Mexiko: La Paz, Baja California Sur

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21.11.2023 15:22
Kategorie: Reise

Jagende Vögel unter Wasser, Seelöwen und einiges mehr…

Wenn man Vögeln Unterwasser begegnet, dann fragt man sich als Taucher: Ist alles in Ordnung? Und ja wirklich! Vögel in zehn Meter Tiefe, doch es sind keine Pinguine, die da im 30 Grad warmen Wasser schwimmen!

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Bericht und Bilder von Jan Finsterbusch

Beginnen wir am Start unserer Reise: So richtig viel ist über unser Ziel Baja California im deutschsprachigen Raum nicht bekannt. Zwar hat man immer mal wieder die Schulen von Mobulas oder die Aufnahmen der Marline gesehen, aber wann und wie?

Nach einem längeren Gespräch auf der Messe „boot“ mit „Buceo Carey“ war relativ schnell klar, die Ecke ist eine Reise und einen Bericht wert. Nur wenige Monate später war es dann soweit und wir befinden uns am Flughafen La Paz. Die Anreise von Deutschland ist leider etwas umständlicher und länger als zu anderen Destinationen, deshalb haben wir 14 Tage vor Ort eingeplant.

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Gewohnt haben wir während unseres Aufenthalts in der „Villa Carey“ die ebenfalls der Familie des Divecenter Inhabers gehört. Die Zimmer sind in gutem Zustand und von der kompletten Einrichtung her auf Taucher und Fotografen zugeschnitten. So befindet sich in jedem Zimmer ein Tisch mit acht(!) Elektroanschlüssen, die auch noch alle mit dem europäischen Standard kompatibel sind. Hier hat definitiv jemand mitgedacht.

Ein reines Taucherhotel

Unser Eingangsbriefing für Tauchcenter und Villa erhalten wir von Gabriel, dem Sohn der Inhaberfamilie. Stolz präsentiert er uns das „Welcome-Kit“. Rund um La Paz ist eine wüstenartige Landschaft vorwiegend. Entsprechend ist Süßwasser knapp. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen erhält jeder Gast zum Beispiel ein Mikrofaserhandtuch um den Wasserverbrauch (weiße Handtücher täglich waschen?) zu reduzieren. Auch eine eigene Trinkflasche und weitere Utensilien sind enthalten. An die Umwelt wird also mitgedacht.

Des Weiteren erläutert er, dass ein einfaches Frühstück mit im Preis für die Zimmer enthalten ist. Die Villa Carey ist ein reines „Taucherhotel“. Auf dem freien Markt werden die Zimmer nicht angeboten, sondern sind nur im Zusammenhang mit Tauchen reservierbar.

Schon am ersten Tag registrieren wir die hervorragende Organisation des Divecenters. „Buceo Carey“ schickt jeden Morgen einen Van in die Villa, damit alle Taucher entspannt von der Tauchbasis aus ihren Tauchtag beginnen können. Wer also möchte und keine schwere Kamera mitschleppt, der kann die 15 Minuten auch laufen.

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In der Basis werden die Taucher je nach Auslastung auf die bis zu drei operierenden Booten verteilt. Alle Ausrüstungsteile, die wir am Vortag schon im Center zurückgelassen haben, befinden sich dabei bereits zusammengebaut und säuberlich sortiert auf dem Boot, so dass wir nach einem kurzem Vollständigkeitscheck entspannt die Fahrt zu den geplanten Tauchplätzen angehen können.

Eine Kolonie von Seelöwen
 
Direkt am ersten Tag führt uns die Ausfahrt nach „Espiritu Santo“. Nahe der nördlichsten Insel im Naturschutzgebiet befindet sich eine Kolonie von Seelöwen. Die Tiere sind an Taucher gewöhnt und komplett sozialisiert. So spielen die kleinen und heranwachsenden Seelöwen, unter den wachsamen Augen der älteren Weibchen, mit den Tauchern. Die Halbstarken beißen dabei in die Flossen oder auch mal in die Blitzkabel oder längere Haare, behandeln uns Taucher also so wie sie es untereinander tun. Aufpassen muss man jedoch, wenn ein Weibchen mit extrem jungem Nachwuchs den Weg kreuzt oder einer der ausgewachsenen Bullen sich durch die Taucher gestört fühlt. Bei einem Gewicht von mehr als 200 kg und bis zu zweieinhalb Meter Länge stellt man als Taucher die Rangfolge nicht wirklich in Frage.

Am Tauchplatz La Reina tauchen wir ebenfalls: Der Platz ist bekannt, schon Jacques Cousteau ist hier getaucht. Häufige Begegnungen mit ozeanischen Mantas und Walhaien halten dabei den exponierten Platz in der Erinnerung der Taucher. Leider treffen wir vor Ort nichts an. Ob das daran liegt, dass es saisonal bessere Zeiten gibt? In jedem Fall hilft der gewaltige Hurrikan, der kurz vor unserer Anreise hier durchzog, keinesfalls. An einigen Tagen verhindern die Bedingungen leider eine Ausfahrt zu den bekannten Plätzen.

Dennoch schaffen wir es auf der anderen Seite der „Baja California“ auf eine Expedition zu gehen: Wir sitzen in einem kleinen Boot mitten in der „Magdalena Bay“ und versuchen die anderen Legenden der „Baja California“ zu entdecken. In die Bay kommen die Grauwale speziell im Februar und März um ihre Jungen zur Welt zu bringen. Auf unserer Expedition treffen wir zwei der sanften Riesen: Leider bewegen sie sich mit hohem Tempo Richtung Osten, so dass eine Interaktion mit den Tieren scheitert. In der „Magdalena Bay“ wird übrigens nur geschnorchelt, sicher ließe sich jedoch der eine oder andere Tauchplatz finden.

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Große Schulen von Mobulas sind typisch für die Bay und lassen sich am besten im Mai und Juni beobachten. Walhaie schauen für gewöhnlich von November bis März vorbei. Marlin ist wohl das ganze Jahr über möglich, am besten wohl zwischen Mai und September.

Was fast sicher ist, sind die Seelöwen. Die Kolonie ist allerdings vom Juni bis September geschlossen und kann nur den Rest des Jahres betaucht werden. Und weil das alles nicht verteilt genug ist, die beste Sicht hat man für gewöhnlich von September bis Dezember! Aber nur, wenn nicht gerade ein Hurrikan die Küste entlang gezogen ist. Allerdings treten diese Tropenstürme hier nicht regelmäßig saisonal auf wie auf der karibischen Seite. „Hilary“ war der erste Tropensturm, der die Halbinsel seit vielen Jahren getroffen hat.

In der unmittelbaren Umgebung von La Paz befinden sich mehrere Wracks, die zum Teil entweder künstlich versenkt wurden oder aber auf ein Riff aufgelaufen und untergegangen sind. In die erste Kategorie gehören die „Fang Min“ und die „Lapas03“, welche von chinesischen Schmugglern benutzt, aber durch die Behörden aufgebracht und später als künstliche Riffe versenkt wurden. Gerade die entkernte „Fang Min“ lädt mit ihrem geräumigen Inneren zu umfangreichen Erkundungen ein.
Anders die „Salvatierra“: Die Fähre lief 1976 auf ein flaches Riff auf und sank infolgedessen. Die Mannschaft und Passagiere konnten seinerzeit komplett evakuiert werden.

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Alle Wracks befinden sich übrigens in moderaten Tiefen von ca. 20 - 25 Metern. Die Fähre ist eines der größten und auch aufgrund des Verfalls eines der atmosphärischsten rund um „La Paz“.

Vögel unter Wasser

Der Tauchgang an der „Salvatierra“ wird meist mit „Suwanee Rock“ verbunden: Das flache Riff führte damals zum Verlust des Schiffes. Beide Tauchplätze sind enorm fischreich und sorgen alleine dadurch schon für Begeisterung. Am flachen Riff begegnen uns zunächst Schildkröten die durch die großen Schwärme schwimmen. Und jetzt dann auch noch Vögel?! Plötzlich werden wir von einem Kormoran überholt. Während wir noch überlegen, ob uns der Eindruck getäuscht hat, uns die Augen einen schlechten Streich gespielt haben oder man auf zehn Meter einen Tiefenrausch haben kann, kommt uns bereits die nächste Gruppe der dynamischen Schwimmer entgegen. Jeder Zweifel ausgeschlossen, die Tiere versuchen im flachen Wasser vom Fischreichtum zu profitieren. In der kommenden Stunde können wir dann in der Tat den einen oder anderen Jagderfolg beobachten. Die Interaktion zwischen den Jägern und dem Schwarm ist beeindruckend. Es ist als würden die Schwärme rechtzeitig reagieren und sich enger zusammenziehen, wenn die Vögel auch nur ansetzen zu jagen. Auf der anderen Seite sieht man eine sichtliche Entspannung des Schwarms, sobald die Jäger den Angriff abbrechen. Obwohl der Vogel noch in der Nähe des Schwarms schwimmt wird er auf einen Schlag nicht mehr als Bedrohung wahrgenommen.

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Unsere zwei Wochen vor Ort vergehen wie im Flug und wir bereiten die Rückreise vor. Dabei geht uns die Frage durch den Kopf ob wir dieses Erlebnis nochmal machen würden und was wir dabei anders gestalten könnten?
Der erste Teil lässt sich schnell und einfach beantworten: JA - Jederzeit, bzw. auf die jeweiligen Monate geplant, je nachdem was wir sehen wollen. Die zweite Teilfrage gestaltet sich da etwas komplizierter. Auf den erstklassischen Service von „Buceo Carey“ in La Paz würden wir keinesfalls verzichten!

Allerdings würden wir mit „Capo Pulmo“ versuchen noch eine weitere Station einzulegen. Die ansässigen Bullenhaie bieten wohl eine intensive Erfahrung, jedoch werden die Genehmigungen zum Tauchen an den Haispots jeden Morgen verlost. So ist leider nicht sicher ob man die Tiere auch wirklich unter Wasser erleben kann.

In der „Magdalena Bay“ würden wir nicht nur einen Tag bleiben, sondern hier mehrere Tage einplanen um die Chance auf Wal und Marlin zu erhöhen. Die Region ist leider touristisch so gut wie gar nicht erschlossen - regelmäßig operierende Touristenboote existieren wohl keine. Die Touren werden von lokalen Fischern veranstaltet und diese sprechen in der Regel kein Englisch. So sollte man entweder etwas spanisch sprechen oder sich zusätzlich einen Übersetzer buchen.

More information:
Buceo Carey, La Paz
Buceo Carey auf Taucher.Net
Villa Carey auf Taucher.Net