std. südlich von Cancun,
zu verbringen. Wie ich vom Vorjahr wusste, befindet sich dort der AKUMAL
DIVE SHOP, eines der ältesten Tauchoutfits der Gegend. Es ist klein
und persönlich, und man geht dort sehr auf die Wünsche der Taucher
ein. Ich hatte mich schon im Vorfeld via e-mail mit dem Shop in Verbindung
gesetzt und war begeistert, wie prompt meine Fragen, ob zur vorhandenen
Ausrüstung oder zur Organisation des Kurses für meinen Bruder,
beantwortet wurden.
Der Dive Shop bietet verschiedene Tauchpakete an, die je nach Anzahl
den Einzelpreis senken. Ich hatte mich für das 10-TG-Programm entschieden,
das mich bei gutem Preis-Leistungs-Verhältnis nicht darauf festlegte,
unbedingt dreimal am Tag zu tauchen. Bei der Anmeldung legte ich gleich
meine 200 Dollar für das Paket hin, was den Typ etwas verblüffte.
Er meinte, normalerweise würden alle erst am Ende zahlen - einfach
tauchen und am Schluss schauen, wie viele TG man angesammelt habe und welchem
Paket das entspreche. Sehr cool. Mein Geld habe ich trotzdem dagelassen
- war mir lieber, als so viel Bargeld im Hotel zu lagern.
Wer einen Kurs macht, bekommt einen geräumigen Locker für
sein Gerödel kostenlos, alle andern für einen Dollar pro Tag.
Kostenlose Nassablagen sind auch vorhanden.
Am Eingang vor dem Shop hängt eine Tafel mit den TG der nächsten
Tage, auf der man sich einträgt. Dann kommt man eine halbe Stunde
vor Abfahrt, holt sich Blei, Flasche und was man sonst so braucht, montiert
sein Zeug, läuft zum Strand und ab ins Boot. Die Tauchgebiete liegen
mehr oder minder direkt vor der Haustür, die Fahrt mit dem (recht
kleinen) Boot hat nie mehr als 25 Minuten gedauert. Auch hier wird wieder
in Buddy-Gruppen mit Guide getaucht, wobei darauf geachtet wird, dass Taucher
mit ähnlicher Erfahrung in eine Gruppe kommen.
Unter Wasser wirft der Guide öfters einen Blick auf die eher unerfahrenen
Taucher, kontrolliert aber bei allen ab und zu den Flaschendruck. Obwohl
es durchwegs geführte TG sind, hatte ich nie den Eindruck, gehetzt
zu werden. Die Guides waren bemüht, schöne und interessante Stellen
zu zeigen: Man konnte aber auch in gewissem Maße einfach vor sich
hintauchen und angucken, was einen selbst interessierte. Ausgetaucht wurde
zusammen, mit drei Minuten Stopp auf fünf Meter (wobei die Diveguides
einem vormachten, wie relaxed ein perfekt austarierter Taucher aussieht.
Besonders der Guide Lupo hat mich sehr beeindruckt: Lag völlig regungslos
auf dem Rücken und blies perfekte Luftringe nach oben - und das bei
durchaus größerem Wellengang).
Getaucht wurde streng nach PADI RecDive Tabelle, natürlich nicht
in der metrischen Version, was mich teilweise etwas in Schwierigkeiten
gebracht hat, da ich keinen Computer dabei und einen metrischen Tiefenmesser
hatte.
Ging jemandem früher die Luft aus, wurde er mit der Person, die
am nächstwenigsten Luft hatte, nach oben geschickt, wo beide vom Boot
aufgesammelt wurden. Insgesamt liefen die Tauchgänge immer sehr ruhig
und angenehm ab.
Man kann sich auch einfach Ausrüstung mieten und ungeführt
mit Buddy direkt vom Strand aus tauchen, aber da man in der Bucht super
schnorcheln kann (es ist zum Tauchen fast nicht tief genug) und man eine
ganze Weile zum Riff vor der Bucht braucht, habe ich darauf verzichtet.
Vorsicht ist allein reisenden Tauchern allerdings bei der Buddywahl
geboten. Kommt mit Euren Mittauchern vorher auf der Basis ins Gespräch,
schaut Euch deren Ausrüstung an, achtet darauf, wie sie diese zusammensetzen.
Überlasst die Zuordnung nicht erst den Guides auf dem Boot, sonst
kann es Euch ergehen wie mir:
Mein erster Tauchgang, ich sitze im Boot, der DG Moises ordnet mich
einem gleichaltrigen Amerikaner zu. Ich (deutsche Gründlichkeit )
will Buddycheck machen - Antwort: "What? You´re joking, right?"
Moises checkt noch einmal alle Flaschen (machen alle Guides dort) - und
dreht meinem Buddy erst einmal die Luft an. Kurzes Briefing: TG 40 Minuten
auf max. 20 Meter, drei Minuten Stopp auf fünf Meter. Wir alle ins
Wasser, kurzes Sammeln an der Oberfläche (wie besprochen), ich drehe
mich nach meinem Buddy um - der ist schon auf dem Weg nach unten. Wir tauchen
alle ab, treffen unten auf meinen Buddy, der daraufhin mit einem Affentempo
durchs Riff rast.
Ich zuerst hinterher, aber nach einer Weile wurde mir das zu blöd
- so sieht man ja auch nix. In der nächsten Zeit habe ich meinen Buddy
immer mal wieder vorbeizischen sehen, wobei er mich natürlich keines
Blickes gewürdigt hat. Schließlich, etwas mehr als fünf
Minuten vor dem allgemeinen Austauchen rüttelt jemand an meiner Flasche,
ich dreh mich um - es ist mein lieber Buddy, der mir zeigt, dass er noch
30 bar in der Flasche hat und nach oben will.
Obwohl ich ihm eigentlich die UW-Zeichen für "Das geht mir
am A… vorbei" & "Da muss man durch" geben wollte, besann
ich mich meiner Pflichten, verständigte den Guide und folgte meinem
Buddy, der inzwischen schon mal ohne mich mit großer Geschwindigkeit
den Aufstieg eingeleitet hatte. Mein Vorschlag zwecks Sicherheitsstopp
drei Minuten auf fünf Meter Rast einzulegen, wurde ignoriert (weshalb
ich meinen Sicherheitsstopp auf über fünf Minuten ausdehnte -
es herrschte ziemlicher Wellengang und war nicht so prickelnd an der Wasseroberfläche).
Als ich auftauchte, wurde ich angemacht, warum ich nicht mit ihm aufgetaucht
wäre. Sicherheitsstop sei nur fällig, wenn man den TG nicht schon
vor dem Guide beendet (interessant!). Außerdem hätte er seit
fünf Minuten versucht, das Boot auf sich aufmerksam zu machen, aber
es hätte ihn wegen des Seegangs nicht gesehen. Gut, dass ich eine
Stabboje dabei hatte (Boot kam innerhalb einer Minute), denn daran ist
eine Leine befestigt, mit der man Buddys wie diesen während der Wartezeit
auf das Boot erdrosseln kann
Insgesamt kann ich sagen, dass die TG wirklich lohnend waren und die
Guides alle bemüht waren, einem auch verstecktere Schönheiten
des Riffs zu zeigen, ohne dass es aufdringlich oder gängelnd wirkte.
Ich weiß, geführte TG sind nicht jedermanns Sache, aber wenn
geführt, dann so.
Der Höhepunkt: Cenoten
Der absolute taucherische Höhepunkt in diesem Urlaub war ein Cenoten-TG.
Cenoten sind Karsteinbrüche, von denen man in ein weit verzweigtes
Höhlensystem kommt. Die Yukatan Halbinsel hat eines der größten
Höhlensysteme der Welt, nur ein kleiner Teil ist bis jetzt erforscht.
Ich war im Jahr vorher schon in einigen Cenoten gewesen und hatte dort
geschnorchelt (schon das ist sehr empfehlenswert), und diesmal wollte ich
unbedingt einen Cenoten-TG machen. Zum Glück bietet der Akumal Dive
Shop diese an. Cenoten sind gefährlich und sollten ohne Führer
nicht betaucht werden - es sei denn, man ist brevetierter Höhlentaucher.
In den Höhlen Yukatans sind schon viele Taucher gestorben, aber nach
Aussage unseres Guides schon lange kein Höhlentaucher mehr.
Dem Unterfangen angemessen, war das Briefing um einiges länger
als bei anderen Tauchgängen. Getaucht wird mit maximal vier Personen
pro Guide. Letztere müssen voll höhlenbrevetiert sein, obwohl
es sich um einen so genannten "Cavern"-TG handelt, d. h. man
ist immer in Sichtweite des Höhleneingangs. Nach dem Briefing, das
auch besonders die Sicherheitsvorkehrungen behandelte, fuhren wir zur Grand
Cenote. Wir wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, die im Abstand von ca. fünf
Minuten tauchen sollten. Während Cory (einer der Guides) noch eine
Leine verlegte, gab uns Scott Bonis noch einmal eindrücklich zu verstehen,
wie wichtig es sei, an der Führungsleine entlangzutauchen und auf
unsere Tarierung zu achten. Nachdem die erste Gruppe mit Cory los war,
teilte Scott unsere Gruppe ein. Dann ging es los - in einer Reihe nacheinander.
Es war absolut fantastisch. Ich habe die Faszination von Höhlen-TG
nie nachvollziehen können - jetzt kann ich es. Das Wasser war absolut
klar, am tiefsten Punkt waren wir ca. 60 m vom Einstieg entfernt, und man
konnte noch die kleinen Fische an der Einstiegsleiter sehen. Wenn der Taucher
vor einem nicht gerade ausatmete, sah es aus, als ob er schwebte. Die Luftblasen
perlten an der Höhlendecke wie Quecksilber entlang, die Formationen
der Stalaktiten und Stalagmiten waren bizarr und eindrucksvoll. Wenn man
zum Einstieg zurücksah, hatte das Wasser eine türkis leuchtende
Farbe. Ein unglaubliches Erlebnis und eine wirkliche Herausforderung an
das Tariervermögen. Wir sollten so langsam wie möglich ca. einen
halben bis einen Meter über dem Grund an der Leine entlangtauchen.
Falsches Tarieren führt zur Aufwirbelung von Sedimenten und damit
extremem Sichtverlust. Deshalb sollte man wirklich firm in der Tarierung
sein, ansonsten verdirbt man sich und anderen den Spaß. Scott wachte
über uns - ich muss sagen, ich habe mich selten so gut aufgehoben
gefühlt wie bei ihm.
Ich kann einen Cenoten-TG nur empfehlen (besonders bei Scott), warne
aber noch einmal davor, so etwas als Nichthöhlentaucher auf eigene
Faust zu machen.
Insgesamt ein fantastischer Urlaub mit tollen TG. Die Basis bekommt
von mir zehn von zehn möglichen Punkten für Freundlichkeit, Kompetenz
und Service. Ich hoffe irgendwann noch einmal nach Mexico zu kommen und
dann natürlich beim Akumal Dive Shop zu tauchen.
Eine Homepage hat der Akumal Dive Shop auch: http://www.akumaldiveshop.com/ads/index.html