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BalbordurSSI Divemaster130 TGs

Licht und Schatten

Zu diesem See habe ich eine ganz besondere Verbindung. Nicht nur, dass er quasi vor meiner Haustür liegt, sondern auch, weil ich einen Großteil meiner anfänglichen Tauchgänge in diesem See absolvierte. Nach dem OWD ging es beinahe schon jeden zweiten Tag an diesen großen und für unsere Verhältnisse auch tiefen See, bevor ich meinen "taucherischen Radius" weiterzog und nun zum größtenteils andere Seen als meine Hausgewässer auserkoren habe. Auch wenn es deutlich seltener geworden ist, zieht es mich jedoch immer wieder zurück zu den Wurzeln, zurück zu diesem fast schon legendären See im Südwesten Deutschlands.

Hervorzuheben für alle Interessenten und Neulinge sind wohl die verlockende kostenlose Nutzung sowohl des Sees als auch des Parkplatzes, der sich rund 150 m vom Einstieg befindet. Es ist auch genau diese Entfernung, die sich je nach Jahreszeit und Equipment als sehr sportlich gestalten kann. Nicht selten sieht man im Sommer hechelnde Taucher am Einstieg ins Wasser gleiten, denn dieser Weg kann es durchaus in sich haben. Nach einer (möglichen) Tortur ist der sehnlich erwartete Einstieg sehr komfortabel gestaltet. Über eine Eisentreppe gelangt man direkt ins Wasser und kann sich links davon im brusthohem Wasser (je nach Wasserstand) fertig justieren, bevor die Buddys das langerwartete Zeichen zum Abtauchen geben. Unterwasser darf vom Einstieg aus leider nur linksseitig getaucht werden (Naturschutzgebiet rechts). Wer gerne in die Tiefe geht, kommt durch den zeitigen Abfall des Gewässerbodens hier schnell auf seine Kosten. Auch wenn der Bewuchs ab 10 m quasi nicht mehr vorhanden ist, kann man doch die ein oder andere "Attraktion" im See betrachten. Kleinere Skulpturen bis hin zu einem ca. 2 m langen Blech-Hai können von jedem Interessenten bestaunt werden, wenn er/sie den diese findet. Beeindruckend ist der wirklich schöne bewachsene Flachwasserbereich, der vielen heimischen Fischarten ein zu Hause bietet. Gerade im Frühjahr oder auch im Frühsommer sind Karpfen, Schleie, Hecht und Co in absoluter Posierlaune und bieten nicht nur Hobby-Fotografen einen schönen Anblick. Aber auch die Flora im Sonnenschein der langsam sinkenden Mittagssonne sind durchaus ein paar Fotos wert.
Leider nimmt von Jahr zu Jahr der Bewuchs ab. Die Sichtweiten sinken parallel zu den steigenden Temperaturen, weshalb mit schlechten Sichtverhältnissen ab Juni fast schon zu rechnen ist. Auch die fehlende Reglementierung der Taucheranzahl im See lässt sich sehr gut an den Sichtverhältnissen im Sommer erkennen. So kann es ratsam sein, an einem sonnigen Wochenende bereits frühmorgens anzureisen, wenn man den noch einen Parkplatz möchte. Hier gilt aber die Empfehlung, auf einen Tag unter der Woche auszuweichen. Die fehlenden sanitären Anlagen erkennt man an den im Sommer reihenweise in die Büsche verschwindenden Oberflächenpausierenden. Aber mal ehrlich: Wer soll diese auch pflegen? Last but not least ist es manches Taucherverhalten, dass zu speziellen Gegebenheiten im und am See geführt hat. Dieses musste ich leider viel zu oft miterleben.

Mein Fazit zum Brechtsee ist zweigeteilt. Natürlich gibt es Seen, die durchaus mehr Attraktionen und auch klarere Sichtverhältnisse besitzen, aber der Brechtsee hat seinen ganz eigenen Charme. Gerade der Flachwasserbereich lässt mich jedes Jahr von Neuem staunen, wenn die Weißfischchen an meiner Maske vorüber ziehen oder die Karpfen genüsslich ihre Runde drehen. Es sind diese Momente, die mich gedanklich wieder an meine ersten Taucherfahrungen in diesem See zurückerinnern und mich für das Tauchen in Deutschland begeisterten. Dann aber sehe ich jedes Jahr den immer mehr schwindenden Bewuchs auch im Flachwasserbereich und das macht mich traurig. Die immer schlechter werdenden Sichtverhältnisse ab Juni machen den See nur temporär zu einem schönen Tauchspot für zwischendurch, sodass ich meine Tauchgänge bevorzugt ins Früh- bzw. ins Spätjahr in diesen See verlege (Drysuit Diving ist schon etwas tolles).