Hummer & Languste. Von Scheren- und Antennenträgern

Teile:
13.04.2014 17:09
Kategorie: Biologie


Hummer und Languste sind nachtaktive Tiere, daher wird man sie am Tag kaum entdecken, es sei denn man schaut genau hin und leuchtet in jede Spalte.

Manche der prominenten Zehnfüßer sind schon recht selten geworden, daher gehören sie zu den Highlights jedes Tauchgangs. Doch was hat Michael Palin damit zu tun?


Bericht und 'unvermeidlicher kulinarischer Exkurs' von Harald Mathä


Hummer


stehen hoch im Kurs, bringen gutes Geld und sind so in den europäischen Meeren recht selten geworden. Ein "beeindruckendes" Beispiel hierfür sind die Hummerfänge um Helgoland: 1937 wurden noch 87.000 Exemplare mit zusammen 41.000 kg gefangen. 1992 waren es nur mehr 102 Hummer mit eben mal 93 kg. Inzwischen gingen die Fänge weiter um die Hälfte zurück. Das ist 1/1000stel von 1937! Hauptgrund hierfür ist sicherlich die maßlose Überfischung in der Vergangenheit.


Infobox Hummer


Arten: nur zwei: europäischer und amerikanischer Hummer
Familie: Nephropidae
Englisch: Lobster
Größe: meist bis 60 cm und 6 kg
Lebensraum: reine Boden- und Riffbewohner gemäßigter und kalter Meere
Aussehen: typische Form mit großen Scheren
Nahrung: Krebse, Muscheln, Würmer und Aas
Verwechslungsmöglichkeit: keine



Ein weiterer Grund ist die Verschmutzung der Meere mit Pestiziden aus der Landwirtschaft, Chemikalien aus der Industrie, verkapptem Giftmüll und Munition aus den Weltkriegen, welche die Meeresbewohner unfruchtbar machten. Die Addition vieler Faktoren macht’s aus! Wie kann man dem Dilemma entfliehen? Konsequenter Meeresschutz und strikte Fangquoten können längerfristig zu einer Erholung der Bestände führen, wenn diese auch wirklich eingehalten werden...

Die Bestände des deutlich größeren amerikanischen Hummers werden offenbar nachhaltiger befischt oder haben besseres Wasser im Golfstrom an der Ostküste. So werden derzeit konstant etwa 80.000 Tonnen pro Jahr angelandet, die Hälfte davon in Maine.



Hummer besitzen zwei beeindruckende Scheren, die einem dummen Taucher problemlos einen Finger abzwicken können. Die größere davon dient als Knackschere, mit denen er seine gepanzerte Beute, wie Muscheln oder Krebse, mit links aufknackt. Mit der kleineren Greifschere wird das leckere Fleisch dann zerkleinert und zum Mund geführt. Wie beim Menschen gibt es Links- und Rechts"händer". Die Knackschere dient auch als Waffe um Feinde abzuwehren oder sich Konkurrenz vom Hals zu halten. Dabei kann sie schon mal verloren gehen. In diesem Falle wird bei der nächsten Häutung aus der kleinen Greifschere eine Knackschere. Womit sich der Einarmige dann füttert ist der Literatur nicht zu entnehmen... Einzelgänger haben es manchmal nicht leicht!

Langusten


Die im krassen Gegensatz zum Hummer gesellige Languste besitzt keine kräftigen Scheren, sondern die charakteristischen, langen Fühler, die meist das erste sind, das man von in einer Spalte verstecktem Tier entdeckt. Korrekt: Das zweite Fühlerpaar kann mehr als körperlang sein, das erste Antennenpaar ist fädig verzweigt.

Die langen Fühler dienen nicht nur als Tastorgan, sondern ebenso zur Kommunikation und zur Verteidigung. Werden diese aneinander gerieben, so entstehen Geräusche, mit denen die Tiere untereinander zu kommunizieren scheinen. Es wird darüber spekuliert ob diese Geräusche bei der Balz und als Warnsignale fungieren könnten.

Kommt man einer Languste zu nahe, so setzt sie ihre Fühler wie Lanzen ein und versucht das lästige Gegenüber damit zu stechen oder durch peitschenartige Bewegungen in die Flucht zu schlagen. Wie die Hummer können auch Langusten leckerem Aas nicht widerstehen, daher sind sie relativ einfach mit Reusen zu fangen, in denen tote Meeresbewohner als Köder vor sich hin gammeln.


Infobox Langusten


Arten: 55 in 18 Gattungen
Familie: Palinuridae
Englisch: Langouste, Spiny lobster
Größe: meist bis 50 cm und 5 kg
Lebensraum: reine Boden- und Riffbewohner aller Meere
Aussehen: typische Form mit großen Antennen
Nahrung: Schnecken, Stachelhäuter und Aas
Verwechslungsmöglichkeit: nicht wirklich!



Die andere Art Langusten und Hummer zu fangen, ist durch Taucher, was ähnlich wie harpunieren "nicht sonderlich fair ist". Doch mancher Sporttaucher und Tauchgast kann es bis heute nicht lassen, sich sein Abendessen beim Tauchen einzusammeln. Nun sollte man meinen, dass dies nur im Süden so ist: Nein, speziell in Norwegen dient das Tauchen auch gleichzeitig der Versorgung mit Delikatessen!



Kulinarischer Exkurs


"Meeresbewohner sind Freunde von uns Tauchern, die isst man nicht!" mag manch einer sagen und damit auch recht haben. Leider schmecken viele dieser Meeresbewohner aber ziemlich lecker. Languste und speziell Hummer haben den Ruf wahre Gaumenfreuden zu sein. Langusten galten bis vor wenigen Jahrzehnten noch als Arme-Leute Essen und ernährten ganze Landstriche. Seither haben sich die Preise förmlich überschlagen und Hummer steht in feinen Restaurants ohnehin ganz oben auf der Speisekarte. Am Mittelmeer darf man pro Kilogramm mit 100 Euro oder mehr rechnen.

Mit prächtigen Exemplaren lässt sich heutzutage gutes Geld machen und der Fang fliegt oft schon am nächsten Tag in einen Gourmettempel in Wien, Paris oder Tokio. Ob es wert ist, muss man selbst entscheiden, aber probiert sollte man Hummer und Languste schon einmal haben. Zum Essen bekommt man dazu ganz eigenartige Werkzeuge, die an überdimensioniertes Zahnarztbesteck oder Elektrikerwerkzeug erinnern. Wie man damit richtig umgeht, ist hier nicht nachzulesen, sondern sollte bei echten Gourmets erfragt werden.

Fazit


In welchem Zusammenhang der englische Paradekomiker und ex-Monty Python Michael Palin und Langusten stehen, konnte auch im Zuge dieser Recherchen nicht geklärt werden und bleibt pythonesk. Hummer und Languste sind jedenfalls in Restaurants hochgeschätzt und werden stetig teurer.

Beide sind miteinander übrigens eng verwandt: Sie gehören zur Gattung der Zehnfußkrebse (Decapoda). Die Bestände an europäischen Hummern schwinden mit jedem Jahr. Gerade deshalb gilt für uns Taucher: Finger weg und gar nicht erst an krumme Sachen denken!



Video zum Thema:



Ein Hummer in Südnorwegen erkundet die Umgebung.