Keine bunten Riffe, keine lieblichen Unterwasserl ...
Keine bunten Riffe, keine lieblichen Unterwasserlandschaften und auch keine helfenden Hände, die einem den Allerwertesten nachtragen, vor und nach dem Tauchgang. Die Azoren sind wildes Land, mitten in der Wasserwüste es Atlantiks. Pauschaltourismus gibt es hier nicht - ein paar Wanderer, ein paar Taucher, das war´s. Madalena, das Dörfchen wo man in der Regel untergebracht ist auf Pico, ist nach ein paar Häuserzeilen schon wieder vorbei, aber es ist alles da, was man braucht und es liegt wunderschön am Meer, im Rücken den gewaltigen 2300 m hohen Vulkan Pico. Ein paar urige Cafes und Bars, eine handvoll Restaurants, die man zusammenfassend als gut und günstig beschreiben kann und exakt 2 Tauchbasen direkt am Hafen. Eine davon ist cw-Azores, die von Enrico Villa geleitet wird. Die Basis ist hervorragend organisiert und besteht aus einer Ansammlung von Holzhütten, die abgesehen von einer Dusche alles beinhalten was man braucht. Die Guides für die Hochsee-Ausfahrten sind hier oft mehr als nur Tauchguides. Ornithologen, Biologen, Geologen, alles dabei und fast alle haben eine Hochseebootslizenz. Die Boote von cw sind top in Schuss und seit kurzer Zeit haben sie ein überdachtes Stahl-Boot, das sogar eine Nottoilette in der Bilge hat. (Glücklich jene, die das Klo nicht benutzen müssen!...) Ob man damit besser als mit dem Schlauchbooten zu den Hochsee-Plätzen kommt, das muss jeder selbst entscheiden. Bei Regen, den es hier nicht selten hat, peitscht einem selbiger immerhin nicht ohne Unterlass ins Gesicht. Dafür gehen die Schläge, welche man über Stunden ertragen muss, wenn das Boot in die Wellentäler kracht, deutlich mehr in´s Kreuz. Nach 3 Tagen Hochsee-Ausfahrt hab ich mich gefühlt, wie nach einem Kampf mit einem Weltklasse-Ringer... Die Qualen sind es aber mehr als wert. Princess Alice ist wahrlich ein Wunderland und auch die anderen weit draußen liegenden Plätze, sind fantastisch. (Wenn man hin kommt... was leider wegen Schlechtwetter nicht immer geht.) Nie zuvor habe ich so klares Wasser erlebt wie hier. Wir hatten Sichtweiten von ca. 50m! Die Blauhai-Tauchgänge sind einmalig, aber von der ganz speziellen Art. Die Haie werden mit Fischblut und Thunfisch-Köpfen angelockt, was bedeuten kann, dass man eine Stunde und länger wartet, bis sich die ersten Haie versammeln. Dann geht es ganz langsam und vorsichtig in´s Wasser, um die Haie nicht zu verschrecken. Da die Tauchgänge relativ flach sind, hat man anschließend mindestens 60 Minuten mit Blauhaien und manchmal zeigt sich auch ein Makohai. Dabei sind die Blauhaie extrem neugierig und kommen bis auf Tuchfühlung an die Taucher heran. Noch Ehrfurcht gebietender als die Haie, fand ich aber den schwazblauen Abgrund unter den Flossen. Ein Blick auf die digitale Seekarte am Armaturenbrett zeigte, dass zwischen uns Tauchern und dem Gipfel des Tiefsee-Bergs weit unter uns, locker der gesamte Kölner Dom gepasst hätte.
die ´Mermaid´
Fähre Richtung Horta mit Blick auf Pico
die ´Mermaid´
Fähre Richtung Horta mit Blick auf Pico