DiveInside Interview Basenleiter in Kroatien

Teile:
23.06.2020 14:31
Kategorie: Reise

DiveInside Interview Basenleiter in Kroatien

Teilnehmer:
Adriano Bähtz (Fun Diving Krk) FDK
Anna Nokela (Najada Diving) ND
Jan Finsterbusch (Taucher.Net) TN

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TN    Hallo Anna, hallo Adriano. Danke das Ihr Euch Zeit für ein gemeinsames Interview nehmt.

TN    Adriano, wie war die Situation in Kroatien während des Lockdowns? Wie habt Ihr das Ganze bisher überstanden und wie habt Ihr die Zeit genutzt?
FDK    Kroatien hat sehr früh und streng reagiert und den Lockdown konsequent durchgezogen. Zeitweise waren die Insel und auch die Gemeinden darauf komplett abgeriegelt. Durch die strengen Maßnahmen war das Land sehr erfolgreich und es gab sehr wenige Fälle von Covid19. Seit Mitte Mai ist Tourismus wieder möglich, aber die komplette Vorsaison, die bei Tauchern sehr beliebt war, ist dadurch ausgefallen. Der wirtschaftliche Schaden für den Tauchtourismus ist natürlich enorm. Wir haben die Zeit genutzt um die Tauchbasis neu zu gestalten, unsere Technik zu warten und auch neue Tauchplätze zu erkunden. Wir bieten z.B. ab Herbst das tauchen in periodisch bestehenden Karstgewässern an, welches einmalig in der Region ist.

TN    Anna, wie hat die Krise Euch beeinflusst? Murter war für kroatische Verhältnisse ja stärker betroffen als andere Orte des Landes?
ND    Wie bei allen Klein- und Mittelbetrieben hat uns die Corona Periode ziemlich schmerzhaft getroffen. Wir sind jedoch stets von der Annahme ausgegangen, dass Kroatien weitgehend vom Tourismus abhängig ist und daher das Äußerste unternehmen wird, die Saison so rasch wie möglich zu öffnen. Auch haben wir stets gehofft, dass Taucher nach der Öffnung exotische Ziele meiden und Kroatien vor der Haustüre und mit relativ wenigen Covid 19 Fällen wählen werden. Es sieht im Moment so aus, als ob unsere optimistische Sicht Wirklichkeit würde. Wir haben gute Buchungen (toi, toi, toi) und es besteht eine Chance, dass sich das totale Desaster zu einer bewältigbaren Herausforderung wandelt.
Natürlich haben wir auch die Zeit für einige Reparaturen benutzt, wir haben uns aber hauptsächlich darauf konzentriert, in den sozialen Medien positive Statements abzugeben.

TN    Schön zu hören Anna, darf ich Fragen wie die Buchungsauslastung für die Saison ist? Oder konkreter gefragt, wenn jemand spontan zu Euch will und tauchen, werdet Ihr Platz für spontane Taucher haben oder sollte man sich rechtzeitig anmelden? Und in welchen Monaten sind Buchungsmöglichkeiten noch eher realistisch und für welche Monate könnt ihr jetzt schon absehen, dass es eng auf den Booten und mit den Unterkünften wird.
ND     So knapp nach der Öffnung der Grenzen ist eine Einschätzung der restlichen Saison schwer. Wir sind keineswegs vollständig ausgebucht. Entsprechend unserer personellen und organisatorischen Kapazitäten haben wir uns ein Limit von 30 gleichzeitig aktiven Tauchern gesetzt, denen wir das entsprechende Service bieten können. Sollte sich die Juli-August-September Saison ähnlich wie in den vergangenen Jahren entwickeln, könnte diese Grenze mehrfach erreicht werden und wir müssen dann spontane Taucher leider ablehnen. Wir empfehlen daher unbedingt, sich wenn möglich anzumelden, zumal gebuchte Gäste absolute Priorität haben.

TN    Adriano, wie ist bei Euch die Entwicklung. Wie sieht es bei Euch aus? Rechnet Ihr die ganze Saison mit durchgehendem Tauchbetrieb unter Einsatz von Tagesbooten oder sieht es eher so aus, dass ihr immer mal wieder Taucher auf Landtauchgänge vertrösten müsst?
FDK    Es gab viele Stornierungen zu Beginn der Saison. Mittlerweile bekommen wir jedoch täglich neue Anfrage und Buchungen. Vor allem die Nachsaison ist dieses Jahr gefragt. Ich gehe davon aus das wir den Gästen unsere ganz normalen Bootstouren anbieten können und das bis weit in den Oktober hinein. Gerade für den September empfehle ich im Voraus zu buchen, da dies allgemein der beliebteste Tauchmonat bei uns ist.

TN    Leider ist es aktuell eine der drängendsten Fragen. In Bayern existiert derzeit ein Hygienekonzept, das das Tragen von Masken in Supermärkten und auch Kontaktverbote vorsieht. Wie wollte Ihr das im Rahmen der Basis regeln? Es existieren ja einige Konzepte u.a. von DAN, haltet Ihr dies für durchführbar oder welche Maßnahmen werdet Ihr zwingend umsetzen?
FDK    Das Hygienekonzept von Bayern wird zum Glück in Kroatien nicht angewandt. Gesetzliche Auflagen gibt es mittlerweile nicht mehr. Wir haben einige freiwillige Grundregeln für den Basenbetrieb, z.B. steht natürlich Desinfektionsmittel bereit und wir haben Hinweisschilder zum Sicherheitsabstand angebracht. Kleine Änderungen am Tauchbetrieb durch den Mindestabstand gibt es auch, die beeinträchtigen aber in keiner Weise den Ablauf und das Angebot. Von den DAN Konzepten haben wir auch einige sinnvolle Punkte mit ins Programm aufgenommen, u.a. werden Leihmasken, Schnorchel und Regulator speziell nach der Benutzung desinfiziert und dann 24 Stunden nach Gebrauch nicht weiterverliehen.

TN    Wie habt Ihr auf die Situation reagiert Anna? Rechnet Ihr mit Einschränkungen im Tauchbetrieb?
ND    Die Herausforderung ist, einen Vernunft-geleiteten Weg zwischen Hysterie und gefährlicher Sorglosigkeit zu finden. Selbstverständlich werden verliehene Masken, Regler und auch Anzüge nach Rückgabe desinfiziert. Die Boote und oft berührte Gegenstände der Tauchbasis werden jeden Morgen desinfiziert An der Rezeption wurde eine Plexiglaswand montiert und das Betreten ist nur einzelnen Personen erlaubt. Wir fordern alle Taucher auf, unser on-line Check-in zu nutzen und ersuchen sie nicht an Bord in die Masken zu spucken, sondern ein zur Verfügung gestelltes Antibeschlagmittel zu benutzen. Die Tische für das Deko Bier wurden etwas weiter auseinandergerückt, das sollte jedoch wie alle anderen Maßnahmen keinen wesentlichen Einfluss auf einen angenehmen Tauchurlaub haben.

TN    Ihr schafft also die Voraussetzungen, dass sich die Taucher auf Euren Booten an die Abstandsempfehlung halten können? Alle Regelungen würden natürlich dann scheitern, wenn Ihr tagsüber auf den Booten alle schafft, dass die Gäste die Abstände halten können und die Gäste abends in Clubs oder Bars zum Feiern auf engsten Abstand sitzen. Eigenverantwortung wird hier der Schlüssel sein. Wie sieht es im Bereich der Ausbildung aus?
ND    Wir haben die maximale Anzahl von Tauchern auf unseren Booten reduziert, um einen entsprechenden Abstand zu gewährleisten Man kann davon ausgehen, dass Taucher selten in die alters- oder krankheitsbedingte Risikogruppe fallen. Generell beobachten wir natürlich bei allen Gästen nach dem Corona lock-down ein Bedürfnis die neue Freiheit zu genießen. Bis jetzt ist uns aber kein extrem leichtfertiges Verhalten aufgefallen. Als Mitglied der Quality Divers Gruppe folgen wir schon immer bestimmten Standards, wie z.B. maximal 4 Taucher in einem Kurs. Dass Wechselatmung aus einem Regler nicht gelehrt wird, versteht sich von selbst.

TN    Wie sind Deine bisherigen Beobachtungen Adriano? Habt Ihr zum Thema Ausbildung noch etwas zu ergänzen?
FDK    Mir ist aufgefallen das die Leute sich alle sehr diszipliniert verhalten. Wir müssen nicht viel sagen, da die Gäste die Regeln bereits aus ihren Heimatländern kennen und sich vorbildlich verhalten. Von der Ausbildung halten wir eigentlich schon immer die Gruppen recht klein um das Ganze für den Gast individuell zu gestalten. Somit müssen wir da nicht viel ändern. Einige Übungen innerhalb der Kurse wurden auf die Situation angepasst. Wir zeigen den OWD Schülern z.B. wie sie den Buddy Check an sich selber durchführen und bei den weiterführenden Kursen wird z.B. auch für Wechselatmung oder der Maskentausch nur simuliert und nicht wirklich mit einem anderen Taucher durchgeführt.

TN    Liebe Anna, lieber Adriano, Danke das Ihr Euch die Zeit für das Interview genommen habt. Ich wünsche Euch beiden nach dem schweren Start, soweit das noch möglich ist, eine erfolgreiche und gute Saison
ND    Neben den unbestreitbaren negativen Auswirkungen der Coronakrise gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer. Viele Taucher, die stets weit entfernte exotische Ziele ansteuerten, probieren jetzt das Mittelmeer aus. Für uns ist es eine Herausforderung, diese Gruppe davon zu überzeugen, dass die lokale UW Welt faszinierend ist und darüber hinaus auch die Welt ober Wasser die Garantie für einen perfekten Urlaub bietet. Weiters danken wir dir Jan sehr herzlich für die einmalige Gelegenheit, unserer Sicht dieses unerfreulichen Geschehens Ausdruck zu geben.
FDK    Jan Danke für das Interview und die Unterstützung in diesen bewegten Zeiten. Vielleicht lässt Du Dir diesmal nicht wieder neun Jahre Zeit vorbeizukommen?


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