Raja Ampat. Disneyland für Makrofotografen!

Teile:
10.11.2014 06:33
Kategorie: Reise



Im Laufe des letzten Jahres ist wohl in fast jedem renommierten Tauchmagazin zumindest ein Artikel über Raja Ampat erschienen. Wir wurden neugierig. Was ist so besonders an Raja Ampat, dass alle davon reden? Deshalb sind wir nach Raja Ampat aufgebrochen: Um den legendären Beschreibungen dieses noch jungen Tauchgebietes auf den Grund zu gehen – und um uns von diesem traumhaften Paradies verzaubern zu lassen.

Bericht von Sabine Huber

In Sorong, dem Ausgangspunkt unserer Reise, gehen wir an Bord der "Indo Siren", einem weißen Pinisischoner mit stahlblauen Segeln. Allein der erste Eindruck des Schiffes ist überwältigend. Sprachlos stehe ich im Eingang meiner Kabine. Rieche das warme Holz. Spüre die angenehm kühle Luft der Klimaanlage. "Ich war schon in Resorts in Ägypten, da war das ganze Resort kleiner als hier meine Kabine!" höre ich meinen Schwager hinter mir, der völlig aus dem Häuschen ist. Ja, die Kabinengröße ist gewaltig, die Details des Schiffes liebevoll umgesetzt und die Kabinen schön mit Blumen geschmückt. Hier wird nicht gearbeitet, hier wird der Luxus auf einem Tauchsafarischiff von der Mannschaft "gelebt". Ein erster Eindruck, der sich während der ganzen Reise immer wieder bestätigt.

Was hat man für eine Vorstellung, wenn man sich auf die Reise nach Raja Ampat macht: viel Buntes, selten Gesehenes in allen Varianten und Größen. Die besondere Schönheit Raja Ampat´s zeigt sich indes vor allem im Bereich der kleinen Lebewesen und üppigen Riffe.

War man zuletzt in Großfischdestinationen unterwegs, kann es passieren, dass man anfangs enttäuscht ist, und auf den ersten Tauchgängen einige Highlights im Millimeterbereich übersieht. Ein Umstand, der sich schon nach wenigen Tauchgängen ändert, wenn man mehr und mehr entdeckt, und die anfängliche Gelassenheit in schiere Begeisterung umschlägt. Und selbst, wenn man nicht alles sieht, so ist der Gesamteindruck einfach überwältigend. Bunt, bunter am buntesten: So könnte man die Riffe wohl am ehesten beschreiben. Viele nie zuvor gesehene Arten und vor allem die Menge an Jungfischen sind überwältigend. Es entsteht der Eindruck, die gesamte Unterwasserwelt hat ihre Kinderstube hierher nach Raja Ampat verlegt.

Als wir den Tauchplatz "Manta Sandy" erreichen, finden wir, wie bereits der Name verspricht, auf diesem speziellen Platz auch wirklich vier Mantas, die immer und immer wieder die Putzerstation besuchen. Ganz flach schweben wir über dem weißen Sand, leicht versteckt hinter einigen Korallen, um den majestätischen Tieren möglichst nahe zu kommen, ohne sie zu stören. Während ich so hinter einem Korallenstock "lauere" und darauf warte, dass die Mantas wieder "einfliegen", beginne ich die Korallen und Steine vor mir genauer zu betrachten.



Fast hinter jedem Zipfelchen befindet sich ein kleiner Fisch, eine kleine Schnecke oder anderes "Getier". Je länger ich hier schwebe, hinter meinem kleinen Korallenblock, desto mehr beginne ich mich zu fragen: "Was habe ich alles an Leben auf den ersten Tauchgängen verpasst? Vielleicht hätten mir statt dem ganzen Riff ein paar Quadratmeter genügt und ich hätte noch viel mehr gesehen? Weniger Strecke, dafür mehr Detail."

Ziemlich gut, aber noch nicht faszinierend...


Ich beginne mich auf den nächsten Tauchgängen immer intensiver und aus einer viel näheren Distanz mit den einzelnen Riffblöcken zu beschäftigen. Plötzlich sehe ich Pygmäenseepferdchen in jeder zweiten Gorgonie sitzen, "Glasschrimps" - wie ich die kleinen durchsichtigen Krabbeltiere getauft habe - über die Fächerkorallen laufen und Schnecken in Farben und Formen, wie ich sie selten zuvor gesehen habe. Unglaubliches Leben und eine scheinbar nicht enden wollende Artenvielfalt spielen sich im Millimeterbereich direkt vor meinen Augen ab.

Dies ist er also, der Zauber von Raja Ampat. Mein wichtigstes Ausrüstungsdetail ist nun meine Lampe geworden, ohne diese gehe ich auf keinen Tauchgang mehr. Auch tagsüber hilft diese besonders in den Korallen die kleinsten Bewohner des Ozeans zu finden. Auch nachts haben wir immer wieder außergewöhnliche Begegnungen. So taucht unvorhergesehen ein juveniler Fledermausfisch vor mir auf, den ich zuerst für einen Plattwurm gehalten habe, so klein und von ungewöhnlicher Farbe – schwarz mit leuchtend orangefarbener "Aura". Eine besonders smarte Kollegin hat sogar eine Lupe mitgebracht. Ich wünschte ich hätte diese weise Voraussicht besessen...

Rasch stelle ich fest, dass es auch den anderen ähnlich ergeht. Nach den ersten Tauchgängen, die uns zwar sehr gut gefallen aber NOCH nicht fasziniert haben, entdecken wir nun mehr und mehr die Welt der kleinen Lebewesen in der Unterwasserwelt von Raja Ampat. Wir sind völlig im Bann der Farben und Formen. Jeden Tag entdecken wir nun immer mehr Details. An den Steilwänden von Misool finden wir unzählige, unterschiedliche, und farbenprächtige Schwämme. Auf dem einen oder anderen Nachtauchgang findet sich sogar ein Epaulettenhai, oder wie er auf Englisch so treffend heißt: "Walking Shark"!

Dem so genannten Wobbegong oder "Teppichhai" können wir auf unseren Tauchgängen im Norden an beinahe jeder Ecke begegnen. Gerne wollen wir auch in den Mangroven einige Bilder von mit Korallen bewachsenen Wurzeln erhaschen, doch da sich hier auch immer wieder Salzwasserkrokodile herumtreiben, beschließen wir diesen Tauchgang zu unserer eigenen Sicherheit zu unterlassen. Ein großes "Saltie" ist mit Sicherheit gefährlicher als jeder Hai es jemals sein könnte.


Ein ehrliches Wort zu Raja Ampat


Westpapua – Raja Ampat ist eine Reise wert, ein klares "Ja". Die Artenvielfalt bei Korallen, Meeresgetier im Makrobereich und die Kinderstube vieler Fischarten ist einzigartig und lässt einen immer wieder Neues entdecken. Die Sichtweiten können teilweise jahreszeitlich etwas eingeschränkt sein und die Strömungen durchaus etwas stärker. Doch alles kein Grund die Flinte ins Korn zu werfen.

Die Übererwartung, die viele Medien in uns geweckt haben, sollte man einfach bei Seite lassen. Es ist ein außergewöhnliches Gebiet, jedoch nicht das "ultimative Taucher-Paradies" wie man viel zu oft lesen konnte. Nach Möglichkeit nichts Bestimmtes erwarten, dann wird man von der Unterwasserwelt Raja Ampat´s verzaubert. Die fragile Schönheit der einzelnen Tauchgänge ist umso beeindruckender, je mehr man sich mit der biologischen Vielfalt des Gesehenen beschäftigt.

Aus der Erfahrungsdatenbank von Taucher.Net:
West-Papua & Raja Ampat
Irian Jaya, Raja Ampat

Tauchfotos Region Raja Ampat
Tauchvideos Region Raja Ampat



Viel Licht, leider auch Schatten


Am vorletzten Morgen brechen wir vor Misool zu einem Tauchgang auf, der uns unter Wasser in eine Höhle führen soll. In der Höhle selbst ist das Auftauchen durch eine Verbindung zur Oberfläche möglich. Vorsichtig tauchen wir hinein, die Wurzeln einiger Bäume hängen von oben tief in die Höhle hinein und bieten mit dem indirekten Licht, das durch eine kleine Öffnung in der Decke fällt, ein wunderbares Fotomotiv. Der eine oder andere Plastikmüll findet sich leider auch in der Höhle, ebenso wie auf manch anderem Tauchgang. Gerade jetzt zu Beginn der Regenzeit kann dies immer wieder passieren, da die Flüsse jetzt mehr Wasser führen und so auch, leider, einiges an Müll ins Meer schwemmen.


Interessante Fakten und Berichte zum Problemfall "Plastikmüll im Meer"


Gegen die Vermüllung der Meere
Staatsgründung gegen Muuml;llinseln
EU Projekt gegen Plastkmüll

Wir sind in WESTPAPUA, am Ende der Welt. Mülltrennung oder Müllsammlung haben hier keine besondere Bedeutung, die Menschen haben andere Sorgen, auch wenn wir dies oft durch unsere besonders luxuriöse und saubere Umgebung an Bord eines Schiffes, wie der "Indo Siren", immer mal wieder vergessen und zu vieles durch unsere europäische "Sonnenbrille" betrachten... Man empfindet so etwas wie "das richtige Inselfeeling". Die heile unberührte Welt am weißen Sandstrand, wo man die Kokosnuss erntet und fischt. Doch in Realität sieht es so aus: Die meisten Einheimischen sind arme Fischer, und leben in kleinen Dörfern mit oft nur wenigen Einwohnern und kleinen Booten.




Verschiedene Impressionen aus Raja Ampat (Klick zum Vergrößern)


Raja Ampat ist ein noch nicht völlig touristisch erschlossenes Gebiet, wie wir es von den Malediven oder ähnlichen Tauchgewässern mit Liveaboards kennen. Wir sind in einem Teil der Welt, der erst in den letzten Jahren schrittweise und sehr langsam an Bedeutung für den Tourismus gewonnen hat. Ein Marine Nationalpark wurde errichtet und die Fischer bekommen heute von der Regierung Geld, damit sie nicht mehr so viele Fische aus dem Meer entnehmen. Doch leider klappt dies nicht immer, wie uns einer der Fischer erbost und zu Recht erzählt. Der selbsternannte Häuptling des Dorfes lässt uns aber, ein paar Rupien vorausgesetzt, dann doch unter seinem Jetty den einen oder anderen Tauchgang unternehmen.

Wie an den meisten Jettys, die wir im Laufe eines Taucherlebens rund um den Erdball betaucht haben, werden wir auch hier nicht enttäuscht: Das Licht fällt durch die Holzplanken; hüllt die Unterwasserwelt in eine ganz besondere Stimmung. Es gelingt uns diese fotografisch einzufangen.


Sondertörn


Raja Ampat – Ambon (Schiff Indo Siren)

WATERWORLD – Werner Thiele KG,
Raja Ampat Tour

Kreuzfahrt 11 Tage / 10 Nächte € 3.550,00
Flugpreis (Richtpreis) ab € 950,00
Nebenkosten (ca.) € 500,00

Datum: 14.5.-28.5.2015
Mail: info@waterworld.at
Fon : +43 5224 67455



Zurück an Bord empfängt uns wie so oft zuvor das strahlende Lächeln unserer Crew. Ob es schön war? Ja, natürlich... einfach unglaublich. Der warme Kaffee aus der edlen Espressomaschine wartet bereits. Einer unserer Kollegen liegt unter dem Sonnendeck und wird massiert. Am Achterdeck bereitet der Koch ein duftendes BBQ aus Steak und Garnelen zu. Wir blicken in den tiefroten Sonnenuntergang Raja Ampat´s und beginnen zu verstehen, warum sich alle Medien derart überschlagen, wenn es um Schilderungen dieses kleinen, noch fast unbekannten Fleckchens Erde geht. Raja Ampat, ja, das ist wirklich etwas Besonderes. Ein unendlich sanftes Meer, warme Wogen, bunte Fische und Riffe. Der Fetzengeisterfisch über der Weichkoralle ist mein letzter Gedanke, bevor ich nach einem erlebnisreichen Tauchtag die Augen in dem gemütlichen Bett in meiner geräumigen Kabine schließe...



Video zum Thema:

 


Ein tolles Video aus Raja Ampat in HD. Weitere Tauchvideos aus der Region in unserer Videothek.