Schutz der Weltmeere: Gescheitertes UNO-Plastikabkommen

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16.08.2025 12:41
Kategorie: News

Der verzweifelte Blick auf eine dringend benötigte Lösung

Die internationalen Verhandlungen zur Schaffung eines globalen, rechtsverbindlichen UNO-Plastikabkommens sind nach über drei Jahren und mehreren Runden in Genf erneut gescheitert. Trotz großem Engagement seitens der Streitparteien konnte keine Einigung erzielt werden, da die Positionen der Länder kaum näher zusammenrücken. Die wichtigsten Anliegen – vom Schutz der Meere bis hin zu verbindlichen Maßnahmen gegen die Produktion und den Einsatz von Plastik – bleiben unerfüllt.

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Auf der einen Seite stehen mehr als 100 Staaten, darunter die EU und viele Entwicklungsländer, die für eine halbierte Plastikproduktion, eine Begrenzung von Einwegplastik und nachhaltiges Design eintreten. Sie fordern verbindliche Regelungen, um die Plastikflut einzudämmen und die Umwelt, insbesondere die Meere, zu schützen. Auf der Gegenseite befinden sich ölreiche Staaten wie Saudi-Arabien, Russland und Iran, die den Fokus auf eine Verbesserung des Abfallmanagements legen und nur schwache, freiwillige Maßnahmen unterstützen. Sie profitieren wirtschaftlich vom Rohstoff Öl und versuchen, eine verbindliche Begrenzung der Produktion zu verhindern.

Marginale und unverbindliche Textentwürfe

Die Verhandlungsführer scheiterten immer wieder an dieser politischen Spaltung. Trotz eines im März 2022 verabschiedeten Mandats, das den gesamten Lebenszyklus von Plastik abdecken sollte, wurden nur marginale und unverbindliche Textentwürfe vorgelegt. Der aktuelle Entwurf, der teilweise in der Nacht vorgelegt wurde, enthält hauptsächlich freiwillige Maßnahmen, die kaum durchsetzbar sind. Kritiker – darunter Umweltorganisationen wie Greenpeace und OceanCare – warnen, dass ein schwaches Abkommen die Krise verschärfen kann, weil es den Status quo festschreibt und notwendige Schutzmaßnahmen, wie etwa gegen die Gefahren durch Geisternetze, verwässert oder wegdiskutiert werden.

Die Umwelt- und Gesundheitsgefahren des Plastikmissbrauchs sind massiver denn je

Mikro- und Nanoplastik finden sich in Tieren, Menschen und Ökosystemen, beeinträchtigen die Gesundheit und das Immunsystem. Die Produktion von Kunststoff hat sich seit den 1970er Jahren auf rund 430 Millionen Tonnen jährlich verdoppelt, Tendenz weiterhin steigend. Bisher wurden 8,3 Milliarden Tonnen Kunststoff hergestellt, von denen über 6 Milliarden Tonnen zu Abfall wurden, der größtenteils in Deponien, Flüssen und Meeren landet. Allein in den Weltmeeren hat sich eine Schmutzmenge von rund 152 Millionen Tonnen angesammelt.

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Das Scheitern der Verhandlungen in Genf verdeutlicht die Schwierigkeiten, globale Einigkeit zu erzielen. Die Verhandlungsleitung und die geplanten Maßnahmen wurden von vielen als unzureichend kritisiert. Der Umweltstaatssekretär Deutschlands, Jochen Flasbarth äußerte, dass mehr Zeit und eine bessere Organisation notwendig seien, um bei künftigen Runden Fortschritte zu machen. Dennoch bleibt unklar, wann und wie eine nächste Verhandlungsrunde stattfinden wird, ebenso wie die Finanzierung des wichtigsten Projekts inmitten sinkender UN-Haushaltsmittel.

Kurz gesagt: Trotz breiter Zustimmung, dass ein wirksames Plastikabkommen höchste Dringlichkeit hat, blockieren die politischen Interessen einzelner Staaten weiterhin den Fortschritt. Umweltverbände warnen, dass nur ein starkes, verbindliches Abkommen die Plastikkrise wirksam lösen kann, doch bislang bleibt der politische Wille dafür aus. Die Welt steht vor einer belastenden Entscheidung: Entweder eine gemeinsame Lösung zur Rettung der Meere und der Umwelt – oder weiteres Zaudern, das die Verschmutzung und die damit verbundenen Risiken weiterhin verschärft.

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