Kategorie: News
Recherche führt zu erfolgreicher Identifizierung
Die vierte „Shillong“ Expedition an Bord der Seawolf Soul von Hurghada aus in den Golf von Suez kann nach einer Woche die erfolgreiche Identifizierung des Wrackfundes vom letzten Donnerstag vermelden.
Am Donnerstag, 5.7.2016 fand das Team rund um Rene Heese eine neue Wrackposition ca. 20 km nördlich von Ras Gharib. Die Beschreibung des Wracks und erste Bilder waren die Grundlage um die Herkunft und Namen des gefundenen Frachters zu recherchieren (siehe Meldung "Wrack gefunden"). Während die Recherche in Deutschland lief, führte das Expeditionsteam weitere Suchmusterfahrten in diesem Areal und im Umkreis des „July 10 Complex“ durch.
Die Shillong, dies vorweggenommen, wurde bisher nicht gefunden. Eine Sonarspur führte das Team aber zu einem weiteren Wrackfund – einer großen, antriebslosen Arbeitsplattform mit Kran. Ein kleiner Trost, auch dieses Wrack scheint bisher nicht betaucht worden zu sein. Ein ausführlicher Tauchgang am Freitag zu der Plattform in 32 m Tiefe war die Belohnung für die langen Suchmusterfahrten die auch am Samstag weitergeführt wurden.
In der Zwischenzeit lief die Identifikation des noch unbekannten Wracks auf Hochtouren und führte zu einem Ergebnis. Heese und Team änderten daraufhin die Planung für Sonntag um nochmals zu dem Frachter abzutauchen.
Das Wrack des Frachters
Die San Juan wurde 1900 bei Harlan & Hollingsworth (Wilmington, Delaware) gebaut. Das Schiff mit der Baunummer 302 war ein kombiniertes Passagierschiff / Frachtschiff mit 3512 GRT, einer Länge von 317 ft (96,6 m), einer Breite von 42 ft (12,8 m) sowie einem Tiefgang von 20,1 ft (6,13 m). Die San Juan fuhr für die Porto Rico Line (später „The New York & Porto Rico Steamship Company“) und beförderte Fracht sowie Passagiere zwischen New Orleans, San Juan und anderen Häfen in Puerto Rico.
Im „Lloyds Register“ ist die San Juan bis zum Jahr 1939/40 bei der New York & Porto Rico Steamship Company geführt. Ab 1940 fuhr das Schiff dann für die San Juan Shipping Co. Inc. (Registerhafen Panama) weltweite Frachtaufträge.
Am 30.Juli 1941 war die San Juan auf dem Weg von Kapstadt nach Alexandria, beladen mit Fellhäuten und Wolle, im Golf von Suez in nördlicher Fahrtrichtung unterwegs. Hier ereilte sie ihr Schicksal. Eine Kollision mit der City of Singapore – etwa 20 km nördlich von Ras Gharib – führte zum Untergang des Frachters. Stand heute gibt es keinerlei Erkenntnisse über eine Entdeckung des Schiffes durch Sporttaucher. Wir können also mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass Heese und Team hier eine Erstbetauchung im Sporttaucher Bereich durchführen konnten.
Wrack identifiziert
Die heißeste Spur und in Folge die Identifizierung gelang Dr. Ulrich Böttger (Taucher.Net User uboettger) anhand der Angaben aus dem ersten Tauchgang. Das Team um Heese konnte letztendlich am 10.Juli vormittags nochmals das Wrack betauchen und die bisherigen Annahmen bestätigen. Ein Fund von 10 Tellern mit dem Siegel der Porto Rico Line erhärtet die These der erfolgreichen Identifizierung. Damit dürfte auch das Gerücht vom Tisch sein, die San Juan wäre das ominöse fünfte Wrack von Abu Nuhas.
Der Tauchgang am 10.Juli vormittags fand unter widrigen Bedingungen statt. Schwere See und relativ starker Wind verhinderten fast das Abtauchen mitten in der Fahrrinne des Golf von Suez, doch das Tauchteam bestehend aus Rene Heese, Andreas Häckler und Wienand "Vinnie" Magner wagte es um 10:00 Uhr den Tauchgang zu starten. Vinnie verlegt die Aufstiegsleine am Wrack, während Heese und Häckler mit Videokameras ausgerüstet Aufnahmen des Frachters machen. Heese wie üblich mit der Handkamera um Details einzufangen, Häckler mit einer am Scooter montierten Kamera um größere Bereiche des Schiffes zu filmen. Die beiden nutzen die maximale Grundzeit von knapp 15min aus um eine erste Dokumentation fertigzustellen. Eine längere Grundzeit ist inmitten des Golfs nicht möglich, der Verkehr durch die großen Tanker und Containerschiffe lässt nur dieses kleine Zeitfenster für das Unternehmen zu.
Die Videodokumentation werden wir nach Abschluss der Expedition hier veröffentlichen.
Am Nachmittag des 10.Juli dann ein weiterer Höhepunkt für das gesamte Team: Ein Tauchgang am Wrack der Domiat (ex Nith K215 - siehe Meldung vom Dezember 2014); bisher dürften nur eine Handvoll Taucher dieses Wrack erkundet haben. Für den Montag sind nun weitere Suchmusterfahrten geplant. Noch ist die Shillong nicht gefunden.
Weitere Informationen zur Expedition Shillong IV sobald verfügbar an dieser Stelle.
Die Shillong Expedition IV:
Start der Expedition: taucher.net/diveinside-shillong_expedition_iv
Wrack gefunden: taucher.net/diveinside-expedition_shillong_wrack_gefunden