Fimbria (Tethys fimbria)

Teile:
27.04.2017 07:52
Kategorie: Biologie

Die Riesennacktschnecke

Wenn man das Glück hat beim Tauchen im Mittelmeer eine Fimbria zu entdecken, dann ist das wie ein Sechser im Lotto. Fimbrias sind zwar nicht wirklich selten, aber leben meist dort wo Taucher nicht so gerne sind- auf monotonen Sand- und Schlammgründen sowie jenseits der maximalen Tauchtiefe mit Pressluft.

Gallery 1 here

Bericht von Harald Mathä


Ich kann mich noch gut erinnern: Es war 1999 auf unserer Clubfahrt nach Pula in Kroatien und ich war am Hausriff auf Jagd nach Critter. Das Hausriff ging ab 15 bis 20 Metern in den für die Adria typischen Sand- und Schlammgrund über, der sich nur langsam senkte. Hier tauchte keiner, weil es „eh nix zu sehen gibt“. Doch weit gefehlt! Auf dem flachen Meeresboden gibt es kaum Versteckmöglichkeiten. Hier entdeckte ich Seepferdchen, Fangschreckenkrebse, Babysepias, eigenartige, orange Mützenschwämme und etwas ganz Eigenartiges. Etwas, das wie Mischung aus toter Sepia, Qualle und Plastiktüte aussah: Meine erste und bislang einzige Fimbria!

Informationen Fimbria:
Wiss.: Tethys fimbria
Größe: Bis 30 cm
Aussehen: Wie eine pangalaktische Plastiktüte
Lebensraum: Sand- und Schlammgrund. Meist sehr tief
Nahrung: Krebstiere und kleine Fische
Verbreitung: Mittelmeer und angrenzender Ostatlantik
Verwechslungsmöglichkeit: Eventuell mit sterbenden Quallen oder Sepias

Fimbrias sind die größten Nacktschnecken im Mittelmeer, bis 30 cm werden sie lang! Das ist größer als die ohnehin beeindruckenden Seehasen in der Adria, aber immer noch nichts gegen die japanische Verwandtschaft der Tethys Fimbria, die Melibe japonica, die bis 70 cm lang werden! Eine 70 cm lange Nacktschnecke, liegt das vielleicht auch an den vielen japanischen Atomkraftwerken?

Fimbria sehen irgendwie "abgefahren" aus: Ein großer, schmutzig weißer Kopflappen, der sich über die Beute stülpt, dahinter Kopflappen, die an die Ohren von Kaninchen erinnern. Der Rücken ist mit markanten Anhängen versehen, die sich heben und senken, während die Fimbria nach Beute sucht. Diese Anhänge fallen leicht ab und wurden früher als eigene Art beschrieben. Die gesamte Schnecke ist mehr oder weniger transparent, das Gefäßnetzwerk im Inneren ist zu erkennen. Weiße Punkte an der Oberfläche runden das skurrile Aussehen ab.

Fimbria kommen zwischen Januar und März in flacheres Wasser um dort zu laichen. Dann hat man auch die besten Chancen, eine zu entdecken. Entdeckt man tatsächlich eine, so sollte man auch noch einen Lottoschein ausfüllen oder ins Casino gehen!

Video Fimbria:

Gallery 2 here

Das Video wurde von Najada Diving, Mitglied der Quality Divers, in Kroatien erstellt. Anna Nokela, Chefin von Najada zum Video: „Wir betauchen regelmäßig die wunderschönen Plätze im Nationalpark Kornaten. Einer davon ist „Kornat East“ - Wand, Höhle, betauchbarer Spalt, eine Menge Fischschulen und Halbhöhlen, die mit bunten Leben überwuchert sind. Wir checkten nebenbei ob Caulerpa Racemosa, die letztes Jahr an einigen Stellen wuchs, wieder sichtbar ist und stellten erfreut fest, dass sie den Winter nicht überlebt hatte. Die große Sensation aber kam als wir uns unter dem Boot trafen. Eine riesige Nacktschnecke tanzte vor unseren Augen. Wir hatten Gottseidank mehrere Kameras und konnten unsere Begegnung gut dokumentieren. Erst unsere Marinebiologin erklärte uns, dass wir eine Schleierschnecke (Tethys Fimbria ) gesehen hatten.

Weitere Informationen: Najada Diving