Kategorie: Reise
"Mittelmeertauchen" vom Feinsten
Im Mittelmeer gibt es ein paar Plätze, an denen geraten sogar verwöhnte Tropentaucher ins Schwärmen. So beispielweise an der Côte d'Azur in Südfrankreich. Dort wo die Halbinsel "Presqu'ile de Giens" hinaus ins offene Meer ragt, gibt es "Mittelmeertauchen" vom Feinsten. Weltberühmte Wracks und ein Unterwasserschutzgebiet mit einem ungewöhnlichen Fischreichtum sorgen für herrliche Unterwassererlebnisse. Selbst kapitale Zackenbarsche nähern sich hier den Tauchern bis auf wenige Zentimeter.
Bericht von Andreas Wackenrohr
"Wer kann, sollte nicht in den Sommerferien kommen" sagt Hansi Hähner, Geschäftsführer der Tauchbasis DivinGiens, "denn in der Zeit ist es bei uns immer sehr voll". Seine Basis ist Teil des größten Wassersportzentrums der Region, das idyllisch auf der Halbinsel vor Hyeres gelegen auf dem "Camping International" zu finden ist. Der Platz liegt malerisch unterhalb des kleinen Örtchen Giens. Neben Tauchen, Windsurfen und Kiten können die Gäste auch Kajaks oder ein Fahrrad mieten, denn die Gegend ist landschaftlich äußerst reizvoll und es lohnt sich diese zu erkunden. Freunde von Wellness und Entspannung wissen das angenehme Ambiente des Aphrodite SPA der 4-Sterne-Anlage zu schätzen.
Wer keinen Wohnwagen oder Wohnmobil besitzt, kann hier ein komplett eingerichtetes, pik sauberes Mobilhome oder eine Ferienwohnung außerhalb der Hochsaison recht günstig mieten. Beliebter Treffpunkt der Ferienanlage ist der Pool. Bei den mediterranen Temperaturen bietet er nach einem erlebnisreichen Tauchtag eine willkommene Erfrischung. Anschließend trifft man sich hinter der Tauchbasis zu einer gemütlichen Runde. Wer will, kann dann in der Strandbar bei einem guten Tropfen mit Blick auf die Festlandküste den Sonnenuntergang genießen. Dabei hat man manchmal das Glück, einen großen Schwarm Flamingos bei einer abendlichen Ehrenrunde über die Salinen beobachten zu können.
Für jeden Geschmack reichlich Auswahl
Die Tauchplätze vor Giens bieten reichlich Auswahl für jeden Geschmack. Etwa 20 Plätze steuert der aus Marburg stammende Tauchlehrer mit seinem Tauchboot "Ar'Guevel" an. Egal, ob man nun ein Fan von versunkenen Schiffen, Fischliebhaber oder einfach nur Genußtaucher ist: Herrliche Taucherlebnisse sind garantiert. Beim Wracktauchen ist die Auswahl besonders groß. Das Angebot reicht vom sonnendurchfluteten Zementfrachter in beginnerfreundlicher Tiefe bis hin zu anspruchsvollen Wracks in größeren Tiefen. Namen wie "Le Grec" oder die mit einem märchenhaft wirkenden Gorgonienwald bewachsene "Donator", zaubern ein Lächeln auf das Gesicht eines jeden Altmetallfans. Der Fischreichtum an diesem berühmten Wrack ist für Mittelmeerverhältnisse einfach unglaublich.
Wer hier abtaucht, sollte allerdings tauchen können und über die entsprechende Ausbildung verfügen. Sonst wird es leider nichts mit einem Abstieg zu einigen der schönsten Wracks im Mare Nostrum. (siehe Infobereich: Tauchrichtlinien in Frankreich) Vorsicht: Der immense Fischreichtum und die eindrucksvolle Szenerie der Donator können süchtig machen.
Naturschutz der reichlich Früchte trägt
Für Fischliebhaber tut sich hier für Mittelmeerverhältnisse ein wahres Paradies auf. Bereits vor über 50 Jahren wurde mit dem Naturschutzpark von Port Cros dafür der Grundstein gelegt. Schon damals wurde das Gebiet um die Insel Port Cros auch unterwasser zum Schutzgebiet erklärt. Seither darf hier niemand harpunieren, angeln oder fischen. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Denn was dem Taucher hier vor die Maske schwimmt, dürfte im Mittelmeer kaum zu toppen sein. Sicherlich am beeindruckendsten sind die kapitalen Zackenbarsche rund um den großen Felsen „La Gabinière“, die sich dem Taucher ohne Scheu bis auf Armeslänge nähern. Aber auch große Conger, Muränen, Schwarmfische und viele Kopffüßler kann man beobachten.
Natürlich gibt es auch außerhalb des Naturschutzgebietes ebenfalls viele schöne Riffe zu betauchen. Die meisten davon sind ab zirka 20 Metern mit farbenprächtigen roten und gelben Gorgonien sehr üppig bewachsen. Namen wie „Escampo“ mit seinen betauchbaren Kamin findet man in den Logbüchern der vielen Wiederholungstätern häufig. Aber es ist nicht nur das Tauchen, das die Leute immer wieder an die Cote d'Azur lockt.
Lohnende Ausflüge
Die Landschaft ist von beeindruckender Schönheit und einige Ausflüge wert. Entlang der Küstenstraße hat man oft einen imposanten Ausblick auf das Meer, die Inseln und die zerklüftete Küste mit ihren kleinen Badebuchten. Gar nicht weit entfernt liegt Saint Tropez, immer noch einer der beliebtesten Treffpunkte des internationalen Jetset. Protzige Superreiche stellen sich gern zur Schau. Nur ein Katzensprung von hier entfernt liegt das reizvolle Örtchen Grimaud mit seiner alten, weithin sichtbaren Festung. Von dort hat man einen fantastischen Blick auf die gesamte, weitläufige Bucht von Saint Tropez.
Auch das Hinterland der azurblauen Küste sollte man besuchen. Die kleinen Dörfer der Provence, in denen die Zeit stehengeblieben zu sein scheint, und die reizvolle nach Kräutern duftende Landschaft sind ein gutes Kontrastprogramm und runden einen gelungenen Tauchurlaub in besonderer Weise ab. Und wer weiß, möglicherweise hat man sich ja mit dem Tauch- und Sehnsuchtsvirus der Côte komplett infiziert.
Infos DivinGiens
Hansi Hähner ist schon die 17.Saison in Giens. Mit seinen exzellenten Kenntnissen über die Tauchplätze kann er jedem Taucher seine persönlichen Wünsche erfüllen. Das zeigt sich bereits in seinen professionellen Briefings. Erfreulich kurz, enthalten sie trotzdem alle wichtigen Infos für einen sicheren, erlebnisreichen Tauchgang.
Es gibt zirka 30 Tauchplätze, die mit festen Bojen versehen sind. Hinzu kommen noch 6 Wracks ohne Boje, da diese an Schifffahrtsrouten liegen. Abhängig vom Ausbildungsniveau der Gäste, werden etwa 20 Plätze regelmäßig angefahren und es können insgesamt 10 Wracks betaucht werden; vier davon allerdings nur mit entsprechender Ausbildung. (siehe Tauchrichtlinien in Frankreich). Angefahren werden die Spots mit dem basiseigenen Tauchboot. Dabei handelt es sich um einen ehemaligen Fischkutter, der für die Bedürfnisse der Taucher entsprechend umgebaut wurde (siehe auch Liste Tauchplätze in der Nähe der Basis auf Taucher.Net).
Nach Hansi Hähner´s Beobachtungen hat der Fischreichtum in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Im Vergleich zu vielen anderen Tauchgebieten liegt das Fischaufkommen weit über dem, was man als Taucher sonst im Mittelmeer so zu sehen bekommt. Die lokal verantwortlichen Personen wollen die Unterwasserschutzgebiete ausweiten. Es zeigt sich, was ein intaktes Meeresgebiet auch für den Tourismus bedeutet. Auch außerhalb der Schutzgebiete sieht man wieder mehr Fische. Besonders solche mit Revierverhalten, wie es z.B. die Zackenbarsche zeigen, werden immer häufiger außerhalb dieser Zonen gesichtet. Dies ist ein klares Zeichen dafür, dass das Schutzgebiet für die vorhandenen Populationen zu klein ist. Deshalb suchen sich die jungen Barsche neue Reviere außerhalb des Schutzgebietes.
Aber auch die relativ seltenen Begegnungen mit Mondfischen haben in den letzten Jahren zugenommen. Im späten Frühjahr, etwa Anfang Juni, kommen die Molas gern in flaches, wärmeres Wasser. Wer dann zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, kann diese doch recht eigenartigen Fische bewundern.
Fahrten ins Naturschutzgebiet von Port Cros werden einmal in der Woche als Tagestour angeboten. DivinGiens hat von Ostern bis November geöffnet. Das Wasser ist dann im Spätherbst mit 22 Grad noch angenehm warm und die Zahl der Gäste gering.
Weitere Informationen:
www.divingiens.com
www.international-giens.com/de
Divin Giens auf Taucher.Net
Ein offenes Wort zu den Tauchrichtlinien in Frankreich
Immer wieder geistern Meldungen durch die Tauchgemeinde, dass man hier nur mit einen CMAS-Brevet tauchen darf. Das ist natürlich Quatsch. Auch Taucher mit einem Tauchschein eines Verbandes wie SSI oder PADI können hier abtauchen. Allerdings richtig tauchen sollte man schon können, wenn man die Highlights besuchen möchte. Einige Tauchplätze verlangen auf Grund ihrer Lage (Strömung,Tiefe) perfekte Tauchfertigkeiten.
In Frankreich gibt es staatliche Regeln und Prüfungen für kommerzielle Tauchschulen. Der Link erklärt, wie die rechtliche Seite geregelt ist und wer mit welchen Brevet wo und wie tauchen darf: www.nessy.de/cll9.htm
Infos zum Schutzgebiet Port Cros
Die Insel Port-Cros war der erste Nationalpark Europas, dessen Schutzzone auch das umliegende Meer einschloss. Sie war in Privatbesitz einer Industriellenfamilie, dessen Erbin Marceline Henry die kleine Insel an den französischen Staat vermachte, mit der Auflage, hier ein Naturschutzgebiet zu errichten (etwa 10 Kilometer von der Küste entfernt, etwas östlich von Toulon, direkt vor den Toren des Städtchens Hyères). So wurde im Dezember 1963 der Nationalpark offiziell eröffnet. Zurückblickend kann man diesem eine beispiellose Erfolgsgeschichte in Sachen Meeresschutz bescheinigen. Über die Einhaltung der Regeln wachen mit strengen Argusaugen einige Ranger. So ist es nicht verwunderlich, dass sich hier in Sachen Flora und Fauna einige der besten Tauchgebiete des Mittelmeeres befinden.