Tauchzentrum Port el Kantaoui bei Sousse

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Eigentlich sollte es ein reiner Familien-Kurzurla ...

Eigentlich sollte es ein reiner Familien-Kurzurlaub werden. Kein Tauchgepäck dabei, nix, gar nix. Na ja, außer dem Brevet in der Brieftasche für den Fall der Fälle. Und dann waren sie da - die beiden Jungs, die im Hotelpool mit ihren Klamotten Neugierige ins Wasser ziehen wollten. Nachdem meine Frau mich auf diese beiden nach Tauchwilligen Ausschau haltenden Guides aufmerksam gemacht hatte, begann der Spaß. Erst mal so tun, als ob - das zeigt ja schon mal, in welchem Zustand sich die Ausrüstung befindet. Ja ganz nett, wie sie mir das Equipment erklärten und ja, alles von Scubapro, nix zischt, Jackets sehen gut aus. Ein Blickkontakt mit meiner Frau - ok, ich darf auch tauchen, aber bitte nicht wieder den ganzen Tag, schließlich ist dies Familienurlaub und die Kurzen wollen auch unterhalten werden.
Am nächsten Morgen dann zum Hafen, die Basis liegt links rum am Ende, gleich hinter der Hafenpolizei.
Tunesische Pünktlichkeit heißt: Um 08.30h Öffnungszeit, um 09.00Uhr ist der erste da, der die Bude aufschließt. Nun ja, das gehört halt zu den Landessitten, da muss man durch.

Nach Vorlage des Brevets (auch wenn es keiner sehen wollte) ging’s zur Einkleidung. Kurze Musterung durch den Uffz vom Dienst, dann kam auch schon ein feuchter Einteiler, der schon bessere Zeiten erlebt hatte und ein Jacket auf die Theke. Letzteres sah ganz gut aus, aber nach ein paar Atemstößen in den Inflator zischte es doch recht merkwürdig aus der Schulter heraus. Gut, dann ein anderes, das war ok.
Auf die Frage nach Füßlingen lehnte ich angesichts des Anzuges dankend ab und entschied mich für ein Paar Vollfußflossen. Den Regler mit nur einem Automaten und ohne Fini lehnte ich ebenso ab. Nachdem sich die Guides dann schulterzuckend anschauten, bekam ich einen MK 2 / R190 + Oktopuss, sowie einem kleinen Fini. Die Teile sahen noch gut aus und waren es, wie sich später herausstellte, auch. Dazu noch eine Look, Schnorchel gab´s keinen, da man ja aus dem Regler atmen soll und nicht aus der Röhre, Aha!
Gut dass ich die Aqualand am Handgelenk hatte, die hatte meine Frau beim Kofferpacken übersehen.

Danach wurde das Tauchboot bestiegen, ein alter umgebauter Fischkutter, der dann später mit wachsender Begeisterung von wechselnden Guides durch die See geschippert wurde.
Flaschen (alle 12er kurz) waren mittlerweile durch ein paar Einheimische aufs Boot verfrachtet worden und jeder konnte sich eine aussuchen. Gut, dass ich mich sogleich ans Werk machte, denn erst die vierte Flasche zeigte einen Druck von etwas über 180bar an, der Rest lag zwischen 160 und 170 bar. Da aber eh nur ein Gang auf eine max.Tiefe von 12 Meter geplant war, nicht weiter schlimm.
Auf dem Abgang zum Maschinenraum lag eine große Anzahl von Gurten und Bleistücken, nach denen sich jeder nach Herzenslust bedienen durfte.

Die Guides kümmerten sich zunächst um die ebenfalls eingeschifften Tauchschüler, wobei ich hier feststellte, dass jedem Schüler solange die Ausrüstung erklärt wurde, bis es saß. Erst wenn der Schüler sein Gerödel selber richtig unter Aufsicht zusammengesetzt und dann verstaut hatte, ging der TL zum nächsten. Mehr als drei Schüler kamen auf keinen Instruktor.
Hatte der Tauchschüler lange blonde Haare und war auch sonst gut bestückt , verbesserte dies natürlich die Intensivität der Einweisung um ein vielfaches. Da wurde aus gestandenen Tauchguides dann urplötzlich ein Haufen pubertierender Spaßvögel.

Nachdem die Schüler versorgt waren, kam ein Guide zu mir und erklärte mir, dass ich mit zwei Engländern runtergehen würde, die sich am Heck des Schiffes seit Besteigen des Bootes mit ihrer High-Tech-Ausrüstung beschäftigten. Obwohl die kurze 12-Liter-Pulle etwas verloren in den monströsen OMS-Wings der beiden aussah, war ich stolz, mit solch ausgerüsteten Rittern in die Fluten steigen zu dürfen. Andrew und Jamie hatten gerade ihren AOWD in Äqypten abgelegt und brannten auf neue Abenteuer, die sie offensichtlich mit ihren ca. 35cm langen Messern bewältigen wollten.

Der Tauchplatz stellte sich als eine Felsenlandschaft mit diversen kleinen Grotten dar, die ca. 5 – 10 Meter lang waren.
Die max. Tiefe lag bei 13 Metern, Fischbestand war nicht wirklich vorhanden. Nur wenn ein Guide seine Hand ins Jacket steckte, kamen aus allen Richtungen die anscheinend dressierten Meeresbewohner herangeeilt, um sich ihre Futterration abzuholen. Diese führte nämlich jeder der Guides in Form von altem Brot mit sich.

Jamie hatte sich bei der kostenlosen Bleivergabe einen ordentlichen Teil gesichert, was sich in seiner Seepferdchenparodie unter Wasser deutlich widerspiegelte. Erst nachdem ich ihm 2kg abnahm und auch zwei weitere Andrew in die Tasche stopfte, kam er langsam wieder in die Waagerechte, nicht ohne vorher noch mit der Flosse in einer Spalte hängen zu bleiben. Wie sich später herausstellte, hatte der gute Junge Blei und Gold verwechselt und sich mit 14 kg bei einem 3mm Einteiler versorgt. Der restliche Tauchgang bei Sichtweiten von ca. 5 -10m war dann auch nur noch kurz, da sich nach 30 Minuten bei ihm eine bedenkliche Luftknappheit eingestellt hatte. Ja, so ein OMS-Wing kann ’ne Menge vertragen.

Beim Auftauchen herrschte an Bord lockere Stimmung, die Tauchschüler waren schon alle wieder da (bei durchschnittlich 150 bar in den Pullen auch nicht weiter verwunderlich) und berichteten stolz und durchaus verständlich von ihren ersten Erlebnissen in der Unterwasserwelt.
Guide Mohammed kam jetzt zu mir und erkundigte sich nach dem Tauchgang. Ohne die beiden Kampfschwimmer reinreißen zu wollen erklärte er mir sofort, dass er durchaus unter Wasser das Gewichtsproblem meines Buddy und die anschließende Bleiverteilungsprozedur beobachtet habe und lud mich ein, am nächsten Tag ohne Tauchschüler zu einem Wrack in 20 Meter Tiefe zu fahren. Da es auch nur ein Tauchgang werden sollte, sagte ich zu, obwohl es mich mindestens 150 Euro Bazargeld zur Ruhigstellung meiner Frau kosten würde.

Vor der Abfahrt wurden noch Schnuppertauchgänge durchgeführt, wobei den Kleinen unter den Schnuppernden je ein Guide zur Verfügung stand. Mit diesem ging der Kleine dann ins Wasser, wo er aus dem Oktopuss des Guides atmend, in ca. 4 Meter Tiefe am Kragen ums Boot geführt wurde. Das machten die Jungs wirklich gut, da hier bei dem kleinsten Problem sofort durch den Guide die Initiative ergriffen werden konnte. Die Rückfahrt wurde dann von diversem „Bitte, bitte, bitte“ Flehen begleitet, und der ein oder anderer Elternteil ließ sich dazu hinreißen, einen Kurs für den Junior zu buchen, wobei dieser sicherlich nicht in schlechte Hände kommt.

Am nächsten Morgen kam ich um 08.45 Uhr zur Basis, wieder als erster. Das mit der tunesischen Zeitrechnung muss ich noch lernen. Kurz danach versammelten sich zwei Guides sowie 8 anderer Taucher, die teilweise ihre eigenen Gerätschaften dabei hatten. Der Rest ging wieder an die Theke und hier wurde, schau an - ein ganz anderes Equipment als am Vortage ausgehändigt. Ein fast neues Jacket sowie ein Regler MK 17 mit je einem R395 und einem R295 sowie einer 2er Konsole mit Fini und Tiefenmesser. Dazu ein Long John der in ausgezeichnetem Zustand war. Flossen und Maske wie am Vortag, Schnorchel gab immer noch keine. Tauchcomputer allerdings auch nicht.

Leider hatte an Bord wieder keine Flasche die 190er Marke geknackt, aber mal schauen, was kommt. Der jetzige Tauchgang war – kurz gesagt – klasse. Kristallklares Wasser am Wrack (WWII). Nun, dass es ein Wrack war, konnte man erkennen, jedoch war es bereits zusammengebrochen und die Umrisse waren nur noch zu erahnen. Mein Buddy kam aus Holland und zu zweit schauten wir uns die Umgebung etwas genauer an. Neben diversen Tinten- und Fischen befand sich auch in ca. 20m noch eine anschauliche Vegetation, die zum Stöbern (natürlich visuell) einlud. Nach 45 Minuten war die Grenze erreicht und es ging wieder hoch. Kurz vor dem Aufstieg sahen wir noch einen Guide, der sich einen dicken Tintenfisch schnappte und diesen mit nach oben brachte. Zunächst doch etwas konsterniert wurden wir schnell aufgeklärt: Der Fisch landet in der Pfanne der 8-köpfigen Familie des Guides. Viel verdienen die hier nicht und so eine Mahlzeit ist für die nichts anderes als eine Aufbesserung der kargen Sippenkost, wenn nur einer in der Familie etwas verdient. Unter diesen Gesichtspunkten durchaus verständlich, aber vielleicht nicht AWARE-like.

Eine O2-Kiste stand in der Steuerkajüte und ein paar Rettungsringe waren auch an Bord. Der TG mit Leihausrüstung kostete ca. 28 Euro, ohne 22,--. Die (zumindest praktische) Ausbildung (CMAS) sah sehr ordentlich aus, wer (als brevertierter Taucher) jedoch mehr Sehenswürdigkeiten betauchen will, sollte besser nach Tabarka fahren. Beim Equipment habe ich zwei unterschiedliche Zustände angetroffen, was hoffen lässt. Die Befüllung könnte verbessert werden, gleiches gilt vielleicht für’s Einchecken. Deshalb insgesamt 4 Flossen.