Fledermausfische

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24.04.2016 15:47
Kategorie: Biologie

Nananana Batfish!

Neugierig beäugt der Fledermausfisch den Kopf des Tauchers von oben. Fast schon liebevoll schielt er in den Schnorchel, der am Maskenband baumelt. Er ist richtiggehend verknallt in das geile Kunststoffrohr. Immer wieder nähert er sich vorsichtig und knabbert liebevoll daran. Zeitgleich wartet sein Artgenosse bis der Taucher endlich ausatmet. Dann schnellt er nach vorne in die Luftblasen. Er scheint diese Luftdusche sehr zu genießen und kann es kaum erwarten, bis der nächste Luftschwall nach oben schießt!

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Bericht von Harald Mathä

Viel Luft haben wir bei diesem Tauchgang auf den Malediven durch Lachen verbraucht. Die verliebten Platax (Fledermausfische) lernten wir beim Abtauchen am Kuderah Thila kennen, sie begleiteten uns eine ganze Weile. Sie brachten uns zum Lachen und waren beim abendlichen Dekobier Hauptthema. Damals dachten wir noch, wir hätten zwei absolute Freaks unter Wasser getroffen, aber eigentlich sind alle Platax mehr oder weniger schräg drauf!

Fetischisten unter den Fischen?
Wie man jetzt weiß, sind Fledermausfische gegenüber Tauchern recht zutraulich, manche scheinen sich in Taucher oder ihre Ausrüstungsgegenstände förmlich zu verlieben. Warum sie ganz vernarrt in das Rohr vom Schnorchel starren und daran knabbern ist ebenso unbekannt warum sie offenbar auf die hübschen, blauen Bleigurte von Scubapro aus den 80er Jahren zu stehen scheinen.

Informationen Fledermausfische
Arten: 5
Englisch: Batfish (nanana... eh schon wissen ;-))
Lat: Platax
Größe: bis 40 cm, selten bis 60 cm
Aussehen: typisch hochflossige Form
Lebensraum: Flachwasser bis 100+ m
Nahrung: Herumtreibendes und Quallen
Verbreitung: Indopazifik und Rotes Meer
Verwechslungsmöglichkeit: bei vollgelaufener Maske mit Falterfischen

Sex und Mangroven
Gleich vorweg: Über die Fortpflanzung von Fledermausfischen ist wenig bekannt. Weil sie für die kommerzielle Fischerei nicht von Interesse sind und weil heutzutage keine Forschungsstipendien für sowas leichtfertig vergeben werden. Daher muss man davon ausgehen, dass sich auch die Fledermäuse der See zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort versammeln. Dort und nur dann werden Eier und Spermien massenhaft ins Wasser abgegeben. Stammleser kennen die Geschichte mit der „Korallenblüte“ ja schon hinlänglich ;-) Die Larven bleiben dann einige Zeit im Plankton bis die Strömungen sie hoffentlich in ein Gebiet mit Mangroven treiben. Denn diese sind für den Schutz der Jungtiere besonders wichtig. Warum das? Junge Fledermausfische haben extrem lange Flossen und die juvenilen Exemplare sind wie die Blätter von Mangroven gefärbt und geformt. Dies ist eine perfekte Tarnung und verbessert ihre Überlebenschancen signifikant. Leider werden die Mangroven nicht nur im Roten Meer immer weniger und so muss sich der Plataxnachwuchs am Riff durchschlagen. Um die Mangrovenbestände sieht es weltweit schlecht aus: In den letzten 35 Jahren sind etwa 80% verschwunden...

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Nahrung
Mit ihrem kleinen Maul schnappen Platax die für sie leckeren Kleinlebewesen aus dem Wasser. Dies sind herumtreibende Garnelen und Larven. Doch sie können nicht nur im Freiwasser Nahrung finden: Wenn es sein muss, dann suchen sie auch auf dem Boden nach Nahrung, was bei ihrer Körperform aber zu einigen akrobatischen Verrenkungen nötigt!

Jetzt auch im Mittelmeer!
Fledermausfische gibt es jetzt auch im Mittelmeer! Nicht, weil sie aus irgendeinem Aquarium ausgebüchst sind oder aus einem solchen entsorgt wurden. Vor zehn Jahren wurde in Bodrum (Türkei) erstmals ein Platax aus dem Meer gefischt: Lessepsche Migration nennt man das wissenschaftlich. Der Fisch ist aus dem Roten Meer durch den Suezkanal ins Mittelmeer geschwommen und schaffte es bis in die Türkei, wo er einem überraschten Speerfischer vor die Harpune schwamm. Der Harpunetti verkaufte den Fisch nicht am Markt oder legte ihn sich selbst auf den Grill, sondern informierte Meeresbiologen* Ein paar Jahre später wurde ein weiterer Platax aus dem Mittelmeer geholt. Dieser zweite Fund war 2010 vor der Küste von Israel.
*A new alien fish in the Mediterranean Sea–Platax teira (Forsskål, 1775)(Osteichthyes: Ephippidae) M Bilecenoglu, M Kaya - Aquatic Invasions, 2006 - Citeseer

Zusammenfassung
Fledermausfische gehören zu den unverwechselbaren Bewohnern in tropischen Meeren. Gegenüber Tauchern sind sie recht zutraulich; sie scheinen zudem eine Vorliebe gegenüber Luftblasen und Ausrüstungsteilen zu entwickeln. Vereinzelt sind schon Platax aus dem Roten Meer über den Suezkanal ins Mittelmeer eingewandert und sorgten in Israel und der Türkei für große Verwunderung. Kommerziell sind Fledermausfische von geringem Interesse.