Eindrücke rund um das Kap von Bira, Südsulawesi, ...
Eindrücke rund um das Kap von Bira, Südsulawesi, Indonesien
(Reisereport von Manuela und Frank Schlawe)
Im Süden der Indonesischen Inselwelten liegt unser Ziel: Sulawesi. Wo zwei gigantische Weltmeere aufeinander treffen, der Indische und der Pazifische Ozean, befindet sich ein geografisches Dreieck mit einer solchen Vielfalt und Menge an Meereslebewesen wie nirgendwo sonst auf der Welt.
Tauchen mit Elvis
Folgt uns in die paradiesischen Geheimnisse von Bira, und entdeckt mit uns eine der schönsten und vielfältigsten Unterwasserwelten unserer Erde. Die faszinierenden, wenig bekannten Riffformationen, locken uns bereits zum wiederholten Mal in die Tiefen vor Bira. Vom 14. August bis 6. September 2006 waren wir mit dabei, wenn es heißt, „tauchen mit Elvis“.
Bira ist Natur
Ihr liebt Trubel, Horden von Touristen, 5-Sterne-Hotels, hohes Diskothekenfieber und das passende Wellness-Programm, dann solltet Ihr sofort aufhören weiter zu lesen. Denn hier erwartet Euch Ruhe, Abgeschiedenheit, zurückhaltend freundliche Dorfbewohner, schneeweiße Sandstrände ohne Hoteldiener und türkisfarbenes Wasser – einfach wunderschöne, wenig berührte Natur.
Der Ort Bira ist ein kleines, verschlafenes Dörfchen mit rund 2.500 Einwohnern, die - wenn man Glück hat - sogar ein wenig Englisch sprechen. Wer weiterkommen will, muss es mit „Händen und Füßen“ angehen, was bei der Mentalität wirklich prima klappt . Mit kleinen Geschenken wie Stiften, Malbüchern, Bonbons oder Spielsachen für die Kinder ist man bei der oft sehr armen Bevölkerung jedenfalls keineswegs unwillkommen.
Wer noch besser ankommen will, teilt die bereits legendäre Leidenschaft der Einwohner für Fotos von sich und natürlich auch mit den „weißen Langnasen“. Gerade an Wochenenden , wenn Bira beliebtes Familien-Ausflugsziel der umliegenden Gegend wird und ein wenig mehr los ist, heißt es immer wieder Foto – Foto – Foto. Also Digitalkamera nicht vergessen und Fotos gleich zeigen!!! Das gibt `nen riesen Spaß – versprochen!
Die Reise: Kofferklar am Montag um 7:25 Uhr und mit dem ICE von Duisburg nach Frankfurt. Von dort aus mit der Air Malaysia (bisher 15 kg Freigepäck für Taucher) über Kuala Lumpur nach Bali und mit Lion Air weiter nach Ujung Pandang. Dann noch eine vierstündige Autofahrt bis Bira und Ankunft am Mittwoch um 3:30 Uhr in der Anda-Bungalow-Anlage.
Dann den Bungalowschlüssel in Empfang nehmen und ab ins Bett …
Die Holz- und Steinbungalows liegen verstreut in einer Gartenanlage und bestehen aus einem Wohnraum mit Waschbecken und Klimaanlage, einem Bad mit Toilette und Kaltwasserdusche sowie einem kleinen Außenraum zum Wäsche trocknen. Die Ausstattung ist einfach, aber sauber.
„Nurie“, ein gefiederter Hausgenosse im Clownskostüm begrüßt uns morgens mit einem „hallo“ oder „kuckuck“ (wenn man genau hinhört). Er liebt Bananen und Knabber-Äste und freut sich stets über etwas Zuwendung
Mit einem „selamat pagi“ werden die Ankömmlinge am Morgen von den Inhabern der Tokos freundlich begrüßt, eine Art Tante-Emma-Läden auf dem Weg in Richtung Strand, in der auch banale Nachrichten, wie unsere Ankunft, bereits längstens bekannt sind.
Good to know: Wir kaufen regelmäßig in anderen Tokos unsere tägliche Verpflegung, Autan etc., denn mit nur ein paar Cents sorgen wir so ganz nebenbei für den Lebensunterhalt vieler dankbarer Familien.
South Sulawesi Divers
Direkt an der Anda-Bungalow-Anlage angeschlossen ist die Tauchbasis von Elvis Mielke. (www.south-sulawesi-diver.com/html/tauchen.html). In kleinen Gruppen geht es hinaus auf Tauchgang ganz nach den Wünschen der Gäste. Denn erlebnishungrige Gäste sind Elvis sehr willkommen. Mit entsprechender Ausbildung sind auch anspruchsvolle Tauchgänge auf größere Tiefe oder strömungsbehaftete Hänge möglich. Makrofans tauchen bei „Levis 501“ und für Großfischfans geht´s tiefer bei Kambing, Leokan, Kap West oder Kap Bira.
Bira ist eher erfahrenen Tauchern vorbehalten, da jahreszeit- und gezeitenbedingt starke Strömungen auftreten können. Auch hat das Dynamitfischen manche Tiere scheu gemacht.
Aber wer sich auf Leute wie Elvis verlässt, wird nicht enttäuscht und kann gar den einen oder anderen Nachttauchgang wagen.
Wer vorhat, länger zu bleiben, sollte auf eigenes Gerät vertrauen. Firman die gute Seele der Tauchbasis, hat das Equipment immer voll im Griff. Selbst um das Auswaschen der Tauchanzüge mussten wir uns nicht selbst kümmern. Die Ausfahrt erfolgt mit landestypischen Fischerbooten, ohne besonderen Komfort. Eine kleine Herausforderung an die Seefestigkeit der Taucher.
UW-Sicht
Jahreszeitenabhängig sind die Sichtweiten sehr unterschiedlich. Für Fotografen und Filmer war die Sicht bei unserem letzten Urlaub Mitte September 2005 bedeutend besser als jetzt Mitte August 2006, allerdings waren damals auch deutlich weniger Großfische zu bewundern.
Tauchplätze mit Tiefgang
Der erste Kontakt
Am 17. August 2006 ging es bei ziemlich heftigem Wellengang raus nach Pulau Kambing Nord. Alles begann showreif, da ich mein Tape für die UW-Videokamera im Bungalow vergessen hatte – aber was soll’s – Kamera an Bord gelassen und ab ins holde Nass. Bereits beim Abstieg begrüßten uns ein Rudel Riffhaie, ein großer Barrakuda, Schwärme von Doktorfischen und sogar drei riesige Pferdekopfmakrelen. Am Abhang angekommen schwebte mir ein „großes“ Schwarzfleck-Stechrochenweibchen aus dem Dunkel der Tiefe über das Riffdach entgegen – und ich meine wirklich groß (ca. 1,5 m Durchmesser) – und beäugte mich neugierig. Uns trennte nur etwa eine Armlänge voneinander und ich streckte vorsichtig meinen Arm nach ihr aus, ohne sie zu berühren. Sie kam noch ein Stückchen näher und ließ ihren Flossensaum über meinen Arm laufen, ganz so als wollte sie mir die Hand schütteln. Sie fühlte sich an wie nasser Samt. Hey, sind das nicht die wahren Begegnungen der unbekannten Art? Ich werd´s sicher nie vergessen. Anschließend drehte meine Rochen-Dame noch eine Runde – wie zum Abschied – und neigte sich dann wieder in die Tiefe.
Kambing West, der 2. Tauchgang des Tages. Auch hier war die Sicht nicht besonders, dennoch konnten wir an der Steilwand die typischen Riffbewohner und wunderschöne Gorgonienfächer bewundern. Drei besondere Sichtungen hatten wir dennoch: Einen ca. 3,50 m großen Fuchshai, einen 1,50 m großen Kartoffel-Zacki und einen stattlichen Napoleon – na bitteschön.
Der Tauchplatz Kap Bira ist - wie der Name schon sagt - eine Landspitze vor Bira, eines der Kaps. Der Tauchgang startet, wie alle anderen auch, vom Boot aus. Üblicherweise herrscht hier immer Strömung, da wir eine Stufe auf 30 m betauchen, die ins Blaue hin abfällt. An dieser Stufe ist daher regelmäßig Großfisch anzutreffen. Zum Glück erwischen wir den Strömungssplitt, so dass wir entspannt abtauchen können. Große Rochen, Haie, Zackenbarsche, Barrakudas und ein riesiger glitzernder Schwamm warteten mit uns auf die Strömung. Ein überwältigendes Gefühl, mit den Tieren Auge in Auge auf gleicher Höhe zu tauchen – aus dem Blauen kommend – schwebend über dem Abgrund. Der Aufstieg erfolgt dann über eine „Hügelpiste“ aus pilzförmigen Korallenblöcken. Trotz einsetzender Strömung sollte sich noch ein wenig Luft reservieren, denn unter den Korallenblöcken liegen oft schlafende Haie, die sich gut und gerne fotografieren lassen.
Am Kap West sichteten wir bei unserem vorletzten Tauchgang im letzen Jahr einen fast 3 m langen Gitarren-Rochen. Das war Grund genug, einen der ersten Tauchgänge in diesem Jahr wieder dort zu begehen und wir wurden auch nicht enttäuscht. Direkt beim Abstieg zum überwiegend sandigen Grund auf 30 m begrüßte uns eine große Karrettschildkröte, die aus dem auf der rechten Seite liegenden Kanal kam, dazu drei kleinere Weißspitzen-Riffhaie und zwei Napoleons. Unseren Gitarrenrochen haben wir leider nicht wieder gefunden, aber umrahmt von jeder Menge Schwarmfischen „stolperten“ wir beim Aufstieg noch über einen ansehnlichen Schwarzfleck-Stechrochen, der sich mit Sand bemehlt zu tarnen versuchte.
Als Kontrast zu diesem Riesen haben auch Fangschreckenkrebse hier ihre Reviere. Beim Sicherheitsstopp bei 5 m fand ich noch einen sehr interessanten Block, auf dem ein brauner Schaukelfisch, Mengen an Glasfischen, eine hellblaue Fadenschnecke und viele kleinere Riffbewohner ihr Zuhause haben. Mein absolutes Highlight folgte dann aber, nachdem ich meine Fotokamera nebst Blitzanlage gerade ausgeschaltet und für’s Herausheben aufs Boot gesichert hatte: Ein Adlerrochen kam in schönster Fotonähe „angeflogen“. Sein Lachen im Gesicht war deutlich zu erkennen und ich konnte seine weißen Tupfen auf der Oberfläche zählen. Nun ja, zwar kein Foto aber eine schöne Erinnerung.
Am Theater/View Inn wohnen zwei (oft mehr) ortstreue Geistermuränen (männlich und weiblich) und ein weiß-gelblicher Schaukelfisch.
Sapolohe/Weißes Haus ist ein schöner Platz für Blockfans und Nahaufnahmen. Hier leben jede Menge juveniler Krugfische, Riffbarsche, Kaiserfische, Rotfeuerfische, Drückerfische und Korallenbarsche. Durban-Tanzgarnelen und Pfeffer- und Salzgarnelen, Seenadeln sowie Weißrückengarnelen, die auch auf die Hand wandern, um den „Hausputz“ vorzunehmen. Soweit es die Strömung zulässt, sollte man sich die Zeit nehmen und genauer hinschauen. Jahreszeitabhängig sind hier auch Anglerfische zu entdecken.
Die Stingray Bay bietet sich vor allem morgens an, da dann der Sonneneinfall ideal zum fotografieren ist. Es gibt hier zwei Blocks auf ca. 15 m, auf denen rote Korallen, eine große Prachtanemone mit Weißrücken-Anemonenfischen, jede Menge Garnelen, Glasfische, etc. beheimatet sind. Geht man ein Stück weiter über die Sandfläche nach rechts, kann man japanische Röhrenaale beobachten, die zu unserer großen Verwunderung nicht besonders scheu waren. Dieses Jahr hatten wir auch noch das Glück, eine Sepia aus nächster Nähe vor die Linse zu bekommen, deren Farbspiel einfach fantastisch war. Im letzten Jahr konnte ich ein schönes Portrait von einem ausgewachsenen gewöhnlichen Rotfeuerfisch machen, der mich – wie ein kleiner Hund – während des Tauchgangs am Block sprichwörtlich „verfolgte“.
Pulau Leokan ist dafür bekannt, dass – wenn die Wassertemperatur stimmt – hier die schwangeren Haiweibchen ruhen und im letzten Jahr diverse Rochenpaarungen der großen Schwarzfleck-Stechrochen zu beobachten waren. Der Tauchplatz hat ansonsten leider eine Menge Korallenbruch aufgrund der Naturgewalt und als Folge der Dynamitfischerei.
Leokan – Levis 501 ist ein Tauchplatz, der mit einer Tauchttiefe von max. 12 m viele Überraschungen bieten kann. Wir filmten hier eine Seekobra aus nächster Nähe. In den Zylinderrosen verstecken sich jede Menge Hohlkreuzgarnelen und in den Glasperlenanemonen viele Preussen- und Anemonenfische. Diverse kleine Muränen und jede Menge unterschiedlicher Einsiedlerkrebse und Schnecken sind hier beheimatet und mit etwas Glück findet man auch mal ein Tritonshorn.
Pulau Pasi ist einer meiner Lieblingstauchplätze. Er hat einen wirklich einmaligen Korallengarten der zum effektvollen Fotoshooting einlädt. Es fehlen mir einfach die Worte, um diese wunderschöne Landschaft zu beschreiben.
Wie mir berichtet wurde, sind dieses Jahr Dornenkronenseesterne in das Revier eingefallen und ich mag mir nicht vorstellen, wie dieses „Blumenmeer unter Wasser“ nun wohl gelitten hat. Jedenfalls treffen sich hier Blaupunktrochen, Kugel-, Igel-, Stein- und Skorpionsfische und hin und wieder eine Seekobra.
Der sogenannte Fischmarkt ist definitiv nur etwas für Taucher, die keine Angst vor Strömung haben. Ich habe hier unten einen Teil meines Films gedreht, bei dem unsere Luftblasen die Oberfläche nicht erreichen, sondern kreisförmig in die Tiefe gingen. Sicher ist dies nicht immer der Fall, aber dadurch, dass dieses Riff unmittelbar an einem Hang über unendlicher Tiefe liegt, entstehen hier mit den Gezeiten gewaltige Strömungen. Gerade das aber verbindet die zahlreichen Raubfische mit den wenigen Motivjägern, die hier stets reichlich Beute für ihre Fotosafaris machen können.
Weitere Ausflugsmöglichkeiten
Wer nicht nur unter Wasser strampeln möchte, dem empfiehlt sich der Fußmarsch auf den höchsten Berg von Bira (Sonnencreme und Wasser nicht vergessen!). Mit etwas Glück kann der Taucher auf Abwegen hier sogar wild lebende Affen beobachten.
Mit dem „öffentlichen“ Bus, gelegentlich auch inklusive Holz-, Fisch-, Hühner-
transport und entsprechendem „Kuschel- effekt“ geht es ca. 1,5 Stunden in Richtung Provinzhauptstadt nach Bulukumba und hier zum Markt. Wie so oft wurden wir von den Einheimischen kurz mal am Arm berührt (das soll Glück bringen) und haben viele, viele Fotos machen „müssen“. Die weißen „Langnasen“ sind hier eben noch etwas Besonderes.
Daneben lohnt der Ausflug zum Ban Tai-Wasserfall bei Bulukumba (Fahrtzeit ca. 2,5 Stunden mit dem PKW).
Tannah Beru, das Bootsbauer-Dorf ist ca. eine Stunde mit dem Auto von Bira entfernt. Hier konnten wir die Entstehung der landestypischen Holzboote in jeder Bauphase beobachten. Für Holzbootfans ein wirkliches „Muss“. Auf dem Rückweg besuchten wir noch eine Weberei, wo wir die landestypischen Sarongs nicht unberührt zurückließen. Eine lohnende Investition, die ihren Preis hat.
Und last but not least die Ara-Süßwasserhöhle
Die landschaftlich schöne Strecke führt durch das ansehnliche und sehr saubere Dörfchen Ara mit auffallend vielen Blumen vor den Häusern, über eine Huckelpiste, vorbei am alten 50 m tiefen Dorfbrunnen, zur Süßwasserhöhle. Der Abstieg zur Tropfsteinhöhle ist nicht ganz einfach (festes Schuhwerk ist zu empfehlen, da es sehr rutschig ist). Für diesen Ausflug hat Elvis einen Bus mit Fahrer organisiert. Tipp: Immer vorher nach den Fahr-Preisen fragen.
Wer Natur mag und einen Spaziergang – auch mal durchs Gestrüpp – ans Kap von Bira wagt, wird nicht enttäuscht. Mit festen Schuhen ist man auch hier im Vorteil. Die Umgebung lädt zum fotografieren ein. Doch wer im urwüchsigen Gelände längere Zeit stehen bleibt, muss leider damit rechnen, von großen roten oder schwarzen Ameisen irgendwie mit einem Baum verwechselt zu werden…
Wer jetzt Lust bekommen hat auf einen Individualurlaub mit Kontakt zur örtlichen Bevölkerung und echten Naturerlebnissen statt Luxus und Wellness, für den ist Bira das Erlebnis. Scheut Euch nicht, drei Wochen einzuplanen, denn nicht jeder Tag muss ein Tauchtag sein und Erholung findet man in Bira auf vielerlei Wegen. „Tauchen mit Elvis“ ist Tauchen ohne Stress aber mit der Garantie ganz persönlicher Taucherlebnisse mit einem Hauch von Abenteuer. Habt Ihr Fragen oder interessiert Euch für weitere Details oder unsere DVD, dann sendet uns eine Mail an f.schlawe@ws-beraterteam.de
Zu guter letzt für die Techniker: Film: SONY TRV 900 mit Amphibico Navigator,
Foto: Nikonos V mit 15, 20, 28 mm Objektiven und Close Up.
Immer gut Luft!
Manuela und Frank Schlawe
Bira-Strand
Anda-Bungalows
`mal nicht Tauchen Teil 1
doch Tauchen ?
natürlich auch Tauchen !
`mal nicht Tauchen Teil 2
`mal nicht Tauchen Teil 3
Die Küste rund um Bira