Ich habe eine Woche vom 16. bis 23. Juni 2010 auf der Tauchbasis Protec verbracht und in den ersten 4 Tagen den Cavern-Kurs absoviert.
Die Tauchbasis wird vom Gründer und Inhaber Thorsten Wälde (genannt ´Toddy´) geführt. Bereits mein eMail-Kontakt mit ihm im Vorfeld meiner Reise war sehr positiv: er hat sehr schnell, fundiert und freundlich meine Fragen beantwortet und mir schon durch seine netten Worte Vorfreude auf den Cavern-Kurs geweckt. Auch die Buchung der Unterkunft im ´angeschlossenen´ Hotel La Playa und die Organisation des Transfers vom Flughafen Olbia nach Cala Gonone und zurück hat Toddy zuverlässig übernommen und alles klappte reibungslos. Der Transfer war beidesmal verläßlich und pünktlich zur Stelle.
Tauchbasis:
Die Tauchbasis ist relativ klein und nicht für Massenandrang ausgelegt. Toddy hat sich auf die Nische Tek-Tauchen und Höhlentauchen spezialisiert und bietet in diesem Bereich hochkarätige Tauchgänge, Ausrüstung und Ausbildung an, inclusive Mischgas- und Kreiseltauchen. Hier kümmert er sich lieber um eine kleine Anzahl an Gästen, dafür aber umso intensiver. Die Basis ist sehr gut organisiert, aufgeräumt und sauber gehalten. Im Geräteraum habe ich eine eigene Kiste und einen eigenen Seesack zugeteilt bekommen, sauber mit Klebestreifen mit meinem Namen beschriftet. Auch mein V-Blei mit meinem Namen bekommt seinen eigenen Platz. In diesem Geräteraum ist auch ein Regal mit Ablagefächern und vielen Steckdosen eingerichtet zum Laden von Tauchlampen. Im kleinen Schulungsraum ist ein sehr großer LCD-Bildschirm mit Laptop installiert, der für die Schulungen verwendet wird. Der Kompressorraum ist groß, sauber und penibel aufgeräumt. Toddy hat auch eine kleine Werkstatt für Atemregler und Flaschen/Ventile. Auf der anderen Seite des Gebäudes steht eine große Tonne zum Spülen der Ausrüstung parat und Stangen zum Aufhängen und Trocknen der Anzüge.
Cavern-Tauchkurs:
An dem 4-tägien Cavern-Tauchkurs haben neben mir noch eine weitere Teilnehmerin und Urs von der Protec-Basis teilgenommen. Urs ist bereits zertifizierter Cave-Diver, er macht aber gerade seine Ausbildung zum Cavern Instructor Diver und hat zu Ausbildungszwecken wie ein normaler Schüler teilgenommen - wir waren im Endeffekt zu dritt.
Ich muß ganz ehrlich sagen: einen so anstrengenden, aber intensiven Tauchkurs hatte ich bisher noch nirgends erlebt. Die ganzen 4 Tage hindurch hat Patrick Tschanz, unser Cavern-Tauchlehrer, uns nicht mehr ´losgelassen´. Jeden Tag starteten wir morgens um 8:30 Uhr, und es ging meist ohne größere Pause bis abends meist nach 20 Uhr und durchaus auch bis 21 Uhr. Jeder Tag war voll verplant und es wurde für mich zur Regel, als Mittag- und als Abendessen von der Küche des Hotesl La Playa belegte Brötchen zu ordern, weil für ein richtiges Essen einfach keine Zeit war.
Zentraler Erfolgsgarant für diesen Kurs war eindeutig Patrick. Er war zwar sehr anspruchsvoll, aber sehr fair und hat uns immer begründet erläutert, warum ein Skill so wichtig oder eine bestimmte Konfiguration zweckdienlich oder nachteilig ist. Er hat uns sehr offen und direkt, aber eben nachvollziehbar und ehrlich unsere Schwächen offen gelegt ohne sich oder uns etwas vorzumachen. Dabei ist er sehr individuell auf unsere verschiedenen Stärken und Schwächen eingegangen. Ich hatte gleich von Anfang an ein sehr großes Vertrauen zu ihm.
Für mich immer noch unbegreiflich und beispielhaft ist sein unendliches Engagement bei der Ausbildung - auch er hatte sich nie eine richtige Pause gegönnt, immer wieder Drills und Schickanen eingebaut, er hatte sein Auge überall und auch er hat ja auch jeden Abend bis spät mit uns zusammengesessen, wo andere schon lange Feierabend gemacht hätten. Ich hatte das Gefühl, daß er es sich zu seinem eigenen persönlichen Ziel gesetzt hat, uns zu ´anständigen´ Cavern-Tauchern auszubilden, und dass er sich das sehr sehr zu Herzen genommen hat.
Tauchbetrieb:
Bei ´normalen´ Tauchgängen erfolgt morgens noch auf der Basis ein sehr ausführliches (Höhlen-TG)-Briefing. Anschließend wird die Tauchausrüstung in Seesäcken verstaut und jeder packt an beim Verladen in den Transporter. Jeder Taucher bekommt (s)eine mit Nahmensaufkleber versehene D12, und jeder ist selber dafür verantwortlch, noch an der Basis den Fülldruck und das Gemisch zu analysieren, bevor man die Flasche in den Transporter hievt. Damit geht es ab in den Hafen und die Flaschen und Seesäcke werden auf das Hartschalen-Schlauchboot umgeladen. Das Boot ist nicht sonderlich groß, es kann da durchaus etwas eng werden. Die Neopren- oder Trockianzüge werden dann noch im Hafen angezogen und die Ausrüstung an die D12 montiert. Dann geht die Fahrt die Küste entlang zu den Höhlen los. Das Boot ist wahnsinnig schnell - laut Toddy mach der Außenborder bis zu 40 Knoten. Der TG beginnt mit einer Rolle rückwärts ins Wasser, zum wieder einsteigen wird eine Stahlleiter herab geklappt. Die Oberflächenpause zwischen zwei TG findet auf dem Boot statt, dann wird evtl. umgesteuert zu einer anderen Höhle oder eben auch nicht, je nach Plan. Anschließend ein zweiter TG, und dann geht es wieder mit hoher Geschwindigkeit in den Hafen. Auch hier helfen die Tauchgäste beim Entladen des Bootes. Zurück auf der Basis versorgt dann jeder seine Ausrüstung.
Preise:
Achtung! Tek-Tauchen und Höhlen-Tauchen ist nicht billig! Die Preise tendieren schon an (m)einer oberen Schmerzgrenze. Zusätzlich zu dem Tagespreis meines Cavern-Kurses kam noch die Doppelflaschenmiete obendrauf, und jedes Stück Leihequipment wird sauber separat in Rechnung gestellt. Da kommt dann schon ein Sümmchen zusammen. Allerdings sind alle Preise vollständig und übersichtlich auf der Homepage (www.protecsardinia.com) aufgelistet, so daß man vorher weiß, auf was man sich einlässt. Toddy hält sich auch sauber daran, so daß die Rechnung korrekt und nachvollziehbar ist.
Service:
Toddy hat eine komplett eingerichtete Werkstatt, er und auch die übrige Besatzung ist sehr hilfreich bei Bastelarbeiten an der eigenen Ausrüstung. In der Ausrüstungskammer hängt auch extra für die Gäste ein Sortiment an Werkzeugen, Kneifzangen, Seitenschneidern etc. für Arbeiten an der Konfiguration parat. Als ich nach ein paar Kabelbindern gefragt hat, habe sich sie auch problemlos von Patrick bekommen. Er hat mich auch beim Umrüsten meines Harness gut beraten.
Hotel La Playa:
Man merkt sehr schnell, daß das Hotel inhabergeführt und von einer großen Familie betrieben wird, wo alle Generationen unter einem Dach mithelfen. Da es kein sehr großes Hotel ist, wurde auch sehr individuell auf die Gäste eingegangen und es wird einem jeder Sonderwunsch erfüllt. Die Bedienungen sind sehr aufmerksam und flink und bringen auch gerne den Cappuchino in Toddy´s Schulungsraum vorbei. Die Zimmer sind ansprechend und freundlich, mit Dusche, WC und Telefon sowie TV eingerichtet. Allerdings hat mein Fernseher nur italienische Programme wiedergegeben. Viele Zimmer haben einen Balkon, manche mit seitlichem Meerblick. Hinter dem Gebäude ist ein kleiner Süßwasserpool angelegt mit schattigen Baumen und mehreren Liegestühlen. Der Pool wird auch für die Ausrüstung und zum Training benutzt. Im kleinen schattigen Garten befinden sich Tische, wo man gemütlich zusammen sitzen kann. Das Hotel liegt an einer ruhigen Nebenstraße, es herrscht nur wenig Verkehr und die Gegend ist ruhig.
Besonders hervorheben möchte ich die Küche. Die Menükarte ist zwar sehr klein, aber die Qualität des Essens ist wirklich einmalig und geschmacklich ausgezeichnet. Ich wusste gar nicht, wie wunderbar simple Spaghetti schmecken können. Und auch die Fischgerichte und Meeresfrüchte waren erstklassig.
Fazit:
Hochkarätiges und anspruchsvolles Tauchen auf einer kleinen aber sehr professionell geführten und engagierten auf Tek-Tauchen spezialisierten Tauchbasis
Die Tauchbasis
Die Tauchbasis
Das Kompressorgebäude
Der Kompressorraum
Der Kompressorraum
Die Werkstatt im Kompressorraum
Der Schulungsraum
Der Schulungsraum
Der Schulungsraum
Die Schulungsunterlagen lagen bereits parat
Tauchlehrer Patrick Tschanz
Patrick zeigt uns das Leinenlegen ´tie off´
Training im Hotelpool
Der Hotelpool
Der Frühstücks-/Restaurantbereich des Hotels