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Kleines Hotel mit gehobenem Anspruch und Individuelles Tauchen
Es gibt wohl kaum einen Ort in Ägypten der unter Tauchern ähnlich kontrovers diskutiert wird. Auf der einen Seite immer noch intakte Riffe gerade an den anspruchsvolleren und schöneren Tauchplätzen, auf der anderen Seite wird von Massenabfertigung und Tauchfabriken geredet.
Da kommt uns ein Angebot auf der diesjährigen Interdive sehr entgegen! Ein kleines Hotel mit gehobenem Anspruch und angeschlossener Tauchbasis, die individuelles Tauchen ermöglichen sollte.
Bericht von Jan Finsterbusch
Entsprechend neugierig machen wir uns auf den Weg nach Hurghada. Ein Vorteil bei dieser Reise sind die durchwegs kurzen Transferzeiten und so erreichen wir das Hotel vom Flughafen aus innerhalb von 15 Minuten. Die Anlage ist mit zirka 40 Zimmern und 4 Suiten ein eher kleines Hotel. Klar als Stadthotel sollte man hier keine verstreuten Bungalows oder lang auseinandergezogene Wohngebäude, mit opulenten Gärten erwarten. Die Anlage ist fünf Stockwerke hoch gebaut. Die Tauchbasis und der Frühstücksalon befinden sich direkt im Erdgeschoss, Fitnessstudio und Spa im Untergeschoss, auch eine dermatologische Praxis ist vorhanden. Dazu ein eigener Beach mit Restaurant und Cafe, der innerhalb weniger Schritte zu Fuß erreichbar ist.
Der wahre Vorteil der Anlage allerdings? Der Komplex liegt ein Stück von der Straße zurückversetzt, so dass der ganztägliche (und nächtliche) Lärm der Sheraton Road nicht zu hören ist. Gleichzeitig ist man aber dennoch nah genug zum Zentrum Hurghadas, so dass alle relevanten Ziele wie Läden, andere Restaurants und die Marina fußläufig oder für wenige Cent mit einem Taxi erreichbar sind.
Nun gut deswegen sind wir allerdings nicht hier! Es geht ja ums Tauchen. Nach einem kurzen Gespräch in der Tauchbasis sind wir allerdings etwas ernüchtert. Aufgrund der Regeländerungen kurz vor Weihnachten in Ägypten hat das baseneigene Boot noch keine Genehmigung. Nicht das wir gegen Sicherheitsregelungen sind, gerade in Anbetracht des letzten Jahres absolut notwendig aber die rückwirkende Verschärfung der Regeln, gepaart mit überbordender Bürokratie lassen einen manchmal etwas ratlos zurück. Während unserem Aufenthalt kommt wiederholt das Gerücht auf, dass die CDWS das Meer schließt. Je nach Quelle zwischen drei und fünf Tagen? Allein der Terminus: „Das Meer wird geschlossen“ hinterlässt ein ungutes Gefühl! Wohl gemerkt die Informationen kommen aus offiziellen Kanälen und werden dann teilweise nur Stunden vor in Kraft treten wieder revidiert. Eine zuverlässige Planung macht man so schwer und gerade eine Planung und nicht wiederholtes Improvisieren aufgrund staatlicher Maßnahmen würde manchmal auch zur Sicherheit beitragen.
Die Lösung für uns ist dann eines der großen Boote auf welchem wir von unserer Tauchbasis, mit einem eigenen Guide, eingecheckt werden. Vielleicht ganz gut um die Unterschiede zu erkennen und uns zum Thema Tauchfabrik und Massentauchen ein Bild zu machen. Auch wir haben ja Hurghada aufgrund der Vorurteile bisher gemieden.
So lassen wir uns wenig später bei Fanadir entspannt ins Wasser fallen. An der langen Steilwand kann wohl so ziemlich alles passieren und gesehen werden, was sich so im roten Meer tummelt. Mittaucher berichten von Delfinen, Walhaien und anderen Meerestieren. Leider nicht bei unserem ersten Tauchgang, so dass wir uns damit begnügen „müssen“ etwas mit den Oktopussen zu spielen und diese zu fotografieren. Um ehrlich zu sein? Es gibt deutlich schlimmeres als mit diesen cleveren Tintenfischen zu interagieren!
Rochen, Rochen und nochmals Rochen
Anders sieht das wenig später bei Fanadir Süd aus. Hier schlafen dutzende Federsternstechrochen auf dem flachen Riff. Daneben begegnen uns immer wieder Adlerrochen, die uns aber nicht auf Fotodistanz heranlassen. Anders sieht dies natürlich bei den Stechrochen aus. Wenn die nicht beim Aufwachen immer wieder großzügig Sand verteilen würden. Dennoch! Für den ersten Tag sind wir mit der Ausbeute und auch den Tauchplätzen total zufrieden und gespannt auf mehr.
Dass ein solch großes Boot, neben der allgemeinen Hektik und dem hin und her darauf seinen Nachteil haben kann, sehen wir am nächsten Tag. Die aus unterschiedlichsten Basen bestehenden Gruppen entscheiden sich für einen Tauchgang an Abu Ramada. Vielleicht haben wir einfach einen schlechten Tag, jedenfalls ist nichts Spektakuläres zu sehen.
Tripp mit dem Tagesboot
Am vierten Tag endlich erhält das baseneigene Boot die notwendigen Genehmigungen und entsprechend ist jetzt alles entspannter und ruhiger. Die „Panta Rhel“ ist zwar für 24 Personen zugelassen, allerdings werden maximal 14 Personen mitgenommen, so dass überall großzügig Platz ist. Natürlich ist- es bei nur einem Boot immer Thema die entsprechend geeigneten Tauchplätze für die einzelnen Gruppen zu finden. Anfänger sind an Dropoffs nicht wirklich gut aufgehoben und erfahrene Taucher werden, wenn sie wiederholt in seichten Lagunen abgesetzt werden auf Dauer keinen Spaß haben.
Allerdings kommt an dieser Stelle das Zodiak ins Spiel: Es ermöglicht, auch wenn der Tauchgang für die Ausbildung in einer Bucht stattfindet, die erfahrenen Taucher an die Steilwand um die Ecke zu fahren und dort wieder abzuholen.
So sehen wir in den kommenden Tagen dann die anspruchsvolleren Tauchgänge wie „Small Giftun Cave“ und ähnliches. Auch für Anfänger und weniger erfahrene Taucher gibt es durchaus interessante Tauchplätze. So haben wir auch das „Unterwasser Militär Museum“ besucht. Hier kann man in flachen Tiefen (bis zu neun Meter) die Relikte aus einer, wie wir alle hofften, vergangenen Zeit bewundern. So wurde hier ein sowjetischer T34 Panzer, ein BMR 600 Schützenpanzer aus spanischer Produktion, sowie einige andere Militärvehikel versenkt und sind für Taucher zu bewundern. Leider haben die letzten Jahre deutlich gemacht, dass diese Fahrzeuge weiterhin notwendig sind. Der Fotograf in uns denkt aber dennoch an eine Fotoserie mit einer Meerjungfrau und diesen Kriegswaffen um genau diesen Gegensatz photographisch einzufangen und darzustellen. Das Problem? Wo bekommt man auf die Schnelle eine Meerjungfrau her, wenn man sie braucht?
Delfine in Small Giftun
Daneben bleibt uns besonders ein Tauchgang an der Steilwand von „Small Giftun“ in Erinnerung. Entspannt rollen wir rückwärts vom Zodiak, lassen uns die Kamera geben und tauchen ab. Um unter der Oberfläche in „Streicheldistanz“ zwei Delfine vorzufinden. Natürlich wissen die Beiden nur zu gut, dass für die Vorbereitung des Fotoequipments (Cover ab, Blitze anschalten und ausrichten, Kamera an) mehr als 10 Sekunden benötigt werden, gerade wenn die Kamera noch nicht einmal gesichert ist. Wer unsere letzten Ägyptenberichte gelesen hat, der weiß, dass wir mit diesen Säugern sowieso unsere Probleme haben. Was sollen wir sagen, auch diesmal liefern uns die grinsenden Räuber mehr Munition um dies Einstellung weiter zu befeuern. Natürlich sieht man in dem Moment wo die Kamera eingestellt ist, nichts mehr von diesen Nervensägen – als ob sie das mit Absicht machen würden. Nein die machen das mit Absicht!
Schon beginnt der Silvesterabend und es ist Zeit die Reise zu rekapitulieren. Durch die zentrale Lage bietet sich dieses kleine Ressort für unterschiedlichste Interessengruppen an. So ist es sicher eine gute Alternative nach einer Tauchsafari, wenn man noch ein paar Tage vor Ort verbringen will und sich den Stress der Safari mit ein paar Tauchgängen und entspannenden Massagen im zum Hotel gehörigen Spabereich abbauen mag. Auch für Gruppen von Tauchern mit unterschiedlichem Kenntnisstand, die nach den Tauchgängen einfach etwas unter Leute wollen, bietet das Hotel sich an. Hurghada insgesamt ist sicher besser als der Ruf, den manche Taucher dem Küstenstädtchen angedeihen lassen. Sicher kein ruhiger Platz, sondern quirlig und turbulent und dennoch kann man wenn man die richtigen Plätze kennt einen entspannten Urlaub verbringen und die Zeit genießen.
Weitere Informationen:
https://swisswellnessdive.ch
https://taucher.net/tauchbasis-swiss_wellness_dive_club-faz18838
Wer das Team von Swiss Wellness persönlich treffen will und einen Besuch auf der boot 2025 plant... sie stehen auf Stand 12 / A31.24