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24.06.2025 16:04
Kategorie: News

Ein Tauchurlaub mit vielen Highlights

Mein Flughafentransfer hat die Stadtgrenze von Aqaba erreicht. Der erste prägende Eindruck ist die 60x30 Meter große Flagge der „Großen Arabischen Revolte“, die über der historischen Altstadt weht. Die Fahne stellt mit ihren Farben einen Kontrast zu der rötlich beigen Szenerie dar, die aus den Bergen und Häusern gebildet wird…

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Bericht und Bilder von Erik Hesse

Kurz hinter der Altstadtbebauung habe ich einen Panoramablick auf die Berge des Sinais mit den Städten Taba und Eilat, die an deren Fuß liegen. Wir fahren weiter über den South Beach Highway zum gleichnamigen Strandabschnitt, an dem meine Fahrt beim Red Sea Dive Center endet. Die Tauchbasis liegt in einem Abschnitt der 27 km langen jordanischen Küste, in dem sich die meisten Tauchplätze befinden.

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In der Basis werde ich herzlich von Abdullah empfangen und beziehe mein Zimmer in der Nähe des Pools, der eine willkommene Abkühlung verspricht. Die Basis bietet Strand- und Bootstauchgänge, Schnorcheltrips, Leihequipment, Unterkünfte, organisiert komplette Tauchreisepakete nach Jordanien und übernimmt viele Serviceleistungen außerhalb des Tauchens, um den Gast glücklich zu machen. Der Umgang ist sehr freundlich, ungezwungen und familiär. Nach einer kurzen Eingewöhnung breche ich mit Hamzah zum ersten taucherischen Highlight auf: ein Standtauchgang zur Lockheed C 130 Hercules.

Lockheed C 130 und Panzer M42 Duster

Wir nehmen einen südlichen Kurs über das Riff. Schon nach kurzer Zeit erscheint vor mir in einer Tiefe von 16 Metern das Flugzeugwrack. Alleine die Frontpartie und die Spannweite der Tragflächen sind beeindruckend. Durch die Fenster wandert mein Blick in das geräumige Cockpit, in dem sich Schwärme von Glasfischen angesiedelt haben, die sich im Lichtspiel der einfallenden Sonne bewegen. Ich habe das Gefühl, vor einem Aquarium zu stehen!

Mich zieht es weiter in Richtung Heck. Unter dem majestätisch aufragenden Seitenleitwerk befindet sich im Innenraum die Ladeklappe. Dort, wo früher Ladung oder Fallschirmspringer ihren Platz gefunden haben, leben nun Rotfeuerfische auf der Suche nach Beute. Das Wrack wurde am 16. November 2017 künstlich versenkt, um ein neues Riff zu erschaffen. Bei einem Sturm ist der Mittelteil des Rumpfes zusammengebrochen, jedoch das Wrack seine Attraktivität nicht verloren hat.

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Der Rückweg führt mich über das Riff zum Panzer M42 Duster. Dieser ist die bekannteste Tauchattraktion in Aqaba. Er steht in einer Tiefe von sechs Metern und ist ein ideales Ziel für einen Sicherheitsstopp oder für Anfängertauchgänge. Mit seinen Nischen und Hohlräumen bietet er vielen Fischen und Nacktschnecken einen Lebensraum.

Den Abend verbringe ich dann in der Altstadt. Nach einer Besichtigung des Aqaba - Museums und der Festung lasse ich mir das jordanische Essen schmecken und genieße aus einer Bar im Royal Yacht Club den Blick auf das nächtliche Ägypten und Israel.

Cedar Pride

Der heutige Standabschnitt zieht mit seinen Palmen, Sonnenschirmen und sanitären Einrichtungen gleichermaßen Schnorchler, Taucher und Badegäste an. Ich ziehe mich unter einem Sonnenpavillon um und befürchte, dass es am Wrack der Cedar Pride zum Rudeltauchen kommen wird. Das Wrack liegt zwischen dem Japanese Garden und dem Rainbow Reef. Zwei wirklich schöne Riffe, an denen sich die Taucher großzügig verteilen. Ich tauche an der Riffkante entlang. Schon nach ca. 130 Metern erscheint schemenhaft der Bug des Wracks vor mir.

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Je mehr ich mich dem Wrack nähere, desto deutlicher wird die ca. 75 Meter lange, auf der Backbordseite liegende Cedar Pride. Die Tiefe beträgt zwischen 7 und 26 Meter. Bei dem libanesischen Frachter kam es 1982 zu einem Brand im Hafen von Aqaba. 1985 wurde er als künstliches Riff für die Taucher versenkt. Ich tauche um den Mastkorb herum, vorbei an den Winschen in die Laderäume. Hier halten sich die üblichen Beilbauchfische versteckt. Ich setze meinen Weg durch die Laderäume fort. Das Wrack ist in einem Stück erhalten.

Auf mich wirken dort so viele Eindrücke ein, dass beim ersten Tauchgang die weitere Meeresfauna an mir vorbei geht. Nach dem Erreichen der fotogenen Heckpartie geht es über Ruder, Schiffschraube und Schornstein zurück zum Riff. Ich bin voll und ganz begeistert von dem Wrack und der Tatsache, dass sich keine weiteren Tauchgruppen am an diesem besonderen Tauchspot befinden.

Das Regenbogenriff

Meinen zweiten Tauchgang heute mache ich am Regenbogenriff. Es hat diesen Namen, weil sich Korallenfelder und Sandstreifen stetig abwechseln. Wie auch an den anderen Riffen entdecke ich hier die üblichen „Rotmeerverdächtigen“. Muränen, Falterfische, Rotfeuerfische und Artverwandte haben ein Zuhause in den Korallen und Riffblöcken gefunden. Meine Aufmerksamkeit gilt jetzt dem Cable Reef, einem Canyon, in dem Stromkabel verlegt sind, die für einen Stromaustausch zwischen Jordanien und Ägypten sorgen. Die Riffwände sind mit Eisenstützen gegeneinander gesichert; sollen einen Einsturz verhindern. Ich folge einer Schildkröte, die mir die Dimensionen des Canyons zeigt.

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Am Abend lasse ich mich dann von der Tauchbasis zur Tala Bay Marina bringen. Hier wurde auf 30000 qm² ein Paradies aus Hotels, Restaurants und einem großen Yachthafen geschaffen. Bei einem Getränk genieße ich den Blick auf die Yachten, mache anschließend Besorgungen im Supermarkt und entschließe mich, meinen Rückweg über die öffentlichen Strände zu machen. Es ist mittlerweile dunkel, die Luft ist angenehm warm und riecht nach Grillfleisch. Die Strände sind von Einheimischen bevölkert, die dort feiern, beten oder Musik hören. Von mir nehmen lediglich ein paar Kinder Notiz. Lästige Verkäufer oder aufdringliche Werber für Gastronomiebetriebe gibt es hier nicht.

Unterwasser Militär Museum

Nach dem Frühstück in der Tauchbasis verstaue ich meine Ausrüstung im Anhänger des Minibusses, der kurze Zeit später am Strand das Schild „Shore Dive Access Point“ erreicht. Ich tauche zunächst auf sieben Meter zu einem Willis MB Jeep und folge der Böschung hinunter auf fünfzehn Meter. Dabei nähere ich mich einer Parade von Militärfahrzeugen, die in Zweierreihen aufgestellt sind. Unter anderem simulieren hier Aufklärungsfahrzeuge, Flakpanzer und Bergepanzer eine Kampfaufstellung.

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Ich nehme mir kurz Zeit für jeden Panzer. Es handelt sich um Fahrzeuge, die bis zum Jahr 2000 noch in den Diensten der jordanischen Armee standen. Beim näheren Hinsehen entdecke ich in der Menge der Wracks ein weiteres Highlight: ein Prachtexemplar von einem Frogfisch, der sich an einem Panzer versteckt hat. Weiter geht es dann zu einem Bell AH-IF Cobra Kampfhubschrauber, den ich intensiv inspiziere. Während eines Tauchganges habe ich 21 Wracks gesehen; für mich ein persönlicher Rekord!

An diesem Tauchplatz werden an den Wracks auf dem einstigen Sandboden in den kommenden Jahren weitere Lebensräume für Fische entstehen, ebenso im angrenzenden Bereich, der mit künstlichen Riffblöcken versehen wurde.

Wadi Rum

Es ist natürlich zu schade, die Zeit in Jordanien nur unter Wasser zu verbringen. Nach einer einstündigen Fahrt erreiche ich Wadi Rum, die Fels- und Sandwüste im Südosten Jordaniens. Es ist das größte Wadi Jordaniens mit einer Länge von 100km und einer Breite von 60 km. Mit seiner beeindruckenden Natur ist es seit 2011 ein Teil des UNESCO Welterbes und ein Tourismus - Magnet.

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Ein Beduine fährt mich mit seinem Jeep durch bizarre Felsformationen und Sanddünen, zeigt mir antike Felszeichnungen, großartige Fotomotive und den Sonnenuntergang in der Wüste. Die einstige Filmkulisse des Wüstenplaneten Pasaana aus Star Wars hat mich richtiggehend beeindruckt. Neben Jeeptouren werden Wandern, Kamelreiten und Ballonfahrten angeboten. Den Abend lasse ich im Beduinencamp mit einem traditionellen Beduinenessen ausklingen.

Lockheed Tristar

Abdullah hat mit seinem Pickup den Royal Yacht Club in Aqaba -City erreicht. Ich steige in sein Tauchboot um, das 10 Tauchern Platz bietet. Wir fahren vorbei an der Kulisse der Innenstadt, den Stränden und der großen Fahne mit Kurs auf den alten Hafen. Hier fand 2019 eine Lockheed L-1011 Tristar ihre letzte Ruhestätte. Ich tauche direkt zum Heck in 29 Meter Tiefe und umrunde das Seitenleitwerk, bevor ich durch die hintere Tür in den Vorbereitungsraum der Stewardessen gelange. Durch ein Loch in der Decke komme ich in den Ansaugkanal des 3. Triebwerkes und habe beim Heraustauchen einen wirklichen „Tunnelblick“.

Ich tauche zurück in den Innenraum und stelle fest, dass die mittleren Sitzreihen zugunsten eines Platzangebotes für Taucher entfernt wurden. Dabei denke ich direkt an meine Urlaubsflüge, die ich in den 80er mit der Tristar unternommen habe. Jetzt fallen die Sonnenstrahlen schräg durch die Fenster und bieten im Innenraum ein Lichtspiel aus blauen und gelben Farben, in dem sich Fische tummeln.

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Ich folge den Sitzreihen bis zum Cockpit. Als Piloten muss ich mit 2 Fledermausfischen vorliebnehmen, die noch auf ihren Bordmechaniker warten. Nun wird es Zeit, in flachere Regionen zu gelangen. Mein Weg führt mich zu der alten Hafenanlage. Sie ist mit einer Bündelung von Pfeilern abgestützt, die in Verbindung mit den Sonnenstrahlen eine mystische Atmosphäre schaffen. Ich habe das Gefühl, durch einen Zauberwald zu tauchen, in dem jederzeit ein Einhorn um die Ecke kommen kann.

Petra

Einer meiner Gründe, nach Jordanien zu reisen war Petra, die einstige Hauptstadt der Nabatäer. Dafür verzichte ich heute gerne auf meine Unterwassererlebnisse. Ich folge dem Weg vom Visitor Center vorbei an den Djinn – (Grab)Blöcken und dem Obeliskengrabmal und bewege mich auf den Siq zu. In dieser engen Schlucht, in der die steilen Felswände stets meinen Blick nach oben lenken, laufe ich auf den Überresten der ehemaligen Pflastersteine vorbei an alten Wasserrinnen und Kapernsträuchern, bis ich aus der Spalte des Canyons schon eine der Hauptattraktionen erkennen kann: Al-Khazneh.

Die in Felsen gehauene Schatzkammer kenne ich aus mehreren Dokumentationen und bin beeindruckt von den Dimensionen! Jetzt denke ich, dass ich eigentlich alles Sehenswerte erlebt habe. Aber der Weg führt weiter am Opferplatz vorbei zum Theater, dessen Architektur römischen Theatern folgte und zum größten Teil aus dem Felsen gehauen wurde. Nach einem kurzen Aufstieg zu den Königsgräbern überredet mich ein Beduine, meinen weiteren Weg mit seinem Esel fortzusetzten. Bei 37 Grad und praller Sonne bin ich froh, seinen Vorschlag angenommen zu haben. Wir passieren die Säulenstraße und den großen Tempel. Dann erfolgt ein nicht enden wollender Aufstieg zu Ad Deir, dem Kloster. Die letzten Meter des Aufstieges muss ich zu Fuß zurücklegen und werde mit einem atemberaubenden Ausblick über die Berge und auf das Kloster belohnt.

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Mein Fazit: Jordanien punktet mit einer Vielzahl von Attraktionen unter Wasser. Die Menschen sind natürlich, herzlich und unaufdringlich. Das Strandleben wird von der einheimischen Bevölkerung dominiert und bietet eine natürliche orientalische Atmosphäre, in der nicht um Handtücher auf Liegestühlen gestritten wird. Wer nach Aqaba reist sollte sich auf keinen Fall Petra und Wadi Rum entgehen lassen.
Ich würde jederzeit wieder in Jordanien Urlaub machen!

Weitere Informationen:
Jordanien auf Taucher.Net
Red Sea Dive Center
Tourismusinformation Jordanien

Video eines prachtvollen Anglerfisches im UW Museum