Kategorie: Reise
Die außergewöhnliche Artenvielfalt ist einer der vielen Gründe, die Galápagos-Inseln zu besuchen
Silbern schimmernde Wolken umhüllen mich, als ich von einem Schwarm Stachelmakrelen umschlossen werde, der so dicht ist, dass ich die Oberfläche nicht mehr sehen kann. Der Schwarm teilt sich, als sich eine Schildkröte durch die Strömung auf mich zubewegt, gefolgt von einer Schwadron Adlerrochen, die in perfekter Formation über der unglaublichen Flut von Fischen gleitet, die über das Riff fließt. Ungewöhnliche Formen tauchen aus dem Blau auf, als die Hammerhaie ihren Auftritt in dieser traumhaften Szene haben, die man sich nur mit viel Fantasie vorstellen kann; oder wenn man schon einmal hier war. Ich tauche an der Insel Wolf, und dies ist das Galápagos, von dem ich schon lange geträumt habe.
Bericht von Steve Jones (www.millionfish.com)
Die außergewöhnliche Artenvielfalt ist einer der vielen Gründe, warum die Galápagos-Inseln für Naturliebhaber und Wissenschaftler gleichermaßen faszinierend sind, denn es gibt nur wenige Orte auf der Erde, die mit der schieren Intensität des Lebens in den Gewässern der Inseln Wolf und Darwin vergleichbar sind. Diese beiden abgelegenen nördlichen Außenposten sind die Spitze eines erloschenen unterirdischen Vulkans, der sich über 1000 m aus dem Meeresboden erhebt. Darwin liegt etwas weiter draußen als Wolf, etwa 160 km nordwestlich der größten Insel Isabela. Aufgrund der starken Strömungen ist das Tauchen hier nichts für Anfänger, aber erfahrene Taucher kommen hier voll auf ihre Kosten.
Darwin's Arch, ein Tauchplatz in der Nähe des kürzlich eingestürzten ikonischen Torbogens, wird oft als der beste Tauchgang der Welt bezeichnet. Dafür gibt es einen Grund. Wenn wir ins Wasser eintauchen, müssen wir uns quasi fast wie Steine durch das mit unglaublichem Tempo rasende Wasser absinken lassen. Wenn wir zuviel Zeit verlieren, ist das Riff im Nu verschwunden. Wir suchen uns einen guten Platz zwischen den Felsen und versuchen den ansässigen Muränen aus dem Weg zu gehen; schon bald werde ich von den neugierigen Igelfischen abgelenkt und verpasse fast das wichtigste Ereignis, das sich hinter mir abspielt. Als ich mich umdrehe, erblicke ich einen unvergesslichen Prahlhans, der sich das Riff hinauf zu den Barbier-Falterfischen bewegt, die wie ein Rennteam darauf warten, ihren Fahrer Nummer 1 zu bedienen. Die Putzerfische machen sich an die Arbeit und Parasiten werden verschlungen; der Hammerhai entfernt sich, um im Blau zu verschwinden, während sich andere Haie nähern, um ihren eigenen „Boxenstop“ durchzuführen. Dutzende von Haien schweben in der Ferne und verschwinden dann wie Schiffe, die in einem dichten Nebel am Meer treiben.
Ein gigantischer Walhai
Ein schnelles, metallisches Klappern reißt mich aus meiner Trance, als unser Guide ins Blaue vorstößt und scheinbar ins Leere schwimmt. Ich folge ihm auf dieser blinden Verfolgungsjagd, und mein Atem beschleunigt sich, während das hektische Schwimmen weitergeht, doch schon bald schwindet mein Glaube, dass er etwas erkennen kann, da wir so gar nichts sehen können. Doch an seinem Instinkt und seiner Erfahrung sollte man nicht zweifeln. Plötzlich taucht vor uns eine dunkle Masse auf, die auf Kollisionskurs ist und nur noch Sekunden entfernt ist. Ich zücke die Kamera, und mein Weitwinkel welches ich dabei habe wird von einem gigantischenWalhai von mindestens 12 Metern Länge ausgefüllt. Der gewaltige Schwanz treibt den Hai gegen die mächtige Strömung, so dass wir ihm nicht folgen können, aber das macht nichts, denn auf diesem Tauchgang werden noch einige weitere tolle Begegnungen folgen. Mit wenig Anstrengung geht es schließlich ins flache Wasser, wo Galápagos-Haie und Echte Karettschildkröten über ein Riff voll mit Fischen kreuzen. Die recht oberflächennahe Strömung reißt uns mit, und selbst dann sind wir nicht allein, denn neugierige Seidenhaie kommen heran, um uns zu untersuchen, bevor sie das Interesse verlieren, als sich unser Zodiac nähert um uns nach diesem Wahnsinns Tauchgang aufzunehmen.
Der enorme Reichtum an Leben in diesen Gewässern führte dazu, dass sie im März 2016 unter Schutz gestellt wurden, als der ecuadorianische Präsident das neue „Meeresschutzgebiet Darwin und Wolf“ verkündete. Dieses Gesetz verbietet die Ausbeutung natürlicher Ressourcen in einem Gebiet von 18.000 Quadratmeilen in diesem und anderen ausgewählten Gebieten rund um den Archipel und macht es zu einem der größten sicheren Zufluchtsorte für Haie in der Welt. Eine wirksame Überwachung eines solchen Gebiets ist jedoch nahezu unmöglich. Erst im August 2017 wurde ein illegales chinesisches Fischereifahrzeug rein zufällig innerhalb des Meeresparks entdeckt. Nach einer Verfolgung wurde das Schiff geentert und ein erschreckender Fund von über 6.600 Haikadavern führte zur Verhaftung und strafrechtlichen Verfolgung der Besatzung. Die Besatzung wurde für ihre Taten ins Gefängnis gesteckt, doch angesichts der Tatsache, dass China der größte Geldgeber Ecuadors ist und dieses Land reich an natürlichen Ressourcen ist, ist die Bedrohung dieser verwunschenen Inseln weiter eine große latente Gefahr. Die Hunderte von Fischereifahrzeugen, die bedrohlich vor den Schutzgebieten kreisen, wie sie es auch vor den Cocos-Inseln und in anderen haifischreichen Gebieten tun, bedeuten, dass es ohne eine umfassendere Durchsetzung des Schutzes und ein Eingreifen der chinesischen Regierung, um das Problem an der Wurzel zu packen, unweigerlich eine Frage der Zeit ist, bis einer der außergewöhnlichsten und ökologisch wichtigsten Orte der Erde zerstört wird.
Ein weiterer einzigartiger Bewohner, der Galápagos-Meeresleguan
Galápagos liegt in der Mitte der westlichen Hemisphäre auf dem Äquator, etwa 600 Meilen vor der Küste Ecuadors. Zu den Tieren und Pflanzen, die nirgendwo sonst zu finden sind, gehören Riesenschildkröten, Galápagos-Pelzrobben und einer der seltensten Vögel der Welt, der flugunfähige Kormoran. Er wurde von Charles Darwin während der zweiten Reise der HMS Beagle erforscht und seine Erkenntnisse trugen zur Theorie der Evolution durch natürliche Selektion bei. Ein weiterer einzigartiger Bewohner, der Galápagos-Meeresleguan (Amblyrhynchus cristatus), ist ein lebender Beweis für diese Theorie. Er ist auf den Inseln beheimatet und die einzige Meeresechse der Welt. Die Evolution hat ihn in die Lage versetzt, sich von Algen zu ernähren, die auf den unter Wasser liegenden Felsen wachsen, und damit eine reichhaltige Nahrungsquelle in einer Umgebung zu erschließen, die für eine kaltblütige Echse völlig lebensfeindlich sein müsste.
Man geht davon aus, dass sich der Meeresleguan aus einem gemeinsamen Vorfahren entwickelt hat, der vor etwa 10,5 Millionen Jahren mit abgestürzter Vegetation vom amerikanischen Kontinent hierher gelangte. Von den drei Landleguanarten trennte er sich erst mehrere Millionen Jahre später, wobei er einen abgeflachten Schwanz entwickelte, der sich perfekt zum Schwimmen eignet, sowie scharfe Krallen, die verhindern, dass er von den Felsen gefegt wird, und eine kurze Schnauze, die sich perfekt zum Abreißen von Algen eignet. Ihre dunkle Haut ermöglicht es ihnen, schnell Wärme zu absorbieren, wenn ihre abgekühlten Körper nur langsam aus dem Meer zurückkehren. Oft sieht man sie niesen, aber sie haben sich durch das lange Untertauchen nicht erkältet, sondern scheiden überschüssiges Salz aus, das in einer speziellen Drüse an ihren Nasenlöchern gefangen ist, die sich zu diesem Zweck entwickelt hat!
Unsere abwechslungsreiche Reiseroute auf der Galápagos Aggressor III führt uns zur westlichsten Insel, Fernandina. Dies ist eine der unberührtesten Gegenden, in der es keine invasiven Arten gibt und in der Besuche streng kontrolliert werden, damit das auch so bleibt, denn die Tierwelt hat hier schon mit genug natürlichen Bedrohungen zu kämpfen: Der aktive Schildvulkan "La Cumbre" ist erst 2009 ausgebrochen! Unser freundlicher Reiseleiter Walter bezeichnet dies als den "warmen Tag" unserer Reise, obwohl er weiß, dass es alles andere als das sein wird, denn hier trifft der kalte, aufsteigende Cromwell-Strom auf die Inseln, wodurch das Wasser hier kalt, grün und dennoch unglaublich nährstoffreich ist.
Eine surreale Szene entfaltet sich unter Wasser
Wir halten am Cabo Douglas im Nordwesten der Insel, einem der wenigen Plätze, an denen wir auf Fernandina tauchen dürfen. Dunkle Schatten kreuzen unseren Bug, während Seelöwen und Schildkröten schwimmen, während im Hintergrund eine Küstenlinie mit Leguanen zu sehen ist. Unter Wasser entfaltet sich eine surreale Szene, in der unzählige Exemplare dieser Meerechse unbeeindruckt von unserer Anwesenheit an den Algen grasen und riesige grüne Schildkröten hin und her schwimmen, wobei unsere Beobachtung häufig von den verspielten Seelöwen unterbrochen wird, die um unsere Aufmerksamkeit buhlen. Weiter draußen, in tieferen Gewässern, lassen sich weitere seltsame Kreaturen beobachten, darunter der selten gesichtete Rotlippen-Fledermausfisch und der endemische Galápagos-Stierkopfhai.
Ohne eine ständige Bedrohung durch Raubtiere hat der Meeresleguan nur wenige natürliche Abwehrmechanismen entwickelt. Es überrascht nicht, dass der Mensch die größte Bedrohung für diese Art darstellt, denn im Laufe der Jahrhunderte haben wir Katzen, Hunde, Ratten und Schweine auf die Inseln gebracht, die allesamt Beute für dieses sanftmütige Tier und seine Eier sind und die Populationen in den Ruin treiben. Zusammen mit anderen Bedrohungen wie Algenmangel während des El Niño, der die Populationen manchmal dezimiert, ist diese Art eine weitere auf der immer länger werdenden Liste der vom Aussterben bedrohten Arten.
Doch es ist nicht alles schlecht für den Leguan, denn die Evolution hat wieder einmal dazu beigetragen, dass diese Art widerstandsfähiger ist, als es den Anschein hat. Während des El-Niño-Nahrungsmangels werden sie nicht nur dünner, sondern auch kleiner, was möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass sich ihr Körper von ihrer eigenen Knochenstruktur ernährt und sie im Laufe ihres Lebens je nach Nahrungsangebot zwischen Wachstum und Schrumpfung wechseln können. Diese Entdeckung, über die zuerst in der Fachzeitschrift "Nature" berichtet wurde, ist die erste eines erwachsenen Wirbeltiers, das in der Lage ist, seinen Körper in Zeiten der Hungersnot zu schrumpfen, und es wurde auch schon beobachtet, dass sie sich von der Landvegetation ernähren, wenn die Algenquellen im Meer knapp werden. Diese faszinierende Meerechse scheint also noch einige evolutionäre Tricks in petto zu haben.
Steve reiste zu den Galápagos-Inseln mit der bestens ausgestatteten Galápagos Aggressor III
Anreise: Flug nach Ecuador. Guayaquil ist der nächstgelegene internationale Flughafen und wird unter anderem von KLM angeflogen. Von hier aus können Sie einen Regionalflug zu den Inseln nehmen. Ihr Anbieter kann im Normalfall für Sie einen Regionalflug mit zusätzlichem Freigepäck organisieren. |
Wann sollte man reisen: Das ganze Jahr über. Von Januar bis Mai ist das Wasser wärmer, die See ruhiger und es besteht die Chance, Manta-Rochen zu sehen. Von Juni bis Dezember ist es über und unter Wasser kühler, die Sicht ist oft schlechter, aber die Chance, Walhaie zu sehen, ist größer. 7 mm halbtrockener Neoprenanzug mit Kapuze empfohlen |
Visumspflicht: Informationen finden Sie hier: wikipedia.org/Visa_policy_of_Ecuador und Auswärtiges Amt, Ecuador |
Sprache: Spanisch |
Währung: US-Dollars |
Elektrizität: 120 Volt 60 Hz runde 2 Flachstecker in Gebrauch. https://www.power-plugs-sockets.com/ecuador |
Veranstalter: Besonderen Dank an: Steve reiste mit der hervorragend geführten Galápagos Aggressor III zu den Galápagos-Inseln http://www.aggressor.com/ Mehr von Steves Arbeit ist zu sehen unter www.millionfish.com Touristische Informationen: https://ecuador.travel/ |
Weitere Informationen zu Steve Jones
https://www.millionfish.com/index
https://www.instagram.com/photostevejones/
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