Korsika - Gebirge im Meer

Teile:
17.06.2018 15:46
Kategorie: Reise

Für Naturliebhaber und Taucher

Korsika ist eine der imposantesten Inseln im Mittelmeer. Neben eindrucksvollen Landschaften und viel unberührter Natur gibt es hier auch unterwasser jede Menge Beachtliches zu entdecken.

Bericht von Andreas Wackenrohr

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Keine andere Mittelmeerinsel bietet mehr alpine Natur. Am Fuße der aufragenden Gipfel gibt es rund um das Eiland zahlreiche Bilderbuchstrände. Egal ob man Sand-, Kies-, oder Felsstrände bevorzugt, hier gibt es für jeden Geschmack reichlich Auswahl. An einigen Stellen liegen gewaltige Felsen im türkis schimmernden Wasser, die unweigerlich an die Seychellen erinnern. Statt Kokospalmen bestimmen allerdings Pinien die Szenerie. Was dem Ambiente aber keinen Abbruch tut!

Die von nord nach süd verlaufende Gebirgskette kann mit sagenhaften 50 Zweitausendern aufwarten. Ihr höchster Gipfel, der Monte Cinto, thront 2706 Meter über dem Meeresspiegel. Da Korsika relativ dünn besiedelt ist und der Massentourismus (auf Grund der besonderen politischen Situation) hier nie wirklich Fuß fassen konnte, ist die Natur weitgehend in Takt und von beeindruckender Schönheit. Nicht nur Bergwanderer und Kletterer finden hier ein Paradies. Viele kleine Gebirgsbäche, die sich (außer zur Schneeschmelze) gemächlich Richtung Meer schlängeln, sind relativ bequem zu erreichen. Sie bieten in den heißen Sommermonaten mit ihren natürlichen Badebecken eine willkommene Erfrischung. Dort kann es dann auch mal vorkommen, dass einige neugierige tierische Besucher vorbei schauen. Die wild lebenden Ziegen und die berühmten korsischen Schweine sind ein beliebtes Fotomotiv.

So sind es viele Individualtouristen und Naturliebhaber welche die Insel besuchen. Ein Muss für Inselbesucher ist das Gebiet rund um den Golf von Porto, denn hier protzt die Natur geradezu mit außergewöhnlichen Naturschönheiten und dazu gibt es unterwasser einige hervorragende Tauchplätze in dieser riesigen Meeresbucht.

Der Golf von Porto

Am nördlichsten Punkt des Golfes beginnt das Naturschutzgebiet „Scandola“ (siehe Infos Porto). Das ist sicher einer der Hauptgründe, warum der Golf von Porto so fischreich ist. Gorgonienwände, gewaltige Felsformationen, ausgedehnte Seegraswiesen mit vielen Bewohnern, das klare Wasser mit dem tiefen Blau, Fischschwärme wie man sie im Mittelmeer nur noch selten findet, kapitale Zackenbarsche, viele Muränen und ... es gibt viele Gründe warum man hier unbedingt mal abtauchen sollte. Selbst Begegnungen mit Delfinen sind hier möglich.

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Einer der besten Spots ist Punta Rossa. Er schließt sich direkt südlich an das Naturreservat „Scandola“ an. Leider ist das Tauchen in dem Schutzgebiet selbst nicht gestattet. Am Ankerplatz bieten ein paar Felsen Schutz vor der Dünung des offenen Meeres. So können auch weniger geübte Taucher hier sicher in die Tiefe gleiten. Ab etwa 18 Metern trifft man auf die Überreste eines alten Kohlefrachters, der vielen Fischen als Unterschlupf dient. Besonders einige kapitale Zackenbarsche wissen dies zu schätzen.  Die Überreste des Frachters verlieren sich bei zirka 30 Metern Tiefe im Sandgrund, der mit üppigen Posidonia-Wiesen überzogen ist. Gleich hinter dem Wrack beginnt eine schön bewachsene Felswand. Highlight hier sind die gelben und roten Gorgonien im unteren Teil der Wand. Wenn man von dort langsam auftaucht lohnt sich ein Blick in die Spalten und in die kleinen Überhänge. Denn hier lauern kapitale Drachenköpfe auf Beute. Ein tolles Spektakel gibt es dann noch beim Erreichen des Riffdaches wo die Taucher meistens von stattlichen Fischschwärmen begrüßt werden. Überwiegend bestehen diese aus verschiedenen Arten von Brassen und Goldstriemen, die ihre Scheu vor den blubbernden Wesen verloren haben. So wird die Zeit des Deko- oder Sicherheitsstopps garantiert nicht langweilig.

Capo Rosso...

… ist ein weiterer Toptauchplatz. Meistens begegnet man schon auf der Fahrt dorthin einigen Ausflugsbooten. Deren Ziel ist ebenfalls das Kap, allerdings nur oberhalb der Oberfläche. Wofür die Gäste der Ausflugsboote zahlen, bekommen die Taucher als Gratiszugabe zu ihrem Tauchgang. Hier gibt es eine wirklich beeindruckende Felslandschaft zu bestaunen. Über den steil aufragenden Felsmassiven der Calanche (siehe Infos Porto) thront der kleine Ort Piana. Als Zentrum dieser Landschaft gehört der Ort zu den meistbesuchten Zielen der Insel. Aber zurück zum Meer. Direkt am Kap gibt es einen natürlichen Felstunnel. Eine Durchfahrt mit dem Boot bietet tolle visuelle Eindrücke und gehört zum Standardprogramm der Ausflugsboote.

Nur unweit von diesem Tunnel am Capo Rosso befindet sich ein weiterer lohnender Tauchplatz. Hier erheben sich aus dem sandigen Meeresboden mehrere Felsgruppen bis dicht unter die Oberfläche. Allein der Anblick dieser Felsen im klaren Wasser des Golfes ist schon einen Abstieg wert. Die vielen Spalten bieten Schalentieren wie Langusten und Hummern gute Unterschlupfmöglichkeiten; auch recht kapitale Muränen kann man hier bewundern. Erfahrene Taucher sollten etwas weiter hinaus ins Freiwasser schwimmen, um sich dann langsam dem Meeresboden zu nähern. Denn so wirken die Felsformationen durch das tiefe Blau noch imposanter. Unten angelangt bestimmen ausgedehnte Seegraswiesen im satten Grün das Bild. Mit etwas Glück zeigen sich zahlreiche Zackenbarsche, die hier allerdings auch etwas scheuer sind. Auch schlafende Rochen werden dort gesichtet und manchmal kommt es sogar vor, dass ein paar Delfine neugierig vorbeischauen.

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Höhle mit roten Korallen

Nur eine kurze Ausfahrt von drei bis vier Minuten vom kleinen Hafen entfernt, erhebt sich auf der rechten Seite eine Felsformation mit dem klangvollen Namen „Monterosso“ aus dem Meer. Auch hier lohnt sich ein Abstieg. Denn bereits auf 28 Metern Tiefe gibt es eine Höhle deren Decke komplett mit roten Korallen überzogen ist. Normalerweise muss man im Mittelmeer sehr tief runter um diese roten Schönheiten zu bewundern. Aber hier in Porto ist eben vieles ein klein wenig anders.

Infos zur Tauchbasis

Die einzige Tauchbasis im Golf von Porto „Plongee Porto“ ist von April bis Oktober geöffnet. Die schönsten Tauchplätze werden regelmäßig mit zwei (7,5 und 8,5 Meter langen) hochseetüchtigen Schlauchbooten angelaufen. Bereits vor über dreißig Jahren wurde die Basis eröffnet. Geleitet wird sie von Sylvie Lannoy, die oberhalb von Porto in Ota geboren wurde. Ihre Liebe gilt dem Meer und ganz besonders der großen Bucht von Porto. „Durch die Schutzgebiete hat sich der Fischreichtum sehr positiv entwickelt“ sagt die Korsin. „Zackenbarsche und andere größere Fische wie Brassen und Barrakudas sieht man immer häufiger. Leider wird hier manchmal noch illegal gefischt. Seit einiger Zeit tauchen auch Delfine häufiger in der großen Bucht auf, so kommt es unterwasser öfter zu beeindruckenden Begegnungen. Sehr zur Freude der Taucher.“

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Über 23 verschiedene Tauchplätze kann die Basis ihren Gästen momentan anbieten. In letzter Zeit haben die Tauchlehrer der Basis weitere Plätze entdeckt, die vielversprechend sind um das Angebot der Basis erweitern. Die längsten Ausfahrten dauern mit den schnellen Booten je nach Wetterlage zwischen 30 und 40 Minuten. Dann sind die beiden entferntesten Spots „Capo Rosso“ und  „Punta Rossa“ erreicht. Die maximale Kapazität der Boote liegt bei 42 Personen. „Jedoch fahren wir nur mit 30 Personen hinaus, denn die Sicherheit und der Komfort für die Gäste sind uns sehr wichtig“ sagt Sylvie.

Die Preise sind für das Mittelmeer recht moderat. Ein Taucher mit eigener Ausrüstung der eigenständig mit Partner taucht, zahlt für einen Tauchgang inklusive Ausfahrt 30,- Euro. Ab 5 Tauchgängen gibt es weitere Rabatte. Neben weiteren nützlichen Infos zum Tauchen in Porto findet man auch eine aktuelle Preisliste auf der Webseite der Basis.

Lannoy SPorts Centre de Plongee du Golfe de Porto
Les Oliviers 20150 PORTO OTA
Tel : 04 95 26 10 29 oder 06 84 24 49 20
Mail: plongeeporto@wanadoo.fr
Web: www.plongeeporto.com
Infos auf Taucher.Net


Infos Porto:

Porto ist ein verträumter Ort mit zahlreichen kleinen Restaurants, familiären Hotels, Ferienwohnungen und einigen Campingplätzen. Der einstige Hafen des Bergdorfes Ota liegt an der Westküste von Korsika, zwischen Calvi und Ajaccio, eingerahmt vom Naturschutzgebiet La Scandola im Norden und der Felslandschaft Calanches de Piana im Süden. 1983 erklärte die Unesco das Kap von Porto, die Calanches und die Halbinsel La Scandola zum Weltkulturerbe.

Der Naturhafen Porto Marina in wunderschöner Lage an der Mündung des gleichnamigen Flusses, wurde im 15. Jahrhundert von den Genuesen befestigt. 1550 errichteten sie dort einen Wachturm, der Anfang der 1990er Jahre restauriert wurde. Heute ist er das weithin sichtbare Wahrzeichen von Porto. Von hier hat man einen atemberaubenden Blick über den Golf, den großen Strand des Ortes und die steil ansteigende korsische Gebirgswelt. Unterhalb des Turmes, im alten Pulvermagazin, ist ein kleines Meerwasser-Aquarium untergebracht. Auch Nichttaucher bekommen hier einen guten Eindruck von dem, was rund um Korsika im Meer lebt.

Schon die Fahrt nach Porto ist ein Erlebnis. Der Weg durch das Inselinnere über die Berge oder entlang der Küstenstraße offenbart fantastische Blicke über den gesamten Golf. Porto ist zudem ein guter Ausgangspunkt um die Insel zu entdecken. Unbedingt sehenswert ist die Spelunka Schlucht, die direkt hinter Porto beginnt. Traumhafte Ausblicke sind hier garantiert. Aber auch einen Ausflug durch die Felsenlandschaft der Calanche sollte man sich nicht entgehen lassen. Die bizarr geformten Felsen aus rötlichem Granit beginnen südlich von Porto und erheben sich bis zirka 500 Meter über dem Meeresspiegel. Bei entsprechendem Sonnenstand scheinen sie rot zu glühen.

Wie kommt man hin?

Taucher reisen am besten mit dem eigenen Fahrzeug. Es gibt viele Fährverbindungen von Frankreich (Marseille, Nizza, Toulon) und Italien (Genua, Savona, Livorno, Piombino). Je nach Strecke und Reisezeit erhält man das Ticket für zwei Personen und PKW hin- und zurück schon für unter 100,- Euro. Im Internet gibt es verschiedene Portale, die einen Preisvergleich der verschiedenen Fährgesellschaften innerhalb kurzer Zeit ermöglichen. Eine landschaftlich sehr schöne Strecke führt durch die Schweiz (San Bernardino oder Gotthard). Wer Zeit hat und das Wetter passt, sollte nicht durch die Tunnels fahren, sondern über die Bergpässe. Hier tun sich wirklich fantastische Panoramen auf. Weiter geht es dann Richtung Mailand und von dort auf der „Autostrada“ zum gewünschten Fährhafen.

Flüge nach Korsika: Wer fliegen möchte: Folgende Flughäfen gibt es auf der Insel: Calvi, Ajaccio, Bastia und Figari.
Bei den Recherchen zu diesem Artikel gab es günstige Flüge bei Eurowings von Berlin oder Düsseldorf nach Bastia schon für 39,90 Euro incl. Handgepäck pro Strecke in der Nebensaison. Allerdings wird man als Taucher dann noch für das Gepäck zu Kasse gebeten.