Schreibe eine Bewertung

Bewertungen(13)

Hanno Griess211061CMAS*100 TGs

Unsere Reisezeit: 12. November bis 2. Dezember 20 ...

Unsere Reisezeit: 12. November bis 2. Dezember 2006
1. Anreise: wir haben Mitte November 2006 vier Flüge gebraucht, um hinzukommen (Frankfurt-Bangkok-Brunei-Bali-Makassar). Sulawesi ist einfach schlecht zu erreichen, und der letzte Flug von Bali nach Makassar läuft über ne indonesische Inlandsfluglinie. Die Sicherheitsstandards sind gerade jetzt, nach dem Absturz der Adam Air vor Makassar, wieder deutlich geworden. Die fliegen halt mit alten Maschinen, wobei wir mit Lion Air unterwegs waren. Modell Boing 737-300. Vom Alter geht das noch, die Maschine wurde seit 1984 gebaut und hat Triebwerke neueren Typs. Wir haben aber auch die 737-Ur-Version der Linie ´Merpati´ auf dem Flughafen gesehen, mit der ich lieber nicht fliegen möchte. Mit Triebwerken, die in Europa weder Start- noch Landeerlaubnis bekämen. Das Ding wurde seit 1969 (!!!) gebaut, die Lufthansa hat schon bis 1982 alle Maschinen weiter verkauft. Vielleicht sind die das heute. Also: Merpati ist billig, könnte man aber auch in ´Never-Come-Back-Air´ umbenennen. Weil wir ziemlich fertig waren, haben wir nach den Flügen erstmal einen Akklimatisierungsabend in Makassar gemacht, das erste Bintang getrunken und uns im Hotel einquartiert. Tipp: Lonely Planet listet haufenweise brauchbare Hotels auf. Erst am zweiten Tag sind wir mit dem Bus vier Stunden über immer holprigere Pisten runter nach Bira gefahren. Ich würds wieder so machen, ist alles viel entspannter.
2. Bira: Bira ist das Ende der Welt, die Straßen schlecht, die Häuser und Hütten nach unseren Maßstäben eher ärmlich, fast keine touristische Infrastruktur, keine Einkaufszentren, kein Internet, kein vernünftiges Fernsehen, kein Radio auf UKW, keine Zeitung, keine Apotheke/Drogerie. Kurz: Der ideale Ort, wenn man WIRKLICH abschalten will. Man sollte sich genügend Sonnenschutz mitnehmen, das gibts in Bira auch nirgends!
Meist problemlos geht SMS-Empfang, telefonieren mit dem deutschen Handy kostet ein Vermögen, bei Vodafone gibts dafür die Kategorie Welt 3 (4,99 Euro/Minute, SMS 0,49 Euro). Die Anda Bungalows sind so was wie eine Oase des Luxus in Bira, gepflegte und hübsche Holz-Bungalows, umgeben von Bäumen und mit einfacher Ausstattung (Klima). Es mangelt natürlich an Details wie Leselampen, man sollte sich ne LED-Kopflampe mitnehmen. Auch weil der Strom immer mal ausfällt, meist tagsüber, da ist man eh auf dem Meer, aber wenn er abends noch nicht wieder da ist, wirds richtig heiß, denn die Klimaanlage läuft dann auch nicht. Das Wasser fällt auch immer mal für ´n Stündchen aus, das ist in Bira normal.
3. Tauchbasis: Elvis´ Basis macht einen guten Eindruck, es ist alles da, was man braucht. Elvis hat allerdings keine große angeschlossene Werkstatt wie häufig in Ägypten (die eigene Technik sollte einfach ok sein), auch kein Shop für T-Shirts und andere Devotionalien. Das Wesentliche halt. Dafür einen klasse Assistenten direkt aus dem Ort. Man packt am Anfang seine Sachen aus, Firman (so heißt er) merkt sich, wem was gehört, und fortan ist man für den gesamten Urlaub alle Sorgen los. Das heißt, man findet morgens seine Sachen inkl. Anzug und Jacket schon auf dem Boot, man muss nichts selber schleppen, noch nicht mal selber montieren. Alles ist schon an der Flasche, nach dem Auftauchen nehmen er und der Käptn auf dem Boot einem alles ab und machen es fertig für den nächsten Tauchgang. Ein himmelweiter Unterschied zu Ägypten, wo sich jeder um sich selber kümmern muss. Hier mussten wir uns nur noch checken. Ergebnis: Ich bin noch nie so stressfrei und entspannt getaucht wie bei Elvis! Das ist übrigens keine Ausbeutung eines Einheimischen, sondern ein ziemlich gut bezahlter Job. Firman ernährt damit seine Familie.
4. Tauchen: Elvis hat enorm viel Rücksicht auf unsere Bedürfnisse genommen, sowohl was die unterschiedliche Erfahrung in unserer Gruppe als auch persönliche Vorlieben betraf. Ein zwei TG zum Eingewöhnen, dann allmählich gesteigerter Anspruch, immer in Absprache mit uns. Das geht bis zur Untiefe ´Fischmarkt´. Östlich kommt der Meeresboden aus 2000m-Tiefe, westlich sinds etwa 500m, und die Untiefe kommt bis auf etwa 10 Meter hoch. Darüber rauscht die Tiden-Strömung. Jeder kann sich vorstellen, was da abgeht. Abtauchen im Freiwasser an der Ankerleine, an Korallenblöcken festhalten, viel Luft verbrauchen, ne funktionierende Boje parat haben. Wir hatten im Vergleich zu Ägypten wesentlich vielfältigere Tauchprofile, wunderschön bewachsene und Hunderte Meter abfallende Steilriffe, Sandstraßen mit hinter einander liegenden, schlafenden Weißspitzenriffhaien (die etwa 3m langen), denen man sich bis auf 6-7 Meter nähern kann, ausgedehnte Korallengärten und und und. Bis hin zu etwas komplizierteren Tiefen-Profilen. Unbedingt Computer dabei haben, wir haben auch angekündigte Deko-TG gemacht. Es gibt einfach Stellen (z.b. das Kap Bira), wo man sich in 30 Meter an die Riffkante legt und schaut, was passiert und wer so vorbei kommt. Das sind dann manchmal Haie, Schildkröten und große Napoleons kurz nacheinander. Größte Tiefe: Für mich war bei 46 Meter Ende (CMAS).
Es gibt leider auch graue und zertrümmerte Korallengärten, es wird immer noch - obwohl verboten - mit Dynamit gefischt.
Elvis fährt etwa 25 verschiedene Tauchplätze an, sowohl an der eigenen Küste als auch an den vorgelagerten Inseln Liukan, Pulau Gamping und Pulau Parsi, bis südlich nach Selayar, das sind allerdings anderthalb Stunden Fahrt.
Schön fand ich auch, dass man mit der eigenen Gruppe allein unter Wasser ist, keine anderen Boote, und man fragt sich unter Wasser nicht: gehört der noch zu mir oder ist das schon einer von der italienischen oder russischen Gruppe. Egal wo, wir waren immer das einzige Boot. Elvis weist übrigens deutlich auf die eigene Verantwortung hin, die nächste Druckkammer ist 200 km weit weg in Makassar, die Fahrt dahin dauert etwa 5 Stunden, westliche Ärzte gibt es in Bira nicht. Jeder muss sich also zwangsläufig unter Wasser benehmen! Auch den persönlichen Bedarf an Medikamenten sollte man dabei haben.
Was die Fauna betrifft, es gibt eigentlich nichts, was es nicht gibt, uns fehlten eigentlich nur ein Walhai und ein paar Mantas. Obwohl, letztere sind vor unserem Boot bei voller Fahrt plötzlich aus dem Wasser gesprungen. Ich habe jeden Tag genossen, und das nicht nur, weil ich nach der Rückkehr vom Boot nichts mehr zu schleppen hatte.
Das Boot ist bislang noch eines der traditionellen, langen und recht schmalen Fischerboote, für Taucher umgebaut. Hat aber genug Platz für etwa 7 Leute, wir hatten jedenfalls kein Gedränge, auch nicht beim Anziehen. Was man übrigens bei 30 Grad an der Oberfläche prima im Wasser machen kann. Dieses oder nächstes Jahr soll übrigens ein neues Boot dazu kommen.
5. Essen etc.: Lecker asiatisch, die Anda-Bungalows haben ne gute Küche, ich hab mindestens jeden zweiten Tag Fisch oder Shrimps gegessen. Die Karte ist zwar nicht wirklich reichhaltig, aber man fragt einfach in der Küche nach Variationen. Nach dem Abendessen gabs häufig ne reife Melone oder super aromatische Bananen für alle. Wer will, nimmt sich übrigens eine Lunchbox mit Nasi Goreng, Mie Goreng, Pfannkuchen etc. mit aufs Boot. Das Frühstück ist ziemlich einfach, zu Kaffee (leckerer indonesischer Anbau) oder Tee haben wir meistens Toast und Spiegel/Rührei gegessen, bei Marmeladen sind sie schlecht ausgerüstet, da sollte man seine Lieblingssorte mitnehmen, auch Nutella gibts dort nicht. Mich hats nicht gestört, bei der tropischen Hitze hab ich morgens eh kaum was gegessen. Aber wie gesagt, abends drehen die in der Küche richtig auf.
6. Der Ort Bira und die Menschen: siehe auch andere Berichte, die Enheimischen leben extrem einfach, Bira ist nach unseren Maßstäben dritte Welt, als Taucher ist man nicht wie in irgendwelchen Touristengebieten sonstwo davor ´geschützt´, sondern bekommt halt mit, wie die Menschen leben. Ich habe aber selten so viele fröhliche Menschen gesehen. Natürlich müssen manche um ihren Lebensunterhalt kämpfen, aber das ändert nichts an ihrer unglaublichen Lebensfreude. Man muss nur mal den Kindern ins Gesicht schauen. Und nochwas: Obwohl islamisch, schlägt einem nirgendwo Aggressivität entgegen, man wird nicht als wandelnder Bankautomat angesehen. Auf dem Markt in der nächsten größeren Stadt Bulukumba natürlich schon ein bisschen, jeder will einem was verkaufen. Aber auch da mit asiatischer Höflichkeit und Zurückhaltung. In Bira wird übrigens gerade von einem Spanier ein Luxusquartier für Touristen gebaut, jeder Raum individuell bis hin zum Sessel und der Dusche durch-designt. Soll ab Sommer 07 auf machen, wird wohl etwa 180 Dollar/Nacht kosten, mit Bilderbuch-Meerblick von der Steilküste herab, eigenem Meer-Zugang etc. Wers braucht, ich fühlte mich auch in den Anda-Bungalows gut aufgehoben.
Am Ende der Reise haben wir uns noch zwei Tage Makassar angeguckt, das ist das pralle, hektische indonesische Leben, heiß, staubig, laut, aufregend.

Fazit: Drei Wochen Sulawesi waren für mich ein traumhafter Urlaub, das Tauchen bislang unvergleichlich, und wenns nicht so weit weg wäre, würde ich sofort wieder hinfliegen.


Nur einer von vielen ...