Wir waren im August 2006 eine Woche lang auf der M/V Celebes Explorer, das auf manchen Internetseiten als ´luxuriöse Motoryacht´ vorgestellt wird... und wurden überrascht! Hier der Bericht, den wir anschließend unserem Reiseveranstalter zukommen ließen:
Zur Begrüßung und Vorstellung/Zur allgemeinen Organisation
- Bei unserer Ankunft im Hafen von Semporna wurden wir vom Housekeeper der Celebes Explorer begrüßt und gebeten, in einem Lokal zu warten (Kosten für Erfrischungen bzw. Mahlzeiten wurden übernommen). Warum, wussten wir nicht. Nach einer Stunden wurden wir dann aufs Schiff gebracht.
- Kurz darauf gab es eine kurze Vorstellung, wobei wir hinterher kaum schlauer waren als am Anfang. Erfahren haben wir die Namen der zwei Guides und des Housekeepers, dass wir uns jederzeit an der Snackecke bedienen durften, dass wir täglich frische Handtücher bekommen und wie die Getränke zur späteren Abrechnung aufgeschrieben werden mussten. Wir hätten aber gern gewusst:
. wer der Kapitän ist,
. wer die anderen Crew-Mitglieder sind und wofür sie zuständig sind,
. welcher Route das Schiff folgen würde,
. wie der Tagesablauf sein sollte (Wann wird gegessen, getaucht, Pause gemacht? usw.),
. was wo ist (Wo geht´s zum Sonnendeck?).
Anschließend wurde Papierkram erledigt und wir durften unser Tauchequipment bereit machen. Es hieß, um 5 Uhr morgens werde das Boot in Richtung Mabul ablegen.
Zum Schiff:
Der erste Eindruck war eine herbe Enttäuschung! Die Celebes Explorer ist ein altes, heruntergekommenes, schmutziges und lautes Schiff. Überall blättert die Farbe ab, es fehlt grundsätzlich an Komfort. Wir haben beinahe einen Lachkrampf bekommen, als wir bei der Ankunft gebeten wurden, unsere Schuhe auszuziehen. Natürlich wissen wir, dass man auf Tauchbooten die Schuhe auszieht, aber angesichts des Zustands der CE ist es einfach ein Witz!
Wer sich bei der Buchung vorstellt, dass er während der Safari-Woche friedvoll über die See schippert, zwischen den Tauchgängen sich am Sonnendeck erholt, Seeluft schnuppert und nette Unterhaltungen mit den Guides führt, irrt sich. Ruhe ist auf der CE nirgends, denn die Motoren laufen 24 Stunden am Tag, wegen Strom und Klimaanlagen. Die Kamine, Motoren und Kompressoren geben zusammen einen höllischen Lärm, besonders auf dem Sonnendeck. Der Gestank begleitet einen die ganze Woche, er fiel uns noch stärker auf, als wir in Kuala Lumpur im Hotel waren und unsere Kleider wieder auspackten. Von Genuss kann keine Rede sein, Musik hören geht selbst mit Ohrstöpseln sehr schlecht und sich hinlegen kann man praktisch nirgends bequem. Die Liegen und Stühle haben keine Auflagen. Vor langer Zeit gab es sicher genug Matratzen, aber inzwischen sind nur noch drei an Deck, was für 10 Gäste (so viele waren wir) doch ein bisschen knapp ist. Die Erklärung dafür ist ganz einfach: Die übrigen Matratzen sind auf dem Beiboot und in den Kajüten der Crew, die darauf schläft.
Der fleckige Boden des Salons müsste jeden Tag abgesaugt werden. Ich denke, wir sind da nicht die einzigen, die sich daran stören, Brotkrümel an den Fußsohlen zu haben. Die Crew steht eben etwas zur gleichen Uhrzeit auf wie die Gäste, da bleibt wenig Zeit, die Tische usw. zu reinigen. Am vorletzten Tag war das Toast-Brot im Brotkasten schimmelig. Sonst schmeckt das Essen wirklich gut.
Die Kabinen sollen nicht unerwähnt bleiben. Sie sind eng, das dürfte auf einem Safari-Boot aber normal sein. Viel schlimmer ist die Luft darin. Es gibt zwei kleine Luken, ca. 30 x 15 cm, die sich nicht öffnen lassen. Bei den Kabinen im unteren Deck weiß man also nicht, woher Frischluft überhaupt hereinkommen soll. Das, was die Klimaanlage da hineinpustet, nennen wir nicht frische Luft. Das Bad – immerhin eines für jede Kabine – verfügt über eine sehr schwache Lüftung, die es einfach nicht schafft, die Feuchtigkeit dort hinauszutransportieren. Nach vier Tauchgängen und vier Duschen ist das Handtuch total nass, und hat natürlich bei dieser Luft keine Chance zwischen den TG trocken zu werden. Nach der ersten Nacht haben wir ernsthaft überlegt, ob wir nicht an Deck schlafen sollen, dafür ist es aber zu laut. Kurz und gut: furchtbar feuchte und warme, stickige Luft (das Paradies der Kakerlaken!) und ganz unangenehme, ebenfalls stinkende Polyester-Bettwäsche. Gute Nacht!
Zu den Tauchgängen:
- Grundsätzlich fanden schon Briefings vor den Tauchgängen statt, allerdings nur beim ersten Mal. Wir haben nämlich manchen Platz zwei- oder dreimal betaucht, dann hielten es die Guides nicht mehr für nötig, das Briefing zu wiederholen. In dem Fall fänden wir es sinnvoll, wenn eine Mappe der Tauchplätze bereitgelegt wird, damit sich die Gäste die Tauchplätze in Erinnerung rufen können, wenn es dem Guide zu anstrengend wird, sich zu wiederholen.
- Der nächste Tauchgang (Platz und Uhrzeit) wurde jeweils im Salon angeschrieben, aber auch das war keine so feste Regel, denn: Zweimal ist es passiert, dass der Guide allein hinausgegangen ist und sich fertig gemacht hat, und den Gästen nicht Bescheid gebeben hat, dass wir jetzt tauchen gehen. Erst als einer aus der Gruppe ebenfalls rausging und ihn fragte, was er da tue, sagte er, wir gehen tauchen.
- Weder Danny noch Jerry (die beiden Guides) hielten es während der ganzen Woche für nötig, irgendwelche Hinweise zur Sicherheit zu geben. Tipps zum Einstieg ins Wasser wäre bei der Machart des Beiboots schon ganz nützlich gewesen. Da müssen die Taucher nämlich mit den Flossen auf die Kante steigen, stoßen dabei mit der Flasche auf die Stangen der Dachplane, kommen aus dem Gleichgewicht... Es gab einige Ausrutscher, die Gott sei Dank alle glimpflich ausgegangen sind. Beim ersten TG in Mabul hielt das Beiboot bei den Leinen, die die Bojen verbinden und der Guide hieß uns genau dort ins Wasser steigen, sodass sich bei einigen die Ausrüstung in den Seilen verhängt hat. In Sipadan gehört ein Hinweis auf die Benutzung einer Safety-Boje für den Aufstieg unserer Ansicht nach einfach dazu. Die Gäste der CE sind nicht allein dort, es kommen täglich viele Taucher aus den umliegenden Resorts mit Speedboats, also nicht ganz ungefährlich. Auch sind die meisten Tauchgänge in Sipadan Strömungstauchgänge. Zu keinem Zeitpunkt haben die Guides irgendwelche tauchtechnischen Tipps gegeben, wie man am besten in der Strömung taucht, wie das Buddy-System bei solchen Tauchgängen angepasst werden muss, was passiert, wenn der Buddy verloren geht usw. usf. Wir als erfahrene Taucherinnen (DM mit 300 TG und CMAS** mit 400 TG) finden dieses Verhalten unprofessionell und unverantwortlich. Handy-Empfang hat man nur, wenn das Boot vor Mabul vor Anker liegt, und das nur mit Glück. Verfügt das Schiff über Funk für den Notfall? Eine Antwort auf diese Frage haben wir bis heute nicht.
- Die Crew war insgesamt um die Sicherheit und den Komfort der Tauchgäste nicht bemüht. Jeden Tag war irgendetwas: Flaschengurte lösten sich, O-Ringe platzten, schlecht gefüllte oder nicht ersetzte Flaschen mussten gewechselt werden, Atemregler wurden falsch herum montiert... Das können wir nur als fahrlässig bezeichnen! Für den Wiedereinstieg ins Boot halfen die Guides nur halbherzig. Fotoapparate und Flossen haben wir uns oft gegenseitig abgenommen.
Zu den Guides:
- Von Jerry ist grundsätzlich keine Begrüßung (besonders früh morgens) zu erwarten. Fragen beantwortet er einsilbig. Dafür ist er unter Wasser ein guter Guide, ruhig und aufmerksam. Während der zweiten Hälfte der Safari ist er allerdings nur noch als Private Guide mit einem japanischen Stammgast getaucht, was wir nicht verstehen konnten.
- Danny raten wir ganz dringend, sich einen anderen Job zu suchen! Die Briefings sind ok, wenn auch unvollständig (s. Hinweise auf Sicherheit), denn er kennt ja die Plätze wie seine Jacket-Tasche, aber unter Wasser ist er der fruchtbarste Guide, den wir je gesehen haben. Leider haben wir es versäumt, ihn auf Video festzuhalten, das glaubt man nämlich nur, wenn man es sieht. Er jagt nur so übers Riff (folge ihm, wer will, wir zogen es vor, im Buddy-Team und im eigenen Tempo zu tauchen), trampelt bei Abstieg gnadenlos über die Korallen, stochert mit seinem Stick wirklich in allem herum, selbst friedliche Anglerfische haben vor ihm keine Ruhe! Der Respekt und der Schutz der Unterwasserwelt sind ihm völlig fremd. Kein Wunder, dass es schwierig war, zwei Mitpassagieren verständlich zu machen, dass sie unter Wasser nichts berühren durften (von der Schildkröte bis zum Schlangenaal über die Muräne wurde einfach alles wie ein Haustier gestreichelt).
- Beide Guides tragen Handschuhe, wozu denn bitte bei 29 Grad im Wasser?
- Es gab noch einen dritten Guide an Bord, Zaini, der sich aber erst die letzten beiden Tage als solchen zu erkennen gegeben hat, als nämlich eine junge japanische Taucherin aufs Boot kam. Er kam dann mit Jerry und dem japanischen Gast mit, was ein nettes Verhältnis, von 1:1 ergab, und wir wurden gar nicht gefragt, zu wem wir wollten. Am vorletzten Abend mussten wir uns alle solidarisieren und verlangen, dass wir in Mabul den Sunset-Dive zu den Mandarin-Leierfischen machen wollen (was die Private Guides schon am Abend davor gemacht hatten).
Zu den Tauchplätzen
Über die ganze Woche gesehen waren es wirklich sehr schöne bis fantastische Tauchgänge. Besonders Sipadan hat es uns angetan! Auch der Nachttauchgang in Si Amil war grandios. Danny bleibt aber selbst beim Nachfragen eisern dabei, dass er praktisch alle Nachttauchgänge bei Paradise II in Mabul macht, angeblich, weil es anderswo zu starke Strömung gebe. Das glauben wir ihm einfach nicht. Aber so ist es doch ganz praktisch, das Boot pendelt die ganze Woche zwischen Sipadan und Mabul, bis auf einen Tag bei Si Amil Island, die Crew kriegt ihre Post von der Insel herübergebracht und ist zufrieden.
Abraten möchte wir unbedingt von „Gunard Ground“ in Kapalai (einfach langweilig) und von dem TG unter der Ölplattform in Mabul (jetzt ist es die Tauchbasis „Seaventures“). Diesen Platz kann man nur als Müllhalde bezeichnen. Es wurde einfach alles in Meer geworfen, was keine Verwendung fand: alte Bürostühle, alte Besen, Schuhe, Löffel... Und weil noch zusätzlich irgendwelche Metallbalken und –gitter (vermutlich zur Bildung eines künstliches Riffs) dort versenkt wurden, sieht es da unten nur noch furchtbar aus.
Fazit
Wir schlagen vor, die Celebes Explorer zu versenken, das gibt in 10 Jahren ein ganz gutes Wrack.
Mit Wohlwollen noch zwei Flossen, die Tauchgänge an sich waren ja toll (an dieser Stelle einen ganz herzlichen Dank an meinen Buddy!), es ist kein Gast verunglückt oder verloren gegangen.