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Eine Geschichte über einen kleinen Mann, freundliche Einwohner und freundliche Walhaie
Reisen ist ja eigentlich wirklich einfach geworden: Ein paar Stunden im Flieger und schon ist man unter Palmen an einem Strand und geniest die Zeit. Und dann gibt es da noch Ziele, die sind auch heute noch isoliert und abgelegen … man hält es kaum noch für möglich!
Bericht von Jan Finsterbusch
Ein Beispiel? St. Helena! Einmal die Woche erreicht ein Flieger die Insel – manchmal aufgrund schlechten Wetters auch nicht – alle acht Wochen ein Versorgungsschiff und ansonsten leben die 5.000 Einwohner der Insel weitestgehend von der Außenwelt abgeschottet. Internet ist über verschiedene WLAN-Hotspots verfügbar aber meist langsam und die Karten für das Datenvolumen sind oft unzuverlässig..
Am Flughafen wird unsere Waterworld Gruppe von Keith und Craig Yon abgeholt. Die beiden Brüder sind so etwas wie die Multiunternehmer der Insel. Tauchbasis, Autoverleih, Hotel, Restaurant, Walhaiexkursionen, eine eigene Farm und eine Kaffeeplantage werden von den beiden gemanagt und irgendein Business werden wir in der Aufzählung bestimmt vergessen haben. Aber diese Flexibilität ist an einem so abgelegenen Ort auch notwendig um erfolgreich zu sein.
Vom Flughafen geht es direkt nach Jamestown zur Tauchbasis und das Tauchgepäck wird schonmal ausgeladen. Danach in die Unterkunft „Blue Lantern“. Die Zimmer sind einfach aber ausreichend und sauber, jedes verfügt über einen eigenen Waschraum und ein großer Gemeinschaftsraum mit verschiedenen Sitzmöglichkeiten für Dekobier und gemeinsames Fachsimpeln nach den Tauchgängen runden die Zweckmäßigkeit der Unterkunft ab. Die Speisen im angeschlossenen Lokal sind solide gekocht, die Speisekarte ist klein und nicht immer alles verfügbar – willkommen an einem der abgelegensten Orte der Welt. Allerdings sind sie vor allem eines – reichlich! Auch die Bitte nach kleineren Portionen sorgte nur selten für Abhilfe.
Unzählige Langusten und andere Krebstiere
Nun aber genug drumherum geredet! Was ist so spannend, dass es unsere Gruppe von Tauchern hierher verschlägt? Und es sind ja nicht nur wir! Immer wieder landen Taucher mit Hoffnung auf schöne Tauchgänge und intensive Begegnungen mit Meerestieren auf der Insel! Das Tauchen erinnert ein bisschen an die Azoren. Klares Wasser, gefühlt unendliche Sichtweiten und die Brandung lässt uns unterwasser hin und her schweben.
In den Basaltfelsen finden sich zahlreiche Grotten und kleine Höhlen, so gut wie jede davon wird von unzähligen Langusten und anderen Krebstieren bewohnt. Teilweise teilen sie sich ihre Unterkunft mit Muränen. Die zahlreichen Durchbrüche nach außen sorgen für faszinierende Lichtspiele. Den einen Tag wirkt es wie eine Lasershow an einem anderen wie ein Sonnenaufgang. Soweit so gut, allein das würde schon reichen um die Destination zu einem schönen Tauchgebiet zu machen. Doch St. Helena hört hier nicht auf, sondern fängt gerade erst an uns seine Schönheit unterwasser zu zeigen.
Zugegeben, die erste Woche ist etwas harsch, hohe Wellen branden in den kleinen Hafen von Jamestown. Das Beladen des Tauchbootes wird zum Balanceakt und auch die Auswahl der Tauchplätze war dadurch eingeschränkt. Dennoch beehrt uns bereits am ersten Tauchplatz Toms Ledge eine kleine Gruppe von chilenischer Mobulas (Mobula tarapacana). Nach nur einer Minute ist das Schauspiel wieder vorbei und lässt eine Gruppe glücklicher Taucher zurück!
Napoleon auf St. Helena
Leider zeigt sich Poseidon weiter von seiner grummeligen Seite. Die Wellen in der kleinen Bucht von Jamestown werden immer höher. So entscheiden wir uns erstmal die Inselhighlights zu besichtigen. Mehrere wenn nicht alle dieser Highlights drehen sich um Napoleon. Klar wer sich wundert, woher er den Namen der Insel kennt, Napoleon wurde nach Waterloo hierher verbannt. Mitten ins nirgendwo um sicherzustellen, dass er nicht wie einst von Elba einfach mal wieder zurückkommt.
Durch die Verbannung Napoleons auf St Helena verdoppelte sich die Zahl der Einwohner quasi über Nacht. Die Insel wurde im Zuge dessen zur Festung umgebaut. Überall zeugen Kanonen und Mauern von dieser Zeit. Kein Zugang zum Meer wurde unbewacht und ungeschützt gelassen und jede Bucht mit einer Wehrmauer versehen.
Infobox St. Helena Als nach jahrzehntelanger Planungs- und Bauphase Ende 2018 endlich der kleine Flughafen auf Saint Helena eröffnet wurde, machte sich Waterworld-Geschäftsführer Werner Thiele umgehend auf den Weg, um das vielversprechende neue Ziel im Südatlantik persönlich zu scouten. Seine Begeisterung für die einzigartige Insel mündete in einem Exklusivvertrag mit der einzigen kleinen Tauchbasis vor Ort. Seit 2020 haben unzählige begeisterte Kunden und auch taucher.net die spektakuläre Insel besucht und durften glasklares Wasser, einen unglaublichen Fischreichtum, Mobulas und Walhaie und vieles mehr auf St. Helena erleben. Man kann eigentlich von einer nahezu 100%-igen Walhaigarantie ausgehen. Den Rekord halten 2 Gäste aus Dänemark, die 26 Walhaie im Schwarm erleben durften. Der österreichische Tauchreisespezialist Waterworld ist Exklusivveranstalter für Tauchreisen nach St. Helena, 4 Gruppen zu je maximal 12 Gästen sind pro Jahr möglich. Für 2026 gibt es noch ein paar letzte freie Plätze.
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Napoleons unfreiwilliger Aufenthalt damals dauerte circa sechs Jahre und nach seinem Tod im Jahr 1821 wurde er auf der Insel an seinem Wunschort begraben. 1840 beschlossen die Franzosen ihn nach Paris in den Invalidendom zurück zu holen.
Allerdings war Napoleon nicht der einzige Gefangene der Insel, auch mehrere Zuluführer und der Sultan von Zanzibar verbrachten einige Zeit auf St Helena. Auf der Insel kann man das Originalgrab Napoleons aus der Ferne bewundern und auch das Longwoodhaus in welchem er starb besichtigen.
Walhaie und Mobulas!
Aber jetzt zurück an oder besser ins Wasser! Eine Hauptattraktion der Insel sind ohne Zweifel die innerhalb der Saison (von Februar bis April) massenhaft anzutreffenden Walhaie. Es wird vermutet, dass die größten Fische der Erde sich hier zu Paarung treffen. Die Vorschriften für Interaktion mit den Tieren sind allerdings recht strikt. Kein Tauchen mit Gerät, sollte während eines Tauchgangs ein Walhai mit der Gruppe interagieren ist der Tauchgang abzubrechen. Dies wird an den Stellen an denen die Wahrscheinlichkeit auf Begegnung ist durch einen „Aufpasser“ der örtlichen Konservationsorganisation kontrolliert, der am Tauchgang teilnimmt und hier das letzte Wort hat.
Schnorchelnd ist die Interaktion erlaubt, aber natürlich immer mit respektvollem Abstand. Dies macht das Erlebnis aber nicht weniger beeindruckend. Minutenlang folgen wir den in langsamer Geschwindigkeit dahintreibenden Giganten. Mal reagieren sie auf uns und schwimmen interessiert auf uns zu, mal sind wir ihnen komplett egal. Teilweise sind fünf der Filtrierer um uns herum und bei Sichtweiten um 40 Meter ist es immer wieder möglich mehr als nur einen auf einem Bild abzulichten. Und auch wenn es für viele aus unserer Gruppe nicht die ersten Walhaie sind, die Begegnung geht unter die Haut! Definitiv ein Erlebnis welches man nicht überall hat. Zumal die Walhaie hier nicht angefüttert werden und trotzdem mit nahen und intensiven Interaktionen begeistern.
Ähnlich verhalten sich auch die Mobulas. Mal kommen sie neugierig und interagieren mit uns Tauchern als würden sie zu unserer Gruppe gehören. Mal schweben sie nur vorbei und gleiten elegant wieder ins endlose Blau.
Auf der Insel wird ein Tier (Walhai oder Mobula) welches intensiv mit Tauchern agiert als freundlich bezeichnet. Allerdings sind auch die Insulaner alles andere als unfreundlich. Jeder grüßt jeden, dass schließt erstaunlicher Weise die Touristen mit ein. Egal ob beim Laufen oder mit dem Auto ein Lächeln und eine gehobene Hand sind Standard. Auch einen kurzen Smalltalk kann man fast überall und mit jedem haben. Sei es der 88 Jahre alte Einwohner der Insel der uns kurzerhand auf einen Walk begleitet oder einfach die Frauen die vor der Bank warten, wenn wir Geld umtauschen wollen.
Wie so häufig auf solchen Reisen geht die Zeit viel zu schnell vorbei. Eigentlich sollten wir jetzt Koffer packen statt diesen Bericht schreiben. Aber unsere Begeisterung wird besser widergespiegelt, solange die Erinnerungen frisch sind. Und ernsthaft diese Erinnerungen zaubern auch jetzt während wir bereits in Kapstadt sitzen und den Bericht nochmal korrigieren wieder ein breites Lächeln auf unser Gesicht. Einen Platz wo Fuchs und Hase ähhhh Entschuldigung Walhai und Mobula sich gute Nacht sagen? Für uns definitiv eine Wiederholung wert!
Jetzt packen wir dann doch besser. In nur zwei Stunden geht es zurück nach Deutschland.
Weitere Informationen:
Waterworld Tauchreisen
Into the Blue Divecenter Jamestown
St. Helena auf taucher.net