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AndySPADI RD

...Wir gleiten durch eine Höhle, aufgehellt durch ...

...Wir gleiten durch eine Höhle, aufgehellt durch dicke Bündel von Sonnenstrahlen, die sich ihren Weg durch kreisförmige Löcher in der Decke
bahnen. Noch eine Biegung, und dann wird es plötzlich wieder taghell. Vor uns liegt ein vom Sonnenlicht beleuchteter Platz. Schemenhaft sind die 3m hohen Katzenfiguren zu erkennen, die den am Ende des Platzes liegenden Tempel bewachen. Doch da ist noch mehr, lebende ´Tempelwächter´, die elegant knapp über dem Boden schweben. Eine Schule junger Haie? Nein, Störe, ca. 20 Stück, alle
mehr als einen Meter lang und so gar nicht scheu! Faszinierend...

Rückblende: Es ist Montag, der 16.10.06, 6:45 Uhr, auf dem Firmenparkplatz meines Arbeitgebers in Frankfurt/Main. Ich bin eine Viertelstunde zu früh dran. Aber Stephie, meine Arbeitskollegin und Heimat-Stamm-Buddy, auch. Schnell wird ihr Tauchgerödel in mein Auto umgeladen und ab geht´s Richtung Ibbenbühren. 303km zeigt das Navi an. Das sollte wohl in 3,5 Std. zu schaffen sein (incl.
Rauch-, Pinkel- und Frühstückspausen). Und tatsächlich, um 10:15 Uhr biegen wir in das Gelände des Unterwasserparks ein. Gleich in der Einfahrt ein erster ´Hinweis für Taucher´:
- Bis zum Verwaltungsgelände vorfahren
- Ausrüstung auf dort bereitstehene Karren verladen
- Auto auf den Parkplatz fahren
Gesagt - getan. Weiter geht´s per Pedes zum Parkeingang. ´Normale´ Parkbesucher werfen
hier einen Euro in den Automaten, um hinein zu kommen. Taucher drücken die Sprechtaste, und schon wird ihnen die Tür geöffnet. Über hölzerne Stege und schön angelegte Wege geht es durch einen Teil der phantasievoll angelegten Anlage, den Schildern ´Taucher´ folgend, ca. 100m weit bis zur Tauchbasis. Da sind wir nun - und stehen mitten in einer Baustelle. Ein Betonmischer entläd einen Teil seiner Fracht in die Schaufel eines Frontladers, ein Baukran läßt ein Schalungsteil in einen Rohbau ab, der einmal eine großzügige Tauchbasis werden soll: mit direktem Einstieg aus den Umkleideräumen in den See. Bis es soweit
ist, dient ein großes Zelt (ca. 10m x 30m) Marke ´Eigenbau´ den Tauchern als Umkleideraum. Es ist ausgestattet mit Gartenstühlen und -tischen, es schützt vor Regen, Wind und matschigem Boden, und sogar an ´Umkleidekabinen´ und Schließfächer hat man gedacht. Für ´menschliche Bedürfnisse´ stehen außerhalb des Zeltes 3 ´Dixies´ bereit, und auch für einen ´Waschbottich´ für die Ausrüstung und eine Freiluft-Dusche hat man gesorgt. Wir bringen unser Tauchgerödel in´s Zelt, in dem sich bei unserer Ankunft ca. 8-10 Taucher aufhalten. Toll, es ist nicht viel los! Und dann rauf auf den Damm des See´s, auf dem die Tauchbasis steht. Sie ist temporär in einer Blockhütte untergebracht. Doch die Basis interessiert uns im ersten Moment weniger. Wir schauen auf den See, der uns kleiner vorkommt, als es die Bilder, die wir bisher
gesehen haben, vermuten ließen. Was aber nicht heißen soll, daß er zu klein ist.
Der Maximalwasserstand ist noch nicht erreicht, es fehlt noch gut 1m. Der Grund dafür ist, daß der Damm im Bereich des Einstiegs und der neuen Basis noch nicht auf voller Höhe ist. So kann man momentan noch die ´Dächer´ von einigen Höhlen,
Felswänden und dem Tempel sehen. Und es sieht über Wasser schon gigantisch aus...

Jetzt wird´s aber Zeit, daß wir uns anmelden. Wir bekommen einen Anmeldebogen und ein Blatt mit Infos über die Störe, Regeln für den ´Umgang´ mit diesen sowie mit allgemeinen Tauchregeln für den Unterwasserpark. Und dann wird bezahlt:
- erster TG: 10,- EUR
- jeder weitere TG: 5,- EUR
- 10ltr-Tank incl. erster Füllung: 8,- EUR
- jede weitere Füllung: 3,50 EUR
- Anzug incl. Kopfhaube für Stephie: 4,- EUR
Wir bekommen jeder eine laminierte Karte mit Nummer und Strichcode, die später mit einem Karabiner am Jacket befestigt wird. Und es gibt
noch eine laminierte ´Unterwasserkarte´ mit nummerierten Punkten und einer Vorschlags-Route. Die Nummern findet man unter Wasser wieder, sie sind für eine Orientierung sehr hilfreich, denn einen Kompass kann aufgrund des in Mengen
verbauten Stahl´s nicht benutzen.

Nun aber umziehen und nix wie ab in den See. Bevor es soweit ist, wird aber noch der Strichcode vom Kärtchen eingescannt. Gleiches Procedere erfolgt dann beim Ausstieg. Somit hat der Mann in der Basis jederzeit Kontrolle darüber, wer noch
im Wasser ist. Ein weiterer Grund ist, daß man die Zeit für einen Tauchgang auf 75 Minuten begrenzt hat. An einem Wochentag mit wenig Tauchbetrieb nimmt man dieses seitens der Basis nicht ganz so genau, an Wochenenden jedoch verhindert man hiermit eine ´Übervölkerung´ des See´s, denn dann werden bei der Anmeldung auch die Einstiegszeiten vorgegeben.

Und dann ist es soweit: wir tauchen ab. Die Wassertemperatur beträgt 14°C, die Sichtweite dürfte bei 6-8m liegen. Sediment ist so gut wie gar nicht vorhanden, obwohl die Filteranlagen noch nicht in Betrieb sind. Allerdings wird an einigen
Stellen Sediment manuell abgesaugt. Wir versuchen uns nach der Karte zu orientieren, was aber nicht so einfach ist, weil diese etwas klein geraten ist. Ein DIN A4-Format wäre vielleicht hilfreicher. Aber wir finden uns trotzdem
zurecht. Wir nehmen uns in diesem ersten Tachgang die Westseite des Unterwasserparks vor. Und es ist einfach fantastisch! Höhlen, Kamine, Labyrinte,
Felslandschaften - es macht einen riesigen Spaß! Und überall Kleinfisch, Forellen, Karpfen, und natürlich die Störe auf dem Tempelplatz! Diese sind wirklich zahm! Sie kommen bis auf wenige cm heran, schwimmen direkt unter uns hindurch oder bleiben direkt vor uns stehen. Toll! Und auch die Forellen sind nicht ängstlich, sie verhalten sich genau so! Die Höhlen sind faszinierend. Nicht nur einfache gerade Tunnel, sondern mit Kurven, unterschiedlichen Höhen, kaminartigen Auf- und Abstiegen in´s obere, bzw. untere ´Stockwerk´,
Säulenhallen und Gewölben. Dazu die ´Lichtspiele´ der Sonnenstrahlen durch die Öffnungen in den Decken, die auch als Notausstiege aus den Höhlen dienen. An diesen Notausstiegen werden bei endgültiger Fertigstellung auch ´Notrufknöpfe´
installiert sein. Imposant auch der Tempel mit den Tempelwächtern davor. Auf dem Rückweg geht´s vorbei am ´Wrack´, einem versenkten Flußkahn mit einer Länge von 13m, der komplett durchtaucht werden kann. Witzig die Schiffstoillette, auf der
sich wohl so mancher Taucher fotografieren läßt. Und dann sind wir auch schon wieder am Ausstieg, nach 75 Minuten, die wie im Flug vergangen sind.

Nach ca. 45 Minuten Oberflächenpause sind wir wieder drin im Teich. Diesmal erkunden wir die
Ostseite mit den Arkaden, der Osthöhle, der Schlucht, der Kraterwelt und dem Felsental, um schließlich wieder am Tempel zu landen, wo wir auf´s neue die Störe beobachten, die es uns zugegebenermaßen irgendwie besonders angetan haben.
Aber auch die Spots davor haben es in sich. Besonders die Arkaden und die Osthöhle mit ihren vielen Gängen (die teilweise übereinander liegen), Säulen und ´Räumen´, in denen man schon mal die Orientierung verliert, aber auch immer
wieder problemlos einen Ausgang findet. Und immer wieder diese Lichtspiele der Sonne...
Dieser zweite Tauchgang wurde für uns dann etwas kürzer als der erste - nicht, daß es uns langweilig wurde; nein, uns wurde langsam kalt, und so waren wir nach knapp 50 Minuten wieder draußen. Insgesamt waren es also an diesem Tag
125 fantastische Minuten Tauchen im Unterwasserpark - viel zu wenig! Wir haben
viel gesehen, aber wohl noch lange nicht alles! Es gibt hier noch so viel zu entdecken...

Fazit: Hier hat ein Unternehmer mit sehr viel Sachverstand, sehr viel Geld, sehr viel Mut und
noch viel mehr Liebe zum Detail eine wohl weltweit einzigartige künstliche Unterwasserlandschaft für Taucher geschaffen. Noch ist nicht alles fertig, was die Infrastruktur betrifft. Auch die Bepflanzungen des See´s folgt erst noch, und die Absaug- und Filteranlagen sind noch nicht in Betrieb. Dies sollte aber keinen interessierten Taucher davon abhalten, hier trotzdem jetzt schon zu tauchen. Es lohnt sich nämlich wirklich! Alle anwesenden TaucherInnen, mit denen wir gesprochen haben, waren genauso begeistert wie wir und zum größten Teil schon mehrfach im Unterwasserpark. Die infrastrukturellen ´Provisorien´ (Umkleidezelt, Blockhaus-Basis und Dixies) sind mehr als akzeptabel, genau so wie die Preise. Und wenn alles klappt, soll bis zum Start der nächsten Saison alles fertig sein.
Noch eine Empfehlung: Fahrt an einem Wochentag hin! Wärend unseres Aufenthaltes an diesem Motag waren vielleicht insgesamt 25-30 Taucher
dort, im Wasser waren eigentlich nie mehr als 6-8 gleichzeitig. Man hatte also ausreichend Platz, im Wasser wie auch im Umkleidezelt. An Wochenenden und Feiertagen ist im Unterwasserpark wesentlich mehr Betrieb.

Stephie und ich waren zum ersten Mal hier, aber ab der nächsten Saison werden wir mit Sicherheit
öfter nach Ibbenbüren fahren!

Andy