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Neue Studie: Wiederhergestellte Korallenriffe können nach nur vier Jahren genauso schnell wachsen wie gesunde Riffe
Weltweit gehören Korallenriffe zu den schönsten, aber auch am stärksten bedrohten Ökosystemen. Saures und zu warmes Wasser setzen den empfindlichen Lebewesen stark zu. Ein Forschungsprojekt an einem großen Riff in Indonesien zeigt aber nun das eine Revitalisierung möglich ist. Eine Hoffnung für geschädigte Riffsysteme?
Erst diese Woche hat die Umweltorganisation Coral Watch auf die großflächige Korallenbleiche vor der Küste Australiens aufmerksam gemacht. An manchen Stellen sind schon bis zu 80 Prozent der Korallen ausgebleicht. Das bis zu 30 Grad warme Wasser macht dem Great Barrier Reef System erheblich zu schaffen.
Wiederbelebung einer Wüste
Die Klimaerwärmung ist der größte Feind der Korallen. Wenn es gelingen würde, diese Entwicklung einzubremsen, könne man Korallenriffe aber relativ schnell wieder revitalisieren, wie die Meeresbiologin Ines Lange gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen am Beispiel eines Riffs vor Indonesien zeigte. Die Ergebnisse wurden in einer Studie im Fachjournal „Current Biology“ veröffentlicht.
Im Zentrum des Interesses der Wissenschaft stand das Mars Coral Reef Restoration Programme vor der indonesischen Insel Sulawesi. Vor wenigen Jahren war das Korallenriff dort komplett zerstört und glich einer Wüste – nicht aufgrund des Klimawandels, sondern durch Dynamitfischerei vor bis zu 40 Jahren. Man warf Sprengsätze ins Wasser, um durch die Explosion die Fische an die Oberfläche zu treiben. Diese extrem schädigende Fangmethode ist zwar mittlerweile verboten, die Korallenriffe aber waren bereits komplett zerstört. Um sie wiederzubeleben, arbeiteten die Meeresbiologen mit Stahlstrukturen in Sternform die mit Sand überzogen werden und dann mit Korallen“babys“ bestückt werden.
Transplantation der Korallen
Das Mars-Korallenrestaurierungsprogramm ist eines der größten Restaurierungsprojekte der Welt und wird seit mehr als einem Jahrzehnt in Zusammenarbeit mit den örtlichen Gemeinden durchgeführt. Gesunde Korallenfragmente werden an sechseckigen, mit Sand bedeckten Stahlrahmen, den sogenannten "Riffsternen", befestigt. Diese Riffsterne werden an geschädigten Riffen angebracht, wo sie den losen Schutt stabilisieren, das Wachstum neuer Korallen fördern und Lebensraum für Rifftiere bieten, die sich dort ansiedeln.
Die Stahlkonstruktionen werden von Tauchern auf dem Meeresboden befestigt: „Nach nur vier Jahren wachsen die restaurierten Riffe genauso schnell wie die gesunden Riffe in der Nähe. Das ist eine unglaublich schnelle Erholung, die wir so nicht erwartet haben“, so die Meeresbiologin. Mit der richtigen Methode und dem richtigen Ort könne man mit Restaurierung viel verändern.
Die Erholung ist in mehreren Phasen verlaufen: Nach einem Jahr entwickelten sich die Korallenfragmente schon in Kolonien, nach zwei Jahren verzweigten sie sich mit ihren Nachbarn. „Nach vier Jahren hat man oft schon gar nicht mehr gesehen, dass es kein natürliches Riff ist, sondern restauriert wurde“, beschreibt Lange. Nicht nur die Korallen selbst sind nachgewachsen, es habe sich ein voll funktionierendes Ökosystem mit Besiedelung durch zahlreiche Fisch- und Schneckenarten gebildet.
„Wir werden auf jeden Fall den Temperaturanstieg einschränken und großflächig etwas gegen den Klimawandel tun müssen“, betont Lange. Diese Herausforderung ist gigantisch. Die gute Nachricht dabei, wenn es gelingt, gibt es Methoden, wie man Riffe wieder aufbauen und innerhalb kurzer Zeit zu einem funktionierenden und blühenden System bringen kann.
Weitere Informationen:
Meeresbiologin Ines Lange
Webseite Mars Coral Reef Restoration Programme
Studie im Fachjournal „Current Biology“
Newsmeldung Korallenbleiche am Great Barrier Reef