Untergang der Sea Legend im Roten Meer

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01.03.2024 08:09
Kategorie: News

Tragischer Brand führt zum Untergang der Sea Legend im Roten Meer

Aufgrund eines Kabelbrandes fing die Sea Legend, ein von Dive Pro Liveaboard betriebenes Tauchboot, am 22.2. Feuer und geriet in Vollbrand. Das Schiff sank in Folge. Der Vorfall geschah in der Nacht während eines Tauchtrips etwa 3 km von der Küste entfernt. Eine deutsche Taucherin gilt als vermisst. Aus Ägypten wird jedoch behauptet, dass alle Taucher an Bord gerettet wurden. Angeblich sitzt die Crew aktuell in Haft.

 

Aktuelle Meldung 1.März, 10:00 Uhr: „Vor Raja Ampat ist die Oceanic abgebrannt. Ersten Infos nach sind alle Personen an Bord sicher gerettet. Wir holen weitere Daten ein und berichten dann ausführlich.“

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Offiziell erhielten wir folgende Meldung: „Trotz der drohenden Katastrophe konnten alle Personen an Bord der Sea Legend unverletzt gerettet werden. Zum Zeitpunkt des Vorfalls befanden sich 17 Touristen aus verschiedenen Ländern und eine 14-köpfige Besatzung an Bord des Schiffes.“ „Alle 31 Personen an Bord der Sea Legend wurden als sicher bestätigt“ teilte eine weitere Quelle der Zeitung Kairo 24 mit und hob die Effizienz der Rettungsmaßnahmen hervor. Wir haben jedoch Informationen erhalten, dass eine deutsche Taucherin vermisst wird. Diese Information ist mehrfach bestätigt und leider Fakt.

Die abweichende Personenzahl stammt daher, dass ein Mannschaftsmitglied ungemeldet an Bord war. Die Behörden gingen demnach von einer um eine Person abweichende Personanzahl aus.

Nach dem Untergang der Sea Legend haben zuständige Stellen am Roten Meer einen Umweltausschuss gebildet. Deren Aufgabe ist es, ab heute die Auswirkungen des Unfalls auf die Marahani-Riffe zu bewerten. Das Komitee soll das Ausmaß des Schadens und dessen Wert bewerten und einen Umweltbericht erstellen. Dieser Bericht wird wohl bei Gerichtsverfahren und bei der Festlegung einer angemessenen Entschädigung für das betroffene Gebiet eine entscheidende Rolle spielen.

Der Schwerpunkt der aktuellen Ermittlung liegt aktuell darauf, die Brandursache zu ermitteln, künftige Vorfälle zu verhindern. Bisheriger Sachstand ist, dass ein Kabelbrand die Ursache des Unglücks war.

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Gespräch mit einem Mitreisenden

Wir haben mit Jake, einem mitreisenden gesprochen und er hat ausführlich von der Reise und der Unglücksnacht gesprochen. Die Reise wurde über PADI und liveaboard.com gebucht. Jake berichtet von einem guten Verlauf vom Sonntag bis zur Unglücksnacht. Die Betreuung der Tauchgänge war sehr gut und die Gruppe hat schöne Tauchgänge von Sonntag bis Donnerstag im Roten Meer genossen. In der Nacht auf den 22.Februar gegen 3:30 Uhr morgens ist Jake durch Rauch in seiner Kabine aufgewacht und hat gemerkt, dass „etwas nicht in Ordnung ist“. Er hat sein Handy gepackt und noch schnelle eine Hose angezogen und ist aus seiner Kabine nach oben. Der Rauch wurde immer stärker und am Deck konnte er die Flammen aus verschiedenen Öffnungen des Schiffs sehen – das Schiff war wohl kurz vor dem Vollbrand.

Die nachfolgenden Minuten waren wohl durch Chaos geprägt und die Passagiere mussten sich selbst mit 2 Schlauchbooten retten. Rettungswesten oder andere Hilfsmittel waren nicht vorhanden oder nicht greifbar. Die Situation war lt. Jake sehr beängstigend und total unübersichtlich: „Irgendwie schafften wir es an Deck und dann ins Wasser und zu den Booten wo wir die nächsten Stunden verbringen mussten. Bei einem Zodiac funktionierte der Motor nicht, das andere Boot musste zusätzlich zur Vollbelegung auch noch das zweite Boot abschleppen. Insgesamt eine unglaublich beängstigende Situation in der wir keine Hilfe von der Mannschaft erhielten. Dass eine Passagierin fehlte war in dem Moment komplett unklar. Nicht lange nachdem wir uns irgendwie vom Schiff retten konnten und per Schleppverfahren auch die zwei Zodias vom Unglücksort entfernen konnten, hörten wir zwei Explosionen. Es war also wirklich kurz vor knapp. Es ist unglaublich bitte zu hören dass eine Mitreisende vermisst ist. So etwas darf sich auf keinen Fall wiederholen.

Gehäufte Seeunfälle?

Die zunehmende Häufigkeit von Seeunfällen in Ägypten, die durch die alarmierende Zahl von mehreren Vorfällen allein im letzten Jahr unterstrichen wird, gibt Anlass zu ernsten Bedenken hinsichtlich der Sicherheitsstandards und -protokolle in der See- und Tauchindustrie der Region. Diese Ereignisse stellen nicht nur ein erhebliches Risiko für Menschenleben dar, sondern bedrohen auch die empfindlichen marinen Ökosysteme des Roten Meeres.

Mit Blick auf das Jahr 2024 stellt sich die Frage: Wie viele solcher Unfälle wird es noch geben? Behörden, Betreiber und Interessengruppen müssen unbedingt ihre Anstrengungen zur Verbesserung der Sicherheitsmaßnahmen, zur Durchführung strenger Inspektionen und zur Förderung einer Sicherheitskultur verstärken, um das Risiko künftiger Unfälle zu mindern. Der tragische Untergang der M/Y Sea Legend führt uns leider wieder einmal vor Augen, welche Folgen die Vernachlässigung dieser entscheidenden Aspekte haben kann, und unterstreicht den dringenden Handlungsbedarf, um weitere Unglücksfälle zu verhindern.

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Bachelorarbeit: Schiffsunfälle und Vermeidung

Nach der Kenterung des Tauchsafarischiffs Carlton Queen in Ägypten am 25. April 2023 wurden eine Reihe von Aktivitäten gestartet, um den Ursachen solcher Unfälle auf den Grund zu gehen. Eine dieser Maßnahmen ist eine Bachelorarbeit mit dem Titel „Untersuchung einer Reihe an Unfällen von Yachten für Tauchurlaube“, die zwischen Juni und November 2023 von Justus Schiszler an der Fachhochschule Kiel im Studiengang Schiffbau und maritime Technik erstellt wurde. In der Arbeit wurden Unfälle von Tauchsafarischiffen seit 2006 erhoben und nach den vermutlichen Unfallursachen gruppiert.

Weitere Informationen:
Newsmeldung - Untersuchung einer Reihe an Unfällen von Yachten für Tauchurlaube