25 Jahre Stolli in Tamariu:Costa Brava Connection ...
25 Jahre Stolli in Tamariu:
Costa Brava Connection - oder der Lockruf des Grillhähnchens
Am Mittag stand der graue Diesel noch in Düsseldorf, vollgepackt wartete er auf das Startsignal, streckte sich förmlich, als endlich das Kaarster Kreuz auftauchte. Endlich ab nach Spanien, Tamariu, das klingt schon fast nach Südsee, Bora-Bora, Hulahula, wurde auch höchste Zeit. Vierzehn Stunden, drei Liter Cola, 50 Zigaretten und eine Reifenpanne später liegt die Bucht von Tamariu vor mir. Nach einer Stunde Spaziergang hat die erste Strandkneipe auf, "un Cafe con leche por favor". "Jawoll, einen Milchkaffee" schallt es zurück. Der kleine schwarze Hund liegt schon faul in der Sonne. Eviva Espana!
Nachdem der dicke Norbert das Tor mit der Aufschrift "Stolli´s Tauchbasis" aufgeschlossen hat, fahre ich erst einmal vor und lade den ganzen Krempel aus. Um halb zehn erwacht der Laden zum Leben, ein gutes Dutzend Leute zwängen sich ins Neopren, aus Bottrop natürlich, besteigen unter einigem Gelärme einen älteren Segelkahn, die berühmte "Gabriela". Der mißmutige Graubart da hinten ist der ruhmreiche Stolli, hat der Leni Riefenstahl angeblich noch mit 71 Jahren das Tauchen beigebracht. Greg, der nicht weniger wortkarge Aushilfskapitän, humpelt an Bord: Das sieht mir verdächtig nach Caissonkrankheit aus, wahrscheinlich bekommt ihm der allmorgendliche Tauchgang zum Bojensetzen in der Bucht nicht so gut.
Kurz und schmerzlos: Formalitäten
Nach einer Stunde sind die aus Bottrop schon wieder zurück, scheint nicht so prall gewesen zu sein, miserable Sicht, Strömung undsoweiter, zwei mußten mit dem Schlauchboot eingesammelt werden. Kein Wunder ohne Kompaß, in ihren Ruhrpott-Baggerlöchern finden sie wohl auch ohne wieder nach Hause. Die Sache mit der Tauchgenehmigung ist schnell erledigt, ein Zettel zum Ankreuzen ("..halten sie sich für einen ausdauernden Schnorchler...erfüllt Ihre Flasche die deutschen TÜV-Bestimmungen..??"), eine Unterschrift, und das war´s. Von wegen Paßbilder, Tauchlichkeit etc.. Bei der zweiten Ausfahrt mittags um drei sitze ich schon mit an Bord, meine Flasche könnte etwas voller sein, das unbenutzte Füllbecken am Kompressor ist dafür ein schutzwürdiges Biotop mit haufenweise Mükenlarven.
Irgendwie habe ich Pech mit dem Mittelmeer, oder umgekehrt: Die letzten Tage hat´s gegossen wie aus Kübeln (im Juni!!), die Flüsse im Norden lassen eine riesige Schlammfahne aufs Meer hinaus. Die Sicht ist besch..., wenigstens das Wasser hat 21 C°, oben zumindest. Ich hänge mich an zwei Jungs aus Bottrop dran, die kennensich hier aus! Mein Gruppen"führer" rast wie angestochen um den Felsen herum, fummelt ständig an seiner Ausrüstung, ich darf mich derweil um den Anfänger kümmern. Nach gut zwanzig Minuten sitze ich mit 140 bar und etwas säuerlich wieder an Deck, die beiden anderen haben die Flaschen leer. Angeblich hatte der gute "Führer" ständig Wasser in der Maske. Wenigstens einen fetten Haifisch-Stempel kriege ich ins Logbuch gedrückt, ist doch auch was. Zum Glück soll die ganze Truppe morgen früh abfahren! Wo steckt eigentlich der kleine schwarze Hund? Die treue Seele steht schwanzwedelnd vor der Hafen-Bar, läßt sich mit Pommes füttern. Am anderen Ende der Leine bekannte Gesichter, leicht verdeckt von einer Sangria-Kanne.....Gabi + Walter aus Lübeck, der lütte Malte krabbelt mit seinem Eis unter dem Tisch herum. Endlich ein paar vernünftige Menschen, jetzt ist also richtig Urlaub.
Sonderbrevet "Hähnchengrillen"
Nach der zweiten Kanne Sangria hören wir ihn zum ersten Mal: Der Lockruf des Grillhähnchens! "Habt ihr Euch schon für´s Grillfest heute abend eingetragen?", will Tauchlehrer Norbert wissen. Es ist halb fünf am Nachmittag, eigentlich die schönste Zeit für einen lockeren Tauchgang in der Bucht. Doch Norbert verschließt eilig die Basis, er muß ja noch Fleisch einkaufen! So trollen wir uns denn erstmal ins Appartement, zum Auspaken, "wie geht´s Euch denn...sag mal, kann man Sangria auch mit Pfirsichen....??" Der Junior jagt derweil den kleinen schwarzen Hund im Kreis herum, versucht ihn am Schwanz zu ziehen. Bald streben wir hangaufwärts auf des Broilers Spur, der dicke Norbert hat bereits einen Berg Hühnerbeine fertig, eigentlich ist´s ganz nett hier. Einige Bierchen später schwanken wir mit prallen Bäuchen wieder talwärts, schnell den Schlafsack auf der Terrasse ausgerollt, am Hang gegenüber ruft die Zwergohreule unermüdlich, und mir fallen die Augen zu.
Das Schweigen der Conger
Samstagmorgen: Schon um halb acht wimmelt es am Strand von unrasierten jüngeren Herren, auf den Hutablagen der Autos liegen überall die unheilverkündenden gelben Bojen herum, im Kofferraum riesige Flossen und Harpunen. Campionat de Catalunya - Harpunetti-Landesmeisterschaften! Kurz darauf später steigt eine Hundertschaft der Mordbuben auf ein großes Ausflugsboot und beginnt, den Küsten-Abschnitt zwischen Tamariu und Begur systematisch leerzuschießen. Eine Stunde später ist der Spaß erstmal vorbei: Ein Sportsmann wird halbtot auf den Strand gezogen. Nach einigen Wiederbelebungsversuchen spuckt er ein bißchen Blut, will davonrennen, landet aber schließlich doch im Krankenwagen. Drumherum der Kindlein Schar guckt etwas bedeppert, aber schon eine halbe Stunde später kommt wieder so ein Dreikäsehoch am Strand entlang, auf seiner Fischgabel einen kleinen Oktopus. Sozialisation nennt man sowas wohl.
Am Nachmittag stehen die Harpunettis in einer langen Schlange auf der Promenade, jetzt werden die Fänge bewertet. Kistenweise Conger, Muränen, Zakis und Drachenköpfe werden über eine elektronische Waage gezogen, die Sportsfreunde bejubeln die besonders großen Brocken. Der Herrgott hat der Veranstaltung auch seinen Segen gegeben, jedenfalls landen die vollen Fischkisten am Schluß in einem Lieferwagen, der von fünf Nonnen gesteuert wird. Ein gewisser Julio Picon Martinez hat heute am besten geschlachtet, läßt sich mit seinem Pokal ablichten. Der arme Teufel von heute morgen hat Null Punkte, wird übrigens nie mehr eine Harpune in die Hand nehmen: Anscheinend hat er zuviel Salzwasser in die Lunge gekriegt! Grausend wenden wir uns zur Kneipe.
Wer zu spät kommt.....
Donnerstag: Großfische gibt´s seit dem letzten Wochenende praktisch keine mehr, jedenfalls nicht oberhalb von 30m. Unsere Mannschaft ist endlich vollzählig eingetrudelt, getaucht wird ordentlich, wenn nicht mal einer wegen Dekobier-Schaden ausfällt. "Die Basis ist ganztägig geöffnet, so daß jeder seiner Tauchlust nach Belieben frönen kann", so stand´s in Stollis Jubel-Prospekt. Damit ist es allerdings nicht so weit her, unsere Mannschaft schon leicht gereizt. Wenn der dicke Norbert morgens herumläuft und seine Anfänger fragt "Hast du schon einen Tauchpartner?", beschäftigen wir anderen uns sehr interessiert mit unseren Füßlingen oder schauen angestrengt aufs Meer hinaus. Nur nicht das schon wieder! Die Hähnchengrill-Liste an der Basis-Tür will sich auch nicht so recht füllen. Nachmittags um fünf muß die letzte Flasche am Kompressor stehen. Wer zu spät kommt, kann sein Zeug nicht mehr unterstellen und hat am nächsten Morgen keine Luft. Sonntagmittag bleibt die Basis geschlossen. Und zuhause in Deutschland versuchen sie gerade, daß Ladenschluß-Gesetz abzuschaffen....
Dienstag: Heute habe ich mich richtig geärgert! Morgens war´s schon lustig, als Greg, der Käpten, nach dem Tauchgang 13 Mann auf Deck gezählt hat. Wo doch angeblich nur 12 eingestiegen waren. So what! Mittags, als Gabi gerade aufgetaucht war, hat Stolli den Motor angeschmissen. So hat sie den Kühlwasserstrahl des Motors voll ins Gesicht bekommen. Prosit Mahlzeit! Ralf und ich hingen gerade unter dem Schiff an der Dekoleine, durften "Tarzan" spielen, als die "Gabriela" losfährt. Das war sicher der im Prospekt versprochene "individuelle Tauchbetrieb". Fast hätte sich die Truppe dann noch intern in die Wolle gekriegt, weil die Taucher sogar das Ankern selbst organisieren müssen: Den dicken Norbert, der hier als Basis-Assi angestellt ist, habe ich dafür in drei Wochen nicht einmal das Boot besteigen sehen. "Oft fährt Stolli bis zu viermal täglich hinaus...um die Tauchgruppen möglichst klein zu halten". Von wegen - mehr als zweimal ist nicht drin, dafür ist viel zuwenig los. Derweil fahren vor der Bucht die Tauch-Schiffe aus den Nachbarorten im Zweistundentakt vorbei. Für´s Nachttauchen hat Stolli angeblich keine Genehmigung - oder keine Lust. Norbert hat dafür abends wieder ein paar Unentwegte in sein Stammlokal gelockt, wo er sich durchfüttern läßt. Wenigstens nach Feierabend erwacht sein Sinn für´s Geschäft!
Super: Die Tauchplätze
Donnerstag: Heute nachmittag war´s soweit, auf der Dekostufe gab´s eine kleine Sektfeier zum 300en Tauchgang. Die Deko war auch dringend angesagt, der von Stolli ausgeliehene DC 12-Tauchcomputer rattert los wie ein einarmiger Bandit, der Nachmittagstauchgang war tiefer als der am Morgen - ausnahmsweise. Die restliche Truppe war derweil in Estartit, abends erzählen sie von Riesen-Zackis in Massen, Nachttauchgang, Höhlen und allem, was es in Tamariu nicht gibt.
Samstag: Heute ein Supertauchgang an "Los Ullastres". Eine tolle Felsnadel mit Langusten in Massen, Barrakuda und als Krönung ein Mondfisch, wenn auch nur für Sekunden. Auch die Steilwand in Begur gestern war nicht schlecht: Hummer, Conger, Muräne und Zacki zusammen in einem Loch! Die Sicht ist mittlerweile prima, die Tauchplätze sind genial, wenn nur der Basisbetrieb etwas professioneller wäre. Mittags tauchen wir nochmal vom Ufer aus, das Boot fährt mit vier Leuten nicht ´raus! Mittlerweile ist die ganze Tamariu-Bucht mit Bojen vollgepflastert, alle paar Sekunden fegt einem ein Schlauchboot über den Kopf. Nach knapp 10 Minuten haben wir das Conger-Riff vom Ufer aus erreicht, können endlich mal in Ruhe unsere Kanne leerziehen, ohne die dämliche 45 Minuten-Tauchzeitbegrenzung.
San Juan oder Silvester im Juni
Samstag: Der heilige Johannes hat Namenstag, unglücklicherweise heißt der Spanische König auch noch Juan, seit Tagen schon verkaufen die fliegenden Händler an der Straße nach Palamos Sprengstoffe aller Art: Spanien feiert sein Silvester im Sommer. Banden von kleinen Jungs ziehen mit Plastiktüten voller Kracher am Strand herum, bewerfen den Hund mit Kanonenschlägen. Umgezogen sind wir, wohnen jetzt in Stollis Appartement direkt über der Basis. Lage und Aussicht sind super, die Ameisen haben uns auch gleich wieder entdeckt, die Mücken aus dem Füllbecken und der Krach von der Promenade sind weniger lustig. Nachts gibt´s dann stundenlang Feuerwerk aus allen Ecken, zum Glück ist´s kalt und regnet, sonst würden die Spanier wohl völlig ausflippen. Wir schießen aus Solidarität einen Sektkorken vom Balkon.
Immer mit der Ruhe: Basis-Assi Norbert bei der Tauchgangsvorbereitung. Oder war´s doch Grillen??
..... den bestraft das Leben!
Mittwoch: Seit Tagen fahren wir zum Conger-Riff, weiter draußen kachelt und stürmt es so gewalttätig, daß mit der "Gabriela" das Tauchen echt gefährlich wäre. Vielleicht sollte Stolli einfach ´mal den Mast absägen, damit das Schiffchen nicht so gefährlich ins Rollen kommt. Aber was soll´s, morgen ist finito mit Tamariu, 30 Tauchgänge stehen schon zu Buche. Und heute abend wird´s doch noch wahr: Nachttauchgang! Allerdings mit der Poseidon-Basis in Calella, dem übernächsten Örtchen, die fahren zweimal in der Woche nachts raus. Endlich mal eine durchorganisierte Ausfahrt mit professioneller Crew auf einem guten Schiff! Der Felsen ist von den 20 Tauchern hell erleuchtet, nach einer halben Stunde sind die meisten aber schon wieder an Bord, während wir den Bärenkrebsen bei der Balz zuguken und uns am Meeresleuchten begeistern.
Und tschüß!
Donnerstag: Alle anderen sind abgereist, wir haben auch keine Lust mehr zum Tauchen, der graue Diesel ist schon gepackt. Norbert ist muffig, hat sich gestern bei der Abrechnung noch einiges anhören müssen. Als ich meine Automaten spüle erschallt zum letzten Mal der Lockruf: "Will sich noch jemand fürs Hähnchengrillen heute abend eintragen...??"
Stolli 25 Jahre in Tamariu - wie lange noch? Tamariu ist ganz nett, zum Faulenzen, Abschalten usw. Auch wer ohne Aufwand an irgendwelche Sonderbrevets kommen will, ist hier richtig. Zum Tauchen an der Costa Brava gehen wir aber beim nächstenmal sicher nach.....Port de la Selva - Cadaques - Roses - l´Escala - Estartit - Begur - Calella - Llafranc - Palamos - San Feliu.......
Costa Brava Connection - oder der Lockruf des Grillhähnchens
Am Mittag stand der graue Diesel noch in Düsseldorf, vollgepackt wartete er auf das Startsignal, streckte sich förmlich, als endlich das Kaarster Kreuz auftauchte. Endlich ab nach Spanien, Tamariu, das klingt schon fast nach Südsee, Bora-Bora, Hulahula, wurde auch höchste Zeit. Vierzehn Stunden, drei Liter Cola, 50 Zigaretten und eine Reifenpanne später liegt die Bucht von Tamariu vor mir. Nach einer Stunde Spaziergang hat die erste Strandkneipe auf, "un Cafe con leche por favor". "Jawoll, einen Milchkaffee" schallt es zurück. Der kleine schwarze Hund liegt schon faul in der Sonne. Eviva Espana!
Nachdem der dicke Norbert das Tor mit der Aufschrift "Stolli´s Tauchbasis" aufgeschlossen hat, fahre ich erst einmal vor und lade den ganzen Krempel aus. Um halb zehn erwacht der Laden zum Leben, ein gutes Dutzend Leute zwängen sich ins Neopren, aus Bottrop natürlich, besteigen unter einigem Gelärme einen älteren Segelkahn, die berühmte "Gabriela". Der mißmutige Graubart da hinten ist der ruhmreiche Stolli, hat der Leni Riefenstahl angeblich noch mit 71 Jahren das Tauchen beigebracht. Greg, der nicht weniger wortkarge Aushilfskapitän, humpelt an Bord: Das sieht mir verdächtig nach Caissonkrankheit aus, wahrscheinlich bekommt ihm der allmorgendliche Tauchgang zum Bojensetzen in der Bucht nicht so gut.
Kurz und schmerzlos: Formalitäten
Nach einer Stunde sind die aus Bottrop schon wieder zurück, scheint nicht so prall gewesen zu sein, miserable Sicht, Strömung undsoweiter, zwei mußten mit dem Schlauchboot eingesammelt werden. Kein Wunder ohne Kompaß, in ihren Ruhrpott-Baggerlöchern finden sie wohl auch ohne wieder nach Hause. Die Sache mit der Tauchgenehmigung ist schnell erledigt, ein Zettel zum Ankreuzen ("..halten sie sich für einen ausdauernden Schnorchler...erfüllt Ihre Flasche die deutschen TÜV-Bestimmungen..??"), eine Unterschrift, und das war´s. Von wegen Paßbilder, Tauchlichkeit etc.. Bei der zweiten Ausfahrt mittags um drei sitze ich schon mit an Bord, meine Flasche könnte etwas voller sein, das unbenutzte Füllbecken am Kompressor ist dafür ein schutzwürdiges Biotop mit haufenweise Mükenlarven.
Irgendwie habe ich Pech mit dem Mittelmeer, oder umgekehrt: Die letzten Tage hat´s gegossen wie aus Kübeln (im Juni!!), die Flüsse im Norden lassen eine riesige Schlammfahne aufs Meer hinaus. Die Sicht ist besch..., wenigstens das Wasser hat 21 C°, oben zumindest. Ich hänge mich an zwei Jungs aus Bottrop dran, die kennensich hier aus! Mein Gruppen"führer" rast wie angestochen um den Felsen herum, fummelt ständig an seiner Ausrüstung, ich darf mich derweil um den Anfänger kümmern. Nach gut zwanzig Minuten sitze ich mit 140 bar und etwas säuerlich wieder an Deck, die beiden anderen haben die Flaschen leer. Angeblich hatte der gute "Führer" ständig Wasser in der Maske. Wenigstens einen fetten Haifisch-Stempel kriege ich ins Logbuch gedrückt, ist doch auch was. Zum Glück soll die ganze Truppe morgen früh abfahren! Wo steckt eigentlich der kleine schwarze Hund? Die treue Seele steht schwanzwedelnd vor der Hafen-Bar, läßt sich mit Pommes füttern. Am anderen Ende der Leine bekannte Gesichter, leicht verdeckt von einer Sangria-Kanne.....Gabi + Walter aus Lübeck, der lütte Malte krabbelt mit seinem Eis unter dem Tisch herum. Endlich ein paar vernünftige Menschen, jetzt ist also richtig Urlaub.
Sonderbrevet "Hähnchengrillen"
Nach der zweiten Kanne Sangria hören wir ihn zum ersten Mal: Der Lockruf des Grillhähnchens! "Habt ihr Euch schon für´s Grillfest heute abend eingetragen?", will Tauchlehrer Norbert wissen. Es ist halb fünf am Nachmittag, eigentlich die schönste Zeit für einen lockeren Tauchgang in der Bucht. Doch Norbert verschließt eilig die Basis, er muß ja noch Fleisch einkaufen! So trollen wir uns denn erstmal ins Appartement, zum Auspaken, "wie geht´s Euch denn...sag mal, kann man Sangria auch mit Pfirsichen....??" Der Junior jagt derweil den kleinen schwarzen Hund im Kreis herum, versucht ihn am Schwanz zu ziehen. Bald streben wir hangaufwärts auf des Broilers Spur, der dicke Norbert hat bereits einen Berg Hühnerbeine fertig, eigentlich ist´s ganz nett hier. Einige Bierchen später schwanken wir mit prallen Bäuchen wieder talwärts, schnell den Schlafsack auf der Terrasse ausgerollt, am Hang gegenüber ruft die Zwergohreule unermüdlich, und mir fallen die Augen zu.
Das Schweigen der Conger
Samstagmorgen: Schon um halb acht wimmelt es am Strand von unrasierten jüngeren Herren, auf den Hutablagen der Autos liegen überall die unheilverkündenden gelben Bojen herum, im Kofferraum riesige Flossen und Harpunen. Campionat de Catalunya - Harpunetti-Landesmeisterschaften! Kurz darauf später steigt eine Hundertschaft der Mordbuben auf ein großes Ausflugsboot und beginnt, den Küsten-Abschnitt zwischen Tamariu und Begur systematisch leerzuschießen. Eine Stunde später ist der Spaß erstmal vorbei: Ein Sportsmann wird halbtot auf den Strand gezogen. Nach einigen Wiederbelebungsversuchen spuckt er ein bißchen Blut, will davonrennen, landet aber schließlich doch im Krankenwagen. Drumherum der Kindlein Schar guckt etwas bedeppert, aber schon eine halbe Stunde später kommt wieder so ein Dreikäsehoch am Strand entlang, auf seiner Fischgabel einen kleinen Oktopus. Sozialisation nennt man sowas wohl.
Am Nachmittag stehen die Harpunettis in einer langen Schlange auf der Promenade, jetzt werden die Fänge bewertet. Kistenweise Conger, Muränen, Zakis und Drachenköpfe werden über eine elektronische Waage gezogen, die Sportsfreunde bejubeln die besonders großen Brocken. Der Herrgott hat der Veranstaltung auch seinen Segen gegeben, jedenfalls landen die vollen Fischkisten am Schluß in einem Lieferwagen, der von fünf Nonnen gesteuert wird. Ein gewisser Julio Picon Martinez hat heute am besten geschlachtet, läßt sich mit seinem Pokal ablichten. Der arme Teufel von heute morgen hat Null Punkte, wird übrigens nie mehr eine Harpune in die Hand nehmen: Anscheinend hat er zuviel Salzwasser in die Lunge gekriegt! Grausend wenden wir uns zur Kneipe.
Wer zu spät kommt.....
Donnerstag: Großfische gibt´s seit dem letzten Wochenende praktisch keine mehr, jedenfalls nicht oberhalb von 30m. Unsere Mannschaft ist endlich vollzählig eingetrudelt, getaucht wird ordentlich, wenn nicht mal einer wegen Dekobier-Schaden ausfällt. "Die Basis ist ganztägig geöffnet, so daß jeder seiner Tauchlust nach Belieben frönen kann", so stand´s in Stollis Jubel-Prospekt. Damit ist es allerdings nicht so weit her, unsere Mannschaft schon leicht gereizt. Wenn der dicke Norbert morgens herumläuft und seine Anfänger fragt "Hast du schon einen Tauchpartner?", beschäftigen wir anderen uns sehr interessiert mit unseren Füßlingen oder schauen angestrengt aufs Meer hinaus. Nur nicht das schon wieder! Die Hähnchengrill-Liste an der Basis-Tür will sich auch nicht so recht füllen. Nachmittags um fünf muß die letzte Flasche am Kompressor stehen. Wer zu spät kommt, kann sein Zeug nicht mehr unterstellen und hat am nächsten Morgen keine Luft. Sonntagmittag bleibt die Basis geschlossen. Und zuhause in Deutschland versuchen sie gerade, daß Ladenschluß-Gesetz abzuschaffen....
Dienstag: Heute habe ich mich richtig geärgert! Morgens war´s schon lustig, als Greg, der Käpten, nach dem Tauchgang 13 Mann auf Deck gezählt hat. Wo doch angeblich nur 12 eingestiegen waren. So what! Mittags, als Gabi gerade aufgetaucht war, hat Stolli den Motor angeschmissen. So hat sie den Kühlwasserstrahl des Motors voll ins Gesicht bekommen. Prosit Mahlzeit! Ralf und ich hingen gerade unter dem Schiff an der Dekoleine, durften "Tarzan" spielen, als die "Gabriela" losfährt. Das war sicher der im Prospekt versprochene "individuelle Tauchbetrieb". Fast hätte sich die Truppe dann noch intern in die Wolle gekriegt, weil die Taucher sogar das Ankern selbst organisieren müssen: Den dicken Norbert, der hier als Basis-Assi angestellt ist, habe ich dafür in drei Wochen nicht einmal das Boot besteigen sehen. "Oft fährt Stolli bis zu viermal täglich hinaus...um die Tauchgruppen möglichst klein zu halten". Von wegen - mehr als zweimal ist nicht drin, dafür ist viel zuwenig los. Derweil fahren vor der Bucht die Tauch-Schiffe aus den Nachbarorten im Zweistundentakt vorbei. Für´s Nachttauchen hat Stolli angeblich keine Genehmigung - oder keine Lust. Norbert hat dafür abends wieder ein paar Unentwegte in sein Stammlokal gelockt, wo er sich durchfüttern läßt. Wenigstens nach Feierabend erwacht sein Sinn für´s Geschäft!
Super: Die Tauchplätze
Donnerstag: Heute nachmittag war´s soweit, auf der Dekostufe gab´s eine kleine Sektfeier zum 300en Tauchgang. Die Deko war auch dringend angesagt, der von Stolli ausgeliehene DC 12-Tauchcomputer rattert los wie ein einarmiger Bandit, der Nachmittagstauchgang war tiefer als der am Morgen - ausnahmsweise. Die restliche Truppe war derweil in Estartit, abends erzählen sie von Riesen-Zackis in Massen, Nachttauchgang, Höhlen und allem, was es in Tamariu nicht gibt.
Samstag: Heute ein Supertauchgang an "Los Ullastres". Eine tolle Felsnadel mit Langusten in Massen, Barrakuda und als Krönung ein Mondfisch, wenn auch nur für Sekunden. Auch die Steilwand in Begur gestern war nicht schlecht: Hummer, Conger, Muräne und Zacki zusammen in einem Loch! Die Sicht ist mittlerweile prima, die Tauchplätze sind genial, wenn nur der Basisbetrieb etwas professioneller wäre. Mittags tauchen wir nochmal vom Ufer aus, das Boot fährt mit vier Leuten nicht ´raus! Mittlerweile ist die ganze Tamariu-Bucht mit Bojen vollgepflastert, alle paar Sekunden fegt einem ein Schlauchboot über den Kopf. Nach knapp 10 Minuten haben wir das Conger-Riff vom Ufer aus erreicht, können endlich mal in Ruhe unsere Kanne leerziehen, ohne die dämliche 45 Minuten-Tauchzeitbegrenzung.
San Juan oder Silvester im Juni
Samstag: Der heilige Johannes hat Namenstag, unglücklicherweise heißt der Spanische König auch noch Juan, seit Tagen schon verkaufen die fliegenden Händler an der Straße nach Palamos Sprengstoffe aller Art: Spanien feiert sein Silvester im Sommer. Banden von kleinen Jungs ziehen mit Plastiktüten voller Kracher am Strand herum, bewerfen den Hund mit Kanonenschlägen. Umgezogen sind wir, wohnen jetzt in Stollis Appartement direkt über der Basis. Lage und Aussicht sind super, die Ameisen haben uns auch gleich wieder entdeckt, die Mücken aus dem Füllbecken und der Krach von der Promenade sind weniger lustig. Nachts gibt´s dann stundenlang Feuerwerk aus allen Ecken, zum Glück ist´s kalt und regnet, sonst würden die Spanier wohl völlig ausflippen. Wir schießen aus Solidarität einen Sektkorken vom Balkon.
Immer mit der Ruhe: Basis-Assi Norbert bei der Tauchgangsvorbereitung. Oder war´s doch Grillen??
..... den bestraft das Leben!
Mittwoch: Seit Tagen fahren wir zum Conger-Riff, weiter draußen kachelt und stürmt es so gewalttätig, daß mit der "Gabriela" das Tauchen echt gefährlich wäre. Vielleicht sollte Stolli einfach ´mal den Mast absägen, damit das Schiffchen nicht so gefährlich ins Rollen kommt. Aber was soll´s, morgen ist finito mit Tamariu, 30 Tauchgänge stehen schon zu Buche. Und heute abend wird´s doch noch wahr: Nachttauchgang! Allerdings mit der Poseidon-Basis in Calella, dem übernächsten Örtchen, die fahren zweimal in der Woche nachts raus. Endlich mal eine durchorganisierte Ausfahrt mit professioneller Crew auf einem guten Schiff! Der Felsen ist von den 20 Tauchern hell erleuchtet, nach einer halben Stunde sind die meisten aber schon wieder an Bord, während wir den Bärenkrebsen bei der Balz zuguken und uns am Meeresleuchten begeistern.
Und tschüß!
Donnerstag: Alle anderen sind abgereist, wir haben auch keine Lust mehr zum Tauchen, der graue Diesel ist schon gepackt. Norbert ist muffig, hat sich gestern bei der Abrechnung noch einiges anhören müssen. Als ich meine Automaten spüle erschallt zum letzten Mal der Lockruf: "Will sich noch jemand fürs Hähnchengrillen heute abend eintragen...??"
Stolli 25 Jahre in Tamariu - wie lange noch? Tamariu ist ganz nett, zum Faulenzen, Abschalten usw. Auch wer ohne Aufwand an irgendwelche Sonderbrevets kommen will, ist hier richtig. Zum Tauchen an der Costa Brava gehen wir aber beim nächstenmal sicher nach.....Port de la Selva - Cadaques - Roses - l´Escala - Estartit - Begur - Calella - Llafranc - Palamos - San Feliu.......
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