Kategorie: Reise
Eine (fast) coronafreie Zeit
Die Überschrift zu diesem Bericht ist doppeldeutig zu verstehen. Zum einen waren die Malediven zum Zeitpunkt unseres Besuchs mit einer 7-Tages-Inzidenz weit unter 50 deutlich weniger von Corona betroffen als Deutschland, zum anderen werden wir in diesem Artikel versuchen, uns nur auf die Reise und weniger auf das Thema Corona zu konzentrieren.
Ein Bericht von Jan Finsterbusch & Christoph Schaffelhuber
Unsere Geschichte beginnt direkt am Flughafen Gan; es ist Mitte Dezember 2020. Wir werden von Shuhaan, einem der beiden Tauchguides, abgeholt und mit unserem Gepäck auf das Dhoni, welches im fünf Gehminuten entfernten Hafen liegt, gebracht. Direkt im Anschluss wird das Tauchequipment aus den Koffern gepackt und auch gleich montiert. Auf der „Blue Shark“ angekommen, werden noch die Formalitäten (Gesundheitserklärung, Anerkennung der Basenregeln, Brevets) erledigt. Weckzeit am nächsten Morgen ist sieben Uhr und nach dem Tauchbriefing soll es direkt ins Wasser gehen.
Entsprechend dem Plan versinkt unsere Gruppe Taucher auch kurz vor halb neun im Wasser. Unser Checkdive findet an einem Spot namens „Gan Beyru“ im Addu Atoll statt. Kein besonderer Platz und dennoch entspannend. Warmes Wasser, Sonne beim Auftauchen und viel „Kleinzeug“. Die Highlights unserer Deep South Tour werden ja definitiv noch kommen. So steht der „Tigerzoo“ im Hafen von Fuvahmulah ebenso auf dem Programm wie diverse „Manta Points“ und andere Highlights.
Mit „Maa Corner“ steht auch direkt ein Manta Point als nächstes auf dem Programm. Auslaufende Strömung sorgt zwar für schlechte Sicht, ist an den Manta Points aber meist kein schlechter Zustand. Um ehrlich zu sein, die Sicht war verheerend und die Mantas beehrten uns auch mit Abwesenheit. Dafür haben wir uns im dritten Tauchgang für das Wrack der „British Loyalty“ entschieden. Immerhin kann und wird uns das Wrack auch bei schlechter Sicht nicht davonlaufen. Der 134 Meter lange Tanker hatte im Zweiten Weltkrieg die Gegend um Gan versorgt und wurde im Jahr 1944 von einem deutschen U-Boot versenkt. In 33 Metern auf der Seite liegend ist es ein wunderschönes Ziel für Taucher, was unter passenden Bedingungen auch durchaus ein schönes Fotomotiv ist.
Am Abend dann die auf Safaribooten übliche Routine, duschen, essen und auf ein oder zwei Bier am Heck des Schiffes etwas mit den anderen Gästen und Diveguides ratschen. Morgens wecken zwischen um sechs und halb sieben, um möglichst zeitig wieder ins Wasser zu kommen.
Durch die Buchung der Zweiwochenroute, befindet sich das Schiff auch nicht zu oft in Bewegung und die meist kleinen Fahrten Richtung Norden werden fast immer zwischen den Tauchgängen durchgeführt. Nachts liegt die „Blueshark“ meist in einer geschützten Lagune.
Besuch im „Tiger Zoo“
Bereits am zweiten Tag wird ein angefütterter Tauchgang im „Tiger Zoo“ angeboten. Die „Blueshark“ arbeitet hierfür mit der örtlichen Tauchbasis zusammen. Entsprechend wird für diesen Tauchgang ein zusätzliches Entgelt verlangt, welches an die Basis auf Fuvahmulah gezahlt wird.
Um offen und ehrlich zu sein, die Tauchgänge an der Hafeneinfahrt sitzend sind wirklich Geschmackssache. Bei starker Dünung und damit verbunden sehr schlechter Sicht, sind dennoch fast immer mindestens vier der Topjäger der Meere zu erkennen. Die Taucher sitzen in einer Reihe, dem Futter zugewandt, die Guides befinden sich dahinter um denen auf das Schauspiel vor sich fixierten Tauchern den Rücken zu decken. Trotz schlechter Sicht ist zu erkennen, dass der eine oder andere Tigerhai mit Fischhaut im Maul seine Runden dreht und mehr Futter sucht. Ob man an diesem Tauchgang teilnimmt, muss wahrlich jeder für sich selbst entscheiden. Schon der Name „Tiger Zoo“ verharmlost die Tiere und die Situation etwas. Spektakulär unter Wasser anzuschauen sind sie jedoch in jedem Fall.
Am nächsten Tag jedenfalls versuchen wir das Südplateau von Fuvahmula zu betauchen. Leider ist keine Strömung zu spüren und somit ist von den pelagischen Meeresbewohnern (z.B. Hammerhaie) nichts zu sehen.
Tauchen auf der Deep South Tour heißt auch sehr viele Kanaltauchgänge. Um nur einige zu nennen, Nilandhoo Kandu, Fushi Kandu, Dhiffushi Kandu oder Miyaru Kandu also quasi die Highlights jedes Atolls. Je nach Richtung der Strömung und deren Stärke ist Kanaltauchen nicht immer einfaches Tauchen, aber in jedem Fall spannend, da man nie weiß was als nächstes kommt. Die Adlerrochen die sich von hinten unbemerkt annähern und über uns Taucher hinweg ziehen. Die Schulen von grauen Riffhaien die sich vor uns tummeln und direkt nach dem Einhaken anfangen näher zu kommen. An diesen Plätzen ist wahrhaftig alles möglich.
Während sich die „Blue Shark“ Tag für Tag ihren Weg von Gan nach Male fortsetzt und den Äquator passiert, stellt sich an Bord die typische Safari Routine ein: „Dive, eat, sleep, repeat“. Das Essen auf der „Blue Shark“ ist einfach aber geschmackvoll, auch wenn nach zwei Wochen an Bord etwas die Abwechslung fehlt. Die maximal 16 Taucher werden in zwei Gruppen mit je eigenem Guide eingeteilt, wobei es auch jederzeit möglich ist, mit seinem Buddy die Gruppe zu verlassen und auf eigene Faust weiter zu tauchen. Leider gibt es auf der „Blue Shark“ im Gegensatz zum neueren Schwesterschiff „Blue Shark II“ im Moment noch kein Nitrox. Was einige Kanaltauchgänge stark verkürzt, da auf den Malediven Nullzeittauchen vorgeschrieben wird.
Zwei weitere Tauchplätze haben sich auf unserer Route noch ins Gedächtnis gebrannt. Zum einen die Kooddoo Fisch Fabrik, hier entsorgt die örtliche Fischfabrik ihre Abfälle ins Wasser. Auch wenn kein Futter im Wasser ist, tummeln sich schon bei Ankunft des Dhonis dutzende Grau- und Große Schwarzspitzenhaie (auf den Malediven Spinner Sharks genannt) im Wasser. In größerer Tiefe können auch Bullenhaie und Gitarrenrochen gesehen werden. Leider ist an diesem Tauchplatz die Sicht meist sehr schlecht aber die Interaktionen mit den Meeresbewohnern wiegen dies mehr als auf.
Zum anderen tauchen wir gegen Ende unserer Reise am Tauchplatz „Alimatha Circus“. Hier wird seit Jahren von der örtlichen Insel der biologische Abfall ins Wasser entsorgt. Natürlich versammeln sich hier viele Fische, vorwiegend Ammenhaie, graue Riffhaie und Schwarzspitzenriffhaie, um eine Gratismahlzeit abzufassen.
Haie in der Nacht
Unser erster Tauchgang hier findet bei Nacht statt, wobei dies kein klassischer Nachttauchgang ist, da das Thema ausschließlich Großfisch ist. Im Dunkeln mit unzählbaren Ammenhaien zu Tauchen, ist ein sehr spezielles Erlebnis, das wohl keiner der Taucher bisher so erleben durfte.
Bei einem weiteren Tauchgang am nächsten Tag wurde offenbar aktiv für eine Horde Schnorchler gefüttert, entsprechend unterscheidet sich dieser Tauchgang nochmal deutlich von dem vorhergehenden, hier ist Reizüberflutung pur mit – tatsächlich – über hundert Haien angesagt.
Die Südtour neigt sich langsam dem Ende entgegen und in Anbetracht der Situation daheim entscheiden wir uns, wie viele andere Teilnehmer der Südtour auch, kurzfristig noch eine weitere Woche auf dem Schwesterschiff zu verbringen und uns die „Zentral Tour“ näher anzuschauen.
Einen Höhepunkt als Tourabschluss möchten wir allerdings nicht verschweigen: Unser Silversterabend!
Im Licht der untergehenden Sonne setzen wir mit dem Dhingi auf die naheliegende Sandbank über. Die Crew hat während unserer Nachmittagstauchgänge bereits Stuhlgarnituren und Tische auf die kleine Insel gebracht. Später wird ein großes und leckeres Buffet aufgebaut.
Wir verbringen die Silvesternacht bei 30 Grad ratschend und scherzend und genießen das Stück Normalität. Pünktlich um Null Uhr landen die ersten Crewmitglieder und Gäste im Wasser, was sich in Folge zu einer wahren kleinen Wasserschlacht entwickelt. 20 Minuten später sitzen wir gutgelaunt und etwas außer Atem im flachen Wasser und genießen den Sternenhimmel. Ein Bild was sich jedem fest einprägt und keiner missen möchte.
Verlängerungswoche mit der Eco Blue (Blue Shark II)
Eigentlich wäre dieser Bericht nunmehr zu Ende, wenn nicht unsere Verlängerungswoche dazwischengekommen wäre. Diese geht wie bereits berichtet ins Ari Atoll. Auch hier werden wieder die Highlights der jeweiligen Orte angefahren.
Zunächst ist der nahe bei Male liegenden Tauchplatz Fishtank zu erwähnen, auch hier handelt es um eine Fischfabrik. Tagsüber sind hier dutzende Muränen und Rochen zu beobachten, nachts kommen auch größere Meeresbewohner zu diesem Tauchplatz. So wurden hier auch schon große Hammerhaie gesehen. Für uns hält der Platz einen Gitarrenrochen parat.
Insgesamt wird während der Zentraltour mehr an Tilas getaucht, allerdings ist auch der eine oder andere Kanal wieder mit im Programm.
Die „Blue Shark II“ oder nach dem Firmennamen auch Eco Blue genannt, ist etwas größer und komfortabler als die ältere Schwester. Insgesamt ist hier die Ausstattung etwas besser, neben dem bereits erwähnten Nitrox, gibt es auch Fassbier. Das Essen ist insgesamt etwas hochwertiger und es gibt auch einen Tick mehr Komfort und Platz.
Am Platz „Fesdhoo Lagoon“ haben wir einen beeindruckenden Nachttauchgang mit Mantas, die im Licht der Scheinwerfer fressen. Einen Tag später besuchen uns nachts Walhaie, mit denen wir schnorcheln dürfen. Und auch tagsüber haben wir endlich Mantas am „Moofushi Rock“ und wenn wir sagen Mantas, dann meinen wir nicht ein oder zwei, sondern zum Teil mehr als Finger zum zählen vorhanden sind. Auch in dieser Tour wird der „Alimatha Circus“ wieder betaucht, diesmal als Dämmerungstauchgang und wieder ist es ein Spektakel und eines der Highlights der Tour.
Auch diese Tour geht viel zu schnell zu Ende und wir haben jeden Tag genossen und würden diese Reise jederzeit wieder und zwar genauso wieder machen. Kann man einem Veranstalter ein größeres Kompliment machen? Nunja, am Ende muss man sich wieder der Realität stellen und die Maske aus dem Reisegepäck heraussuchen um sich für den Rückflug zu wappnen.
Short Facts Malediven:
Flug – wird derzeit von Quatar mit einem mehr oder minder langen Aufenthalt in Doha angeboten, während vor Weihnachten der Flieger recht voll war waren die Flieger auf dem Rückweg annähernd leer. Jeder Fluggast erhält ein eigenes Hygiene Paket, bestehend aus, Maske, Desinfektionsmittel und Handschuhen.
Einreise Malediven – mit einem zum Zeitpunkt des Abfluges maximal 96 Stunden alten Test sowie vorheriger elektronischer Anmeldung auf einer eigenen Website Imuga - Maldives Immigration notwendig.
Der Besuch von einheimischen Inseln ist momentan verboten. Für Male selbst geltend aufgrund von „Transferhotels“ gewisse Ausnahmen.
Beide Schiffe können über ausgewählte Reisebüros gebucht werden. Es ist aber auch eine Direktbuchung über die Ecoprodivers möglich.
Weitere Informationen:
Ecopro Divers
Blueshark 1 auf Taucher.Net
Eco Blue / Blueshark 2 auf Taucher.Net