Lembongan und Komodo Safari

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08.11.2016 15:38
Kategorie: Reise

Auf der Suche nach Mondfischen und Mantas

Wer hat sich diese Frage nicht schon gestellt? Ist es den Aufwand wert an einen bestimmten Ort zurückzukehren? Vor allem wenn man sich an unbeschreibliche Tauchgänge dort erinnert? Diese Frage bewegte auch mich, während der Urlaub 2016 geplant wurde. Die Erinnerung an die Erlebnisse in Komodo im Jahr 2011 waren noch so real; es schien unvorstellbar dies noch zu toppen.

Bericht von Jan Finsterbusch

Um das Risiko ein Fiasko zu erleben möglichst zu minimieren, haben wir ein Vor- und Nachprogramm in den Urlaub mit eingeplant. Erst die Mondfische von Lembongan, dann die Mantas von Komodo und als Ausklang ein paar entspannte Tauchgänge in Tulamben auf Bali. Meine Frau konnte es entspannt angehen, sie war auf der Reise vor fünf Jahren nicht dabei. Dennoch waren aufgrund der Beschreibungen und Erzählungen auch ihre Erwartungen in die Höhe geschraubt.

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Wie immer vor dem Urlaub vergeht die Zeit bis dahin erst unglaublich langsam, ist dann doch urplötzlich vorüber und der Urlaub beginnt. Nach einem langem Flug und notwendiger Übernachtung auf Bali kommen wir um die Mittagszeit in Lembongan an. Tauchen ist an diesem Tag gar nicht geplant. Allerdings lässt uns Ben von „World Diving Lembongan“ extra mit dem Moped abholen um für diesen Tag doch noch Tauchen zu ermöglichen. Gerne nehmen wir dieses Angebot an. Mit einem kleinen Boot – die Tauchbasis verfügt neben einem großen auch über zwei kleinere Boote und kann so Taucher nach Ausbildungsstand einteilen – werden wir zur Nachbarinsel „Nusa Penida“ gebracht. Dort entspannen wir bei den ersten Tauchgängen und suchen schon mal die um diese Jahreszeit häufig anzutreffenden Mondfische.

Viele Tauchgänge später werden die Mondfische nach wie vor vermisst. Obwohl das Tauchgebiet durchaus andere Anreize bietet, Anglerfische, Schaukelfische und auch die eine oder andere Schildkröte, die gelassen unseren Weg kreuzt, vermag es nicht endgültig zu überzeugen. Sicherlich, die Absenz der erhofften „Mola Molas“ hat seinen Anteil daran. Doch auch die tausenden Tagestouristen, welche sich mit Wasserrutschen, Bananenbooten und eingezäuntem Gruppenschnorcheln die Zeit vertreiben, lassen das typisch entspannt asiatische Urlaubsfeeling vermissen. Auch unter Wasser ist an einigen Spots die Vielzahl der Taucher ein arger Freudenkiller. An „Crystal Bay“ – dem mythenhaften Hotspot der Mondfisch-Begegnungen, trifft man anstatt dieser nur gefühlte hunderte Taucher an. Am Mantapoint vor Penida ist es ähnlich, nur dass die schlechte Sicht das wahre Ausmaß der Taucherschwemme hier verbirgt;  erst nach dem Auftauchen wird uns bewusst wie viele Boote eigentlich in diesem kleinen Bereich unterwegs sind.

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So ziemlich am Ende des Aufenthaltes gibt sich das Wesen, welches inzwischen von uns schon als Fabelwesen bezeichnet wird, doch noch die Ehre. Der sonst so zurückhaltende Guide gestikuliert wild und hektisch im Wasser und deutet immer wieder auf einen verschwommenen Schatten. Gut 30 m hinter der Gruppe ist dieser zunächst nicht zu identifizieren. Nach kurzem Zögern entschließen wir uns trotz Strömung und Luftverbrauch den Schatten zu erforschen. Bereits auf dem Weg wird uns bewusst, dass dies gegen die Bewegung des Wassers nicht einfach wird, aber der inzwischen als Mondfisch erkennbare Schatten gibt zusätzlich Kraft. So gelingen zumindest drei der erwarteten Fotos des Fabelwesens, bevor der Riese wieder abdreht und in den Tiefen des Meeres verschwindet.

Die Mantas von Komodo
Nach dem "zickigen" Auftritt der Mondfische war die Skepsis gegenüber den Mantas von Komodo noch gestiegen. Die ersten Tauchgänge in Komodo sind dann auch eine Fortsetzung der Erlebnisse in Lembongan. Der Orientierungstauchgang direkt vor dem Hafen von Labuan Bajo ist von geringen Sichtweiten geprägt, jedoch verhindert die späte Ankunft ein Auslaufen der „Duyung Baru“ am Abend. Ein Tauchgang an „Batu Bolong“ bietet keine Highlights, stattdessen aber wieder einmal unzählige Taucher, welche alle auf dieselbe Idee – den ersten Tauchgang morgens um 7 Uhr durchzuführen, um dem Massenandrang zu entgehen - gekommen sind. Ernüchterung fängt an sich breit zu machen: Meine Schwärmereien von den einzigartigen Mantabegegnungen im Vorfeld hat bei allen Tauchern an Bord die Erwartungen deutlich nach oben geschraubt. Doch dann… Zunächst ein Nachmittagstauchgang am „Castle Rock“, bei welchem die Gruppe in starker Strömung diesen zwischenzeitlich legendären Tauchplatz erforschen kann, ohne dass andere Taucher hier auch nur in der Nähe sind. An Mawan lässt sich zumindest ein vereinzelter Manta dazu herab, uns kurz mit seiner Anwesenheit zu beehren. Die aus vergangenen Zeiten berichtete Neugier der sanften Riesen lässt dieser jedoch vermissen und verschwindet schnell wieder im endlosen Blau des Ozeans.

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Und dann das erste Mal Mantapoint, anhand der Logbuchdaten ein Garant für neugierige und geduldsame Mantas und sofort ein Treffer. Wie vor fünf Jahren umschwärmen uns die Mantas. Schnell verlieren wir die Gruppe und finden uns allein an einem kleinen Korallenblock wieder. Im Gegensatz zu meiner ersten Begegnung ist es diesmal nicht ein Manta sondern gleich eine Gruppe von sechs bis acht dieser wunderbaren Tiere. Während meine Frau sich 15 m gegen die Strömung mit einem aufgestöberten Blauringoktopus beschäftigt, scheinen die Mantas sich für sie zu interessieren und gruppieren sich um sie. Lediglich die eher schlechte Sicht verhindert großartige Aufnahmen. Auch beim zweiten Tauchgang kommt das gleiche Gefühl wie vor fünf Jahren wieder auf. Zwar verstecken sich die Mantas diesmal länger um dann umso beharrlicher zu werden und uns bis zum Safety Stop und noch weiter zu folgen. Tatsächlich erscheinen die riesigen Rochen auch zu unserem letzten Tauchgang in Komodo, wieder am Tauchplatz Mawan. Bei besseren Sichtbedingungen können wir die Verspieltheit dieser sanften Riesen nochmals bewundern. Die Begeisterung kennt keine Grenzen. Alle Taucher auf der „Duyung Baru“ erinnern an diesem Nachmittag an eine Gruppe Erstklässler auf Klassenfahrt in den Zoo. Nicht einer bekommt das zufriedene Lächeln der Begeisterung aus dem Gesicht.

Doch Komodo bietet nicht nur für die Großfischfreunde Anreize. An Spots wie „Wanilu“ fühlt sich auch der Makrofotograf wohl. Neben diversen Nacktschnecken stolpert man hier über Skorpionfische, Seenadeln und auch Mandarinfische.

Auch in diesem Urlaub geht die Zeit in Komodo viel zu schnell vorbei und noch in den Erinnerungen versunken landen wir im beschaulichen Tulamben. Hier hat sich so gut wie nichts geändert. Die Touris strömen wie schon vor fünf Jahren schon zu den Stoßzeiten an die Liberty. Während meine Frau auf dieses Erlebnis verzichtet, beschließe ich allein und außerhalb der Stoßzeiten die lokalen Tauchplätze zu erkunden. Was soll ich sagen? Mit großen Highlights habe ich nicht gerechnet und diese auch nicht bekommen und dennoch waren die zwanglosen und strömungslosen Tauchgänge ein hübscher Ausklang zu den teils recht fordernden Tauchgängen in Lembongan und Komodo.

Lohnt es sich nun diese Gebiete nochmals aufzusuchen?

Im Fall von Komodo hat sich dieses Experiment als positiv erwiesen. Wie beim ersten Mal, wurden die Hoffnungen bestätigt und übertroffen und dies trotz der hohen Erwartungen. Der erhöhte Andrang von Tagesbooten macht die Auswahl des Safaribootes jedoch umso wichtiger. Ein erfahrener Guide – welcher die Abläufe und üblichen Routen und Zeiten der Tagesboote kennt – und ein zeitlich flexibler Bootsbetreiber, der das Schiff auch zu ungewöhnlichen Zeiten bewegt, sind absolut erforderlich. Zudem sei auf die Probleme in diesem Gebiet (siehe "Kritische Anmerkungen" weiter unten) hingewiesen.

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Betreffend Lembongan schreit die Abwesenheit der Mondfische geradezu nach einer Wiederholung. Einzig der Gedanke an noch mehr Partytouristen könnte dem entgegenstehen.

Eine pauschale Antwort wird es zu dieser Frage wohl nicht geben und wird auch immer von den regionalen Highlights abhängig sein – wir bleiben weiter an diesem Thema dran und berichten.

Kritische Anmerkungen zum Komodo Nationalpark
Im Vorfeld wurde versucht einige Informationen für diesen Bericht zu sammeln. Dabei fiel auf, dass der Komodo National Park - seit 1991 eingetragen als Weltnaturerbe – auf seiner Website nur bedingt aktuell zu sein scheint. Bei tieferer Recherche tauchte eine „Projektinitiative“ im Auftrag des Landes Indonesien durchgeführt von der Weltbank aus dem Jahr 2004 auf, in welcher über viele Seiten die Ziele, Schlüsselindikatoren und notwendigen Schritte dazu genannt werden. Ein Hauptpunkt dabei ist die beabsichtigte Selbstfinanzierung des Parks (siehe pdf Komodo Projekt).

Der Eintrag bei der Unesco beschreibt ebenfalls einen langjährigen Management-Plan und einen vierjährigen strategischen Plan. Diese wissenschaftlichen Ausarbeitungen und hochgesteckten Ziele konnten weder vor Ort noch per Internet bestätigt werden. Anfragen an die Parkverwaltung, an am Management beteiligte Personen und auch an das Tourismusministerium blieben unbeantwortet. Mehrere vor Ort operierende Safaribootsbetreiber und lokale Tauchbasen erklärten, sie wüssten nicht, was mit den Nationalparkgebühren geschehe. „Die Gebühren gehen nach Jakarta und sind weg!“ Für neue Bootsliegeplätze wurde in den letzten Jahren wohl kein Geld ausgegeben. Zugangsbeschränkungen oder Quoten für Tauchplätze existieren nicht. Inwieweit die Zusammenarbeit mit den lokalen Fischern funktioniert konnte nicht geprüft, darf aber eher bezweifelt werden.

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Die tägliche Nationalparkgebühr beträgt immerhin zwischen 12 – 17 Euro. In Anbetracht der riesigen Anzahl vor allem durch die Tagesboote an die bekannten Topspots (Batu Bolong, Castle Rock, Mantapoint) gefahrenen Taucher ist hier durchaus von beachtlichen Einnahmen auszugehen.

Empfehlungen Tauchbasen / Boote

Lembongan
Tauchen: Word Diving Lembongan
Die Tauchbasis ist durch mehrere Boote flexibel und versucht die Taucher individuell nach Erfahrungsstand und Interessen einzuteilen.
Die Unterkunft: das Frangipani-Ressort wird über die Tauchbasis vermittelt; luxuriöse Zimmer und ein angeschlossenes Restaurant mit einheimischer und internationaler Küche begeisterten uns.

Komodo
Safarischiff Duyung Baru
Maximal 6 Taucher und beste Küche (inkl. täglich frischen Semmeln) garantieren Urlaubsgenuss.

Tulamben
Die Unterkunft im Safety Stop: Zweckmäßige Bungalows im Garten hinter dem bekannten Restaurant. Vorzügliches Essen und hervorragende Betreuung durch den Eigner Ralf und den Koch Martin.
Tauchen: Soweit man keine Ausfahrten plant problemlos selbst organisierbar; man kann am Parkplatz vor der Liberty einfach bei den  einheimischen Ständen nach Flasche und Blei fragt. Wer dann doch noch mehr als Liberty, Drop off und Coral Garden sehen will, fährt mit dem Moped und der Ausrüstung zu den nahegelegenen Plätzen.