YO-44 aka Kodiak Queen: Milliardär Branson versenkt Schiff

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11.04.2017 09:50
Kategorie: News

WWII-Veteran „Kodiak Queen“ wird zum Magnet für Sporttaucher auf Virgin Islands

Dieser Tage wird wieder einmal ein Wrack versenkt. Die „Kodiak Queen“ soll in den nächsten Tagen an den British Virgin Islands von keinem Geringeren als dem britischen Milliardär Richard Branson südlich des Mountain Points vor Virgin Gorda auf Grund gelegt werden und zu einem künstlichen Riff für Sporttaucher werden. 47 Meter lang, 8,8 Meter breit wurde der ehemalige, 478 Tonnen verdrängende US Navy-Tanker, im September 1940 vom Stapel gelaufen. Nichts Besonderes also...?

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Auf den ersten Blick vielleicht, doch bei genauerer Betrachtung verbirgt sich hinter dieser eher belanglosen Nachricht eine unglaublich spannende Geschichte und ein ebenso schillernder Pate.
Die „Kodiak Queen“ hat eine bewegte, mehr als 75jährige Geschichte hinter sich, fuhr während des Zweiten Weltkriegs als Navy-Tankschiff unter der Bezeichnung „YO-44“ und zählte zu den fünf Schiffen, die den verheerenden Luftangriff der Japaner auf Pearl Harbor am Sonntag den 7. Dezember 1941 unbeschädigt überstanden hatten. Mit 12 Mann Besatzung lag der Kleintanker mit fast 380.000 Litern hochentzündlichem Flugzeugbenzin in den Tanks am Pier neben einem U-Boot.

Als der Überraschungsangriff der Japaner um 7:48 Uhr morgens begann, wollte sich die Besatzung zunächst in Sicherheit bringen, wurde aber von dem U-Boot-Kommandanten aufgefordert die „schwimmende Bombe“ sofort zu verlegen, bevor sie alles in der Nähe liegende durch eine Explosion pulverisieren würde. Die Besatzung folgte dem Auftrag und tuckerte den kleinen Tanker im Bombenhagel in einen Bereich der Bucht, in dem kein Schiff lag um sich später durch die Kanalausfahrt des Hafen übers offene Meer an die Westseite Oahus zu flüchten.

Nach dem Krieg war das historische bedeutende Schiff von der Navy ausgemustert und in den 1960er Jahren zu einem Fischdampfer umgebaut  worden. Seine letzten Jahre verbrachte der Oldtimer an einem Pier in Roadtown auf der Insel Tortola, der größten Insel der karibischen Inselgruppe British Virgin Islands, rottete vor sich hin und sollte nun verschrottet werden.

Branson bekannt für besondere Projekte

Hier kam dann der 66jährige Richard Branson ins Spiel, der von einem Freund zu diesem Wrack-Projekt angestiftet wurde. Branson ist eine der schillerndsten Figuren in der britischen Unternehmerlandschaft und seine Virgin Group ist ein Konsortium, das aus zahlreichen Unternehmen besteht. Mit seinem Vermögen von geschätzten fünf Milliarden US Dollar (lt. Forbes 2016) hat Branson immer wieder ganz besondere Projekte durchgezogen.

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Schon mit 22 Jahren gründete er Virgin Records und nahm Mike Oldfield unter Vertrag, der ihm sofortigen Erfolg durch die Veröffentlichung des Millionensellers „Tubular Bells“ bescherte. Mit 29 Jahren kaufte Branson sich seine auf den British Virgin Islands liegende 30 Hektar große Privatinsel Necker Island. Das einzige Haus auf der 840 mal 650 Meter kleinen Perle in der karibischen See gehört natürlich auch Branson.
Mit Virgin Atlantic Airways betreibt Branson zudem eine erfolgreiche Airline und findet zu all dem Umtrieb als Unternehmer auch immer wieder Zeit, seine Fantasien auszuleben und umzusetzen. 1986 brachte er mit einem Speedboot die schnellste Atlantiküberquerung zustande, ein Jahr später flog er als erster Mensch mit einem Heißluftballon über den Atlantik. 2011 baute er das Tauchboot „Virgin Oceanic“ mit der er zu den tiefsten Stellen des Marianengrabens und des Atlantiks hinabtauchen will.

Branson ist aber nicht nur ein Unternehmer mit goldenem Händchen und ein vielseitig interessierter Abenteurer, er engagiert sich seit Jahren auch intensiv für den Klimaschutz, den Schutz der Meere und im Artenschutz. Für viel Aufsehen sorgte in Taucherkreisen seine Unterstützung der ehemaligen Präsidentin von Costa Rica bei Ihren Maßnahmen zum Schutz der Haie. Im Januar 2013 erhielt Branson dafür von Sharkproject den Award „SharkGuardian of the Year“ verliehen.

Ein Risenkrake ziert das Wrack

Branson ist natürlich auch Taucher und will, wenn im Anschluss an die erfolgreiche Versenkung mit Freunden ein erstes Mal „sein“ Wrack auf den Virgin Islands betauchen.

Das Schiff ist zuvor in aufwändiger Arbeit völlig entkernt und von allen gefährlichen Altlasten befreit worden. Als besonderen Gag hat sich die Unterstützergruppe, die Branson für dieses Projekt gewonnen hat, einen 25 Meter langen Riesenkraken konstruiert, der den WWII-Veteran vom Heck her mit seinen acht langen Tentakeln umklammert, als habe er es grad unter Wasser gezogen. Die Konstruktion des Krakengerippes wurde mit Rundstahl geschweißt und wird fest mit dem Schiff verbunden.

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Nach der Versenkung soll das Projekt mit Fachleuten und freiwilligen Helfern fortgeführt werden, denn um das Wrack herum wollen Branson und seine Helfer mit der Unterstützung von Meeresbiologen ein künstliches Riff entstehen lassen, das für Artenreichtum rund um das historische Wrack sorgen soll. Vor allem die Riesen-Zackenbarsche hofft Taucher Branson hier wieder ansiedeln zu können.

So will der britische Tausendsassa sicher stellen, dass nicht nur ein Wrack zur Unterhaltung von Sporttauchern verfügbar ist, sondern es soll in der Folge auch die Entstehung des künstlichen Riffes wissenschaftlich begleitet werden. Durch das Betauchen des Wracks sollen so viele Einnahmen erzielt werden, dass sich das Projekt quasi von selbst weiter finanziert. Bis hierher haben Branson und seine Unterstützer aber schon mal kräftig aus eigener Schatulle für die passende Anschubinvestition gesorgt: Rund vier Millionen Dollar verschlang nach Schätzungen die Entkernung und Reinigung des Schiffes und der Bau der Krake. Taucher.Net hofft, dass dieses Geld gut versenkt wird...  (hap)

Weitere Informationen:
Geschichte der YO-44
Dive the BV Artreef
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Tauchplatz auf Taucher.Net