Versunkener antiker Hafen vor Albanien größer als angenommen

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30.08.2016 07:32
Kategorie: News

Ursprüngliche Kulturerben unter Wasser als Nebenwirkung des Kommunismus

Ein internationales Forscherteam hat eine bedeutende Entdeckung am Meeresgrund vor Albanien gemacht und festgestellt, dass die untergegangenen Reste einer großen antiken Festung und des antiken Hafens von Triport weit größer sind, als bisher bekannt.

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Die archäologische Stätte von Triport liegt in der Nähe des modernen Hafens von Vlora und war bereits im 20. Jahrhundert und zuletzt in den frühen 2000er Jahren untersucht worden. Jetzt haben Taucher herausgefunden, dass die unterseeischen Strukturen um 800 Quadratmeter größer sind und die Gesamtausdehnung somit etwa 2.000 Quadratmeter beträgt.

Die archäologischen Ergebnisse legen nahe, dass der versunkene Hafen zu einer großen römischen Stadt gehörte, eventuell zur antiken Stadt Aulon, dem heutigen Vlora. Der Hafen bot Schiffen einen sicheren Ankerplatz in der Adria und der Lagune von Narta und war durch große Römerstraßen mit antiken Städten wie Aulon und Apollonia verbunden.

Die Expedition, die von Neritan Ceka vom albanischen Institut für Archäologie, Peter Campbell von der University of Southampton und der Albanian National Coastal Agency durchgeführt wurde, hat wissenschaftliche Daten in einer der dynamischsten Regionen des Mittelmeers gesammelt. Das internationale Team aus 14 Forschern hatte sich zum Zeil gesetzt, die Küstenumwelt und das Kulturerbe unter Wasser zu beurteilen.

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Peter Campbell, kommentiert die Ergebnisse: "Wir haben Hinweise auf Veränderungen des Meeresspiegels in der Antike, griechischen und römischen Handel (4. Jahrhundert vor Christus bis 7. Jahrhundert nach Christus) gefunden und moderne Umweltdaten gesammelt. Aber eine der bedeutendsten Entdeckungen war die Größe der antiken Relikte unter Wasser, die uns veranlasst,  die Bedeutung von Triport als römischen Hafen zu überdenken. Die albanische Küste war von entscheidender Bedeutung für den antiken Handel.

Einschränkungen für das Tauchen und die Küstenentwicklung während der kommunistischen Zeit haben dafür gesorgt, dass Albanien im Mittelmeer einige der ursprünglichsten Kulturerben unter Wasser bewahrt hat. Allerdings, so die Forscher, ändere sich dies aufgrund des Tourismusbooms an den Küsten rapide. "Die Küste Albaniens verfügt über reiche kulturelle und natürliche Ressourcen, die allerdings durch unregulierte Entwicklungen bedroht sind. Expeditionen wie diese helfen, Risikostellen zu identifizieren", so Auron Tara, Direktor der Albanian National Coastal Agency.

Das Forschungsprojekt untersuchte bedrohte Gebiete vom Butrintsee im Süden bis zu Sazan und der Bucht von Vlora in der Mitte des Landes in enger Zusammenarbeit mit Regierung, Marine und lokalen Akteuren wie Fischer, Taucher und Unternehmen.

Die Expedition dokumentierte ökologische Auswirkungen von Küstenentwicklung und Verschmutzung (Mikroplastik, Schwermetalle aus der Industrie und invasive Arten). Korallen, Schwämme, Algen und Fischpopulationen wurden ebenfalls dokumentiert.

Das Projektteam entdeckte Hinweise für Seehandel aus allen Zeiten. Dazu gehören Anker aus Stein, Blei und Eisen. Einer der besten Indikatoren für den Handel sind Amphoren von hellenistischer Zeit bis in das das frühe Mittelalter. Auch Alltagsgegenstände wie Dachziegel für Häuser, Teller und Wasserkrüge wurden gefunden. Die gefunden Artefakte wurden ungestört an ihren Fundorten belassen.

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Die archäologischen Stätten wie Städte, Hafenanlagen und Steinbrüche im südlichen Albanien sind aufgrund einer Reihe geologischer Prozesse bis zu 150 cm im Meer versunken. "Die albanische Küste ist unglaublich dynamisch, und wir haben ausgezeichnete Indikatoren für Meeresspiegeländerungen gefunden. Auf diese Weise können wir den antiken Küstenverlauf rekonstruieren und verstehen, wie die verschiedenen Teile sich im Laufe der Zeit verändert haben und sich in Zukunft ändern könnten", erläutert Peter Campbell.

Weitere Informationen: www.southampton.ac.uk