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Sein letzter Törn
El Navegante ist tot. Der Seefahrer, Günter Stolberg verstarb in der Nacht zum Freitag den 19. August im Alter von 79 Jahren nach kurzer Krankheit im Krankenhaus von Palamos an der Costa Brava. Nur wenige kannten ihn unter seinem spanischen Spitznamen, der bürgerliche wurde nur selten benutzt, denn die Tauchwelt kannte Günter Stolberg nur unter seinen Spitznamen „Stolli“.
Stolli war ein Urgestein, er war jemand der dem Tauchsport für immer seinen Stempel aufdrückte, der die Costa Brava für den Tauchsport mit erschloss und der hier seit 1969 auch seine neue Heimat fand. Zunächst zwei Jahre bis 1971 in Calella de Palafrugell an der Seite der Tauchpioniere Horst Lindner und Rüdiger Pacena von Poseidon Calella und ab 1971 in seiner 'Perle' Tamariu. Hier eröffnete Stolli auch 1971 seine Tauchbasis, die bis zum heutigen Tag zu den beliebtesten Tauchbasen an der 'Wilden Küste' zählt.
Stolli und sein Tauchkutter 'Gabriela' sind bis heute ein Markenzeichen, denn er ist sich und seinen Prinzipien während der mehr als vier Jahrzehnte als Basiseigner, Tauchlehrer und Gastgeber treu geblieben. Stolli war ein Seefahrer wie er im Buche steht. Nicht nur unter Wasser wusste „El Navegante“ immer, wo es lang geht, auch an der Pinne seines robusten Tauchkutters „Gabriela“ war er immer auf Kurs. Und wenn er Ende der Saison die Tore seiner kleinen, aber feinen Tauchbasis direkt vor dem kleinen Pier in der Bucht von Tamariu schloss, machte er sich zumeist auf zu längeren Segeltörns mit seiner Segelyacht „Windspiel“. Stolli war zeitlebens nicht nur ein begeisterter Taucher sondern auch ein herausragender Fotograf. Schon sehr früh gelangen ihm mit seiner Rollei und später mit seinen Nikonos-Unterwasserkameras spektakuläre Fotos von „seinen“ Zackenbarschen oder den farbigen Gorgonienwänden vor Tamariu und Calella. Es gibt wohl keine Tauchzeitschrift, die nicht Fotos von Stolli publiziert hätte, denn nur wenige konnten die Schönheit der Unterwasserwelt an der Costa Brava so gekonnt in Szene setzen, wie er.
Lebensmittelpunkt in Tamariu
Hier in Tamariu lebte Stolli auch, fand nur wenige Schritte von seiner Tauchbasis entfernt sein Traumhaus an den Hängen oberhalb der zauberhaften Bucht des touristischen Kleinods im Norden Spaniens. Und wenn man den knorrigen, mit Ecken und Kanten versehenen Stolli etwas besser kennen lernte und vielleicht auch einmal zu ihm ins Haus des „El Navegante“ eingeladen wurde, verstand man sofort, warum Stolli hier seinen Lebensmittelpunkt hatte. Bei einem guten Glas Rotwein, vor der großen Panoramascheibe mit Blick hinunter in eine der schönsten Buchten der Costa Brava mit Blick hinaus aufs Meer hatte der Seefahrer viele Geschichten auf Lager, die nicht immer mit Tauchen zu tun hatten. In solchen Momenten wurde auch klar, dass sich hinter der rauhen, gelegentlich ruppigen Fassade des Seefahrers und Tauchlehrers ein fröhlicher und gutmütiger Geist verbarg. Wen er in sein Herz geschlossen hatte, blieb zeitlebens sein Freund.
Stolli war ein Weltenbummler. Er war einer der ersten deutschen Tauchlerer an der Costa Brava, damals noch beim VDTL, später unter dem Dach von Barakuda, heute I.A.C bildete Stolli tausende Tauchschüler aus und hunderte von Tauchlehrern starteten ihren Berufsweg bei Stolli in Tamariu. Doch es trieb ihn auch in die Ferne und so betrieb er schließlich auch von Ende der 70er bis Anfang der 90er Jahre eine Tauchbasis in Kenia an der Turtle Bay und eine fast schon legendäre Basis auf den Malediven auf Furana.
Seit 2004 hat Stolli sich mehr und mehr aus dem Tagesgeschäft seiner Tauchbasis zurükgezogen und mit Maria und Tom Pichlmaier zwei Partner ins Boot geholt, die die Basis, ihr Konzept und ihre Authentizität verstanden haben. Maria und Tom sind auch diejenigen, die den Namen 'Stollis Tauchbasis' auch in Zukunft mit Inhalten füllen, die den Ansprüchen ihres Gründers gerecht werden. Hier in Tamariu machte Stolli im Oktober 2013 auch seinen letzten Tauchgang mit Maria und von hier aus stach er nun auch zu seiner letzten großen Reise in See. Tschüs, El Navegante... Nachruf von Harald Apelt