Kategorie: Reise
Hotspots vor der Tür
Der „Dragonera Special Diver“-Stempel war besonders beliebt. Wer ihn im Logbuch hatte, konnte den Nachweis führen, eines der schönsten Tauchreviere Mallorcas ausgiebig erkundet zu haben. Meiner stammt vom Oktober 1990 von meinem ersten Tauchtrip nach Port d'Andratx im Südwesten Mallorcas. Nur knapp 15 Minuten Fahrtzeit mit dem Speedboot von Port d'Andratx entfernt liegt nämlich die unter Naturschutz stehende Isla Dragonera. Sie ist auch heute noch ein Juwel des Mittelmeers.
1987 hatte Leo Klein die Tauchbasis diving dragonera direkt an der Promenade des schon fast mondänen Hafenstädtchens Port d'Andratx eröffnet. Seit dreißig Jahren ist die Basis dort und hat sich seither nur wenig verändert. Leo Klein hat inzwischen ins Tourismusgeschäft umgesattelt und vermietet überwiegend an Taucher auf der ganzen Insel Appartements und Fincas (www.mallorca-4you.de) und leitet das Marketing der Tauchbasenvereinigung PDIA.
Bericht von Harald Apelt
diving dragonera ist heute ein hanseatisches Unternehmen. Jessica Weise-Hacker, Geschäftsführerin von dive team Hamburg ist Hausherrin in Andratx und für Kontinuität und Qualität vor Ort sorgt Sylvia Ross. Sylvia leitet die Basis und kennt sich im Tauchgeschäft wie kaum jemand anders aus. Seit mehr als 20 Jahren ist die gebürtige Südafrikanerin weltweit in Sachen „Tauchen“ unterwegs, war mehr als zehn Jahre als Tauchlehrerin und Basisleiterin auf den Malediven tätig. Mehrere Jahre leitete sie bei PADI Europe die Bereiche Marketing, PR und Media und betrieb Business Development für den weltgrößten Tauchverband.
Mehr als 8.000 geloggte Tauchgänge hat sie inzwischen gesammelt und immer noch hat sie das Leuchten in den Augen, wenn sie von ihrem Job spricht. Sie hat einen Hochschulabschluss als Master of Business Administration und sprudelt vor Ideen und Visionen und ist ungebremst, wenn es darum geht, Abläufe zu analysieren und zu verbessern. „Ich möchte, dass jedes Mitglied unseres Teams dem Kunden zugewandt ist“, erklärt sie um zu ergänzen: “Am liebsten würde ich von jedem Gast den Satz 'Ich fühle mich bei euch gut aufgehoben' hören.“
Die Voraussetzungen hierfür sind bei diving dragonera recht gut. Die Tauchbasis liegt an der von Cafés und Restaurants belegten Promenade von Port d'Andratx an der Hafeneinfahrt. Eine verschachtelte Basis, deren Zentrum ein offener Innenhof ist um den herum sich die verschiedenen Bereiche wie Empfang, Ausbildungsraum, Kompressorstation und die großzügige neue Lounge gruppieren. Manchmal hat man beim Betreten einer Tauchbasis sofort den Eindruck: Müllhalde! So wie sich die Tauchbude präsentiert, ist's dann später meistens auch beim Tauchen.
Völlig anders jedoch bei diving dragonera! Hier in Port D'Andratx ist die Handschrift einer Frau zu spüren, denn egal wo man hinschaut, ist diese Basis durchdacht ausgestattet, auch im letzten Winkel penibel sauber und bietet liebevoll dekorierte Details, die einem sofort das Gefühl vermitteln, am richtigen Ort gelandet zu sein. Über die Qualität des neuwertigen Equipments braucht man keine Worte zu verlieren, der Kompressorraum ist mit seinem Bauer Kompressor und der Nitrox-Membran dank 'druckvoller' spanischer Sicherheitsanforderungen so etwas wie ein Hochsicherheitstrakt zu den Basisräumen, der mit Industrie-Stahlrosten explosionssicher versiegelt wurde.
Nur zehn Meter, einmal über die schmale Straße hinüber zur Promenade, liegt auch der kleine Pier von diving dragonera. Von hier starten die Ausfahrten mit dem Offshore Zodiac „Barracuda“ zu den rund 40 verschiedenen Tauchplätzen der Basis. Hier findet man ein breites Spektrum von ruhigen, windgeschützten Tauchplätzen wie etwa die Cala Marmaçen in der auch Anfänger gut aufgehoben sind, bis hin zu anspruchsvollen Tauchspots mit Grotten, Höhlen, zwei kleinen, in Fragmenten noch erhaltenen Wracks und den zahlreichen Spots rund um die Isla Dragonera an der das Mittelmeer alles hergibt, was es zu bieten hat.
Große Barakudaschulen ziehen hier immer wieder vorbei. In horizontal ausgewogener Formation gleiten die schnellen Jäger mit ihren schlanken, pfeilartigen Körpern gelassen an den Tauchern vorbei. Und wenn man als Taucher dabei sein darf, wenn sich die glitzernde Horde neu formiert, geschieht dies oft in einer Kreisbewegung. Hunderte von kleinen und mittelgroßen Barakudas bilden dann so etwas wie einen kreisenden, sich gemächlich drehenden Zylinder aus Fischleibern. Wenn man sich vorsichtig und mit ruhigen Bewegungen hinein begibt, wird man zum Bestandteil des Schwarms. Alles dreht sich, hunderte von Augen starren einen an und die silberne Walze umkreist das fremde Objekt unablässig. Da schießt der Gedanke durch den Kopf, was wohl passieren würde, wenn Barakudas so hässlich sein könnten, wie Piranhas... Mal testen, ob sich in der Neoprenschale nicht ein schmackhafter Kern verbirgt...? Schluss mit dem Blödsinn! Junge Barkudas sind harmlos und nur bei den großen ausgewachsenen Barakuda-Einzelgängern sollte man respektvoll Abstand halten.
Das Augenmerk der großen Barakudaschwärme liegt eher auf dem enormen Jungfischbestand an der Isla Dragonera. Der hat, seit die Insel unter Naturschutz steht, wieder zurück gefunden in die Zeiten, als das Mittelmeer noch überreich mit Fisch ausgestattet war. Als vor 20, 30 Jahren noch die großen Thunfischschwärme aus dem Atlantik kommend die Straße von Gibraltar passierten, dann auf ihrem Weg in die Adria an Mallorcas Küste vorbeizogen, lagen manchmal 50 Fischerboote auf Reede vor Port d'Andratx. Und deren rauen, trinkfesten Besatzungen warteten auf das Eintreffen der Tuna-Schwärme und den Funkspruch der Spähboote. Wenn dann das „Tuna,Tuna...“ankam, war es in den Hafenkneipen und Bars von Port d'Andratx schlagartig leer und der Ort fand zu seiner beschaulichen Ruhe zurück. Und: mancher Tauchgang wurde zu dieser Zeit mit Thunfischbegegnungen versüßt; eine Rarität in heutigen Tagen.
Dafür gibt’s zuhauf Schwärme von Gelbstriemen, manchmal große silbern schimmernde Kugeln von Sardinenschwärmen und überall an den Tauchplätzen die kleinen violett schimmernden Mönchsfische. In den Spalten und Nischen der Steilküsten um Port d'Andratx begegnen dem aufmerksamen Beobachter immer wieder Muränen und Congeraale, gelegentlich der scheue Gabeldorsch und mit Glück auch mal eine Languste oder ein Bärenkrebs... Zackenbarsche gibt es immer wieder mit teilweise stattlichen Ausmaßen zu betrachten. Und Sylvia gerät geradezu ins Schwärmen, ist sie doch gerade vor wenigen Tagen das erste Mal in ihrem langen Taucherleben bei einem Tauchgang vor Port d'Andratx einem Mondfisch 'Mola Mola' begegnet. Es lohnt sich also auf jeden Fall, die Tauchgründe rund um Port d'Andratx einmal etwas näher zu inspizieren.
Und es lohnt sich auch, in das abendliche Clubleben in dem netten Hafenort etwas tiefer einzutauchen. Das „Tim's“, nur knapp 100 Meter von diving dragonera entfernt, ist wohl eher eine Bar als ein Restaurant. Nette Außenterrasse mit Überblick über den ganzen Hafen und für ein leichtes Frühstück mit Croissant und Café zu empfehlen. Sein wahres Gesicht zeigt diese alteingesessene Bar aber, wenn es Fußball oder besser noch Rugby-Übertragungen gibt. Da kann es draußen 35 Grad im Schatten haben, eine eingeschworene britische Community verwandelt die Bar drinnen dann in einen Stimmungsschmelztiegel. Ein uriger Laden, der sich in den letzten 30 Jahren kaum verändert hat, außer dass alles etwas teurer geworden ist. So auch in der Snack-Bar Mitj&Mitj nur wenige Meter hinter der Tauchbasis direkt an der Promenade mit Blick auf die Bucht. Während sich hier früher eher eine alternative und illustre einheimische Szene einfand um bei cooler Musik und zwei bis zwölf Gläschen dem Sonnenuntergang hinter dem Leuchtfeuer der Hafeneinfahrt beizuwohnen, gibt’s hier heute leckere Snacks und Cocktails. Der kleine Platz vor der Bar ist noch genauso schön und der steinalte, knorrige Schatten spendende Olivenbaum ist eher noch schöner geworden. Das Publikum hat sich, wie im gesamten Ort, auch ein wenig verändert und die Yuppiedichte ist nicht erst seit Claudia Schiffer hier war, sichtbar angestiegen.
Port d'Andratx liegt strategisch sehr günstig. Von hier aus startet man am besten mit einem Mietwagen die wunderschöne Tour entlang der spektakulären Westküste der Insel. Kurvenreich schlängelt sich die beeindruckende Küstenstraße über Estellencs bis nach Banyalbufar, zum Künstlerort Deià und zum Port de Sóller. Von hier ist es nur noch ein Katzensprung bis zum nördlichsten Punkt der Insel, dem Cap Formentor. Die Anfahrt zur steil abstürzenden Klippe des Cap Formentor ist abenteuerlich und belohnt mit grandiosen Ausblicken hinaus aufs Meer.
Eine andere Tour sollte auf jeden Fall nach Palma führen. Im Sommer schieben sich hier zwar Touristenströme durch die wunderschönen Gassen der Hauptstadt Mallorcas, aber nicht nur das beeindruckende Wahrzeichen des Regierungssitzes der Balearen, die Kathedrale von Palma, ist einen Besuch wert.
Und da die Tauchbasis diving dragonera das ganze Jahr über geöffnet hat, kann man sich getrost die ohnehin schönere und preiswertere Nebensaison aussuchen um die Tauchgebiete und die Schönheit der Natur rund um Port d'Andratx zu erkunden. Nicht nur die langen Sommerurlaube, sondern vor allem auch Kurztipps von vier Tagen im Frühjahr oder Herbst finden unter Sylvias Kundschaft immer mehr Anhänger. Sechs Tauchgänge und vier Übernachtungen gibt’s außerhalb der Hauptsaison dann schon für wenig mehr als 450 €. Ein kleiner Urlaub zwischendurch, der Bilder hinterlässt, die einen auch daheim noch eine ganze Weile begleiten.
diving dragonera
Deep Water AQUATICS S.L.
Almirante Riera Alemany 23
E-07157 Port d'Andratx, Mallorca
Tel.: (+34) 971 674 376
Basisleitung: Sylvia Ross
Öffnungszeiten:
Mai - Okt.: Mo-So 9:00 -18:00 Uhr
Nov-April: Do-So 11:00 -13:00 & 15:00 bis 17:00 Uhr
Mail: info@divingdragonera.de
Webseite: www.aqua-mallorca-diving.com
diving dragonera auf Taucher.Net
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