Sardine Run Südafrika. Die große Jagd

Teile:
06.07.2015 10:09
Kategorie: Reise



Der Sardine Run, eine der größten Tierwanderungen der Welt, kann mit etwas Glück zu Beginn des südafrikanischen Winters beobachtet werden.

Unser Videofilmer und Fotograf Andy ist für zwei Wochen vor Ort beim African Dive Adventures Tauchcenter und berichtet von seinen Erlebnissen. Mehrmals pro Woche wird er über das große Abenteuer und Naturspektakel hier in DiveInside berichten.


Von Andy Schumacher und Herbert Gfrörer

In den ersten Wochen des südafrikanischen Winters sammeln sich riesige Sardinenschwärme bei Port Elisabeth und ziehen über 1.000 Kilometer in den Norden Südafrikas. Die Wanderung der Millionen Fische zieht eine unvergleichlich große Anzahl von Meeresräubern an. Delphine, Haie, Robben, Seevögel und Wale lassen sich die Gelegenheit zum "großen Fressen" nicht entgehen und machen Jagd auf die Sardinen. Ein einzigartiges Naturspektakel: jagende Delphinschulen, dazwischen Haie und Seelöwen sowie Tölpel die im Sturzflug aus der Luft herabsegeln. Mit etwas Glück lassen sich auch Wale und Orcas im Wasser beobachten. Um die Schwärme zu finden, werden Tauchboote per Ultra-Leichtflugzeug zu den Zielgebieten gelotst, daher besteht eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit, hautnah an die Sardinenschwärme heran zu kommen – natürlich nur wenn auch die Natur mitspielt.

Bereits die ersten Tage zeigen, die Sichtung eines Sardinenschwarms lässt sich nicht planen. Zudem wollen wir das Spektakel unter Wasser erleben; die Sichtweiten müssen also auch mitspielen. Wer sich auf dieses Abenteuer einlässt muss sich klar machen: Es gibt keine Erfolgsgarantie! Und "last not least": die stundenlagen Fahrten auf dem Meer sind anstrengend und extrem fordernd. Aber auf der Habenseite steht ein geniales Abenteuer und schon die Sichtungen der ersten Tage über Wasser sind jede der Mühen wert.

Unsere bisherigen Highlights waren Buckelwalbegegnungen am Sonntag (5.7.), Donnerstag (9.7.) und Freitag (10.7.), die uns faszinierende Eindrücke bescherten; und am Mittwoch (15.7) ließen sie es sogar zu kurz mit ihnen zu schnorcheln. Das sind die Momente für die sich jede, wirklich jede Mühe lohnt. Dass wir an anderen Tagen aufgrund des schlechten Wetters keine Tauchgänge machen konnten und die Sardinen bisher ausgeblieben sind, stört uns daher wenig.

Was bisher geschah:

Donnerstag, 16.Juli 2015
Mittwoch, 15.Juli 2015
Dienstag, 14.Juli 2015
Montag, 13.Juli 2015
Sonntag, 12.Juli 2015
Freitag, 10.Juli 2015
Donnerstag, 09.Juli 2015
Mittwoch, 08.Juli 2015
Dienstag, 07.Juli 2015
Montag, 06.Juli 2015
Sonntag, 05.Juli 2015
Samstag, 04.Juli 2015
Freitag, 03.Juli 2015
Donnerstag, 02.Juli 2015


Donnerstag, 16.Juli 2015


Vorletzter Tag, eigentlich... doch das Wetter meint es an meinem letzten Tag nicht gut mit mir und die Ausfahrt fällt dem starken Wind und Regen zum Opfer. Ergo, heute der finale Tag am Meer. Wir fahren zur gewohnten Uhrzeit raus, kurz nach sieben. Es ist frisch, das Meer sehr ruhig und die Sonne kämpft sich durch letzte Wolkenfelder.

Wir verharren küstennah, wieder sind die Tümmler unterwegs, aber noch ist keiner in der Gruppe motiviert genug um mit den Tieren zu schnorcheln. Die Wassertemperatur ist deutlich nach unten gegangen. Einige Common Dolphins passieren uns zielstrebig, wir folgen ihnen, nähern uns einer großen Schar Basstölpel, die sich unermüdlich ins Wasser stürzen. Haben wir die Sardinen endlich gefunden?

Die Delfine spielen nicht mit, treiben die Fische nicht zu einem „Bait Ball“ zusammen. Wir sind längst schnorchelfertig, aber die Vögel ziehen einfach weiter und das Geschehen löst sich wieder auf.

Neuer Versuch - wir fahren weit aufs Meer hinaus, das Schwesterboot bleibt küstennah. Wer etwas ausmacht, teilt es per Funk mit.

Ultraleichtflieger-Pilot Louis entdeckt nahe der Küste einige Sousas. Da sich draußen nichts tut und der Wind wieder zunimmt fahren wir zurück, finden die Schule aber nicht. Die Sousas gehören zu der Familie der Delfine, aufgrund ihres buckelartigen Rückens werden sie auch Buckeldelfine genannt. Eine Sichtung in dieser Region wäre ein Highlight gewesen, da die Tiere sonst eher weiter südlich zu finden sind.



Hiermit ist also Ende für mich. In den zwei Wochen keine Sardinen gesehen, keinen echten Tauchgang gemacht. Ein totaler Flop? Nein, im Gegenteil... klar bin auch ich ein kleines bisschen enttäuscht, doch die positiven Eindrücke überwiegen deutlich: Geniale Momente mit Buckelwalen und Delfinen waren jeden, wirklich jeden Aufwand wert. Ich reise mit einem zufriedenen Gefühl und einem Lächeln in mir ab. Der Sardine-Run im Jahr 2016 ist bereits vorgeplant.


Mittwoch, 15.Juli 2015


Da wir am Vortag die beste Action in den frühen Morgenstunden hatten, beschließen wir heute noch früher als sonst üblich zu starten. Es ist noch dunkel, als wir zu den Booten fahren, erst kurz nach sechs Uhr.

Die um 4 Grad höhere Temperatur macht einen gewaltigen Unterschied. Es ist fast angenehm mild, die See ist ruhig und es geht kaum Wind. Als wir die Bucht verlassen, färbt sich der Horizont langsam dunkel rot, wir trinken erst einmal einen heißen Milo „an Bord“; das ist eine Art Kakao auf Gerstenmalzbasis, angerührt mit Wasser oder Milch.

Eine große Schule Tümmler belohnt uns für das frühe Aufstehen und bewegt sich langsam auf uns zu. Die Tiere scheinen entweder müde von der nächtlichen Jagd zu sein oder einfach noch nicht wach. Kein Springen, kein Spielen, dennoch kommen wir ganz nah ran.



Die Buckelwale sind ein grandioser Anblick... und später bekommnen wir noch unseren Blick auf die Tiere unter Wasser.


Von den Common Dolphins keine Spur, auch keine Vögel. Aber heute ziehen wieder viele Gruppen von Buckelwahlen an der der Coffee Bay vorbei. Weit draußen sehen wir sie immer wieder springen. Wir passen uns ihrem Kurs langsam nähernd an, machen uns schnorchelfertig, dann springen wir ins Wasser. 3 Tiere sollten nun eigentlich direkt vor uns auftauchen, die Sicht ist mit geschätzten 15 Metern hervorragend, doch leider nichts. Wie so große Tiere einfach verschwinden können ist uns ein Rätsel. Nach nur wenigen Momenten ein lautes Schnauben und die Wale tauchen einige Meter weiter, hinter dem Boot wieder auf. Unglaublich. Sie scheinen ein Spiel mit uns zu spielen, gewähren uns keinen Blick unter Wasser. Dann erwischen wir eine größere Gruppe und haben Glück, diese Familie scheint von uns weniger beeindruckt zu sein, zieht an uns vorbei, recht schnell, aber wir bekommen unseren Moment, sehen Buckelwale unter Wasser. Grandios!


Video zum Thema:







Dienstag, 14.Juli 2015


Frostige 8°C zeigt das Thermometer. So kalt war es noch an keinem Morgen bisher. Die Luft ist sehr klar und als die Sonne auf geht wird es zum Glück schnell wärmer. Die See ist ruhig, kaum Wind.

Weit draußen sehen wir mehrere Tölpel in größeren Gruppen. Sie kreisen, stürzen sich immer wieder ins Wasser, stetig auf der Jagd nach den Sardinen. Einige Delfine begleiten uns, jagen aber nicht. Die Basstölpel tauchen meist ohne Beute wieder auf. Die Vögel scheinen wahllos ins Wasser zu stürzen – sieht fast aus wie Training. Wir sind aber froh, dass sich wieder was regt, schnorcheln eine Weile mit den Delfinen, erblicken dabei unter uns einen Schwarzhai. Das Wasser ist wie in den Tagen zuvor recht warm; leider.

Dann hat sich das Treiben wieder verzogen, keine Vögel mehr und auch die Delfine sind weiter gezogen. Wale nähern sich uns. Eine Gruppe mit einem Jungtier lassen wir vorbei ziehen, sichtlich gestört von den Motoren des Schlauchbootes, drehen sie ab aufs offene Meer.




Eine kleine Bildauswahl des heutigen Tages


Dann nähern sich zwei weitere Tiere. Weit vorher lassen wir uns leise ins Wasser gleiten. Doch die scheuen Tiere bemerken das Schlagen der Wellen gegen das Boot gleichermaßen, wie dass Schlagen unserer Flossen auf die Wasseroberfläche. Sie tauchen ab, unter der Gruppe hindurch, wobei ein Schnorchler tatsächlich ein Tier zu Gesicht bekommt. Keine 30 Meter hinter dem Boot schießen sie parallel aus dem Wasser. Zirkusreif und auch die Bootscrew schaut sich ungläubig an. Mit dem Teleobjektiv bekommen wir gerade einen der beiden Wale eingefangen, wer konnte damit rechnen...


Montag, 13.Juli 2015


Es ist kühl geworden. Eine dichte, tiefhängende Wolkendecke zieht sich bis zum Horizont. Langsam frischt der Wind auf und bringt die langersehnte Kaltfront. Die wichtigste Voraussetzung für die großen Sardinenschwärme...

Doch insgesamt ist das Wasser ist immer noch zu warm für diese Jahreszeit und leider zu warm für die Sardinen, die normalerweise mit der kühlen Strömung entlang der Küste ziehen. Einige Delfine gesellen sich zu unserem Boot. Wir schnorcheln mit ihnen so lange es geht, erblicken sie aber tatsächlich nur selten, da die Sicht immer noch unter 10 Meter beträgt und sie viel zu schnell an uns vorbei schwimmen.

Unser Ultraleichtflieger meldet uns mehrere Gruppen von Walen, die sich unweit von uns befinden. Dann sind wir auch schon in Sichtweite und sehen einige Tiere aus dem Wasser aufsteigen. Doch jedes Mal wenn wir uns ihnen nähern, stellen sie ihre Aktivitäten ein und tauchen ab. Wir verfolgen noch andere Gruppen, mit bis zu 5 Tieren, doch sie ziehen alle zu schnell an uns vorbei.



Die Wellen haben inzwischen eine Höhe von über 3 Metern erreicht. Wir machen eine Mittagspause und warten auf weitere Meldungen aus der Luft. Ein großer Albatros leistet uns dabei Gesellschaft. „Küstennah sind viele Delfine unterwegs“, bekommen wir durchgefunkt. Wir starten die Motoren. Wir sehen schon aus der Ferne die Basstölpel. Weiße, kreisende Punkte vor dem grauen Horizont, die uns Mut machen, doch das Treiben hat sich bereits aufgelöst, als wir eintreffen und auch die Delfine sind weiter gezogen. Immer mehr klärt es auf und sie Sonne kommt endlich zum Vorschein, aber alle sind bereits durchgefroren und so beenden wir unsere Jagd für heute.


Sonntag, 12.Juli 2015


Sonntagmorgen, sehr früh... Während die meisten im heimatlichen Deutschland noch schlafen, schieben wir bereits das Boot ins Wasser. Wenig Wind und nur eine kleine Brandung machen es uns leicht, die Flussmündung trotz geringen Wasserstandes zu verlassen.

Es sind neue Gäste an Board und so wird das Anlegen der Rettungswesten bei der Ausfahrt geprobt, denn in den nächsten Tagen soll es wieder deutlich windiger und auch kälter werden. Draußen auf dem Meer sind kaum Tölpel zu sehen und nicht ein Delfin.

Wir folgen einigen Walen, versuchen mit ihnen zu schnorcheln. Einigen gelingt es – aber hektische Bewegungen und die Aufregung bei den neuen Gästen hat ihren Preis und so gibt es den Verlust einer Actionkamera zu beklagen.



Impressionen des Tages


Ein frecher Langflügel-Sturmvogel interessiert sich für die im Wasser treibenden Schnorchler. Die Wale sind längst weiter gezogen. Nach einem kurzen sonnigen Abschnitt zieht sich der Himmel wieder zu und Wind kommt auf. Für heute haben wir genug erlebt und wir packen die Kameras in unsere "dry bags". Die Fahrt zurück wird ungemütlich und sehr nass. Die Stimmung ist trotzdem und vor allem ausgesprochen gut und haben sichtlich Spaß; es ist ein Abenteuer und wir nehmen es wie es kommt.


Freitag, 10.Juli 2015


Der Himmel ist bedeckt und nur langsam schafft es die Dämmerung etwas Licht zu verbreiten. Das Meer ist ruhig. Was werden wir heute erleben?

Es sind nur wenige Tölpel und einige Delfine unterwegs. Wir warten ab, ob sich etwas entwickelt, das Schwesterboot treibt wenige Meter neben uns im Wasser. Von der Küste kommend, erblicken wir den Ultraleichtflieger. "There is no action at the shore" funkt uns Pilot Louis zu. Was tun? Skipper Spike nimmt Kurs auf die offene See. Vielleicht tut sich weit draußen etwas Spannendes? Das vor der Küste noch grünliche Wasser wird zu einem tiefen Blau. Die Stimmung ist skurril, dunkle Regenwolken nähern sich, ein Regenbogen malt etwas Farbe an den Himmel.




Walflukenstudie und springende Wale... Wir sind happy!


Unser "Eye in the sky" meldet sich erneut. "There are many whales coming from the south.“ Sofort nehmen wir Kurs zurück auf die Küste und können die immer und immer wieder springenden Wale beobachten. Einige kommen unmittelbar neben dem Boot hoch, atemberaubende Momente und die Sardinen sind für einen Nachmittag vergessen... Morgen werden wir nicht tauchen, da Gästewechsel ist.


Donnerstag, 09.Juli 2015


Kein Luftzug heute Morgen – der Wind ist komplett weg, die Luft fühlt sich deutlich wärmer an. Leichter Regen fällt und das Meer hat sich deutlich abgekühlt.

Viele Delfine sind im Wasser unterwegs. Wir hängen uns an eine große Gruppe, die zielstrebig in eine Richtung zu ziehen scheint. Als die Tiere in Bootsnähe sind, ist das Interesse an UNS deutlich größer als nach Sardinen zu jagen. Sie springen neben dem Boot und lassen sich von der Bugwelle voran schieben. Ein tägliches, wohl spielerisches Verhalten. Gelegenheit für uns die Schnorchelausrüstung anzulegen. Bewaffnet mit Fotoapparaten und Actionkameras hüpfen wir ins Wasser und bekommen dabei einige Delfine vor die Linse, die Sicht ist heute nicht optimal.



Wie in den Tagen zuvor ist keine Struktur in den Aktionen der Tiere zu erkennen und Einzelaktionen prägen das Bild; ein Hinweis darauf dass keine Sardinen in der Nähe sind. Wir entdecken einen Wal unmittelbar in der Nähe des Bootes und folgen ihm eine Weile. Immer wieder taucht er links und rechts neben uns auf, als würde er ein Spiel mit uns treiben, dann folgt ein Sprung, keine 20 Meter hinter dem Boot. Ein gewaltiger Moment, von dem wir noch lange schwärmen!



Ein Traum! Unvergessliche Momente...



Mittwoch, 08.Juli 2015


Am Morgen ist es recht frisch, aber das Meer hat sich deutlich beruhigt und wir freuen uns wieder rausfahren zu können.

Kurz darauf die ersten Delfine und Tölpel. Wir machen uns zum Schnorcheln fertig. Tauchguide Kyle signalisiert uns "Sicht knapp 2 Meter", das ist nicht gut, gar nicht gut... Einige versuchen ihr Glück, sehen aber rein gar nichts; wieder einmal ist die Aktion vom Boot aus am besten zu beobachten. Dann sind wir auch schon wieder alleine, Delfine und Tölpel haben uns verlassen. Wir sichten drei Buckelwale und folgen ihnen Richtung offenes Meer. Einige Male versuchen wir vor die Tiere zu kommen um mit ihnen zu schnorcheln, aber die kleine Gruppe ist auf der Durchreise und zieht viel zu schnell an uns vorbei.

Recht unerwartet kommt Starkwind von Süden auf und zwingt unseren Piloten im Ultraleichtflieger zu einer recht hastigen Landung auf einem der Hügel. Jetzt ist es richtig ungemütlich und zum ersten Mal werden wir bei jeder Welle "sauber durchgespült". Ein junger verspielter Wal beschert uns letzte faszinierende Momente an diesem Tag (siehe Video).


Video zum Thema:







Dienstag, 07.Juli 2015


Der Wind hat deutlich aufgefrischt, das Meer ist grau und aufgewühlt, zudem regnet es. Keine Chance für die Jagd nach den Sardinenschwärmen. "Das hat es in 5 Jahren noch nicht gegeben, dass wir gar nicht raus fahren können!", versichert uns Beulah Mauz, Inhaberin der African Dive Adventures.

Jeder nutzt den Morgen individuell, die einen legen sich noch einmal hin, andere werten die Fotos der letzten Tage aus und wieder andere packen sich warm ein und begeben sich auf einen Strandspaziergang.

Nachmittags klart es etwas auf und wir fahren zum "Hole in the Wall", um es von der Landseite aus zu bestaunen. Anschließend geht es in ein einheimisches Dorf und wir erhalten einen kleinen Einblick auf das Leben der zum Teil sehr armen Bevölkerung Südafrikas. Wir hinterfragen die traditionell runde Bauweise: Ecken sind wie ein Magnet für böse Geister, deshalb baut man die Rundhütten um keinerlei Versteckmöglichkeit für die Plagen aus dem Jenseits zu bieten.



Zu Besuch in einem nahegelegenem Dorf



Montag, 06.Juli 2015


Der Morgen begrüßt uns mit leichtem Regen bei starker Bewölkung. Gottseidank ist es weder kalt noch windig. Die Boote sind schnell beladen. Los geht’s!

Viele Delfine sind unterwegs, Schwärme von Basstölpeln kreisen am Himmel. Ein gutes Zeichen? Nein, nicht im Moment. "Die Delfine verweigern wieder ihre Arbeit", bemerkt einer meiner Kollegen am Boot! Nur wenn sie zusammenarbeiten, die Schwärme umkreisen und dabei durch eine Wand von Luftblasen die Sardinen zusammen treiben, bildet sich ein "Bait Ball". Und genau darauf hoffen wir doch so sehr. Egal, wir versuchen trotzdem unser Glück. Das Wasser ist nicht kalt, vielleicht 22°C - 23°C, grün schimmernd, Sichtweite unter 10 Meter. Wir schnorcheln los, dorthin wo die Tölpel sprichwörtlich ins Wasser "reinschießen". Doch bevor wir ankommen hat sich die Jagd bereits verlagert. Wir paddeln in die unterschiedlichsten Richtungen, wobei es nur die wenigsten schaffen, einen Blick auf einen Delfin bei der Jagd zu erhaschen. So schnell wie sie auftauchen, sind sie auch wieder verschwunden - weitgehend unbeeindruckt von der schnorchelnden Meute.



Impressionen des heutigen Tages...



Das Suchareal wird Richtung Süden ausgedehnt und wir passieren das Wahrzeichen der Coffee Bay: das "Hole in the Wall". Kurz tauchen drei Buckelwale auf, die wir eine Weile begleiten. Schnell machen wir uns zum schnorcheln bereit, doch die scheuen Tiere "spielen" mit uns. Wir schaffen es nicht mit ihnen zu schwimmen. Zu schnell wechseln sie die Positionen und wir brechen ab. Eine dunkle Regenfront zieht auf – Heimreise.


Sonntag, 05.Juli 2015


Der frühe Morgen ist ungemütlich, bei uns würde man sagen ein Herbsttag wie er im Buche steht. Ein schlechtes Vorzeichen? Mitnichten, dieser Tag wird zu einem Highlight sondergleichen!

Als wir uns an der Tauchschule treffen, ist der Himmel komplett zugezogen und die Sonne schimmert nur sehr matt durch die dicke Wolkendecke. Der Einstieg in die draußen hängenden Tauchanzüge bei knappen 16°C ist entsprechend ungemütlich. Wenigstens ist der Wind "nahezu runter" und die See ruhig, als die Boote ins Wasser gelassen werden. Mit nur 6 Gästen haben wir reichlich Platz um uns mit dem gesamten Equipment und Kameras breit zu machen.

Wir sind noch nicht ganz aus der Brandung heraus gesteuert, als die ersten Delfine auf unser Boot zuschwimmen, um sich von der Bugwelle vorantreiben zu lassen und zu spielen ["Die Scheiss-Viecher sollen Sardinen jagen!" Zitat Bootsführer :)]. Wir nehmen Kurs Richtung Nord, Unmengen von Tölpeln sind bereits in unmittelbarer Nähe zu sehen und auch die "Common Dolphins" ziehen schnell in Richtung des Geschehens.

Ehe wir es uns versehen sind wir in Mitten hunderter Vögel und Delphine. Wir machen uns fertig, um mit unserer ABC-Ausrüstung ins Wasser zu springen, doch die Aktionen verlagern sich zu schnell und wir haben Mühe mit dem Boot hinter her zu kommen. Keine Anzeichen eines "Bait Balls". Wir versuchen unser Glück trotzdem, doch die Sicht reicht nicht aus, um unter Wasser einen Blick auf die Tiere zu erhaschen, die zu schnell an uns vorbei ziehen.

Von unserem Piloten aus dem Gleitschirmflieger erhalten wir einen Funkspruch, der uns auf Aktivitäten weit draußen vor der Küste hinweist. Wir nehmen die Chance war und fahren 90° zur Küste, raus aufs offene Meer. Die Farbe des Wassers wechselt langsam von grün zu blau, ein gutes Anzeichen für bessere Sicht… doch keine Sardinenschwärme. Wir verweilen eine Zeit, warten ab, hoffen darauf, dass etwas passiert und trinken gerade eine heiße Schokolade, als einer der Gäste zwei Buckelwale erblickt...



Zwei Buckelwale - und wir Mitten drin im Geschehen...



Unerwartet steigt, wie in Zeitlupe, eines der beiden Meeressäuger aus dem Wasser auf und kracht mit einem donnernden Schlag auf die Wasseroberfläche zurück. Den "Rumms" spüren wir bis in die Magengegend... Meterhoch spritzt das Wasser! Noch haben wir den Moment nicht ganz realisiert, da folgt schon das zweite Tier und schlägt nach einer eleganten Drehung ebenfalls mit einem gigantischen Platscher ein. Wahnsinn! Wir sind geplättet, das muss man einmal erlebt haben. Der nächste Blick geht dann natürlich auf die Displays der Kameras, wer hat den besten Schuss!? Die Tiere steigen noch ein-, zweimal auf und ziehen dann weiter, wir strahlen uns an, das war der Höhepunkt des Tages. Des Tages? Nein, für mich ein genialer Moment der immer in meinem Gedächtnis bleiben wird! Sardinen, Delfine und Haie sind im Augenblick komplett vergessen...


Samstag, 04.Juli 2015


Es ist noch dunkel als der Wecker klingelt, die Dämmerungsphase ist aber kurz in diesen Breiten und schon Minuten später strahlt die Sonne am kühlen Winterhimmel Südafrikas. Direkt nach dem Frühstück geht es los. Ein Boot nach dem anderen wird ins Wasser gelassen, ein neuer Versuch die Sardinenschwärme vor der Küste ausfindig zu machen.

Der Gleitschirmflieger ist bereits in der Luft, aber von den Basstölpeln ist noch nicht viel zu sehen, an diesem Morgen. Nach wenigen Minuten auf dem Wasser sichten wir die ersten Delfine, erst vereinzelt, dann in immer größeren Gruppen. "Common Dolphins! - That´s what we are looking for guys" sagt uns Bootsführer "Spike". Unser Spannung steigt; wir beobachten die Tiere und folgen ihnen, aber die Gruppen lösen sich immer wieder auf und verschwinden in verschiede Richtungen; von Sardinen leider keine Spur. Enttäuschung? Nein, nicht wirklich. Was wir alleine über Wasser erleben, ist für uns alle fantastisch und die Natur kann man halt nicht planen. Die Stimmung in der Gruppe ist ausgezeichnet, auch wenn wir wieder "trocken" bleiben.

Ein Albatros bietet ein dankbares Motiv für alle Fotografen, auch er scheint auf sein Futter zu warten. Auf der ständigen Suche kreuzen mehrmals Buckelwale unseren Weg und wir nutzen die Gelegenheit diese Giganten der Meere ein Stück auf ihrer Reise zu begleiten. Ein aufregender Tag geht zu Ende.




Am Abend begrüßen einheimische Trommler mit ihren Instrumenten und traditionellen Rhythmen die neu eingetroffenen Gäste.


Freitag, 03.Juli 2015


Früh am Morgen treffen wir uns vor der kleinen Tauchschule an der Coffee Bay und beladen die Jeeps. Ob im Auto, im Kofferraum oder auf der Ladefläche, jeder sucht sich seinen Platz zwischen all den Tauchflaschen, dem Equipment und der umfangreichen Foto- & Videoausrüstung. Zur Flussmündung, wo die Boote liegen sind es knapp 15 Minuten offroad.

Der betriebene Aufwand wird dem Namen "Adventure Dive" hier wirklich gerecht, aber wir haben richtig Spaß und packen tatkräftig an beim Beladen der Boote; die werden anschließend von den Jeeps ins Wasser geschoben. Eine leichte Brandung ist schnell durchbrochen und der Weg auf die ruhige See frei. Nach wenigen Minuten die ersten Basstölpel, die sich auf der Jagd nach Fisch ins Meer stürzen. Erste Anzeichen für die Sardinenschwärme und auch immer wieder Delfine.

Die Crew bleibt ruhig und ignoriert die Aktivitäten, der als indopazifischen Tümmler identifizierten Delfine. Sie suchen den Langschnäuzigen gemeinen Delfin, der hier auch als Common Dolphin bezeichnet wird. Er ist bekannt dafür, die Sardinenschwärme zu einem sogenannten "Ball" zusammen zu treiben. Genau das wollen wir sehen, denn nicht selten wird diese Jagd auch von verschiedenen Haiarten und mit viel Glück kleineren Walen oder Marlins verfolgt.



Erste Tölpel machen Jagd, wir auch: Unsere Luftüberwachung und unser Boot.



Die "Action" löst sich schlagartig auf und wir treiben einsam neben unserem Schwesterboot. Parallel werden die Küstengewässer von einem Gleitschirmflieger nach "Vogelaktivität" abgesucht. Der Tag ist sonnig, das Meer ruhig – eigentlich beste Bedingungen und sogar einige Buckelwale tauchen kurz auf, zeigen ihre Fluke und tauchen wieder ab. Alles geht zu schnell, leider keine Gelegenheit diese eleganten Tiere unter Wasser zu beobachten.

Auf dem Rückweg fahren wir küstennah, sehen noch einige Tölpel und auch immer wieder vereinzelt Delfine, bleiben aber auch am Nachmittag trocken. Ein kleiner Hammerhai, der knapp unter der Oberfläche schwimmt zaubert noch einmal ein Grinsen auf unsere Gesichter, dann nimmt das Boot langsam Kurs zurück.


Donnerstag, 02.Juli 2015


Späte Anreise beim diesjährigen Sardine Run in Südafrika mit African Dive Adventures.

Flug Frankfurt – Durban, der Start des Abenteuers. Anschließend noch gute 500 km mit dem Auto Richtung Süden, entlang der Ostküste Südafrikas. Es ist schon dunkel als wir das Ocean View Hotel in der Coffee Bay erreichen, doch die Begrüßung ist umso herzlicher. Zimmer sind perfekt und das reichhaltige Abendessen tut nach der langen Reise gut. Plötzlich taucht auch noch die gesamte Belegschaft tanzend aus der Küche auf und singt für die Gäste die sich direkt von der guten Laune anstecken lassen. Eine wunderbare Stimmung, aber spät wird es nicht, denn am nächsten Morgen ist für viertel nach sieben das Treffen am Tauchcenter angesetzt... Briefing und Einführung für den Sardine Run. Also "Gute Nacht" an dieser Stelle.



Die ersten Eindrücke aus Südafrika.



Hintergrundinformation:
Die Tauchbasis von Roland und Beulah Mauz, African Dive Adventures, liegt an der südafrikanischen Ostküste 114km südlich vom internationalen Flughafen Durban in Margate, Shelly Beach. Von dort aus geht es zum legendären Tauchplatz Protea Banks, der für seine zahlreichen Haisichtungen bekannt ist. Exkursionen zum Sardine Run werden vom Ocean View Hotel in der Coffee Bay durchgeführt, die sich 381km weiter südlich befindet. Die Autofahrt dorthin dauert je nach Verkehrslage zwischen fünfeinhalb und sechseinhalb Stunden. Die Kombination aus Protea Banks und Sardine Run empfiehlt sich.