Kategorie: Medizin
Der "kleine Unterschied" und seine Folgen fürs Tauchen. Im Grunde ist "Frauentauchen" ja gar nicht neu – immerhin berichtet die Geschichte seit fast fünf Jahrtausenden über Perlentaucherinnen. Vorab sei aber auch angemerkt, dass bei genauerem Betrachten dieses Themas eine gewisse Stereotypisierung zwischen Mann und Frau nicht vermeidbar ist...
Bericht von Anke Fabian
"Taucher sind Männer großer Muskelkraft mit gesunden Organen. Taucher sind Männer hoher geistiger Kräfte und einwandfreier Moral." (aus Hermann Stelzner: Tauchertechnik, Lübeck 1931).
Diese Worte von Hermann Stelzner wurden ja bereits viel zitiert und sind – bekanntlich – ein alter Hut. Sätze wie "Die Zusammensetzung der tauchenden Bevölkerung verschiebt sich zugunsten der Frauen – und die Altersgrenzen erweitern sich nach oben in das Seniorenalter wie auch nach unten bis ins das jüngste Kindesalter" kennen die meisten. Seit diese Trends deutlich sichtbar werden, hat sich auch die Tauchmedizin mit diesen Themen beschäftigt, und Probleme, die genau in diesen "neuen tauchenden Gruppen" auftauchen, wurden genauer beleuchtet.
Vorab sei angemerkt, dass bei genauerem Betrachten dieses Themas eine gewisse Stereotypisierung zwischen Mann und Frau nicht vermeidbar ist. Der hier beschriebene Körpertyp und die psychischen Aspekte sollen keinesfalls eine Verallgemeinerung darstellen – es gibt viele kleine, leichte oder auch ängstliche Männer und ebenso Frauen mit schmalen Hüften, die mehr Muskelkraft haben als die meisten ihrer männlichen Artgenossen. Viele Frauen gehen zum Einkauf ihres Neoprenanzugs in die Männerabteilung, weil die "Damenschnitte" einfach nicht passen wollen, und manch eine Frau mag risikobereiter sein als ihr Tauchpartner – Ausnahmen bestätigen hier die Regel.
Historie
Im Grunde ist "Frauentauchen" ja gar nicht neu – immerhin berichtet die Geschichte seit fast fünf Jahrtausenden über Perlentaucherinnen, die Amas. Der Prototyp des "Kampftauchers" entstand bereits vor 2.500 Jahren – und zwar in weiblicher Form! Die erste "militärische Kampftaucherin" war eine Griechin namens Cyana (siehe Illustration rechts). Sie wurde zusammen mit ihrem Vater Skyllias wegen ihrer herausragenden taucherischen Fähigkeiten an Bord der griechischen Flotte während der Seeschlacht von Saramis 480 v.Chr. in Gefangenschaft gehalten und zur "Unterwasserkriegsführung" eingesetzt. Laut der Sage von Herodot ist der Sieg der Griechen vor allem ihr Verdienst, da sie in einer stürmischen Nacht in unermüdlichen Apnoetauchgängen die Ankerleinen aller persischen Schiffe kappte, die daraufhin kenterten und sanken. Danach wurde es – bis auf die unermüdlichen Perlentaucherinnen in Asien – etwas ruhiger in der "Frauensache Tauchen".
Beim Gerätetauchen waren Frauen eher eine Seltenheit – ganz wie von Hermann Stelzner beschrieben. In die Schlagzeilen kam "Frauentauchen" dann wieder mit Valerie Taylor. 1956 tauchte sich die damals 21-jährige Australierin in die Öffentlichkeit. Zusammen mit ihrem Ehemann Ron Taylor machte sie weltweite Karriere als Unterwasser-Dokumentarfilmerin, Buchautorin und Hai-Expertin. Ein ganz besonderes Kaliber war Leni Riefenstahl. Als Voraussetzung für ihre Unterwasser-Aufnahmen hatte die seinerzeit 72-jährige im Jahr 1974 unter Angabe eines falschen Alters ihren Tauchschein im kenianischen Malindi erworben.
Und seitdem? Seitdem sind die Frauen auf dem Vormarsch – langsam aber stetig. Der Anteil der Frauen unter allen Tauchern beträgt heute rund 30 Prozent. Übrigens hat Japan – der Tradition der Amas folgend – auch heute noch den höchsten Anteil an Freizeittaucherinnen.
Ausrüstung
Entsprechend dieser Entwicklung hat sich die Industrie neu orientiert und angepasst. Es gibt heute nicht nur die Einheits-Ausrüstung in "männlichem Schwarz", sondern auch die auf die weiblichen Formen zugeschnittenen Modelle (Anzug und Tarierweste) – in den entsprechend "femininen" Farben (z.B. Pink, Rot, Orange, Hellblau etc.). Dies setzt nicht nur optische Akzente, sondern hat auch den ganz praktischen Hintergrund, dem natürlichen Körperbau der weiblichen Wesen Rechnung zu tragen. Frau ist nun mal nicht gebaut wie Mann...
Die Anzüge passen sich den weiblichen Rundungen besser an, ohne Lufttaschen an der Taille zu bilden und über der Brust und an den Hüften zu drücken. Eine Tarierweste, die um den Brustkorb herum "anatomischer" ausgeschnitten ist und die beim Aufblasen die weibliche Brust – und damit auch die Atmung – nicht einengt, ist für die tauchende Frau nicht nur angenehmer, sondern auch ein Sicherheitsaspekt.
Mundstücke müssen oft kleiner gewählt werden um einen schmerzhaften Druck auf das Zahnfleisch zu vermeiden. Kantige Bleistücke werden manchmal durch die in der Regel breitere Hüfte bei schmalerer Taille als unangenehm, drückend empfunden. Hier hilft ein bleiintegriertes Jacket.
Physiologische Unterschiede
Was ist denn nun eigentlich anders außer den augenscheinlichen körperlichen Unterschieden zwischen Mann und Frau?
• Körpergröße und Gewicht (meistens jedenfalls)
• Muskelanteil, Körperfettanteil, Wasseranteil
• Stoffwechsel
• Hormone
• Psychologie/Wahrnehmung
Frauen sind in der Regel kleiner und damit auch leichter als Männer. Sie besitzen einen höheren Fett- und Wasseranteil, jedoch eine geringere Muskelmasse und einen völlig unterschiedlichen Hormonhaushalt. Beim Mann zeigt der Hormonspiegel der Geschlechtshormone (Testosteron) zwar auch geringe tageszeitabhängige Schwankungen – unterliegt jedoch nicht einem regelmäßigen Monatszyklus wie bei der Frau (Progesteron, Estradiol, Regelblutung). Estradiol beeinflusst die Nierenfunktion und führt zu Wassereinlagerungen, was manche Frauen an einer Gewichtszunahme kurz vor der Periode feststellen können. Testosteron ist ein "anaboles", also ein gewebeaufbauendes Hormon. Daher haben Männer mehr Muskelmasse. Auch die höhere Aggressionsbereitschaft wird auf die Testosteronwirkung zurückgeführt.
Einfluss auf den Tauchsport?
Der erhöhte Fettanteil hat Auswirkungen darauf, wie fettlösliche Medikamente verstoffwechselt werden. Einige Medikamente verbleiben aufgrund der höheren Löslichkeit in Fett länger im Körper als bei einem Mann. Da stellt sich die Frage: Wie sieht es mit dem sehr gut fettlöslichen Stickstoff aus? Bis in die 80er-Jahre hinein war man der festen Ansicht, dass Frauen ein 3,5-faches Risiko hätten, eine Dekompressionserkrankung zu erleiden, obwohl die statistische Gesamtanzahl der Unfälle bei Männern deutlich höher liegt – aber tauchende Männer gibt es nun mal auch viel häufiger. Dies wurde jedoch durch genaue Studienanalyse und erneute Datenerhebung an großen Kollektiven (mehr als 2.000 Taucher) wieder bereinigt (s.u. Studienlage), und heute geht man davon aus, dass Frauen kein generell erhöhtes Risiko haben, einen Tauchunfall zu erleiden. Allerdings wurde eine Häufung von Dekompressionsunfällen gerade in der Zeit kurz vor und während der monatlichen Regelblutung beobachtet, was mit den Wassereinlagerungen und den damit verbundenen Abflussstörungen zusammenhängen könnte.
Ist ein Tauchunfall geschehen, entwickeln sich die Symptome abhängig davon, wie viele und wo die Stickstoffblasen im Körper auftreten und welche Gewebe betroffen sind. Die Symptome einer milderen Form der Dekompressionserkrankung (DCS I) können hierbei entsprechend der biologischen Fettverteilung am Körper geschlechtsspezifische Unterschiede bezüglich der Lokalisation zeigen. Hautsymptome zeigen sich bei Frauen häufig im Brustbereich (Spannungsgefühl und Schmerzen im Busen), an Gesäß und Oberschenkeln – eben genau da, wo die "biologischen Fettpölsterchen" sitzen – auch wenn man sie nicht einmal sieht. Die weibliche Brust ist sehr komplex aufgebaut. Man erklärt die häufig dort auftretenden Missempfindungen durch einen gasblasenbedingten Lymphstau mit nachfolgendem Ödem und Schwellung. Die klassische Form der Haut-DCS zeigt sich sonst eher stammbetont am Bauch und Flanken. Bei Spannungsgefühl und Schmerzen in der Brust nach dem Tauchen im Zweifelsfall also auch immer an eine DCS denken!
Die hormonelle Situation wirkt sich auch auf die Psyche aus. Die höhere natürliche Aggressionsbereitschaft beim Mann wird auf das Testosteron zurückgeführt. Eine erhöhte Risikobereitschaft ist psychologisch gesehen eng an unser Aggressionsverhalten gekoppelt (Autoaggression). Erfahrungsgemäß sind Männer auch in der Praxis deutlich risikobereiter als Frauen und dementsprechend passieren mehr "selbstverschuldete" Tauchunfälle als bei Frauen ("deserved DCS"). Auch im Bereich der Wahrnehmung gibt es Unterschiede: Frauen sind in der Regel ängstlicher, bedachter und deutlich sicherheitsbewusster. Gruppenzwang scheint sich auf Frauen weniger auszuwirken als auf Männer – da bringt das "schwache Geschlecht" eben seine Vorteile, weil Frau sich offensichtlich eher erlaubt, auch einmal "schwach" zu sein zu dürfen – ein nicht unwichtiger Sicherheitsfaktor im Tauchsport.
Studienlage
Im Mai 1986 fand erstmalig ein eigener Workshop zum Thema Frauentauchen im Rahmen des 35. Kongresses der Amerikanischen Gesellschaft für Tauch- und Überdruckmedizin (UHMS) statt. Die Themen waren: Schwangerschaft, DCS-Risiko im Vergleich zu Männern, Einflüsse des Menstruationszyklus, Tauchtauglichkeit, Wärmehaushalt und vieles mehr. Den Vorsitz führte damals Dr. med. William Fife. Der Amerikaner galt als Pionier und Experte in der Tauch- und Überdruckmedizin, leitete das Hyperbarinstitut an der Texas A & M University und machte sich durch etliche Publikationen im Bereich der HBO-Therapie einen Namen. Heute tritt seine Tochter Dr. med. Caroline E. Fife in seine Fußstapfen und publizierte zu diesem Thema ein Buch: woman and pressure, diving and altitude, fast 400 Seiten geballte wissenschaftliche Analyse und Zusammenfassung der vorliegenden Studiendaten (s. Literaturhinweis am Textende). Wenn man anfängt, das Buch zu lesen, erscheint anfangs eigentlich alles klar – doch schnell wird klar, dass nichts klar ist – zumindest nach Studienlage. Es ist gerade so, als ob Äpfel mit Birnen verglichen würden.
Männer verunfallen häufiger als Frauen. Sicher doch – es tauchen ja auch mehr Männer als Frauen. Bereinigt man die absoluten Zahlen nach durchgeführten Tauchgängen, bleibt immer noch die Frage der vergleichbaren "Stickstoffdosis" und des Risikoverhaltens. Schaut man sich die Daten dann noch genauer an, könnte man folgende Fakten vorsichtig herauskristallisieren und formulieren:
Zusammenfassung Studienlage
• Frauen scheinen generell kein erhöhtes Risiko zu haben, eine Dekompressionserkrankung zu erleiden.
• Es bestehen Hinweise, dass Frauen kurz vor und während der Regelblutung eine erhöhte Empfindlichkeit für Stickstoffblasen haben.
• Die Einnahme von Hormonpräparaten zur Empfängnisverhütung (Pille) beeinflusst das DCS-Risiko – entgegen vieler Vermutungen – nicht.
• Frauen tauchen in der Regel sicherheitsbewusster und haben weniger "verdiente" ("deserved") Dekompressionserkrankungen als Männer.
Tauchtauglichkeit
Tauchtauglichkeit bei Frauen und spezifische gynäkologische Fragestellungen: Grundsätzlich hat jede Tauchtauglichkeitsuntersuchung dieselben Grundregeln. Aber jede "besondere Gruppe von Tauchern" benötigt andere Fragestellungen. Niemand käme auf die Idee, einen jungen Mann zu fragen, ob er schwanger sein könnte, noch würde man eine Frau auf eine Prostata-Vorsorgeuntersuchung ansprechen...
Bei Untersuchung von Frauen ist – neben der obligaten Frage nach einer bestehenden Schwangerschaft – ein erweiterter Blickwinkel auf die gynäkologischen Aspekte und Erkrankungen (nach Gebärmutterentfernung oder Brustkrebs etc.) wichtig. Die Leitlinien der GTÜM (Gesellschaft für Tauch- und Überdruckmedizin Deutschland) zur Tauchtauglichkeitsuntersuchung tragen dem Rechnung und können in der Checkliste Tauchtauglichkeit nachgelesen werden (siehe Literaturanhang am Textende).
Spezielle Fragestellungen und Fragen aus der tauchmedizinischen Ambulanz:
1. Kann ich während meiner Regelblutung tauchen?
JA – aber mit konservativen Tauchprofilen, da das Risiko eines Tauchunfalls erhöht zu sein scheint. Es sollte auf eine ausreichende Trinkmenge geachtet werden. Bei Unwohlsein oder Bauchkrämpfen eher auch mal pausieren.
2. Kann ich alle herkömmlichen Hygieneartikel während der Regelblutung verwenden?
Grundsätzlich JA – jedoch ist das Tauchen mit Vorlagen hygienisch gesehen im Neoprenanzug nicht empfehlenswert.
3. Besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko im Intimbereich während der Regelblutung?
NEIN – die üblichen Hygienemaßnahmen sind ausreichend.
4. Provoziere ich Haiangriffe durch Spuren von Menstruationsblut?
Eher NEIN. Zitat von Dr. Erich Ritter, Haiexperte: "Das Thema "Monatsblutungen als Blutquelle" wurde in den Tauchmagazinen schon mehrfach und meist von Ärzten ohne jede praktische Erfahrung mit Haien diskutiert. Mangels sich für Feldversuche mit Haien im Wasser zur Verfügung stellender Probandinnen konnte ich die Wirkungen von Monatsblutungen auf Haie bisher selbst nicht untersuchen. Da Haie aber in der Lage sind, auch winzigste Blutkonzentrationen im Wasser (1:10 Milliarden Teilchen!) wahrzunehmen, werden sie zweifellos auch Monatsblutungen orten können und auch darauf reagieren. Meines Erachtens bildet jedoch ein intakter Tauchanzug von 7 mm Stärke eine gute Barriere gegen eventuell ins Wasser austretende Blutbestandteile. Will die betroffene Frau ohne Tauchanzug oder nur mit Tropenanzug bekleidet mit Haien tauchen, empfehle ich ihr, sich in der Strömung unterhalb und in angemessener Distanz des Hais aufzuhalten. Ich gehe dabei nicht davon aus, dass der Hai die Frau nun gleich als interessante Beute sehen wird, wenn er Blutbestandteile geortet hat. Ich schließe aber nicht aus, dass beim Hai eine erhöhte Neugier entstehen kann. Monatsblutungen sind, bei richtigem Verhalten, kein Problem, dürfen dennoch aber auch nicht verharmlost werden. Häufig sind während ihrer Periode tauchende Frauen – wohl aus Unsicherheit darüber, wie der Hai nun reagieren würde – zusätzlich nervöser, was ebenfalls auf Haie stimulierend wirken kann."
5. Darf ich mit Pille tauchen?
JA – entgegen vieler anderslautender Vermutungen erhöht die Einnahme von Verhütungsmitteln das Risiko eines Tauchunfalles nicht.
6. Darf ich während der Schwangerschaft tauchen?
NEIN – auch nicht mit strikt konservativen Profilen. Eine Schädigung oder Abgang des Fötus/Embryo ist nicht auszuschließen. Siehe hierzu auch: "Tauchen während der Schwangerschaft".
7. Wann darf ich nach Geburt meines Kindes wieder tauchen?
Wenn der Wochenfluss aufgehört hat und die Frau sich wohl fühlt und körperlich eine ausreichende Leistungsfähigkeit besitzt, darf wieder getaucht werden. Zum Wohlfühlen gehört aber auch genügend Schlaf! Nach einer durchwachten Babynacht empfiehlt es sich, die Schlafpausen des Kindes eher zum Ausruhen als zum Tauchen zu benutzen.
8. Darf ich während der Stillzeit tauchen?
JA – Stickstoffblasen sind gut fettlöslich und lösen sich zwar hervorragend in der Muttermilch, werden allerdings bereits beim Saugvorgang weitgehend entsättigt. Eine weitere Entsättigung erfolgt im kindlichen Magen. Schädigungen durch übertretende Stickstoffblasen sind somit ausgeschlossen. Die weit offenen Milchkanäle stellen jedoch eine Eintrittspforte für Keime dar, weswegen eine strikte Hygiene eingehalten werden muss. Bei Mastitis (Brustentzündung) besteht Tauchverbot. Weiterhin ist auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten, da die Mutter beim Stillen einen erheblich gesteigerten Flüssigkeitsbedarf hat. Im Falle eines Rückgangs der Milchproduktion liegt meist ein Flüssigkeitsdefizit vor. Siehe hierzu auch: "Tauchen während der Schwangerschaft".
9. Darf ich mit einem Silikon-Brustimplantat tauchen?
JA – die modernen Implantate sind mit Flüssigkeit gefüllt (Kochsalzlösung oder Silikonöl) und deshalb bei den beim Tauchen erreichten Umgebungsdrücken nicht komprimierbar. Druckschäden entstehen meist durch drückende Ausrüstungsteile. Seltene Berichte über geplatzte Implantate sind meist auf Materialfehler zurückzuführen. In Druckkammerversuchen zeigte sich, dass eine gewisse Stickstoffaufsättigung stattfindet (in Silikonöl mehr als in Kochsalz). Es traten jedoch keinerlei Schädigungen der Implantate auf.
10. Wann darf ich nach Gebärmutter- oder Eierstockentfernung wieder tauchen?
Das kommt auf die Art der Operation an. Wird endoskopisch vorgegangen, reicht in der Regel eine Tauchpause von acht Wochen. Der Gynäkologe muss vorher durch Untersuchung eine abgeschlossene innere Wundheilung attestiert haben, und es dürfen keine Beschwerden mehr vorliegen. Wenn über einen Schnitt durch die Bauchdecke operiert wurde, muss die Wundheilung ebenfalls abgeschlossen sein. Durch die Naht der Bauchmuskulatur und Faszien empfiehlt sich jedoch die Pause auf drei Monate auszudehnen, damit es zu keinen Brüchen der Bauchdecke kommt – vor allem durch das Anheben der schweren Ausrüstung.
11. Wann darf ich nach einer Brustoperation wieder tauchen
Das kommt prinzipiell auf den Grund der Operation an. Bei Implantaten und nach Reduktionsplastiken darf getaucht werden, sobald die Wundheilung abgeschlossen ist, Sportfähigkeit besteht und keine Schwellungen mehr vorliegen. Im Falle von Brustkrebs bestimmt der Verlauf und die Therapie der Erkrankung die Tauchfähigkeit. Hier ist eine Einzelfallentscheidung notwendig.
Frauentauchen quo vadis?
Frauen haben im Tauchsport mächtig aufgeholt. Derzeit sind immerhin 30 Prozent aller Taucher weiblich. Eine Frau in der Tauchgruppe zu haben kann bestimmte Situationen drastisch entschärfen, da Frauen in der Regel sicherheitsbewusster und weniger risikobereit als Männer sind. Im Auftrag des Tauchsport-Industrieverbandes beantworteten Taucher Fragebögen in ausgewählten Tauchshops oder im Internet. Bis Oktober 2009 gingen insgesamt 872 Fragebögen ein, die auf die realen Bestandszahlen hochgerechnet wurden. Neben vielen anderen Basisdaten konnte hierbei ermittelt werden, dass etwa 50 Prozent der tauchenden Frauen ab etwa 30-35 Jahren den aktiven Tauchsport verlassen – nämlich dann, wenn sie Kinder bekommen. Und sie steigen auch später nicht wieder ein. Erklärt das die immer noch so hohe Väter- bzw. Männerqote?
Nichtsdestotrotz sind Frauen in jedem Sektor des Tauchsports anzutreffen: im Apnoesport, im Freizeittauchen wie auch im Technical Diving und verfeinern die Tauchsportszene mit weiblicher Hand bzw. Flosse.
Weiterführende Literatur
• Fife C., Dowse M,. Woman and Pressure, Diving and Altitude , Best Publishing Company, Flagstaff, 2010
• Muth C. M. (2007) Frauentauchen. In: Klingmann Ch, Tetzlaff K. (Hrsg). Moderne Tauchmedizin. Gentner Verlag, Stuttgart, Seiten 621 - 633
• Tetzlaff K, Klingmann Ch, Muth C. M., Piepho T, Welslau W (Hrsg) (2009). Checkliste Tauchtauglichkeit – Untersuchungsstandards und Empfehlungen der Gesellschaft für Tauch- und Überdruckmedizin (GTÜM). Gentner Verlag, Stuttgart