Katzenhaie. Kleine Haie mit interessanter Verteidigung

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13.08.2012 15:51
Kategorie: Biologie


Große Haie haben keine gute Presse. Mal töten sie Surfer in Kalifornien, dann verletzen sie Schwimmer in Australien. In den vergangenen Jahren gab es auch andere Schlagzeilen, die waren aber ebenso wenig erfreulich: Die meisten der großen Haiarten sind weltweit an den Rand der Ausrottung gedrängt worden. Aber was ist mit den kleineren Arten? Das Beispiel der Katzenhaie.

Bericht von Harald Mathä

Haie wurden mancherorts, wie auf einigen Inseln in der Südsee, seit jeher vergöttert. Anderorts, und zwar mit Ausnahme dieser pazifischen Eilande, weltweit als gefährliche Meeresräuber gefürchtet. "Der weiße Hai" von Steven Spielberg setzte der weltweiten Haiphobie ab 1975 noch einen drauf – in drei Teilen. Haie, diese "mordlustigen Bestien" zu fangen und zu töten war danach schick.

Als diese Hysterie und Mordlust langsam nachließ, wurden Haiflossen als fragwürdige Delikatesse in Ostasien immer beliebter. Haie werden seither als Lieferanten für ihre Rückenflossen gefangen und diese abgeerntet. Der Rest von Hai ist meist uninteressant und wird entsorgt. Alle Haiarten mit schlechtem Leumund oder großen Flossen wurden seither an den Rand der Ausrottung getrieben. Wird es in den Meeren also bald gar keine Haie mehr geben? Doch! Es gibt durchaus auch Haiarten, die nicht bedroht sind, kaum gejagt werden, weil sie schlecht schmecken, schwer zu fangen sind oder wirtschaftlich eine untergeordnete Rolle spielen. Eine dieser kleinen Haiarten sind die Katzenhaie.

Es war einmal ...



Infos Katzenhaie


Englisch: Catshark, dogfish (sic!)
Falsch: Meerkatzen, das sind Chimären!
Gattung: Scyliorhinidae
Gehören zu den Grundhaien, 15 Gattungen mit etwa 150 Arten
Größe: bis etwas über einen Meter
Aussehen: Kleine, schlanke Haie, oft getupft. Die lange und flache „Haiflosse“ liegt weit hinten
Lebensraum: reine Bodenbewohner, oft nachtaktiv und tiefer als 50 Meter
Verbreitung: In fast allen Meeren
Verwechslungsmöglichkeit: Nein, eventuell andere kleine Haie, junge Ammenhaie oder Petermännchen (Zeit, an eine optische Tauchbrille zu denken!)Katzenhaie gibt es seit dem Erdzeitalter Jura, also seit etwa 160 Millionen Jahren. Sie gehören so zu den ältesten immer noch existierenden Haiarten. Etwa ebenso lange gibt es Ammenhaie, mit denen sie enger verwandt sind. Noch älter, und das gleich um 200 Millionen Jahre, sind nur noch Stierkopfhaie, die es seit dem Devon gibt. Erst seit dem Ende der Kreidezeit vor etwa 65 Millionen Jahren gibt es die klassischen Haie, die wir heute fürchten, ausrotten oder schützen.

Um noch etwas bei der Entwicklungsgeschichte zu bleiben: Die ersten fischähnlichen Lebewesen entstanden im Silur vor etwa 400 Millionen Jahren und das erste haiähnliche Tier, der Clasdoselache, trat im Devon vor etwa 360 Millionen Jahren ins Rampenlicht der Urozeane. Verschwand dann aber nach laschen 180 Millionen schon wieder.

Auch einige Nachzügler gibt es unter den Haien: Die modernsten Modelle wie Drescherhaie, der Fuchshai oder der Riesenhai entstanden erst im Tertiär, also vor 65 bis 3 Millionen Jahren. Im Vergleich dazu tauchte das erste menschenähnliche Wesen vor 5 Millionen Jahren auf, den modernen Menschen Homo sapiens sapiens gibt es erst seit 0,1 Millionen Jahren.



Mäuse fressen Katzenhaie keine. Aber vielleicht Seemäuse. Das sind große, im Watt und Schlamm lebende Würmer, die so ähnlich aussehen und schmecken wie eine nasse Maus. Vögel gibt es auf dem Meeresgrund auch keine, daher fressen Katzenhaie Krebstiere, Kopffüßler, Fische, Würmer oder auch Aas.

Fortpflanzung: Wenn der Katerhai und die Katzehai...


Wie bei allen Knorpelfischen, aber auch bei uns Menschen, werden auch bei den Katzenhaien die Eier innerlich befruchtet. Dem geht Sex voran. Im Gegensatz zu den Knochenfischen mit ihrer äußerlichen Befruchtung wird so auf Klasse statt Masse gesetzt. Doch die Jungen entwickeln sich nicht im Leib der Mutter, sondern die befruchteten Eier werden einzeln abgelegt. Nach erfolgter Begattung streift das Weibchen die charakteristischen Eier etwa an Gorgonien oder Tang ab. Die rechteckige Eikapsel hat an allen vier Ecken spiralige Fäden ausgezogen. Man nennt sie deswegen auch "Handtaschen der Meerjungfrau" Mit diesen Fäden wird das Ei an geeignetem Substrat in gut durchströmtem, also sauerstoffreichem Wasser befestigt.


Eikapseln der Katzenhaie

Nach mehreren Monaten schlüpft daraus der vollständig entwickelte Nachwuchs, der gleich mal mit knurrendem Magen auf Jagd geht – und diese Eikapseln sind auch meist das einzige, was man als Taucher von den Katzenhaien zu sehen bekommt! Durchleuchtet man die handtaschenförmigen Eikapseln mit der Lampe, kann man vielleicht beobachten, wie sich der Embryo bewegt. Aber bitte nicht "grillen" und schon gar nicht "pflücken"!

Gefahr, Gefährdung und Zusammenfassung


Gefahr für Menschen besteht durch die kleinen Haie normalerweise keine. Aber natürlich haben sie scharfe Beißerchen, mit denen sie sich auch wehren können. Wer ein Tier in die Enge treibt, am Schwanz zieht oder drangsalisiert, darf sich nicht wundern, wenn er gebissen wird. Manche Katzenhaie haben faszinierende Verteidigungsstrategien: Es gibt welche, die sich wie ein Kugelfisch durch Schlucken von Wasser aufpumpen, um nicht mehr ins Maul des Angreifers zu passen, so etwa der "Balloon Shark" Cephaloscyllium sufflans. Er sieht dann so aus, als hätte er eine mächtige Bierwampe.



Der kalifornische "Swell Shark" C. ventriosum kringelt sich bei einem Angriff mit der Bauchseite u-förmig um einen Felsen, beißt in seine Schwanzflosse und bläst sich auf. So ist er nur mehr sehr schwer zu packen. Katzenhaie gibt es seit 160 Millionen Jahren, sie gehören also zu den ältesten noch existierenden Haiarten auf der Erde. Sie fanden eine Nische, in der sie sich seither erfolgreich behaupten. Da sie zahlreich und klein sind, in großer Tiefe leben und sich schwer fangen lassen, sind sie, im Gegensatz zu den meisten anderen Haiarten, offiziell auch nicht gefährdet.

Aber eines können die kleinen Haie bestimmt nicht: den Platz der großen Haie einnehmen und ihre wichtige Rolle im Ökosystem Meer übernehmen.