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Tauchreisebericht Gran Canaria(Originalbericht au ...

Tauchreisebericht Gran Canaria
(Originalbericht auf www.kacr.de/grancanaria2006/index.html)

Tauchreviere Gran Canaria 2006 (Ein Tauchreisebericht von Christine & Norbert Roller) 
- Südwestspitze zwischen Maspalomas und Mogan -

Es mangelte nicht an Werbung für Tauchschulen und Dive Center rund um Playa del Ingles / Maspalomas. Wir wählten die Tauchschule Top Diving, da diese mit ihrem 250 PS Schlauchboot aus dem Hafen von Puerto Rico startete. Das ersparte uns das mühsame Be- und Entladen des Schlauchbootes in den kräftigen Wellen des Atlantiks. An der Südwestspitze von Gran Canaria gibt es keine Plätze, die von Land aus betaucht werden können.
Die Basis hatte ein Büro am Eingang zum rechten Yachthafen und ein Materialhaus direkt vor dem Bootssteg. Dort war alles vorhanden, was man unbedingt erwartet ordentliche Toiletten, fast neues Material und auch der saubere(!) Bottich zum Waschen der Ausrüstung fehlte nicht.
Getaucht wurde mit 12 Liter Stahlflaschen, und die Tauchplätze wurden in schneller Fahrt mit dem Schlauchboot angefahren.
Der Eigentümer der Basis, Dirk, ist sehr freundlich und hilfsbereit. Er spricht mindestens 4 Sprachen (SP, DE, ENG, NL) und lässt mit seiner ruhigen Art keine Hecktick aufkommen. Auch alle Tauchguides waren sehr freundlich, geduldig, hilfsbereit und auf Sicherheit bedacht.
Das Briefing vor dem Tauchgang war leider ohne Skizze, dafür aber mit ausführlicher „Wegbeschreibung“ zu den Sehenswürdigkeiten.
An den Tauchplätzen waren bei allen Tauchgängen keine anderen Tauchboote zu sehen, und das wunderte uns doch, da die Anzahl der Plätze sehr gering ist.

Pasito Blanco – (Das weiße Sträßchen)

Die zwei flachen übereinander gestapelten Felsen, liegen fast ganz an der Südspitze der Insel und gut 2 km vom Ufer entfernt im offenen Meer. Mit dem Schlauchboot erreichten wir den Tauchplatz, von Puerto Rico kommend, in nur 20 Minuten.

Das Tauchboot wurde direkt über dem Felsen verankert. Bei geringem Wellengang konnten wir somit sehr bequem an der Ankerleine zum Felsen in ~ 14 Meter abtauchen. Nur ein bis zwei Meter tiefer begrenzt der helle Sandboden den interessanten Teil des Felsens.
Eigentlich sind es gar keine soliden Felsen. Es sieht eher aus wie die Reste eines urzeitlichen Flussbettes. Abgerundete Steine in allen erdenklichen Größen und Formen wurden, mit einem betonähnlichen ´Mörtel´ als Füllung, zu einer festen Masse gepresst und bilden die ´Felsen´. Ähnliche Formationen sieht man auch als Zwischenschicht über Wasser immer wieder. Die Kanten der ´Felsen´ sind von den Wellen stark ausgewaschen, und es haben sich hierdurch kleine Überhänge gebildet.
Entlang der Kante umtauchten wir in einem Tauchgang mühelos den gesamten Felsen. Viele geräumige Überhänge waren an den Decken mit leuchtenden roten, orangen und gelben Schwämmen bewachsen. Mit einer Lampe ausgerüstet konnten wir ohne große Mühe reichlich Trompetenfische, Muränen, Papageienfische, Skorpionfische, Barrakudas aber auch große Nacktschnecken,

Arrowcrabs und Putzergarnelen aufspüren. Anemonen sollte es in verschieden Farben geben, aber wir fanden an diesem Tauchplatz nur eine weiße. Muscheln sah man nur wenige, dafür aber reichlich Seeigel.
Am südwestlichen Ende des Felsens stand eine Schule mit hunderten von gelbschwänzigen Bastard-Grunzern, im Spanischen ´Roncador´ genannt, und verdeckte große Teile des Felsens.
Mit etwas Glück, und wenn man nicht zu sehr mit dem Fotografieren beschäftigt war, dann sah man auch Stachelrochen. Ich war bei diesem Tauchgang natürlich mit der Kamera beschäftigt.
Pasito Blanco war der beste Tauchplatz, den wir auf Gran Canaria betauchten. Die Vielzahl der Lebensformen, und die großen Schwärme waren beeindruckend.

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Tauchplatz Arguineguin

Der Tauchplatz liegt gut 15 Minuten von Puerto Rico entfernt in der Bucht von Arguineguin. Die Hotelanlage und der Strand sind noch gut in Sichtweite. Wie auch Pasito Blanco besteht der Felsen nicht aus solidem Stein, sondern einer gepressten Geröllmasse. Die Überhänge waren an diesem Felsen zahlreicher und auch geräumiger. Was immer man zu sehen wünschte versteckte sich dort.
Wir betauchten das längliche Riff in 14 - 17 Metern bei leichter Gegenströmung von der Mitte nach Osten und dann vollständig bis nach Westen und wieder zur Mitte zurück. Nur die nördliche, landeinwärts zeigende Seite, war jedoch sehenswert. Am ganz östlichen Ende verdeckte auch hier ein Schwarm gelbschwänziger Bastard-Grunzern, der sicherlich fast 1.000 Fische umfasste, den Felsen. Zuerst wollten wir um den Schwarm herumschwimmen, sind dann aber doch mittendurch.
Dies war die richtige Entscheidung, denn der Schwarm verdeckte einen niedrigen Überhang, den sich ein großer grauer Stachelrochen mit einem kapitalen Igelfisch teilte. Geduldig ließen die zwei sich ablichten. (Was sollten sie auch anderes machen, wenn der Ausgang versperrt war?)
Insgesamt fanden wir noch 4 weitere große Stachelrochen, einige Trompetenfische, rote Meerbarbenkönige, orange Papageienfische, einen Oktopus und eine Nacktschnecke. Die andere Tauchgruppe sah noch eine große Schildkröte. Auch an diesem Riff gibt es reichlich Seeigel.

Die Sicht war, bedingt durch die exponierte Lage, im Sand und in der Strömung, eher nur 20 Meter und zusätzlich mit vielen leichten Schwebteilchen durchsetzt. Die Wasser-temperatur war je nach Tiefe zwischen 17 - 19 °C.
 
Den Tauchplatz Arguineguin können wir allein wegen den geduldigen Stachelrochen wärmstens empfehlen. Jeder noch so kleine Überhang war von diesen Fischen besetzt und wir kamen gar nicht dazu, nach kleineren Lebewesen zu suchen. Spannend war für uns auch die gemeinsame Nutzung der engen Überhänge durch verschieden Arten.
Der Tauchplatz ist sehr einfach zu betauchen und die geringe Tiefe macht diesen auch für Anfänger interessant.

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- Wracks vor Puerto de Mogán -

Wrack - Alegranza

Die beiden Wracks von Mogán liegen in geringer Tiefe auf gut 18 Meter und nur knapp 60 Meter voneinander entfernt auf dem Sandboden.
Von der Tauchbasis in Puerto Rico erreichten wir die Position, nur einige hundert Meter vor dem Hafen von Mogán, mit dem von 250 PS angetriebenen Schlauchboot in gut 20 Minuten. Dirk ankerte das Boote direkt über dem ´Neuen Wrack´, so dass wir gemütlich an der Ankerleine abtauchen konnten.
Wir erreichten zuerst das jüngere, und erst vor wenigen Jahren versenkte Wrack und tauchten dann sofort zum etwa 60 Meter entfernt liegenden ´Alten Wrack´. Dies war ein Fischkutter oder evtl. auch ein Betonfrachter mit Namen ´Alegranza´.
Die „Alegranza“ ist seit dem letzten großen Sturm in zwei Teile zerbrochen. Der Bug liegt jetzt einige 100 Meter von dem Rumpf entfernt und bietet für Taucher angeblich wenig Sehenswertes. Der größere Rest des Rumpfes war gut 60 Meter lange und wurde zum größten Teil von einem riesigen Schwarm gelbschwänziger Bastard-Grunzern verdeckt. Erst als wir uns durch diesen Fischschwarm „gekämpft´ hatten, konnten wir diesen Teil des Wracks am Stück erkennen. Die Sichtweite von mindestens mehr als 30 Metern verschaffte uns auf Anhieb einen guten Überblick.
Am Wrack sahen wir neben den Grunzern nur einen kleineren Zackenbarsch sowie einige Trompeten- und Papageienfische. Bewuchs gab es auch an diesem Wrack noch keinen.

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Wrack UM - 45
Der mit UM-45 beschriftet Fischkutter fuhr unter holländischer Flagge und ist rund 30 Meter lang. Er wurde absichtlich im März 2002 für die Taucher versenkt und liegt in rund 18 Metern Tiefe, mit 65° Schlagseite und noch in einem Stück, auf dem hellen sandigen Meeresgrund.

Die UM-45 war noch wenig bewachsen und wurde auch von den Fischen nur wenig als Behausung genutzt. Eine Sepia haben wir dann aber für ein Foto doch noch aufgetrieben. Zur Abwechslung musste meine Lieblingsblondine, im schicken gelben Tauchanzug, wieder Model stehen.
Die großen zutraulichen(?) Barrakudas haben wir leider nicht gesehen, denn die warteten auf eine andere Attraktion. Das gelbe Urlauber-Uboot, das stündlich an den Wracks vorbeikommt, wurde aber gerade überholt und somit wurde kein Futter angeliefert. Nun mussten sie wohl selber jagen und hatten keine Zeit für ein Foto. Pech für uns, aber dafür hatten wir die Wracks für uns alleine.
Die Wracktauchgänge sind bei dieser geringen Tiefe auch für Anfänger geeignet. Auch wenn man in die geöffneten Wracks einfach hinein- und auch wieder heraustauchen kann, findet man darin nichts Spannendes.

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- Marine Reserve El Cabrón / Arinaga im Osten der Insel -

Da wir glaubten, dass die anderen Tauchplätze um Puerto Rico keine Abwechslung mehr versprachen, wechselten wir auf die östliche Seite der Insel. Hier liegt der Marinenaturschutzpark „El Cabrón Marine“ der meistens auch nur Tauchplatz „Arinaga“ genannt wird. Angeblich soll dies der Top-Spot für Fischreichtum und Artenvielfalt sein.
Eine Tauchschule vor Ort zu finden war, ohne vorhergehende Vorbereitung mit dem Internet, nicht ganz so einfach. Viele Tauchschulen fahren Arinaga von Playa del Ingles, Maspalomas oder San Agustin mit dem Jeep an. Nach längerem Suchen fanden wir „Davy Jones Diving“ direkt im Ort Arinaga. Diese Tauchbasis lag am dichtesten am Marine Park und fuhr zweimal am Tag die Tauchplätze mit älteren Minibussen in nur wenigen Minuten Fahrtzeit an. Wenn man keinen eigenen Leihwagen hat, dann übernimmt ´Davy Jones Diving´ den Pickup von den Hotel gleich mit.
In der Tauchbasis gab es neben dem üblichen Leihmaterial und der Möglichkeit zur Tauchausbildung noch Toiletten sowie kostenlosen Kaffee und Tee. Das ausführliche Briefing findet an einer auf die Wand modellierten Reliefkarte statt. In voller Montur ging es dann mit den Minibussen zunächst über geteerte Straße und zum Ende hin einem holperigen Weg in den Marinepark.
Nach dem Tauchgang kann man sein Material in Wassertonnen auswaschen und dort auch lagern. Der zweite Tauchgang erfolgte gut 2 Stunden später, nachdem die Flaschen gewechselt wurden und man sich etwas erholt hatte.
Mit dem Tauchguide „Andi“ waren wir sehr zufrieden, denn er kannte die Tauchplätze wie seine Westentasche. Seine ruhige Art und die große Sorgfalt waren bei solch schwierigen Tauchbedingungen unverzichtbar.

Die Stadt Arinaga selbst besteht nur aus neueren Häusern in denen die Canaries selbst wohnen. Tourismus gibt es trotz der schönen Bucht praktisch nicht, denn es weht dauerhaft ein extrem starker nördlicher Wind. Windstärken 4-6 sind normal! Eine große Windfarm nutzt diese natürliche Ressource, und deshalb kann man Arinaga auch schon bei der Landung vom Flugzeug aus gut ausmachen.
Die acht verschiedenen Tauchplätze von Arinaga werden über drei Einstiegsstellen von Land aus betaucht. In Abhängigkeit von Wind und Wellen kann es aber schon vorkommen, dass man einige Tage über diese felsigen Zugänge nicht gefahrlos ins Wasser kann. Wir warteten 3 Tage, bis zu unserem ersten Tauchgang.
Die Namen der Tauchplätze klangen sehr viel versprechend: Two Caves, Roncaderas, Table Top, … Um sich von der Vielfalt unter Wasser zu überzeugen, mussten wir jedoch erst durch die Brandung abtauchen. Bei 2- 2,5 Meter Wellengang und Windstärke 4 - 5 war dies eine riskante und anstrengende Aufgabe. Der Wellengang und die Windstärke waren für Arinaga an sich auch nichts Besonderes, sondern nur die üblichen „guten Tauchbedingungen“!
Unser persönliches Fazit:
Aus unserer Sicht rentieren sich die Tauchgänge in Arinaga nicht. Die unsicheren Wetterverhältnisse ließen Tauchgänge immer wieder ausfallen, und der mühsame Ein- und Ausstieg gingen sehr stark zu Lasten des Materials. Mit einer großen Unterwasserkamera ist es auf jeden Fall unsinnig.
Der Fischreichtum war bei unseren drei Tauchgängen nur minimal besser als um Puerto Rico. Die großen Stachelrochen fehlten sogar vollständig. Jeder Tauchgang kostete uns 35 Euro und dies fanden wir, zumal kein Boot benötigt wurde, ganz schön happig.
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Roncaderas
Unser erster Tauchgang war am Einstieg Roncaderas. Hier tauchten wir direkt in der Brandung und in geringer Tiefe in einem kleinen Kanal über Steine und Seekraut bis zu einer Abbruchkante ab. Von dort ging es dann steil abwärts zum sandigen Meeresboden auf rund 20 Meter, während über uns einige Barrakudas kreisten. Am Tauchplatz selbst gab es nicht mehr Vielfalt als in Pasito Blanco, jedoch waren die Fische größer. Neben den auf dem Grund sitzenden Eidechsenfischen und Meerbarben, sowie den allgegenwärtigen Schwärmen von gelbschwänzigen Bastard-Grunzern entdeckten wir als Höhepunkt noch einen Himmelsgucker, der perfekt im Sand versteckt war. Nur Augen und die Rückenflosse waren sichtbar, und ohne die scharfen Augen unseres Tauchguides „Andy“ hätten wir diesen und die Seezungen nicht entdeckt. Eine Keulenanemone mit Putzergarnele und Arrowcrab war zum Ende des Tauchgangs eine willkommene Abwechslung.
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Two Caves
Der Nachmittagstauchgang war dann am Tauchplatz Two Caves. Hier tauchten wir in geringer Tiefe, auf der Suche nach schönen Fotoobjekten, am felsigen Ufer entlang. Am Ende der sich unter Wasser fortsetzenden Landzunge kann man dann, genügend Luft vorausgesetzt, zu den kleinen Höhlen abtauchen. Wir nutzten unsere Luft jedoch um über dem sandigen und felsigen Grund weiter nach fotogenen Objekten zu fanden. Wir fanden jedoch nur einen einzigen freiwilligen Darsteller in der Form eines Oktopus. Dieser war zwar grundsätzlich geduldig, fühlte sich aber dann doch irgendwann von der Kamera und dem Blitz bedrängt, und er konnte sich zwischen seiner kleinen Höhle und der Flucht aus derselben nicht entscheiden. Mal ergriff er die Flucht, und schwupp war er wieder im Loch. Die Tarnfarbe wechselte immer wunderschön mit.
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Von Tauchplatz Table Top nach Einstieg Two Caves
Der Wind hatte an unserem zweiten Tauchtag um eine weitere Windstärke zugenommen, und die Wellen waren deshalb noch gut einen halben Meter höher. Somit beschränkten sich die verfügbaren Tauchplätze stark. Wir planten in Abhängigkeit der Strömung unter Wasser entweder am Einstieg Roncaderas oder Two Caves aufzutauchen. Zunächst mussten wir aber über glitschige und scharfkantige Felsen in die Brandung absteigen und ohne Flossen durch diese hindurch hangeln. In den Wellen schaukelnd wie ein Sektkorken legten wir dann schnellstens die Flossen an und tauchten im Takt der Brandungswellen und in nur 2 Metern Tiefe ab. Bis wir die Abbruchkante endlich erreicht hatten, waren schon 50 kostbare Bar verbraucht. Nach kurzer Beruhigung ging es dann in Richtung TableTop. Nach der nächsten Biegung erfasst uns jedoch eine starke Gegenströmung und wir mussten somit unser Ausweichziel, den Einstieg TwoCaves, ansteuern. Nach nur 20 Minuten waren 100 Bar verbraucht und wir verließen die Tiefe von rund 20 Meter. Ab jetzt folgte eine endlose Paddellei, so um die 13 Meter und ohne Zeit für Fotos. Zu sehen gab es aber sowieso nur wenig, denn der Sandgrund war von der Brandung aufgewirbelt und begrenzte die sicht auf gut 10 Meter. Am Ende hatte ich 200 Bar in 40 Minuten und auch meine gesamte Kondition verbraucht.
Nach diesem kräftezehrenden Tauchgang war der Ausstieg über glitschige Felsen, hereinbrechende Wellen und einem Wind, der einem fast wieder in die Wellen zurückwarf, ein „krönender“ Abschluss.

Text: Norbert Roller / Mai 2006
Fotos: Copyright by Norbert Roller