Schwarzwassertauchen und Büffelkopf-Papageifisch-Laich.

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13.08.2014 13:14
Kategorie: Reise


Ich mag das Unerwartete. Wiederholungen langweilen mich. Auch und gerade beim Tauchen. Aus diesem Grund fliege ich so gerne nach Palau. Mit ein wenig Glück kann man höchst unterschiedliche Tauchgänge erleben; Platz und Gelegenheit gibt es in den Rock Islands, dem eigentlichen Tauchrevier der Pazifikinsel, genug...

Bericht von Christoph Hoppe

Das ovale Saumriff der Rock Islands erstreckt sich über eine Fläche von 100.200 ha. Darin befinden sich 445 kleinere und größere pilzförmige Inseln, 52 von ihnen beheimaten so genannte "Marine Seen", in denen Kreaturen existieren, die es auf der ganzen Welt nur hier gibt. Unter anderen der hinlänglich bekannte Jellyfish Lake auf der Insel Eil Malk. Schnorcheln, nicht Tauchen, mit hunderttausenden von Quallen der Gattung Mastigias Medusae.

Blue Corner liegt mit dem Boot nur 20 Minuten entfernt vom Quallensee. Der vielleicht bekannteste Tauchspot der Welt hat an manchen Tagen seine Tücken, schafft dennoch Entzücken - alles wunderbar, schön zu betauchen - und längst bekannt.

Weniger prominent, weil erst seit einer Saison im Programm, sind die speziellen Tauchprogramme von Paul Collins und Richard Barnden, die unter dem Label "Unique Dive Expeditions" firmieren und über Sam's Tours gebucht werden können. Im Wesentlichen geht es dabei um zwei außerordentliche Erlebnisse: das sogenannte "Bumphead Parrot Fish Spawning" und "Blackwater Diving".

Spawning!


Bei Neumond, in der Nähe des Tauchplatzes Ulong Island, nur wenige Kilometer vom Festland entfernt, lässt sich seltsames beobachten. Mit den ersten Sonnenstrahlen des Tages kommen beide Geschlechter der Büffelkopf-Papageifische (Bolbometopon muricatum) zusammen, um den Fortbestand ihrer Art zu sichern.

Dagegen gibt es nichts zu sagen und ich stimme eventuellen Einwürfen zu, es handle sich um einen doch sehr privaten Akt - warum also zuschauen? Weil es einfach spektakulär ist! Denn die Fische werden bis zu 1,3 Meter lang und gerne um die 50 Kilogramm schwer. Und mäandern in einer nicht enden wollenden Prozession in Schulen tausender Exemplare über eine Riffkante, die um die 15-20 Meter tief liegt.

Eigentlich sind sie grün-blau gefärbt, in den Minuten der Paarung bekommen sie plötzlich weiße Köpfe. Sechs, sieben, acht Männchen dieser imposanten Lebewesen umringen, dicht an dicht ein einzelnes Weibchen, das sich zu entziehen versucht. Noch scheint sie nicht bereit, ihre Verfolger bedrängen sie dennoch.

Man kennt synchron ausgeführte Bewegungen von großen Fischschwärmen, das hier ist völlig anders. Kreuz und quer führt jedes Weibchen ohne Sinn und Ziel ihre männliche Entourage Gassi...

Es scheint, als würde jemand in eine Trillerpfeife blasen, die nur die Büffelkopf-Weibchen hören können. Denn urplötzlich nehmen sie Geschwindigkeit auf und pressen ihre Eier ins Wasser. Alle gleichzeitig! Die Männchen nutzen die Chance und sprühen ihr Sperma über die Quelle ihrer nächsten Generation. Ab diesem Moment gibt es für Taucher eigentlich nichts mehr zu sehen. War die Sichtweite vor wenigen Sekunden noch 20 Meter, steht man nun vor einer weißen Wand aus Eiern und Sperma. An der Körpersprache der Mitstreiter kann man erkennen, dass diese mindestens so verdutzt sind, wie man selbst. Die Haie, die das Treiben neugierig beäugen, übrigens auch.

An diesem frühen Morgen unternimmt man noch zwei weitere Tauchgänge, gegen 15 Uhr ist man wieder im Hafen. Unter der Dusche mag man sich dann zu Recht fragen, was man sich gerade aus den Ohren wäscht...



Drei Stationen des Spektakels...


Drei Tauchgänge: 250 US$ inkl. Lunch + Nitrox + Hoteltransfer, zzgl. Marineparkgebühren Palau; für die Spawning Expedition müssen mindestens 5 Tauchtage gebucht werden.

Es sei noch erwähnt, dass man Vergleichbares erleben kann, auch wenn man nicht zu Neumond auf Palau ist. Denn Paul und Richard kennen inzwischen Zeit und Orte der Zusammenkünfte anderer Fischarten. Lange glaubte man, dieses Massenlaichen fände weit außerhalb jedweder Reichweite von Sporttauchern, auf offener See statt. Das ist andernorts auch so – nur eben nicht auf Palau! Dass diese faszinierenden Ereignisse quasi vor der eigenen Haustüre passieren, haben die zwei erfahrenen Tauchveteranen übrigens per Zufall entdeckt. Collins ist Meeresbiologe und war fasziniert von diesen Vorgängen, suchte nach einer Systematik. Es dauerte eine Weile, dann brachten die beiden das Paarungsverhalten mit den Mondphasen in Verbindung – wodurch das "wann" geklärt war. Dann galt es zu erforschen, wo welcher Fisch für Nachwuchs sorgt. Das wissen Collins und Barnden nun – und behalten es für sich.



Auch für weitere Arten haben Collins und Barnden den Zeitpunkt des Paarungsverhaltens vor Palau erforscht
und können nun zielgenau zu dem jeweiligen Spektakel führen.


Und die beiden Jungs haben noch einen ganz anderen Pfeil im Köcher. Und für den braucht man Nerven.


Weitere Infos & Buchung


In Deutschland: samstours@tourism-unlimited.com,
     Tel. 089/673 78 619
In Palau: info@samstours.com, www.samstours.com

Sam's Tours Palau: taucher.net/tauchbasis-sam_s_tours_palau

 

Blackwater Diving


Mitten in der Nacht legt das Boot ab und bringt eine kleine Gruppe von höchstens sechs Tauchern in Richtung Osten an den Rand der Rock Islands. Das Ziel ist schnell erreicht, die Fahrt dauert gerade lange genug, um weit ab von jedem Umgebungslicht zu sein. Kein Haus, kein Scheinwerfer ist mehr zu sehen, diese in tropischen Regionen vorherrschende, bleierne Schwärze legt sich über Mensch und Vehikel...

...und setzt sich in die Tiefe fort, denn an der Stelle, an der das Boot zum Stillstand kommt, ist das Meer über 1.000 Meter tief – "Blackwater" eben. Hier nun geht es ins Wasser. Auf einer Tiefe von circa zwölf Metern wird unter dem Boot eine Querstange befestigt, an der starke Lampen montiert sind, die mit ihren Lichtkegeln einen nur sehr begrenzten Bereich des Meeres erhellen. Der Rest, inklusive der Taucher, liegt im Dunkeln.

Die ganze Situation erscheint unheimlich, was dann allerdings vom Schein der Lampen angezogen wird, ist nicht weniger gespenstig. Denn nach einer Weile traut man den eigenen Augen nicht mehr. Kleine, seltsam geformte Lebewesen, die eher an Raumschiffe erinnern als an Meeresbewohner, inspizieren neugierig das erhellte Feld; Jugendliche allerlei Rifffische, die so ganz anders aussehen als ihre Eltern, schauen vorbei.

Fluoreszierende Wirbellose treiben zwischen den Tauchern durchs Licht, wobei regelmäßig Gattungen dabei sind, von deren Existenz man bis heute gar nichts wusste. War man bis zum Ende des Tauchgangs in den Bann der Makrowelt geschlagen, macht sich nun unter den Tauchern wieder Unruhe breit. Denn im Randbereich des Lichtscheins huscht dann und wann ein Schatten vorbei. Groß. Sehr groß...

Paul vermutet, es könnte sich um große Tigerhaie handeln, die aus der Tiefe kommend, quasi vom „Spielfeldrand“ das Geschehen verfolgen. Auch er hat die Schatten schon vor einiger Zeit bemerkt und deswegen, quasi zu Testzwecken, mehrere "Blackwater"- Tauchgänge nur mit Freunden unternommen. Nie ist etwas passiert, darum dürfen nun auch zahlende Kunden an diesem Spektakel teilnehmen, das es zwar nicht nur auf Palau, aber hier eben auch gibt.



Jugendliche allerlei Rifffische, die so ganz anders aussehen als ihre Eltern,
schauen beim Schwarzwassertauchgang vorbei.


Preis: 150 US$ pro Person für einen Tauchgang, 185 US$ für zwei Tauchgänge (am selben Abend), inkl. Nitrox + Hoteltransfer, zzgl. Marineparkgebühren Palau.


Video zum Thema:

 


Das Video zeigt Bilder und einige bewegte Sequenzen eines Blackwater Tauchgangs in Palau. Weitere tolle Unterwasservideos aus den Gewässern Palaus in unserer Videothek (Palau).