Manta Diving Madeira, Caniço de Baixo

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Angeregt durch die zweite Auszeichnung der Zeitsc ...

Angeregt durch die zweite Auszeichnung der Zeitschrift "Tauchen" als "beste Tauchbasis im Atlantik" in Folge, habe ich vom 4.3.03 bis zum 11.3.03 mit einem Freund einen Tauchurlaub nach Madeira unternommen - mit entsprechend hohen Erwartungen.

Um es vorwegzunehmen: Diese hohen Erwartungen konnten nicht vollständig erfüllt werden, weder bei mir, noch bei meinem Tauchpartner.

Aber eins nach dem anderen und das Gute zuerst. Im Gegensatz zu zumindest einem anderen Autor hier bin ich nicht davon ausgegangen, eine Farbenpracht und Vielfalt wie im Roten Meer zu finden - schliesslich wird hier der Atlantik betaucht. Gerade dafür war ich aber begeistert von den Eindrücken, die man hier bereits am Hausriff mitnehmen kann. Die Unterwasserfauna ist nicht nur zahlreich, sondern auch sehr farbenfroh. Neben diversen kleineren Riffbewohnern, bekommt man zudem schon am Hausriff Barakudas, Muränen, Zackenbarsche und Gruppen der leckeren Doraden zu sehen. Auch landschaftlich wird einiges geboten - das Highlight hier war für mich der "Höhlentunnel": eine ca. 40m lange Höhle, in deren Mitte man auftauchen kann und, nachdem man die Lampen ausgeschaltet hat, das blaue Leuchten des Eingangs wirken lässt.

Die Tauchbedingungen waren fast immer gut. Die Sicht lag so zwischen 20 und 30m, die Wassertemperatur Anfang März liegt bei ca. 18 Grad - je nach Kälteempfindlichkeit ist man also mit 7mm-Semidry mit oder ohne Weste bestens aufgehoben. Ein Vergnügen ist zudem die Dünung, die besonders an den Ausstiegen für Differenzen zwischen Wellental und Wellenkamm von bis zu 3m sorgen kann. Sich beim Sicherheitsstop hier hin und her driften zu lassen, ist ein echter Spaß.

Die Basis nimmt die Sicherheitsvorkehrungen sehr ernst. Da ich kein gültiges Attest mehr hatte, musste ich mir noch eines in Canico besorgen, was allerdings problemlos möglich ist (kostet 50 Euro in der örtlichen Poliklinik). Zudem waren am Beginn unseres ersten Tauchgangs die üblichen Übungen (Maske ausblasen, Keine-Luft-Situation)Pflichtprogramm. Hier fühlt man sich gut aufgehoben. Auch die Leihausrüstung machte dem Augenschein nach einen vernünftigen Eindruck (ich brauchte allerdings nur Blei und Luft).

Die Jungs von der Basis sind nett. Besonders Stefan, der Inhaber, verbreitet mit seiner bayrischen Freundlichkeit stets gute Stimmung. Sein Instruktor Lothar hingegen ist ein eher ruhiger Geselle, der sowohl dem Aussehen nach als auch in seiner Art unweigerlich an Jacques Mayol aus dem Film "Im Rausch der Tiefe" erinnert - ich würde wetten, er hat den Film das ein oder andere Mal gesehen. Man fühlt sich in seiner Gegenwart im Wasser aber immer bestens aufgehoben.

Die Anbindung der Basis an das Hotel Galomar bzw. Ondamar ist natürlich ideal. Personen unter 50 Jahre sei aber gesagt, dass sie, zumindest zu dieser Jahreszeit, einer absoluten Minderheit angehören. Die Hotelanlage ist gepflegt und hat einen wirlich guten Sportclub angeschlossen - dafür ist das Essen eher grenzwertig, besonders die "portugisischen" Pizzen in der angeschlossenen Pizzeria sind unbedingt zu vermeiden.

Wie schon eingangs erwähnt gab es aber auch ein paar Dinge, die mir nicht so gut gefallen haben. Diese sollen hier nicht unerwähnt bleiben.

Grundsätzlich herrscht bei Stefan keine besonders ausgeprägte Dienstleistungsmentalität. Obwohl während meines Aufenthalts jahreszeitenbedingt nur wenige Taucher da waren, mussten wir drei Viertel unserer Tauchgänge ohne Begleitung machen, mit Begründungen, die eher Ausreden-Charakter hatten. Direkt daran schliesst sich der nächste kritikpunkt an. Der von einigen Autoren positiv hervorgehobene Null-Zuschlag für begleitete Tauchgänge bedeutet im Umkehrschluss, dass es keinen Nachlass für unbegleitete Tauchgänge gibt. Dies führt dazu, dass man nur für das Ausleihen von Blei und Flasche pro Tauchgang stolze 22 Euro zahlt - und das ist ganz schön teuer. Aufgrund des realen Qualitätsunterschiedes eines begleiteten und eines unbegleiteten Tauchgangs erschiene mir hier eine Preisdifferenzierung dringend erforderlich.

Ein weiterer Schatten ist, dass die Basis Sonntags geschlossen ist. Es konnte mir keiner schlüssig erklären, weswegen es nicht möglich ist, sich dann zumindest am Samstag Flaschen geben zu lassen - dies sollte ab z.B. AOWD durchaus drin sein. So ist es auch kaum möglich, in einer Woche bei zwei Tauchgängen am Tag auf die erforderliche Anzahl von 10 TG zu kommen, die einen für einen Preisnachlass "qualifizieren".

Gleichermaßen betrüblich fand ich es, dass zwar die mit dem Boot zu erreichenden Spots stark ausgelobt werden, diese Bootsfahrten aber äußerst ungern unternommen werden - aus Kostengründen!? Mein Tauchpartner und ich konnten Stefan nach langer Diskussion dann immerhin einen Boots-TG in einer Wocher "abringen". Ich denke, wenn man schon ein Boot anschafft, das sich erst rechnet, wenn pro Ausfahrt mindestens 5 Taucher mitfahren, sollte das vorher kommuniziert werden (nebenbei ist das von Stefan zugrunde gelegte Kalkulationsmodell ökonomisch zumindest zweifelhaft - aber das gehört hier nicht hin...). Jedenfalls verliert auch das definitiv schöne Hausriff nach ein paar Tagen etwas an Reiz.

So, das mag erstmal genügen. Ich hoffe, dass dieser Bericht denjenigen hilfreich ist, die überlegen, mal einen Abstecher nach Madeira zu machen. Die Insel ist übrigens wunderschön und man sollte unbedingt die Zeit finden, mal das Landesinnere zu erkunden. Da man hierbei aber schnell mal auf 1600m Höhe kommt, sollte man seine Desaturierung in Auge behalten.